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WEIMAR

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DIE AUTORIN

Rita Seifert, geboren 1969 in Weimar, arbeitet als Sprachdozentin, Stadt- und Museumsführerin und als Autorin in ihrer Heimatstadt. In den letzten Jahren hat die Diplom-Archivarin, Historikerin und Literaturwissenschaftlerin zahlreiche Aufsätze und Einzelpublikationen veröffentlicht.

Inhalt

Willkommen in Weimar

Top 10 & Mein Weimar

image Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

image Mein Weimar: Lieblingsplätze der Autorin

Stadttouren

Vom Theaterplatz zur Schillerstraße

Durch Alt-Weimar

Vom Goetheplatz zum Hauptbahnhof

Auf den Spuren Martin Luthers

Streifzüge

Die Schlösser am Rande der Stadt
Belvedere, Ettersburg, Tiefurt und Kromsdorf

Von der Villa Ithaka zur Villa Haar

Gedenkstätte Buchenwald

Vista Points – Sehenswertes

Museen

Friedhöfe

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z

Service von A bis Z

Register

Bildnachweis und Impressum

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   Zeichenerklärung

image Top 10
Das müssen Sie gesehen haben
image Mein Weimar
Lieblingsplätze der Autorin
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps.


Willkommen in Weimar

»Wo finden Sie auf einem so engen Fleck noch so viel Gutes!« Goethes Worte über die Stadt sind auch heute noch gültig, denn die kulturelle Vielfalt Weimars reicht vom Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens über die Stätten der klassischen und nachklassischen Zeit bis zu Ausstellungen mit moderner Kunst, dem Deutschen Nationaltheater sowie vielen kleinen Theatern und Kabaretts.

Direkt in der Innenstadt gibt es neben den Wohnhäusern Goethes und Schillers zahlreiche Cafés und Restaurants, in denen man typische Gerichte der Region wie Thüringer Klöße, Sauerbraten oder unvergleichliche Kuchenkreationen probieren kann.

Im Park an der Ilm im Zentrum der Stadt traf Goethe zum ersten Mal seine spätere Frau Christiane. In unmittelbarer Nähe des Ilmufers liegt sein Gartenhaus und am Rande des Parks findet man die frühere Wohnung des großen Komponisten Franz Liszt. Ebenfalls einen Ausflug wert sind die Park- und Schlossanlagen von Tiefurt und Belvedere.

Das heutige Weimar ist eine »junge« Stadt. Dafür sorgen die vielen Studenten, die an der Bauhaus-Universität und der Hochschule für Musik Franz Liszt studieren.

Weimars Gäste verlassen die Stadt oft mit dem festen Vorsatz zurückzukehren. Anlässe zum Wiederkommen finden sich zu jeder Jahreszeit – beispielsweise mit dem Kunstfest im Sommer oder dem Zwiebelmarkt am zweiten Wochenende im Oktober. Erstmals vor über 350 Jahren abgehalten, ist der Markt heute ein riesiges Volksfest. Hunderttausende Gäste drängen sich um die Marktstände, probieren echte Thüringer Rostbratwurst und Zwiebelkuchen und lauschen den vielen Musikkapellen.

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Das Rathaus am Markt mit dem Neptunbrunnen im Vordergrund

Top 10 & Mein Weimar

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

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Theaterplatz

S. 8 f. image aC1/Google Map
Zum Platz gehören das Deutsche Nationaltheater, das Bauhaus-Museum und das Wittumspalais. Vor dem Theater befindet sich das Goethe- und Schillerdenkmal von Ernst Rietschel.

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Bauhaus-Museum

S. 9, 35 f. image aC1/Google Map
Das Museum beherbergt eine der weltweit größten Sammlungen zum frühen Bauhaus, das 1919 in Weimar gegründet wurde.

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Herzogin Anna Amalia Bibliothek

S. 12, 38 f. image aD2/Google Map
Der Rokokosaal im Historischen Gebäude der Bibliothek zieht jährlich Besucher aus der ganzen Welt an.

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Parkhöhle

S. 13, 43 image aE2/Google Map
Bei einem Rundgang durch diesen ehemaligen Travertinsteinbruch kann man interessante Versteinerungen entdecken.

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Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens

S. 15, 41 image aD/aE1/Google Map

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Grabungsfunde aus dem Travertinsteinbruch Weimar-Ehringsdorf legen Zeugnis über die früheste Besiedlungsgeschichte Weimars ab.

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Goethes Wohnhaus

S. 15, 23, 37 image aD2/Google Map
Die Einrichtung der Museumsräume wurde fast detailgetreu der Zeit Goethes angepasst. Das Arbeitszimmer des Dichters befindet sich noch im Originalzustand.

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Stadtkirche St. Peter und Paul

S. 18 f., 23, 52 image aC2/Google Map
Zu den wertvollen Kunstschätzen der Kirche gehört der berühmte »Cranach-Altar«, ein bedeutendes Werk der Nachreformationszeit.

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Schlossmuseum

S. 20, 23, 45 image aC2/3/Google Map
Bedeutende Kunstwerke vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert werden in den klassizistischen Räumen des früheren Residenzschlosses präsentiert.

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Herz-Jesu-Kirche

S. 20, 49 image aD1/Google Map
Im Fußbodenbereich des Altarraums der nach dem Vorbild des Doms von Florenz errichteten Kirche wurden bei Bauarbeiten seltene »Mettlacher Bodenplatten« freigelegt.

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Deutsches Bienenmuseum

S. 36 image G5/6/Google Map
Zum ältesten deutschen Museum für Imkereigeschichte gehört neben dem Bienenweidegarten und einem Hofladen auch eine interessante Sammlung sogenannter Figurenbeuten.

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Mein Weimar
Lieblingsplätze der Autorin

Liebe Leser,
auch ich habe meine Favoriten – Orte, an denen ich gern verweile. Dies sind einige von Ihnen. Eine schöne Zeit in Weimar wünscht Ihnen

Rita Seifert

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Schlosspark Belvedere

S. 25, 76 image bB4/Google Map
Schlosspark Belvedere – dieser großzügig angelegte Park mit einem wundervollen Pflanzen- und Gehölzbestand, Grotten, Fontänen und Ruheplätzen ist ein idealer Ort zum Verweilen für die ganze Familie.

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Pavillon-Presse

S. 43 image aC1/Google Map
In der Pavillon-Presse wird man vom Museumsleiter persönlich geführt und kann die Geschichte der Druckgrafik hautnah erkunden. Immer wieder ein Erlebnis.

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Theater Café

S. 59 image aC1/Google Map
Im Theater Café trifft man sich gern mit Freunden und lässt die Hektik des Alltags am Eingang zurück.

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Café Frauentor

S. 60 image aD2/Google Map
Das Angebot an selbst gebackenem Kuchen und das besondere Ambiente machen das Café Frauentor zu einem Ort, an den man immer wieder gern zum Entspannen und Plauschen einkehrt.

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Weimar Atrium

S. 68 image aA2/Google Map
Im Atrium, einer gelungen Mixtur aus Einkaufs- und Erholungszentrum, kann man in aller Ruhe aus einem großen Angebot unterschiedlichster Läden wählen und sich zwischendurch im »Italienischen Dorf« eine Pause gönnen.

Stadttouren

Vom Theaterplatz zur Schillerstraße

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Theaterplatz – Zeughof – Marktstraße – Markt – Platz der Demokratie – Park an der Ilm – Geschwister-Scholl-Straße – Historischer Friedhof – Amalienstraße – Wielandplatz – Frauenplan – Schillerstraße (blaue Route).

Am image Theaterplatz image aC1/Google Map ist man sofort mitten im pulsierenden Weimarer Leben. Von hier aus führen viele Wege in alle Richtungen der Stadt. Die rege Bautätigkeit der letzten Jahrhunderte hat ihre Spuren hinterlassen – vom Klassizismus bis hin zu moderner Architektur. Das Wittumspalais der Anna Amalia an der Ecke zur Schillerstraße wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Die Herzogin, die ihren Mann sehr früh verlor, machte das Haus zu ihrem Witwensitz. Künstler und Kunstfreunde gingen hier ein und aus. Man traf sich bei der Herzogin zum geselligen Gespräch in ihrer berühmten »Tafelrunde«. Besucher des Hauses werden bei einem Blick aus den Fenstern der ersten Etage überrascht feststellen, dass sie sich auf gleicher Höhe mit den Menschen auf dem Theaterplatz und der Schillerstraße befinden. Das liegt daran, dass das Haus schon gebaut war, ehe man die umliegenden Straßen anlegte.

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Im Wittumspalais befand sich der Wohnsitz der Herzogin-Mutter Anna Amalia

Dem Wittumspalais schräg gegenüber steht das Deutsche Nationaltheater image aC1/Google Map. An diesem geschichtsträchtigen Ort wurde 1919 monatelang über die Verfassung der »Weimarer Republik« beraten. Vor dem Theater befindet sich Weimars bekanntestes Wahrzeichen, das Goethe- und Schillerdenkmal des Bildhauers Ernst Rietschel.

Vis-à-vis zum Theater liegt dessen früheres Kulissenhaus, ein klassizistisches Gebäude, das eigentlich als Wagenremise gebaut wurde und heute die Sammlungen des image Bauhaus-Museums beherbergt. Das Goethe Kaufhaus an der Ecke zur Wielandstraße halten viele Besucher für ein klassisches Beispiel für die Architektur des Bauhauses. Doch das Gebäude des Einkaufszentrums entstand erst Ende des 20. Jahrhunderts. Die architektonische Gestaltung allerdings ist als Hommage an das Bauhaus zu verstehen.

Zwischen Wittumspalais und Bauhaus-Museum verläuft der Bereich des Zeughofs, der am alten Franziskanerkloster aus dem späten Mittelalter vorbeiführt. Martin Luther machte hier 1518 während einer Reise nach Augsburg Station. Nur wenige Jahre später verließen die Franziskaner die Stadt. Das Kloster wurde nun als Kornhaus genutzt und ab 1872 Sitz der neu gegründeten ersten deutschen Orchesterschule. Heute ist das als Saal am Palais bekannte Gebäude im Besitz der Hochschule für Musik Franz Liszt.

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Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach: Freundin und Förderin der Künste

Weimarer Republik

In Folge der Novemberrevolution von 1918 entstand die Republik, die bis 1933 existierte und heute als »Weimarer Republik« bekannt ist. Im Januar 1919 wählte man die verfassungsgebende Nationalversammlung, deren Delegierte von Februar bis September 1919 im Deutschen Nationaltheater Weimar über die Verfassung der ersten demokratischen deutschen Republik berieten. Dem Parlament gehörten erstmalig auch Frauen an. Am 11. Februar wurde Friedrich Ebert in Weimar zum Reichspräsidenten gewählt. Am 22. Juni stimmten die Delegierten dem Versailler Vertrag zu. Am 31. Juli verabschiedeten sie die Reichsverfassung, die am 11. August in Kraft trat. Durch den Zusammenschluss der Delegierten von SPD, Zentrumspartei und DDP (Deutsche Demokratische Partei) zur »Weimarer Koalition« erlangte Ministerpräsident Philipp Scheidemann die parlamentarische Mehrheit. Heute erinnert eine Gedenktafel am Theater daran, dass an diesem Ort die erste demokratische deutsche Verfassung angenommen wurde.

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Das Deutsche Nationaltheater: Hier tagte die Nationalversammlung, die 1919 die Weimarer Verfassung beschloss

An der Ecke Zeughof, Rittergasse und Geleitstraße befindet sich der Donndorfbrunnen image aC1/Google Map, ein Geschenk des Bildhauers Adolf von Donndorf an seine Geburtsstadt. Die Brunnenfigur stellt eine Mutter mit ihren Kindern beim Wasserholen dar und symbolisiert das Ideal der Mutterliebe.

Neben der Rittergasse beginnt schräg rechts die Marktstraße, die direkt zum Markt image aC2/Google Map führt. Der Marktplatz wurde in den vergangenen Jahrhunderten häufig umgestaltet. Im 16. Jahrhundert entstanden dort zahlreiche Renaissancegebäude. An der Westseite wurde 1841 das neugotische Rathaus gebaut. Im Turm des Gebäudes befindet sich ein Glockenspiel aus Meißner Hartporzellanglocken. Im Frühjahr 1945 wurden die Häuser der Marktnordseite sowie das Stadthaus an der Ostseite durch Bombentreffer schwer beschädigt. Auch Weimars älteste Apotheke, die Hofapotheke, konnte nicht gerettet werden. Der Erker des Hauses aus dem 16. Jahrhundert blieb jedoch erhalten und wurde in den Neubau des 20. Jahrhunderts eingefügt. Bis zum Wiederaufbau der Nordseite Ende der 1980er Jahre befand sich hier eine Grünanlage. Die Brunnenfigur für den Neptunbrunnen vor der Apotheke entwarf der Bildhauer Martin Gottlieb Klauer.

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Der Donndorfbrunnen zwischen Rittergasse und Geleitstraße

Das zerstörte Stadthaus wurde um 1970 im Baustil der damaligen Zeit wieder aufgebaut. Um den architektonischen Gesamteindruck des Marktes nicht zu beeinträchtigen, stellte man jedoch auf der Marktseite die in Grün und Weiß gehaltene Renaissancefassade fast originalgetreu wieder her. Direkt neben dem Stadthaus befindet sich das Cranachhaus image aC2/Google Map, benannt nach dem Maler Lucas Cranach d. Ä., der sein letztes Lebensjahr in diesem Haus verbrachte. An der Fassade des Hauses ist das Wappen der Familie Cranach, eine geflügelte Schlange, zu sehen.

An der Südseite des Marktes liegen die Gebäude des »Gasthofs zum schwarzen Bären«, der vermutlich Weimars ältester Gasthof ist, und des Hotels Elephant. Das heutige Hotelgebäude stammt aus den 1930er Jahren, das Hotel selbst kann auf eine über 300-jährige Geschichte zurückblicken. Thomas Manns Roman »Lotte in Weimar« machte das Haus auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Neben dem »Elephanten« erinnern heute zwei Gedenktafeln an die Aufenthalte Johann Sebastian Bachs und Hans Christian Andersens in Weimar.

Vorbei am Roten Schloss, einem Renaissancebau, geht es zum Platz der Demokratie image aD2/Google Map. An der dem Platz zugewandten Seitenfront des Schlosses steht eine Büste Johann Sebastian Bachs von Bruno Eyermann. Das graue Schlossgebäude verdankt seinen Namen der roten Farbe der Fensterrahmen. Inmitten des Platzes erhebt sich das bronzene Reiterdenkmal für Großherzog Carl August, eine weitere Arbeit des Bildhauers Adolf von Donndorf. Die Darstellung Carl Augusts mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf ist dem Vorbild antiker Heldenverehrungen nachempfunden.

Das Denkmal steht vor dem Gebäude des Fürstenhauses image aD2/3/Google Map aus dem 18. Jahrhundert. Nachdem ein Brand 1774 das Residenzschloss schwer beschädigt hatte, verlegte die herzogliche Familie für mehrere Jahrzehnte ihren Wohnsitz in das Gebäude, das schon bald darauf von den Einwohnern Fürstenhaus genannt wurde. Ab 1920 hatte hier der Thüringer Landtag seinen Sitz, heute wird das Haus durch die Hochschule für Musik Franz Liszt genutzt.

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Cranachhaus: Hier verbrachte der Maler Lucas Cranach d. Ä. sein letztes Lebensjahr

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Haus der Frau von Stein, vom Park an der Ilm aus gesehen

Das älteste Gebäude am Platz – die image Herzogin Anna Amalia Bibliothek image aD3/Google Map – ließ die Herzogin in den 1760er Jahren zur Bibliothek umbauen. Als innenarchitektonisches Glanzstück entstand damals der mehrere Galerien umfassende Rokokosaal. Viele der ältesten und wertvollsten Bücher der herzoglichen Bibliothek und zahlreiche Kunstschätze machten den Saal zu einem der schönsten Bibliotheksräume weltweit. Der alte Stadtturm nebenan wurde auf Wunsch Goethes, der die Bibliothek leitete, zu einem Büchermagazin umgebaut und mit dem Haupthaus verbunden. Ein Brand im Dachstuhl im September 2004 vernichtete oder beschädigte mehr als 100 000 Bücher und zahlreiche Kunstwerke, auch das Haus wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wurde die Bibliothek aus Anlass des 200. Todestages Anna Amalias 2007 wiedereröffnet.

Vom Platz der Demokratie hat man einen direkten Blick auf den Burgplatz mit dem Residenzschloss. Am Fürstenhaus vorbei führt der Weg rechts abbiegend direkt zum ältesten Ginkgobaum Weimars, der vor fast 200 Jahren gepflanzt wurde. Vermutlich hatte Goethe selbst die Hofgärtner auf diese Bäume, die er sehr verehrte, aufmerksam gemacht. Für seinen »Westöstlichen Divan« schrieb er später das Gedicht »Ginkgo Biloba« (der Titel verweist auf den botanischen Namen des Baumes).

Über die Straße und vorbei am Denkmal für den russischen Schriftsteller Alexander Puschkin gelangt man zum Eingang des Parks an der Ilm image aD/aE2/3/Google Map, den die Weimarer auch Goethepark nennen. Gegenüber liegt das Haus der Frau von Stein image aD2/Google Map, benannt nach der Hofdame Charlotte von Stein, die hier viele Jahrzehnte wohnte. Bis heute gehen die Meinungen über das Verhältnis von Charlotte und Goethe weit auseinander. Für die einen war sie Goethes gute Freundin, Gesprächspartnerin und Kritikerin, für die anderen seine Geliebte. Beweise, die diese Behauptungen belegen oder widerlegen könnten, gibt es jedoch nicht. Das Erdgeschoss des Hauses wurde eine Zeit lang als Pferdestall genutzt, später diente es Großherzogin Maria Pawlowna während der Sommermonate als russisch-orthodoxe Kapelle.

Auf dem oberen Weg gelangt man in den englischen Landschaftspark, zu dem die frühere Barockanlage im 18. Jahrhundert umgestaltet wurde. Der Park wird durch die Ilm geteilt, am anderen Flussufer liegt Goethes Gartenhaus image aD3/Google Map. Wer es nicht aus der Ferne betrachten möchte, gelangt nach ein paar Schritten über eine kleine Felsentreppe auf der linken Seite durch das sogenannte »Nadelöhr« auf den unteren Weg zur »Naturbrücke« und von dort zum Gartenhaus. Goethe kaufte und bezog es 1776, die Kaufsumme von 600 Talern erhielt er als Geschenk von Herzog Carl August. Obwohl Goethe nur wenige Jahre später in die Stadt zog, behielt er das Grundstück mit dem Gartenhaus. Hierhin kehrte er gern zurück, wenn er in Ruhe arbeiten wollte. Später wohnte Christiane Vulpius im Haus, nachdem sie Goethes Lebensgefährtin geworden war.

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Selbstbildnis der Charlotte von Stein (um 1780)

Der obere Weg führt zu zwei Ruinen mitten im Park, unterhalb der ersten, der sogenannten künstlichen Ruine, steht das Shakespeare-Denkmal, das im Winter mit einem Holzverschlag geschützt wird. Nur wenige Schritte entfernt liegt die Ruine des durch einen Bombentreffer im Jahre 1945 zerstörten Tempelherrenhauses image aD2/Google Map, eines alten Gewächshauses, das zu einem Gartensalon umgebaut wurde. Am Haus befanden sich vier Säulen, auf die man aus Holz gefertigte, lebensgroße Figuren von Tempelherren stellte. Sie wurden später durch steinerne Figuren ersetzt. Im Sommer fanden zur Unterhaltung des Hofes kleinere Bälle oder Teegesellschaften im Haus statt, das auch als Maleratelier durch das Bauhaus genutzt wurde.

Der Weg biegt links ab zum Sowjetischen Friedhof, dann rechts zum Eingang der image Parkhöhle image aE2/Google Map, einem ehemaligen Stollensystem aus der Goethezeit, das heute ein Untertage-Museum ist. Der Weg endet am Liszt-Museum image aE2/Google Map, das früher zum Komplex der alten Hofgärtnerei gehörte und später dem bedeutenden Klaviervirtuosen Franz Liszt als Wohnung diente.

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Im Park an der Ilm: Goethes Gartenhaus

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Glasfassade am Hauptgebäude der Bauhaus-Universität

Der Rundgang führt nun weiter zum Hauptgebäude der Bauhaus-Universität image aD/aE2/Google Map. Der von dem belgischen Architekten Henry van de Velde entworfene Komplex in der Geschwister-Scholl-Straße wurde 1996 in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. 1904–11 entstand die Großherzogliche Kunst-, 1905/06 auf der gegenüberliegenden Seite die Kunstgewerbeschule. Um ein einheitliches Bild mit der nahe gelegenen Kunstschule zu erzielen, verwandte van de Velde auch hier die Wandpfeilergliederung und die sichtbaren Stahlprofile des anderen Hauses. Damit der Lichteinfall in den Ateliers nicht beeinträchtigt wurde, fiel das Gebäude niedriger als das der Kunstschule aus. An der westlichen Giebelseite der Kunstschule wurde auf Vorschlag van de Veldes die Skulptur »Schwestern« des Bildhauers Engelmann aufgestellt, heute befindet sich hier Engelmanns Plastik »Die Ruhende«.

Beide Schulen wurden 1919 zum Staatlichen Bauhaus vereinigt, das von Walter Gropius geleitet und 1925 nach Dessau verlegt wurde. Im Jahre 1923 fand die große Bauhaus-Ausstellung statt. Nachfolger des Bauhauses wurde die Staatliche Hochschule für Handwerk und Baukunst, zu DDR-Zeiten war das Haus Sitz der Hochschule für Architektur und Bauwesen, die 1996 in Bauhaus-Universität umbenannt wurde.

Der Weg geht weiter in Richtung Stadtring zum 1818 eröffneten Neuen Friedhof, dessen vorderer Teil heute als Historischer Friedhof image aE1/Google Map bekannt ist. Der hintere Teil wird als städtische Begräbnisstätte genutzt. Im Eingangsbereich des Friedhofs befindet sich auf der rechten Seite die Grabstätte von Christian August Vulpius, dem Schwager Goethes. Eine Lindenallee führt direkt hinauf zur Fürstengruft und zur russisch-orthodoxen Grabkapelle für Maria Pawlowna. Die Fürstengruft diente der Großherzoglichen Familie als Begräbnisstätte. Im Gruftgewölbe haben auch Goethe und Schiller ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der Altarraum der Grabkapelle für Maria Pawlowna wird noch heute für Gottesdienste genutzt. Im historischen Teil des Friedhofs befinden sich die Grabstätten vieler bedeutender Persönlichkeiten, darunter Angehörige der Goethe-Familie, Johann Peter Eckermann, Charlotte von Stein, Johann Nepomuk Hummel und Hermann Böhlau. Dieser Teil des Friedhofs wird heute unverändert erhalten.

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Walter Gropius (1883–1969)

Der Weg zurück in die Innenstadt führt am Poseckschen Garten vorbei. Die kleine Grünanlage befindet sich an der Stelle des ehemaligen Hausgartens des Kammerherrn Friedrich Carl Christian von Poseck, dem früher das dahinterliegende Palais gehörte, in dem heute das image Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens image aD/aE1/Google Map untergebracht ist.

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Wieland-Denkmal auf dem Wielandplatz

Die Amalienstraße, in der sich das Logengebäude der Freimaurerloge »Anna Amalia zu den drei Rosen« befand, das im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombentreffer zerstört wurde (Haus Nr. 5), führt zurück ins Stadtzentrum. Rechts liegt der Wielandplatz image aD1/Google Map mit dem Denkmal für Christoph Martin Wieland, in der abzweigenden Marienstraße befindet sich das Fotogeschäft Louis Held. Held siedelte sich 1882 in Weimar an. Er gilt als Meister der Porträtfotografie und gründete das erste Weimarer Kino. Seine Fotos sind heute wertvolle Zeitzeugnisse.

Auf dem Weg hinunter zum Frauenplan passiert man das Hansahaus, ein Jugendstilhaus von 1905, und die Vulpiushäuser, zwei Gebäude aus der Barockzeit auf der rechten Straßenseite, in denen die Nachkommen von Goethes Schwager Christian August Vulpius lebten. Sie grenzen direkt an das historische Goethehaus am Frauenplan image aD2/Google Map. Das Wort »Plan« ist ein altes deutsches Wort für »Platz«. Der Name soll an die Marienkapelle erinnern, die sich im Mittelalter an dieser Stelle befand.

image Goethes Wohnhaus wurde Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Familie Helmershausen gebaut. Ab 1782 zog er als Mieter in einen Teil des Hauses ein, später kaufte es Herzog Carl August und schenkte es Goethe. Die Räume des heutigen Goethe-Nationalmuseums sind teilweise noch original erhalten.

Das älteste Haus am Frauenplan ist das Gasthaus Zum weißen Schwan image aD2/Google Map. »Der weiße Schwan begrüßt Dich stets mit offenen Flügeln«, schrieb Goethe einst in einem Brief an einen Freund. In die Fassade des Hauses ist eine Kanonenkugel eingemauert, die an die Schlacht von Jena und Auerstedt und die darauf folgende Besetzung und Plünderung Weimars im Jahre 1806 erinnern soll. Damals hielt sich Napoleon I. in der Stadt auf. Am Haus neben dem Gasthaus erinnert eine Tafel an die erste Wohnung Schillers, der hier 1787 einzog. Zwei Jahre später verließ er die Stadt, um als Honorarprofessor für Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Jena zu lehren. Zehn Jahre später kehrte der Dichter wieder nach Weimar zurück.

Der Frauenplan war bis 1945 auch in der Mitte bebaut. Die Häuser wurden jedoch bei den Bombenangriffen auf Weimar zerstört. Vor einigen Jahren tauschte man die Holzarkaden, die sich an dieser Stelle befanden, gegen Metallarkaden aus, die in ihrer Höhe an die nicht mehr vorhandenen Häuser erinnern sollen. Der Künstler Walter Sachs schuf für den kleinen Spielplatz am Frauenplan die Figur eines sitzenden Riesen. Herumklettern ist ausdrücklich erlaubt.

Vom Frauenplan gelangt man über die Frauentorstraße zur Schillerstraße image aD1/2/Google Map. An dieser Stelle stand früher eines der Stadttore, das Frauentor. Die Schillerstraße verläuft im Bereich der früheren Stadtbefestigung, die aus zwei Mauern bestand, zwischen denen die Rehmenteiche der Tuchmacher und Färber lagen. Auf großen Rahmen, Rehmen genannt, spannte man die feuchten Tuche auf, damit sie trocknen konnten. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Mauern abgerissen und die Teiche verfüllt. An ihrer Stelle entstand eine Flanierstraße, die Esplanade. Schon 1777 baute man auf den Resten der inneren Stadtmauer ein Wohnhaus, das Friedrich Schiller 1802 kaufte und bis zu seinem Tod bewohnte. Das Haus ist heute ein Museum.

Gegenüber befindet sich die 1710 gegründete Hoffmansche Buchhandlung image aD1/Google Map. Die Esplanade wurde später in Schillerstraße umbenannt. In der Fußgängerzone mit Museen, Restaurants, Cafés und Geschäften befindet sich auch das Weimar Haus image aC1/Google Map, das auf unterhaltsame Art und Weise die Weimarer Stadtgeschichte vermittelt. Im seinerzeit nahe gelegenen Redoutenhaus fand 1779 die Uraufführung der Prosafassung von Goethes »Iphigenie auf Tauris« statt. Die Schillerstraße führt direkt zurück zum Wittumspalais am Theaterplatz.

Durch Alt-Weimar

Goetheplatz – Rollplatz – Jakobskirchhof – Teichgasse – Herderplatz – Lutherhof – Kegelplatz – Goethe- und Schiller-Archiv – Park an der Ilm – Burgplatz – Park an der Ilm – Haus der Frau von Stein – Frauenplan – Steubenstraße –Herz-Jesu-Kirche – Sophienstiftsplatz (rote Route).

Am belebten Goetheplatz image aB/aC1/Google Map verkehren fast alle Linien der Stadtbusse. Einst lag hier – außerhalb der Stadtmauern – das Scheunenviertel mit dem Schweinsmarkt, das Ende des 18. Jahrhunderts niederbrannte. Danach entstanden zahlreiche klassizistische Gebäude, das Areal wurde später nach Herzog Carl August »Karlsplatz« und ab 1945 Goetheplatz genannt.

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Teilweise noch original erhalten: Blick in Goethes Arbeitszimmer im Goethe Wohnhaus am Frauenplan

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Skulptur »Versunkener Riese« von Walter Sachs am Frauenplan

Zu den schönsten Gebäuden gehört das Grandhotel Russischer Hof. Im Jahre 1805 wurde an dieser Stelle der nach dem Bruder der Großherzogin Maria Pawlowna, Zar Alexander I., benannte Gasthof »Alexanderhof« eröffnet. Nach der Schlacht von Jena und Auerstedt von 1806 war ein Lazarett im Gasthof untergebracht. Schon bald nannte man das Haus »Russischer Hof«, während der beiden Weltkriege wählte man die Bezeichnung »Fürstenhof«. Viele Jahre lang befand sich im Haus auch eine Poststation. Hier fand 1854 die Gründungsversammlung des von Franz Liszt ins Leben gerufenen »Neu-Weimar-Vereins« statt. Viele berühmte Künstler quartierten sich im Haus ein, zu ihnen zählen der russische Schriftsteller Iwan S. Turgenjew und der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann. Das heutige Hotel ist ein Fünf-Sterne-Haus.

Dem Hotel gegenüber liegt das 1859/60 nach Entwürfen des Architekten Carl Heinrich Ferdinand Streichhan errichtete Gebäude des ehemaligen »Lesemuseums«, der sogenannte Nike-Tempel image aC1/Google Map. Architektonisches Vorbild für das Haus war der Niketempel auf der Akropolis in Athen. Das Gebäude wurde durch Großherzogin Maria Pawlowna finanziert, die dessen Fertigstellung aber nicht mehr erlebte. Das »Lesemuseum« war eine 1830/31 gegründete Lesegesellschaft, die bis 1950 bestand und damit die langlebigste Vereinigung dieser Art in Thüringen ist. Die Lesegesellschaften gelten als Vorläufer öffentlicher Bibliotheken. Das Gebäude am Goetheplatz 12 ist Domizil des Stadtradiosenders »Radio LOTTE Weimar«, der im Haus auch Lesungen, Konzerte und Diskussionsveranstaltungen durchführt.

Nebenan wurde, ebenfalls nach Entwürfen Streichhans, 1858–60 an der Ostseite des Platzes ein Vereinsgebäude für die »Erholungsgesellschaft« als spätklassizistischer Bau errichtet. Hier wurden zahlreiche Konzerte, Bälle und Kongresse veranstaltet. Im Jahre 1864 fand an diesem Ort die Gründungsversammlung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft statt. Der Kasseturm image aC1/Google Map