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SALZBURG

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DER AUTOR

Roland Mischke, in Chemnitz geboren, studierte in Berlin Evangelische Theologie und Germanistik. Er arbeitete bei verschiedenen Tageszeitungen, unter anderem bei der FAZ, schrieb zwei Sachbücher und mehr als ein Dutzend Reiseführer. Nach 25 Jahren Zwischenstopp in Frankfurt am Main lebt er wieder in Berlin.

Inhalt


Willkommen in Salzburg

Top 10 & Mein Salzburg

image Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

image Mein Salzburg: Lieblingsplätze des Autors

Stadttour

Ein Rundgang durch Salzburg

Streifzüge

Die wirklichen Mozart-Orte in Salzburg

The Sound of Music Tour

Rundwanderung um Salzburg

Schloss und Park Hellbrunn

Vista Points – Sehenswertes

Museen

Kirchen

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z

Service von A bis Z

Register

Bildnachweis und Impressum

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   Zeichenerklärung

image Top 10
Das müssen Sie gesehen haben
image Mein Salzburg
Lieblingsplätze des Autors
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol:
Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps.


Willkommen in Salzburg

Salzburg ist eine Theaterstadt: »Bühne der Welt«, ein Werbespruch bringt es auf den Punkt. Der Ausspruch stammt von Theaterregisseur und Mitgründer der Salzburger Festspiele, Max Reinhardt. »Die Atmosphäre von Salzburg ist durchdrungen von Schönheit, Spiel und Kunst«, verkündete er. »Jeder Platz, jede Straße hier scheint von vornherein zum Schauplatz eines Spiels geschaffen zu sein.«

Salzburg hat etwas Verwunschenes. Manfred Baumann, Schriftsteller und intimer Salzburgkenner, wäre beim Spazierengehen im Park nicht überrascht gewesen, »wenn plötzlich die zarte Hand einer Elfe aus einer Grotte lockte oder eine Göttin im weißen Schleier über den Teichen schwebte«.

Lange galt die Residenzstadt als Rom des Nordens. Fürsterzbischöfe in hochgeschlossenen Soutanen, mit strengen Perücken und ihrer Würde bewusst, hatten das Sagen. Ihnen lag die Stadtentwicklung am Herzen, sie bauten ununterbrochen an einer repräsentativen Residenz. Reichtum und Macht dieser Kirchenmänner haben zur Prachtentfaltung beigetragen und eine zeitlose Schönheit entstehen lassen. Über Jahrhunderte wurde die Stadt so zur gebauten Geschichte zwischen Residenz und Dom, Mirabellgarten und Papagenoplatz und den beiden Stadthälften, getrennt von der Salzach, einem Wildwasser führenden Fluss. Die UNESCO hat die Altstadt in ihre Weltkulturerbeliste aufgenommen. Salzburg ist, wie der Schriftsteller Alfred Komarek schrieb, ein »gottgefälliges Kunstwerk.«

Das Freilichtmuseum ist aber auch eine moderne, lebensfreudige Stadt: Ideal zum Flanieren, zum Shoppen, zum Essen und Trinken in einer Fülle an Lokalen. Museen und Hotels sind gut ausgestattet, die Infrastruktur ist nahezu perfekt und alles liegt nahe beieinander. Salzburg ist eine kompakte Stadt.

Nicht zuletzt empfiehlt sich die Stadt von gerade einmal 150 000 Einwohnern als Welthauptstadt der Musik. Schließlich wurde hier Mozart geboren, eine halbe Million Menschen läuft heute jährlich durch das Geburtshaus des Musikgenies. In der sommerlichen Festspielzeit, wenn Sänger, Musiker, Regisseure, Komponisten, viel internationales Publikum und jede Menge Prominenz anreisen, ist die Stadt im Ausnahmezustand.

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Blick vom Salzachufer auf die Salzburger Altstadt und die Festung Hohensalzburg

Top 10 & Mein Salzburg

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

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Schloss Mirabell und Mirabellgarten

S. 9, 47 f. image aA1/Google Map
Mitten in der Stadt und doch eine stille Oase mit Skulpturen, Pflanzen und Blumen.

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Dom Hl. Rupert

S. 10, 36 f. image aC2/Google Map
Das imposante Gebäude wurde nahezu komplett aus Materialien des Mönchsberg-Massivs erbaut.

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Getreidegasse

S.14 f., 42 f. image aB1/2/Google Map
Zeitweise unerträglich wegen der Menschen- und Kommerzdichte, aber auch mit viel historischer Authentizität.

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Mozarts Wohnhaus

S. 21 f., 30 image aA2/Google Map
Hier bekommt man eine gute Vorstellung davon, wie ein Wunderkind aufwuchs und sich sein Genie entfaltete.

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Schloss Hellbrunn

S. 26 f., 46, 72 image R9/Google Map
Wo es sich einst die Kirchenfürsten gut gehen ließen, lässt es sich heute gut spazieren und schauen.

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Museum der Moderne Mönchsberg

S. 31 f. image aB1/Google Map
Der schönste Logenplatz über der Festspielstadt bietet einen gleichermaßen intimen wie großartigen Einblick.

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Salzburg Museum

S. 17, 33 f. image aB2/Google Map
Der Palazzo in der einstigen erzherzöglichen Strenge ist allein wegen seiner Prunkfassade eine Augenweide.

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Kollegienkirche

S. 39 f. image aB1/2/Google Map
Barockkirchen haben viele Städte. Aber so reinen Barock in solcher Fülle gibt es nur selten.

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Loretokirche

S. 40 image aA2/Google Map
Das eher unscheinbare Gotteshaus ist dennoch Salzburgs letzte Wallfahrtskirche und hat schon vielen bedrängten Menschen Rettung geboten.

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Hangar 7

S. 43, 70 image bA1/Google Map
Symbol des modernen Salzburg und beliebter Verschiebebahnhof Einheimischer und Zugereister. Flugzeug-Oldtimer vom Feinsten. Von Red-Bull-Eigentümer Dieter Mateschitz.

Mein Salzburg
Lieblingsplätze des Autors

Liebe Leser,
dies sind einige besondere Plätze in der Stadt, an die ich immer wieder gern zurückkehre. Eine schöne Zeit in Salzburg wünscht Ihnen

Roland Mischke

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Salzach

S. 15, 24 image J7/Google Map
In der warmen Jahreszeit am Giselakai auf einer Bank oder im Ufergras sitzen.

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Georg-Trakl-Haus

S. 30 image aB2/Google Map
Ein schwermütiger Dichter schrieb in einer unglücklichen Zeit anrührende Gedichte – viele davon an diesem Ort.

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Nonntal

S. 44 f. image L/M7/8/Google Map
Eine wunderbare grüne Landschaft zum Spazieren und Meditieren.

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Augustiner Bräu

S. 54 f. image I4/Google Map
Trinken und Schmankerln probieren unter altehrwürdigen Kastanienbäumen.

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Café Bazar

S. 56 image aB2/Google Map
Das schönste Salzburger Café, auch wegen der hübschen Terrasse am Salzachufer.

Stadttour

Ein Rundgang durch Salzburg

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Vormittag
Domplatz – Max-Reinhardt-Platz – Herbert-von-Karajan-Platz – Bürgerspitalgasse – Getreidegasse – Alter Markt – Waagplatz – Residenzplatz – Kapitelplatz.

Mittag
Stiftskeller St. Peter image aC2/Google Map
St.-Peter-Bezirk 1/4, image (06 62) 841 2680, tägl. 11.30–14.30 und 18–22.45 Uhr.

Nachmittag
Kapitelschwemme – Stift St. Peter – Friedhof St. Peter – Stiftskirche – St. Peter – Festung Hohensalzburg.

Salzburg macht es seinen Besuchern leicht: Alle Sehenswürdigkeiten liegen auf engem Raum beieinander und sind bequem zu Fuß zu erreichen. Der Rundgang beginnt am Domplatz image aC2/Google Map, einem geschlossenen Bauensemble mit aufstrebenden Gebäuden und barocken Bögen. Zur Festspielzeit wird der schöne Platz rund um die monumentale Mariensäule (1771) komplett mit Bänken zugestellt, vor dem Dom ist dann eine Bühne aufgebaut. Immer zu Beginn der Festspiele wird Hugo von Hofmannsthals »Jedermann« gegeben, der traditionelle Start in den Kultursommer. Der Platz ist von hoher Theatralik, er war immer eine Bühne und ist es noch.

Den Domplatz verdanken die Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, einem machtbewussten und aufgeschlossenen Kirchenmann. Er war zugleich eine schillernde Figur, getrieben davon, Salzburg zur repräsentativen Residenz für seinesgleichen auszubauen. Wolf Dietrich wurde 1559 als Sohn eines kaiserlichen Obristen und einer Nichte des Medici-Papstes Pius IV. am Bodensee geboren. Er lebte noch ganz im absolutistischen Stil der prunksüchtigen Renaissance, obwohl diese Epoche sich bereits ihrem Ende zuneigte. Bereits mit 16 Jahren wurde er Domherr, mit 28 war er Erzbischof. Als extravaganter Mann ritt er hoch zu Pferde in die Kirche ein, ließ Menschen gefangen nehmen und hinrichten, die sich ihm entgegenstellten, vertrieb Protestanten und nahm sich das Recht heraus, eine Geliebte zu haben. 20 Jahre lang war Salome Alt, die einer angesehenen Salzburger Familie entstammte und als schönstes Mädchen der Stadt galt, seine Mätresse. 15 Kinder hatte Wolf Dietrich mit ihr und als Zeichen seiner großen Liebe ließ er image Schloss Mirabell und den Park für sie errichten. Ohne Frage ist er die historische Figur, die Salzburg städtebaulich am meisten geprägt hat – bis heute.

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Blick auf den Salzburger Dom und die Residenz, im Vordergrund das Mozart-Denkmal

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Schloss Mirabell und Mirabellgarten

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Die frühbarocke Fassade des Salzburger Doms

Rund 60 Häuser kaufte Wolf Dietrich auf und ließ sie abreißen, um Plätze zu gestalten. Von dieser Platzstaffelung profitiert die Stadt bis heute, nichts gibt ihr mehr Charakter als diese offenen Räume. Als 1598 im Dom, der ältesten Bischofskirche Österreichs, ein Feuer ausbrach, kam das dem Gottesmann gelegen. »Brennet es, so lasset es brennen!«, soll er gerufen haben. Danach gab er einen neuen Dombau in Auftrag. Weil Wolf Dietrich aus Salzburg ein »Deutsches Rom« machen wollte, war der Petersdom das Vorbild. Der Bau ist mit Schaufassade, Türmen und einer Menge Figuren auf Balustrade und Giebel deutlich von italienischen Vorbildern inspiriert. 1611 wurde Dietrich im sogenannten Salzkrieg gestürzt, der bayerische Herzog Maximilian I. besetzte Salzburg, der Erzbischof floh, wurde aber gefasst. Ein Jahr lang hielt man ihn gefangen, bis er 1612 abdankte. Seine Mätresse wurde aus dem Schloss vertrieben. 1617 starb Wolf Dietrich, erschöpft nach fünf Jahren Festungshaft. Sein Nachfolger im Amt, Markus Sittikus, setzte den Dombau und den Stadtumbau fort.

Der image Dom image aC2/Google Map wurde als erste frühbarocke Kirche nördlich der Alpen von Santino Solari 1614–28 gebaut. Die beiden Türme sind 79 Meter hoch. Sein Vorgängerbau war eine fünfschiffige romanische Basilika vom Ende des 12. Jahrhunderts. Der heutige Bau wurde 1944 durch Bomben schwer getroffen, bis 1959 brauchte man, um die Schäden zu beseitigen. Vor der Portalfront wurden Kolossalfiguren aus hellem Marmor aufgerichtet: Petrus und Paulus mit Schlüssel und Schwert sowie die Landesherren Rupert und Virgil. Die drei gewaltigen Bronzetore tragen Symbole für Glaube, Liebe und Hoffnung, die Wappenschilde im Giebelaufsatz ehren die Erbauer des Doms, Markus Sittikus und Paris Lodron. In die Kirche passen 10 000 Menschen.

Seit der Eröffnung des Museumskomplexes DomQuartier image aB/aC2/Google Map 2014 sind mit den Dombögen und dem Wallistrakt auch die bisher der Öffentlichkeit unzugängliche Verbindungsbauten zwischen Dom, Residenz, Stift St. Peter und Franziskanerkirche für Besucher offen.

Letztere erreicht man aber auch nach wie vor auf anderem Weg: Gegenüber vom Dom führt ein Gang durch die Arkaden zur Franziskanergasse. Rechter Hand erhebt sich die Franziskanerkirche image aC2/Google Map, die bis 1635 als Marienkirche die Hauptkirche der Stadt war. Ein Vorgängerbau stand bereits im 8. Jahrhundert an dieser Stelle. Ihre Außenhaut ist schlicht, aber innen zeigt das Gotteshaus architektonische Dramatik. Das beinah düstere, mystische romanische Langhaus (1223) schießt auf in einen lichten, dreischiffigen Hallenchor mit fünf schlanken, endlosen Säulen aus der Hochgotik (1408–60) und einem reich gegliederten Netzgewölbe. Der Hochaltar mit einer geschnitzten Madonna (1498) steht vor dem Hintergrund eines barocken Kapellenkranzes (1704). Die Franziskanerkirche ist die spannungsreichste Salzburgs. Verbunden ist sie durch einen Bogengang mit dem Franziskanerkloster, dessen Marmorportal ein Relief des heiligen Franziskus (1605) zeigt. Eindrucksvoll ist zudem die Steingussmadonna im Inneren (um 1410).

Hinter der Kirche liegt die Sigmund-Haffner-Gasse image aB2/Google Map. Sie trägt den Namen eines einstigen Bürgermeisters, der als reicher Kaufmann und Wohltäter im Haus Nr. 6 lebte. Ihm zu Ehren komponierte Mozart die »Haffner-Serenade«. Haus Nr. 16 ist der Langenhof, eines der wenigen Adelspalais in der Klerikerstadt. Im Haus Nr. 20 waren bis ins 20. Jahrhundert hinein die Domkapellknaben untergebracht, dort wurden sie auch unterrichtet.

Dann beginnt mit dem Max-Reinhardt-Platz image aC1/2/Google Map der Festspielbezirk mit dem Fischmarktbrunnen. Dahinter befindet sich seit 2002 ein von Anselm Kiefer geschaffener Steinkubus, eine Hommage für die Dichterin Ingeborg Bachmann. Die Hofstallgasse ist die 225 Meter lange Paradestraße der Festspiel- und Glamourgesellschaft. Hier brauste Dirigent Herbert von Karajan einst im Porsche vor, werden Gäste in Limousinen oder mit dem Fiaker vorgefahren, wird vor den Premieren Champagner kredenzt und hocken Paparazzi auf Leitern, um den Auftrieb der Promis in teurem Outfit, in Smoking oder Nobeltracht abzulichten.

Die Felsenreitschule image aC1/Google Map ließ Wolf Dietrich 1607 als Hofmarstall für seine Pferde errichten, später kamen Winter- und Sommerreitschule hinzu. 1693 wurden für Zuschauer drei Arkadengalerien aus den Felswänden des Mönchsbergs geschlagen. Der junge Mozart ergötzte sich hier noch an Zirkusvorstellungen und Feuerwerken. 1923 wurde die gedeckte Winterreitschule zum Kleinen Festspielhaus umgewidmet, sie erhielt einen Festsaal mit Mysterienbühne, die ebenfalls aus dem Fels gesprengt wurde. Hugo von Hofmannsthal weihte es 1925 mit seinem Stück »Das Salzburger große Welttheater« ein, auch Max Reinhardt brachte Vorführungen in das Haus, das seit 1970 endgültig wetterfest ist. Es hat 1324 Sitzplätze sowie 60 Stehplätze. Das Große Festspielhaus verfügt über 2179 Plätze; der Entwurf stammt vom Salzburger Architekten Clemens Hofmeister, der sein Werk 1960 vollendete. Ideengeber war Herbert von Karajan. 55 000 Quadratmeter Felsen mussten gesprengt werden, später dienten sie als Füllmaterial. Die auffällige historische Fassade des Großen Festspielhauses am Sigmundsplatz gestaltete Johann Bernhard Fischer von Erlbach (1694).

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Aufführung der Oper »King Arthur« während der Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule

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Das Große Festspielhaus am Sigmundsplatz

Das Sigmundstor image aB/aC1/Google Map – benannt nach einem der Salzburger Bischöfe – am Herbert-von-Karajan-Platz gehört zu den markantesten Bauwerken Salzburgs. Es ist der Anfang des Durchbruchs durch den Fels: Der Tunnel ist 123 Meter lang und zwölf Meter breit. Erzbischof Siegmund Graf von Schrattenbach hatte mit der kühnen Pionierleistung 1764 begonnen, zwei Jahre später war der Durchbruch durch den schmalsten Teil des Mönchbergs geschafft, doch die endgültige Befestigung der Passage dauerte bis 1774. Die Brüder Hagenauer schufen die barocken Portale, eine Inschrift lautet »TE SAXA LOQUUNTUR« – »Von dir sprechen die Steine«. Das Sigmundstor ist bis heute am Mönchsberg die einzige Zu- und Ausfahrt in die Stadt, in den Fels wurde zudem eine riesige Parkgarage implantiert.

Die Hofmarstallschwemme image aB1/Google Map (1695) neben dem Tor ist ein beliebtes Fotomotiv, sie verkleidet einen dahinterliegenden früheren Steinbruch. Bernhard Michael Mandl schuf die Rossebändigergruppe in barocker Manier, der Hofmaler Franz Anton Ebner die Bilder. Die heitere Schwemme bildet einen merkwürdigen Kontrast zum düsteren, schluchtartigen Felsengestein. Sie war einst der Ort, an dem nach dem Ausritt die Pferde gereinigt wurden, bevor sie zurück in den Stall kamen. Die hohen Herren fanden es angemessen, ihre Rösser von Knechten in einer Schwemme mit Triumpharchitektur zum Glänzen zu bringen, denn Pferde waren nicht nur Nutztiere, sondern Insignien der Macht.

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Die prunkvolle barocke Hofmarstallschwemme am Herbert-von-Karajan-Platz

Die Salzburger Festspiele – eine Erfolgsgeschichte mit Niederlagen

Der Erste Weltkrieg lag noch nicht lange zurück, die europäischen Zivilisationen waren schockiert über seine ungeahnten Grausamkeiten. Europa befand sich in einem Vakuum. Es musste etwas kommen, das dieses Vakuum positiv füllen konnte – eine neue Kulturoffensive. Der Komponist Max Reinhardt, der Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal, der Komponist Richard Strauss, der Wiener Hofoperndirektor Franz Schalk und der Bühnenbildner Alfred Roller brüteten gemeinsam die Idee der Salzburger Festspiele aus, die ein internationales Publikum im Kunstgenuss vereinen sollten. Eine grandiose Idee in dieser Zeit der Verwirrung.

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»Jedermann mit dem Tod«: Salzburger Festspiele

1920 fanden die ersten Festspiele statt, unter der Regie von Reinhardt wurde auf dem Domplatz Hofmannsthals Schauspiel »Jedermann« aufgeführt, das seit dieser Zeit allsommerlich das Festival einleitet. Die Festspielpalette erweiterte man beinah von Jahr zu Jahr. 1921 gab es neben dem Schauspiel Kammer- und Orchesterkonzerte, 1922 wurden vier Opern von Mozart aufgeführt, 1925 einigte man sich auf ein inhaltliches Konzept.

Zunächst wurde die Hofstallkaserne als provisorisches Festspielhaus in Beschlag genommen, das Programm in einem Festspielalmanach präsentiert und es gab erste Rundfunkübertragungen. 1924 mussten die Festspiele ausfallen, weil sich keine Sponsoren fanden. 1926 kam als zweite Spielstätte die Felsenreitschule dazu, und Architekt Clemens Holzmeister begann das Festspielhaus umzubauen und modernen Bedingungen anzupassen.

Zur bedrohlichsten Krise der Veranstaltung kam es 1938 nach dem »Anschluss« Österreichs ans Deutsche Reich. Die Nazis erteilten viele Auftrittsverbote, Künstler boykottierten die Festspiele, viele gingen ins Exil. 1944 konnten sie nicht durchgeführt werden. Doch bereits 1945 fanden sie wieder statt, und von da an begann ihre Erfolgsgeschichte. Nahezu alle großen Künstler der Welt sind in Salzburg aufgetreten, geprägt wurden die Festspiele aber vor allem durch Herbert von Karajans musikalisches Engagement. Heute öffnet man sich in Salzburg neuen künstlerischen Strömungen und wieder verstärkt dem Sprechtheater, von den Bühnen der Stadt gehen nach wie vor viele Impulse aus. Wohl kein europäisches Festival ist populärer als die Salzburger Festspiele.

Die Bürgerspitalgasse hinunter gelangt man zum Bürgerspital image aB1/Google Map (1327), das Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz für Arme, Kranke und Sieche erbauen ließ. Der Arkadenhof (1556) ist eine Augenweide, ebenso der restaurierte Gotische Saal, der von innen besichtigt werden kann. Die heutige Version des Bürgerspitals stammt aus dem 16. Jahrhundert, die Straßenbebauung vom Ende des 18. Jahrhunderts. Gleich hinter dem Spital steht die Blasiuskirche image aB1/Google Map (1330–50) direkt an der steilen Felswand, die älteste gotische Hallenkirche Österreichs. Besonders beachtenswert im Kircheninnern ist das spätgotische Sakramentshäuschen (1481), das einen Reliquienschrein beherbergt und deshalb Pilger anzieht.

Geradeaus über Gstättengasse und Gstättentor mit Häusern, die bis in den Mönchsberg hinein gebaut wurden – 1669 ereignete sich hier durch einen Bergsturz eine Katastrophe, bei der mehr als 200 Menschen durch herabprasselndes Geröll zu Tode kamen –, geht es zum Mönchsberglift image aB1/Google Map. Die Markuskirche mit ihren üppigen Stuckaturen und das Ursulinenkloster (1699–1705) stammen von Fischer von Erbach. Das Kloster konzipierte er als Erziehungsanstalt für Mädchen.

Wir laufen einige Schritte zurück zum Bürgerspitalplatz, dort biegen wir in die image Getreidegasse image aB1/2/Google Map ein und sind nun an Salzburgs berühmtester Adresse. Die Fußgängerzone ist gesäumt von barocken Fassaden, doch viele Häuser dahinter sind viel älter: Manche sind bereits in der Gotik entstanden. Nahezu jede Fassade an der beliebten touristischen Flaniermeile ist ein Flächenschmuckstück, meist noch verziert von schmiedeeisernen oder güldenen Zunft- und Geschäftsschildern aus Vergangenheit und Gegenwart. Dazu gehört der »Goldene Hirsch«, in dem zur Festspielzeit traditionell die Promis Hof halten. Gedenktafeln erinnern an berühmte Persönlichkeiten, wie Heinrich Ignaz Biber (1644–1704; Hofkapellmeister) oder Sigismund von Neukomm (Komponist, Organist und Dirigent im 19. Jahrhundert).

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Fassaden und Zunftschilder in der Getreidegasse

Herbert von Karajan

Der Maestro prägte Jahrzehnte lang das Musik- und Promileben der Stadt, er machte die Salzburger Festspiele zu jenem mondänen und künstlerisch hochrangigen Ereignis, das sie heute sind. Am 5. April 1908 als Heribert Ritter von Karajan in Salzburg geboren, studierte er am Mozarteum seiner Heimatstadt und an der Hochschule für Musik in Wien. Nach ersten Stationen als Kapellmeister in Ulm und Aachen erlangte er erstmals 1938 Berühmtheit durch spektakuläre Dirigiererfolge in Berlin, wo er Leiter der Berliner Staatskapelle war. Im Zweiten Weltkrieg versteckte er sich in Norditalien, um einer Einberufung zu entgehen. Nach dem Krieg begann seine steile Karriere, die ihn an die Mailänder Scala, die Wiener Staatsoper und andere große Konzerthäuser brachte.

Von 1960 bis zu seinem Tod arbeitete Karajan für die Salzburger Festspiele. 1967 gründete er zudem die Salzburger Osterfestspiele, für die er jedes Jahr mit den Berliner Philharmonikern eine Opernproduktion einspielte. Überhaupt verewigte der geschäftstüchtige Dirigent so viele Konzerte auf Schallplatte und CD wie kein Maestro vor ihm. Seine Tourneen führten ihn um die ganze Welt, er erhielt zahlreiche Auszeichnungen im In- und Ausland. Herbert von Karajan war der erste Dirigent, der es mithilfe der Medien zu Weltruhm brachte. Seinen adeligen Namen konnte er als einziger Österreicher beibehalten, indem er ihn kurzerhand zu seinem Künstlernamen erklärte. Der Lebemann, dreimal verheiratet, Vater von zwei Töchtern, hatte Interesse an schnellen Autos, besaß einen Pilotenschein und war der Liebling der High Society. Aus seinem arbeitsreichen Leben riss ihn 1989 ein Herzstillstand, in Anif bei Salzburg liegt er begraben.

Viele Häuser haben prächtige Portale, durch die es in hübsche Innenhöfe geht. Die historischen Arkadenhöfe werden, wie überall in Österreich, Durchhäuser genannt. Früher war die Getreidegasse die Mittelachse, über die Verbindungen von der image Salzach image J7/Google Map zum Universitätsplatz führten. Hier trafen sich die Leute, hielten einen Schwatz und tauschten Neuigkeiten aus. Das ist bis heute so. Zu sehen sind Arkaden, Säulen und Pilaster, Skulpturen, Marmorreliefs und Stiegenaufgänge. Generationen haben an der Ausarbeitung der Durchhäuser gewerkelt. Das lag den Salzburgern am Herzen, vor allem jenen, die hier »Stockwerkseigentum« besaßen, eine Art Eigentumswohnung. Sie machten sich ihr Umfeld schön und gemütlich. Heute wohnen nur noch wenige Menschen in diesen Häusern, es dominieren Büro- und Verkaufsräume sowie Gastronomie.

An Nr. 9 kommt niemand vorbei, das ist das Geburtshaus von Mozart image aB2/Google Map, musealisiert. In diesem engen Bürgerhaus lebte die Familie bis 1773, das Genie entwickelte seine Hochbegabung in spartanischen Verhältnissen. Seine ausgestellte Kindergeige rührt Besucher stets aufs Neue.

Der Alte Markt image aB2/Google Map, ab 1240 bebaut, war über Jahrhunderte der zentrale Platz der Salzburger Bürger. Er ist klein, wirkt aber groß, wenn man bedenkt, dass er im Mittelalter entstand, in dem man keinen Raum zu verschenken hatte. Schön sind die pastellfarbenen, stuckierten Fassaden der schmalen Patrizierhäuser. Die meisten stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Mit dem Florianibrunnen mit seinem achtseitigen Marmorbecken (1687) und Rokokofigur darauf (1734), der Fürsterzbischöflichen Hofapotheke mit ihrem Rokoko-Interieur (1760) und dem Café Tomaselli, Österreichs ältestem Kaffeehaus, besitzt der Platz gleich mehrere Anziehungspunkte.

Haus Nr. 10 A gilt als das kleinste Haus Salzburgs. Daneben erinnert eine Tafel am Torbogen an die Zeit, als hier Mozarts Witwe Constanze mit ihrem zweiten Mann, Georg Nikolaus von Nissen, wohnte. An der Ecke zur Brodgasse lockt die Konditorei Fürst. Hier wurden die Mozartkugeln erfunden, das wohl populärste Salzburg-Souvenir. Der Alte Markt ist Salzburgs heiterster Platz, der Platz der Bürger. Die größeren Plätze dienten hingegen der Zurschaustellung erzbischöflicher Macht.

Interessant ist auch die enge Judengasse image aB2/Google Map, die Verlängerung der Getreidegasse, eine krumme Häuserschlucht. Sie gehört zu den authentischsten Straßen Salzburgs. An ihr lässt sich noch gut das mittelalterliche Bauraster studieren. Die jüdische Gemeinde unterhielt hier ihre Synagoge (Nr. 15, heute Hotel Altstadt) und eine Schule. Grausame Szenen haben sich in dieser Gasse abgespielt, als die Juden während der Pestepidemie zu Sündenböcken erklärt wurden oder als angebliche Brunnenvergifter und Hostienschänder auf Scheiterhaufen verbrannten. Wie überall in Europa waren auch in Salzburg Juden eine isolierte Minderheit, von der man zwar im Handel, Finanzwesen und Gelehrtentum zu profitieren verstand, die aber gesellschaftlich ausgegrenzt blieb. Sie kompensierte das unter anderem durch ambitionierte Baukunst, die sich in Häuser mit prunkvollen Schaufassaden wie dem schönsten Jugendstilhaus Salzburgs (Nr. 3) und dem Gasthaus zum Mohren, in dem die Familie Mozart Stammgast war, widerspiegelt.

Der Waagplatz image aB2/Google Map mit seinen unregelmäßigen Maßen verdankt seinen Namen der Waage, die im 17. Jahrhundert im Haus Nr. 3 Waren und Getreide wog. Schon 996 erwähnt eine Chronik den Platz als Hauptplatz mit Getreidespeicher, Gerichtshaus (Nr. 1), Pranger und Galgen. Bis zum 13. Jahrhundert trafen sich hier die Bürger. Der Platz war kein Ort der Repräsentation, sondern alltäglicher Begegnungen, wie sich den Beschreibungen Hans Sachs’ und Matthias Merians entnehmen lässt.

Auf dem anschließenden Mozartplatz image aB2/Google Map steht das bronzene Denkmal des Komponisten, ein Werk von Ludwig von Schwanthaler (1842) aus München. Zum 250. Geburtstag Mozarts wurde es erneuert. In der Häuserzeile davor befindet sich auch das Antretterhaus (Nr. 4), auffällig durch seine Fassadenpracht mit dem schönen Portal. Die Familien Antretter und Mozart waren befreundet, der junge Wolfgang Amadeus wurde von den Patriziern gefördert.

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Im Haus Getreidegasse Nr. 9 kam Mozart zur Welt

Der nun folgende Residenzplatz image aB2/Google Map repräsentiert die Fürstenstadt, hier stellten in absolutistischer Zeit die Herrschenden ihre Macht zur Schau. Erzbischof Wolf Dietrich, der radikale Stadtumbauer, ließ 55 Häuser abreißen, um ausreichend Raum zu schaffen für die von ihm bevorzugten militärischen Defilees und höfischen Festzüge, bei denen das Volk die Kleidereleganz der Oberschicht bewunderte, wie es das heute bei der Festspiel-Prominenz tut. Inzwischen ist der Residenzplatz »verbürgerlicht«: Ein Teil des Weihnachtsmarktes ist hier ansässig, und am Abend vor der Eröffnung der Festspiele schauen sich Österreichs Staatspräsident, Regierungsmitglieder und die Bevölkerung den von jungen Paaren in Tracht vorgeführten feierlichen Fackeltanz an.

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Das Mozart-Denkmal von Ludwig von Schwanthaler auf dem Mozartplatz

Der Residenzbrunnen image aB/aC2/Google Map (1561) ist mit 14 Metern Höhe der größte Barockbrunnen auf der nördlichen Alpenseite, errichtet aus Untersberger Marmor. Die frühbarocke Fantasie vereint Rösser, Titanen, Delfine, zwei Wasserschalen und den Meeresgott Triton. Zu hören ist auch das Salzburger Glockenspiel image aB2/Google Map, untergebracht in einem Turm (1588), der für den Einbau der aus Antwerpen stammenden Glocken auf 32 Meter erhöht wurde (1701). Wer genau zuhört, vernimmt Dissonanzen, weil die Handwerker, die das Glockenspiel seinerzeit in Gang brachten, eine nicht ganz passende Walze und drei gleich große Anschlaghämmer einbauten. Die Salzburger nehmen es gelassen.

Begrenzt wird der Platz von der mächtigen Längsseite des Doms und der Michaelskirche image aB2/Google Map (1770), die nach dem Abbrennen der ersten Franziskanerkirche (1167) auf deren Fundamenten erbaut worden war. Die auffälligsten Gebäude sind aber das unter Wolf Dietrich entstandene Residenz-Neugebäude – später und bis heute Neue Residenz genannt – und der weitläufige Komplex der Residenz, die über Jahrhunderte das Machtzentrum von Stadt und Umland war.

Die Residenz image aB2/Google Map ist die einstige Palastanlage der Erzbischöfe und mit 180 Sälen und Räumen um drei Höfe gruppiert. Schon um 1120 gab es einen Vorgängerbau, doch der jetzt zu sehende ist das Ergebnis zahlreicher An- und Umbauten zwischen 1619 und 1653 und demonstriert damit die kontinuierliche Machtzunahme der frommen Herren, die in Salzburg lange das Sagen hatten. Wolf Dietrich wütete hier in seiner Amtsperiode, die Residenz war ihm nicht repräsentativ genug und italienisiert musste sie auch sein. Er befahl den Bau des Südtrakts, der Verbindung zur Franziskanerkirche, und der drei Flügeln um den als Lustgarten entworfenen Hof, auch Dietrichsruh genannt. Der Bau des Haupttrakts (1660) der Residenz begann unter Markus Sittikus und endete unter Paris Lodron. Erzbischof Hieronymus Colloredo schließlich, der letzte seiner Art, ließ den Toskanatrakt bauen. Bis 1813 herrschten in der Residenz die Erzbischöfe, danach war sie bis 1918 kaiserliche Residenz.

Die Neue Residenz image aB/aC2/Google Map (ursprünglich: Residenz-Neugebäude, 1602) stammt ebenfalls von Wolf Dietrich, ein Vier-Flügel-Bauwerk, das einen Hof einfasst. Bis 2006 ein Gebäude für Verwaltung und Ordnungsamt, beherbergt es heute das Salzburg Museum. Im Hof ist das Sattler-Panorama zu besichtigen, das zuvor im Schloss Mirabell, danach im Café Winkler auf dem Mönchsberg und zuletzt im Postamt am Residenzplatz untergebracht war. 2005 wurde es umfänglich restauriert. Das 26 Meter lange und sechs Meter hohe kolossale Gemälde stellt eine detailgetreue Stadtansicht von 1825 dar. Der Malerarchitekt Michael Sattler reiste einst mit dem von ihm geschaffenen Modell zehn Jahre lang durch Europa und stellte es gegen Entgelt zur Schau.

Noch einmal über den Domplatz – oder den Dom von hinten umrundend – begeben wir uns zum unregelmäßig geformten Kapitelplatz image aC2/Google Map. Dabei passieren wir den »Stiftskeller St. Peter« in der Südostecke des Klosterhofs, vermutlich das älteste Wirtshaus Salzburgs. Im Jahr 803 speiste hier Kaiser Karl der Große, auch Mozart soll sich in diesem Lokal an deftiger Hausmannskost gelabt haben. Das Restaurant bietet das »Mozart Dinner Concert«, bei dem die Gäste kulinarisch wie musikalisch in vergangene Zeiten versetzt werden. Zwischen Zimtsuppe, Maishendlbrust in der Bertramsoss mit Erdäpfelkrapferl und Waldhonigparfait – alles, wie Wolfgang Amadeus es gern gegessen haben soll – erklingen Melodien des Meisters aus »Don Giovanni«, »Figaro«, der »Zauberflöte« und der »Kleinen Nachtmusik«. Die Leute speisen und lauschen mit Andachtsmienen. Der leicht erhöhte »Stieglkeller« daneben ist rustikal gehalten und einer der schönsten Biergärten Salzburgs, zudem mit gutem Ausblick auf die Altstadt.

Zwischen zwei Weidebäumen an der Südseite des Doms steht die Kapitelschwemme image aC2/Google Map, auch sie einst ein Ort, an dem die Pferde gereinigt und gestriegelt wurden. Im Mittelalter gab es hier bereits einen »Rosstümpel«. Im Zuge der Stadtverschönerung wurde daraus eine Schwemme mit repräsentativ rahmender Architektur, geschaffen vom Bildhauer Joseph Anton Pfaffinger (1732). Auftraggeber des Kunstwerks für banale Zwecke war Fürsterzbischof Leopold Anton Firmian, der die Schwemme nach Fertigstellung dem Kaiser zeigte mit der Erklärung, »es steckhet ja alle salzburgerische Hoffart in diesen Pferten«. So vermerkt es das Protokoll. Auf der Ostseite des Platzes befindet sich das Erzbischöfliche Palais image aC2/Google Map aus dem 17. Jahrhundert, das durch die Zusammenlegung zweier Kanonikalhöfe entstand und in dem seit 1864 die Salzburger Bischöfe residieren.

An der Westseite des Kapitelplatzes liegt das Stift St. Peter image aC2/Google Map. Es wurde um 690 vom heiligen Rupert gegründet, Benediktiner führen es bis heute. Bis 1110 war es Wohnsitz der Erzbischöfe. Die meisten der heutigen Gebäude stammen jedoch aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Der weitläufige Klosterbezirk umschließt drei Innenhöfe. Einer davon, der an die Kirche angrenzende Hof, ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich; es handelt sich um die Klausur der Mönche. Im Zentrum liegt der Äußere Stiftshof mit dem sechseckigen Petrusbrunnen (1673). Der westliche Durchgang führt in den dritten Hof mit dem von Peter Berens entworfenen Benediktinerkolleg (1926). Die Fassadenfresken stammen von Anton Faistauer, das Holzkruzifix von Jakob Adlhart.

In den Räumen zwischen den zugänglichen Höfen ist eine Gedenkstätte für Johann Michael Haydn, den Bruder von Joseph Haydn, untergebracht. Er lebte als Hof- und Domorganist und Nachfolger Mozarts ab 1763 in der Stadt. Hier werden von Juli bis September täglich außer mittwochs um 17 Uhr die populären 5-Uhr-Konzerte junger Künstler aufgeführt. Gespielt wird Alte Musik auf historischen Instrumenten.

Der Friedhof St. Peter image aC2/Google Map im Schatten einer steilen Felswand des Mönchsbergs versammelt Familiengräber angesehener Salzburger Clans und in den Felsen gehauene Katakomben. Darunter die Gräber von Nannerl, der Schwester Mozarts, und Michael Haydn. Die Arkaden auf drei Seiten entstanden 1627, auch die Gertrauden- und die Maximuskapelle sind aus dieser Zeit. Aber die Grablegestätte soll bereits frühchristlichen Ursprungs sein, ein genaues Datum haben Historiker noch nicht ermittelt. Der Friedhof hat eine ganz besondere Atmosphäre und findet viel Zuspruch von Besuchern. Georg Trakl beschrieb ihn treffend: »Ringsum ist Felseneinsamkeit,/ Des Todes bleiche Blumen schauern/ Auf Gräbern, die im Dunkel trauern/ Doch diese Trauer hat kein Leid./ Der Himmel lächelt still herab/ In diesem traumverschloss’nen Garten,/ Wo stille Pilger seiner warten.«

Auch die Stiftskirche St. Peter image aC2/Google Map ist alt, sie entstand 1130–43. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde sie erweitert, bis 1777 im Rokokostil umgeformt und mit Turmhauben versehen. Die Besucher stoßen in der Turmvorhalle auf das romanische Westportal (1240) mit Skulpturen im Bogenfeld, aber auch auf eine erlesene Rokokotür (1768).

Wer einen grandiosen Blick auf die glänzende Dächerlandschaft Salzburgs haben will, muss hinauf nach Hohensalzburg image aC2/Google Map. Wer zudem noch gut zu Fuß ist, kann hinaufsteigen zur Festung, die 120 Meter über der Altstadt liegt. Über Jahrhunderte sind Menschen zu Fuß hinaufgegangen, heute führt der Weg vom Kapitelplatz über die Festungsgasse oder vom Mönchsberg durch das Schartentor. Der Aufstieg staffelt ständig neue Bilder vor das Auge des Betrachters. Es gibt allerdings auch eine Alternative: Mit der Standseilbahn (1892, der ältesten Österreichs) ist man von der Festungsgasse in zwei Minuten oben. Von der Festung aus tut sich ein Panoramablick auf. Der Besucher erkennt, dass Salzburg vom Kranz der Gebirge malerisch umschlossen ist. Die Alpen haben aber nichts Bedrohliches, sie lassen der Stadt genügend Raum.

1077 begannen unter Erzbischof Gebhard die Burgarbeiten, der Berg war als letzter Rückzugsort für die geistliche Elite im Falle von feindlichen Angriffen gedacht. In ihrer heutigen Form wurde die Festung um 1500 durch Erzbischof Leonhard von Keutschach geschaffen, der Ausbau währte bis 1681. Nur ein einziges Mal wurde die Festung belagert, 1525 durch aufständische Bauern, die gegen hohe Abgaben protestierten. Sie zogen erfolglos wieder ab. Im Innern gleicht Hohensalzburg einer Stadt in der Stadt – wehrhaft und mit perfekter Infrastruktur. Es fehlen weder Brunnen noch Kirche oder Schulhaus. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Festung zur modernsten Europas ausgebaut, die Söldner machten aber gnädig einen Bogen um die Stadt. Später war sie mal Kaserne, mal Gefängnis. Seit 1953 begegnen sich in den Sommermonaten Kunstfreunde aus aller Welt zur Internationalen Sommerakademie. Nicht alle Salzburger mögen die Festung, sie steht nicht für die bürgerliche Geschichte der Stadt. Aber auch sie sind, wie die Zugereisten, beeindruckt davon, wie sie alles überragt und schon von weitem als Wahrzeichen Salzburgs zu sehen ist.

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Der Friedhof St. Peter gehört zu den schönsten Friedhöfen der Welt

Streifzüge

Die wirklichen Mozart-Orte in Salzburg

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Leopold, Wolfgang Amadeus und Nannerl Mozart auf einem Gemälde von 1850

Touristenführer erzählen manchmal viel. Aber nicht immer zeigen sie die Gassen und Häuser, an denen der junge Mozart nachweislich war. Die Getreidegasse 9 natürlich, zu der führen sie. Das ist das Geburtshaus von Wolfgang Amadeus image aB2/Google Map, hier erblickte er am 27. Januar 1756 das Licht der Welt als letztes Kind des Hofmusikers Leopold Mozart und seiner Gemahlin Anna Maria. An Mozarts Kindergeige, dem Clavichord und seinem Hammerklavier im dritten Stock des Hauses führt kein Weg vorbei. Von den sieben Kindern der Mozarts überlebten nur zwei: Wolferl und Nannerl (Maria Anna). Die erste Konzertreise trat Mozart mit sechs Jahren an, in Begleitung seiner Schwester und unter der Obhut des Vaters fuhr er drei Jahre lang durch halb Europa. Zurückgekehrt schuf er mit acht Jahren seine erste Sinfonie, mit neun die erste Oper. Ein Wunderkind.

Er war oft beim »Zirkelwirt« am Papageno-Platz image aB/aC3/Google Map, dem Treffpunkt der Freimaurer. Über dem kleinen Brunnen schwebt eine Papageno-Figur. Am heutigen Mozartplatz 4 wohnte die Familie Antretter, die Mozarts gingen dort ein und aus, Wolferl gab Kostproben seines Könnens und schnupperte ins großbürgerliche Leben. Fassade, Portal und Hof sehen noch so aus wie zu seiner Zeit.

Am Mozartplatz 2 image aB2/Google Map war Mozarts Stammlokal, heute gehört das Haus einer Versicherung. Auch im Wirtshaus »Zum Mohren«, Judengasse 9, wo einige der 626 Werke aus seinem Verzeichnis entstanden, saß er gern. Der Halbwüchsige wagte sich auch in die Trinkstube am Waagplatz. Im zweiten Stock befand sich ein Tanzsaal – der junge Musiker hat einige Zeit lang Tanzmusik komponiert. Für durchreisende italienische Opernleute verfasste er »Einlegearien«, die als Zwischenspiele in Opern eingeschoben wurden.

Am Brunnen am Alten Markt image aB2/Google Map, gleich um die Ecke vom Geburtshaus, holte Mozarts Mutter Wasser für die Familie, und durch die flussseitige Gasse lief sie am Morgen mit dem von der Familie gefüllten Nachttopf zur Salzach, um ihn auszuleeren. Am Alten Markt 3 wohnte Ignatz Anton Weiser, ein Dichter und Förderer des Komponisten. Die Einrichtung in der Apotheke im Erdgeschoss hat auch Mozart gesehen. Im Café Tomaselli gegenüber, 1703 eröffnet und Österreichs ältestes Kaffeehaus, trank das Genie Schokolade, um seine Blutgefäße zu stärken, und Mandelmilch gegen Hämorrhoiden, ein wegen der kalten Wohnungen weitverbreitetes Leiden. Dazu las er Zeitung. Das tun die Gäste bis heute, aber inzwischen hängen sehr viel mehr Blätter an Bügeln. Am Kaffee im Tomaselli hatte Mozart viel zu mäkeln, damals wurde er noch nach türkischer Art stark mit Gewürzen gemischt und mit Bodensatz serviert. Den Eigentümer nannte er den »Patron des brennsuppenCòffè, der schimmlichten Limonade, der Mandl=milch ohne mandeln, und insonderheitlich des Erd=beer gefrornen voll eys=brocken«.

1773 siedelten die Mozarts aufs andere Salzachufer über, in das image Wohnhaus image aA2/Google Map am Makartplatz 8, damals Hannibalplatz. Die Familie entkam nicht nur einer bedrängten Raumsituation, sondern folgte auch einem Gesetz des Landesherrn. Es verbot, dass Personen unterschiedlichen Geschlechts – sofern sie nicht verheiratet waren – ab einem gewissen Alter im selben Zimmer schliefen, Geschwister nicht ausgenommen. Besucher betreten heute das einstige »Tanzmeisterhaus«, in dem jungen Adeligen Etikette und Hofzeremoniell beigebracht wurden, und befinden sich sofort im geistigen Kosmos Mozarts. Hier schrieb er seine Violin- und die ersten eigenständigen Klavierkonzerte, Serenaden, Sinfonien und die wichtigsten Messen. Insgesamt entstanden an die 350 seiner schönsten Kompositionen in Salzburg. Im Garten erheiterte er sich mit seinem Vater und Gästen am Bölzlschießen mit Windbüchsen auf bemalte Holzscheiben. Mozart soll hier glücklich gewesen sein.

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Mozart-Scherenschnitt

Original Salzburger Mozartkugel

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1884 kam der Konditormeister Paul Fürst nach Salzburg und eröffnete ein Geschäft in der Brodgasse 13. Neun Jahre später stellte er das »Mozartbonbon« vor, aus dem später die Mozartkugel wurde, die noch heute nach dem gleichen Rezept und auf die gleiche Art manuell hergestellt wird.

Eine Kugel aus mit Nougat umhülltem, grünem Pistazien-Marzipan wird auf ein Holzstäbchen gesteckt und in dunkle Kuvertüre getaucht. Das Stäbchen wird auf eine Plattform gestellt und nach dem Abkühlen entfernt. Das verbleibende kleine Loch wird mit Kuvertüre gefüllt und die Kugel per Hand in blausilberne Folie mit Mozarts Porträt gewickelt. 1,4 Millionen Mozartkugeln werden so pro Jahr von Hand gefertigt.

Die Leckerei der Konditorei Fürst ist heute in vier Geschäften in Salzburg erhältlich: am Alten Markt, im Ritzerbogen in der Sigmund-Haffner-Gasse, in der Getreidegasse sowie in der Nähe von Schloss Mirabell, außerdem im Direktversand. Die berühmteste Pralinenkugel der Welt muss frisch verzehrt werden, weil sie nicht wie ihre runden Schwestern haltbar gemacht ist für viele Monate. Deshalb ist das Original ohne Konservierungsmittel auch nur in Salzburg zu bekommen.

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Ein Blick in die Backstube der Konditorei Fürst im Jahr 1905

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Tanzmeistersaal im Mozart-Wohnhaus am Makartplatz