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Published in the French language originally under the title:

Journal d’un Noob (super-guerrier) – volume 2

© 2016, 404 éditions, an imprint of Édi8, Paris, France.

ISBN 979-1-0324-0015-9

Texte: Cube Kid

Illustrationen: Saboten

Layout: Axel Mahé

„Minecraft” ist eine eingetragene Marke der Notch Development AB.

Dieses Buch ist ein rein fiktives Werk. Es handelt sich dabei nicht um ein offizielles „Minecraft“-Lizenzprodukt und steht in keiner Verbindung mit Mojang AB oder einem anderen „Minecraft“-Rechteinhaber.

Alle Namen, Charaktere, Orte und Handlungen sind vom Autor erdacht und rein fiktiv.

Copyright der deutschen Ausgabe:

© Ullmann Medien GmbH

Übersetzung aus dem Französischen: Annette Mader

Lektorat: Christoph Eiden

Satz: ce redaktionsbüro

Redaktion: Franziska Funcke

Coveradaption: MWK, Köln

ePub Konvertierung: Datagrafix GmbH, Berlin

Gesamtherstellung: Ullmann Medien GmbH, Potsdam

ISBN 978-3-7415-2274-1

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Für Lola Salines, die Herausgeberin dieser Buchreihe,
die bei den Attentaten von Paris
am 13. November 2015 ums Leben kam.

Danke, dass du an mich geglaubt hast.
Cube Kid

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DIENSTAG

Mein letzter Eintrag endete ziemlich spannend, nicht wahr?

Ich schrieb gerade: „Oh, mein Notch! Ich höre Geräusche aus dem Monsterkäfig!!! Was soll ich tun?!“

Und dann schrieb ich nichts mehr.

Bummimages

Ende. Aus.

Tut mir leid …

Doch ich hatte einen guten Grund. Als ich das Geräusch hörte, ließ ich Tagebuch und Stift fallen … Halt, das geht zu schnell. Zuerst einmal zeige ich euch einen Plan von unserem Haus.

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Ich habe ihn extra gezeichnet, damit ihr die Ereignisse besser versteht.

Ja, so nett bin ich.

Zoomen wir mal ein bisschen, wuuuuuh !

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Gestern Abend saß ich auf meinem Bett, als ich plötzlich ein Geräusch aus dem Käfig vernahm. Es war nicht sehr laut, nicht viel mehr als ein leises „Quiek“.

Zunächst hoffte ich, dass es aufhörte. Dann wurde mir allmählich klar, dass es nicht aufhören würde … niemals. Dieses Monster würde bis in alle Ewigkeit neben meinem Zimmer bleiben.

Mindestens aber so lange, bis jemand es herausließ.

Steve sollte dieser Jemand sein. Er ist unser Kampflehrer, und es ist höchste Zeit, dass ich mit ihm spreche. „Worüber?“, fragt ihr?

Über meinen genialen Plan,

uns echte Monster zu besorgen!

Ich rannte zu ihm, aber er schien nicht mit mir reden zu wollen.

– Ich kann dir nichts über diese Bäume sagen. Befehl des

Bürgermeisters, begrüßte er mich.

– Darum geht es nicht. Bitte komm mit und wirf einen Blick auf …

Nicht heute Abend, Minus, ich verhungere gerade. Mein Magen knurrt, meine Hungerleiste ist so gut wie leer, und es fällt mir immer noch schwer zu verstehen, dass diese Hungerleiste in meinem unteren Blickfeld echt und nicht bloß eine Anzeige in einem Computerspiel ist.

– Habt ihr auf der Erde denn keine Hungerleiste?

Nein, Minus, Menschen haben keine Hungerleiste. Sie haben gar keine Anzeigen in ihrem Blickfeld. Aber wo wir gerade über Essen reden … Möchtest du mit mir zu Abend essen?

Ich bemerkte das Pilzragout auf dem Tisch …

Neeeeeee.

– Wirklich nicht?

Neeeiin, neneneneneiin.

Ich rannte aus dem Haus, bevor ich mich übergeben musste. Es blieb keine Zeit, mich zu verabschieden.

    Gut,    

Steve wird mir nicht helfen.

Mike ist zu beschäftigt mit seinem Schloss-Haus. Er hat mit dem Bau einer neuen Lavafalle begonnen, die er „Kreminator“ nennt. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war sein Gesicht voller Redstonestaub.

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Mastoc backt mit seinen Eltern. In seinem Gesicht tummeln sich alle möglichen Zutaten, die man für einen Kuchen braucht. Fragt mich nicht, wie er das geschafft hat. Ich möchte lieber nicht darüber nachdenken.

Ich könnte auch Max fragen, aber vielleicht … Nein, Minus, nein.

Doch irgendjemand muss diese blöde Tür öffnen, oder?

Ich fürchte, dieser Jemand

werde … ich sein.

Gut, natürlich könnte ich auch meinen Vater fragen, aber nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Nein, es ist meine Verantwortung. Ich muss es ganz allein schaffen.

„Ich bin mutig genug“, sage ich mir. „Um einem Monster zu begegnen? Ganz allein? Kein Stress! Meine erste richtige Herausforderung als Krieger, super!“

Wie kann ich das Monster nur überzeugen, mit mir zusammenzuarbeiten? Ich kann ja schlecht sagen: „Hallo, Herr Monster! Geht’s gut? Danke fürs Erscheinen. Hätten Sie vielleicht die Güte, ruhig zu bleiben und sich wehrlos von einer Bande kleiner Jungs mit Holzschwertern niederschlagen zu lassen? Ist doch ein netter Job, der auch noch gut bezahlt wird. Wir geben Ihnen heilende Tränke und wenn Sie wieder fit sind, schlagen wir erneut zu. Einfach genial, oder?“

Hurrrggg

Lassen wir das, so wird es nie funktionieren. Ich muss ihm Angst machen, das ist alles. Ich bin wieder zu Hause angekommen, und versuche, stark, hünenhaft, unbesiegbar auszusehen.

Das Monster soll nach seiner Mama schreien, wenn es mich sieht. Es soll sofort kapieren, dass ich keinen Spaß verstehe.

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Gut, einige von euch werden sicher denken, dass ich eher

etwas deprimiert wirke.

Quatsch!

Ich habe meine Augenbrauen nur zusammengezogen, um meine Augen vor der Sonne zu schützen … Das ist ein geheimer Kriegertrick. Und der Schweiß auf meiner Stirn? Naja … ich schwitze schon mal im Voraus. So zwinge ich meinen Körper, sich vorher abzukühlen, weil es während des Kampfes ziemlich heiß wird. Ich bin ganz blass? So bin ich ganz nach alter Ninjatechnik vor der Steinwand hinter mir besser getarnt. Und mit meinen nach unten gezogenen Mundwinkeln … bereite ich mich auf einen super beeindruckenden Schlachtruf vor.

Das ist alles.

Ein verängstigter Dorfbewohner, sagt ihr? Wo denn?

Ich sehe jedenfalls keinen.

Inzwischen habe ich mich mit meiner Steinhacke in der Hand der Zimmerwand genähert.

Aus Angst gesehen zu werden, möchte ich besser nicht vom Garten aus hineingehen. Wenn jemand vorbeikäme, würde er sehen, wie ich ein Loch in mein eigenes Haus grabe und das Monster in seinem

Käfig sehen. Schon hätten wir wieder einen „Zwischenfall“.

Ich zittere am ganzen Körper. Wirklich sehr praktisch!

Ich beginne, auf die Steinmauer einzuschlagen, und jeder Schlag scheint Ewigkeiten zu dauern. Mein Herz pocht laut in meiner Brust. Wahrscheinlich ist es nur … die Aufregung!

„Welche Art Monster wird es sein?“, fragte ich mich. Dem Geräusch nach zu urteilen, könnte es ein Babyghast sein. Ich habe noch nie einen echten gesehen, immer nur von ihnen gelesen. Ich glaube, man trifft sie nur im Nether. Vielleicht gibt es aber auch gar keine Babyghasts, und ein ausgewachsener Ghast würde niemals an einen Ort wie diesen kommen.

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Mmmmh. Es wird wahrscheinlich eine Spinne sein, hab allerdings noch nie gehört, dass Spinnen derartige Geräusche machen.

Wenn es … eine Höhlenspinne ist? Max hat einmal erzählt, dass man beim Anblick einer Höhlenspinne so schnell wie möglich wegrennen und dabei so laut brüllen sollte wie ein Enderman in den Tiefen eines Meeresbioms. Er hat noch behauptet, Höhlenspinnen seien fast genauso gefährlich wie geladene Creeper, und sollte man das Pech haben, ihnen zu begegnen, sei man gut beraten, einen Eimer Milch dabei zu haben, um die Vergiftungen heilen zu können. Er sagte auch, solche Spinnen seien

mega …

mega …

   giftig.   

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Ich hörte auf zu graben. Doch Vorsicht! Nicht etwa, weil ich Angst hatte. Ehrlich, wer hat schon Angst vor so einem bisschen Gift, das deine Lebensleiste auf ein halbes Herz reduziert, sodass du kaum noch dem Angriff eines einbeinigen Huhns standhalten könntest. So ein bisschen Gift, das dich vor Schmerzen schwitzen lässt? Wer hat denn vor so etwas Angst? Ich nicht.

Ich habe eben nur Durst. Aus einem unerfindlichen Grund hatte ich das Bedürfnis nach einem großen Eimer Milch. Also ließ ich alles stehen und ging in die Küche.

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Ich habe mir sogar zwei Eimer mitgenommen. Ich stellte sie beide in meinem Zimmer neben mich auf den Boden. Ich nahm die Hacke in die eine Hand und hielt die andere, für den Fall, dass ich wieder Durst bekommen sollte, ganz nah an den zweiten Milcheimer. Versteht ihr?

Dann habe ich wieder angefangen zu graben.

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Die ganze Zeit über hielt ich einen Eimer nah an meinen Mund, leicht geneigt … Man bekommt schließlich einen mega Durst beim Graben!

Der erste Block zerbröselte. Ich zog mein Schwert, obwohl ich schon gar kein Quieken mehr hörte. In dem kleinen Raum hinter der Wand war es totenstill. Welche Kreatur auch immer dort sein mochte, sie schien auf mich zu warten.

Ich zerstörte den Block darüber

und zog mein Schwert erneut.

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Immer noch nichts.

Ich war vorbereitet, hatte meine Waffe, meine Milch … aber es war nichts zu hören. Dann erstürmte ich den Raum. Endlich würde ich sehen können, was sich darin befand … Heimlich hoffte ich auf etwas Cooles oder Verrücktes, auf etwas wie den Kaka-Heuler oder Mungo, den Allmächtigen. Irgendsowas Verrücktes eben!

Warum nicht eine Zombiekuh?

Eine Zombiekuh wäre wirklich mega cool!

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Aber leider war es keine Zombiekuh.

Es war …

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Ein Schleim!

Ein Babyschleimimages

Ich habe noch nie einen kleineren gesehen. Als er mich sah, hat der kleine Feigling leise gequiekt. Das ist bitter!

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Dabei hatte ich doch wenigstens auf einen Zombie oder ein Skelett gehofft, jedenfalls auf irgendetwas Großes, gegen das wir lernen könnten zu kämpfen. Naja … diesen Schleim würde ich wohl mit einem Hieb meiner Hacke loswerden. Keiner wusste, dass ich ein Monster ins Dorf gelockt hatte. Meine Eltern würden ohnehin ausflippen und sagen, der Kleine macht nur Ärger. Vielleicht würden sie auch auf die Idee kommen, den Bürgermeister zu informieren. Wäre es da nicht besser, so zu tun, als wäre nichts gewesen? Niemand weiß etwas.

Ich könnte das alles jetzt sofort

beenden. Bimm! Bamm! Bumm!

Ende des Projekts „Gratismonster“.

Und vor allen Dingen besäße ich dann einen Schleimball.

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Fest entschlossen erhob ich meine Hacke. Doch irgendetwas hielt mich zurück, die Idee bis zum bitteren Ende auszuführen. Es war echt seltsam, aber dieser Babyschleim … war irgendwie gar nicht böse. Er sprang mich nicht an und schien … ja, er schien Angst zu haben. Zitternd drückte er sich in die Ecke, und er quiekte so niedlich.

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Wer könnte so grausam sein, ihn zu töten? Sollten denn die ganzen Anstrengungen, ein Monster zu fangen, umsonst gewesen sein? Mission beendet!

Natürlich war er nicht so ein furchterregendes Ding wie ein Zombie, aber vielleicht könnte er für uns doch noch nützlich werden? Man könnte ihn zum Beispiel für wissenschaftliche Zwecke erforschen …

Kurz … Ich halte mir jetzt ein Monster. Basta!

Ich habe ihm ein Stück Brot gegeben, das er in zwei Sekunden verschlang. Sofort war ich sein bester Freund (naja, ein bisschen hat es schon gedauert, er musste erst einmal ein Bäuerchen machen).

Ich sollte ihn als mein Versuchskaninchen bezeichnen, was meint ihr? Hört sich cooler an als „Haustier“. Ich könnte ein Labor aus meinem Zimmer machen. Mit Mastoc als meinem Assistenten könnten wir geheime Experimente an diesem armen Monster durchführen.

Kann es lachen? Muss es schlafen? Erschrickt es, wenn man ihm Grimassen schneidet? Wird es schließlich ein eigenes Tagebuch

schreiben: Tagebuch eines bipolaren Babyschleims?

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Nein! Nein! Nein! Mein Babyschleim wird in keine Schleimschule gehen, niemals! Er wird ein höfliches und gut erzogenes Monster und ein angesehener Bürger von Minecraftia werden.

Ein echter Gentleman-Schleim.

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Ich werde ihn Jello nennen.

Vor ein paar Tagen erzählte mir Steve, dass die Erdenbewohner etwas sehr Schleimähnliches essen. Es heißt „Gelatine“, einige sagen „Jell-o“ dazu. Das klingt doch wirklich gut.

Natürlich muss ich irgendwann einmal mit Steve über Jello reden. Aber jetzt habe ich erstmal meine Doppeltruhe für den kleinen Schleim geleert. Schließlich braucht er ja ein … Bett? Häuschen? Käfig? So genau weiß ich das nicht.

Ich habe ihn hineingeschubst und ein paar Minuten abgewartet, damit er sich beruhigt. Er gewöhnte sich schnell daran, in der Truhe eingeschlossen zu sein.

− Sitz! Steh! Rumdrehen! Bravo!

Und jetzt teile dich in viele kleine Schleime!

Babys können das ja gar nicht, Mist images

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MITTWOCH

Gut, jetzt habe ich ein Haus-Kuschel-Babyschleim-Tier.

Es gibt übrigens immer mehr Bäume am Horizont. Juchuu!

Wirklich faszinierend. Die Leute sind offensichtlich verwirrt, aber sie sagen nichts. ABSOLUT GAR NICHTS!

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Steve will mir immer noch nicht erklären, was an diesen Bäumen so Besonderes ist.

Warum sind sie so wichtig?

Es handelt sich doch nur um einen riesigen und kostenlosen Vorrat an Holz, der sich unserem Dorf nähert. Eigentlich würde ich es fast für eine gute Sache halten. Die Holzfäller müssten doch froh sein. Sie müssen nicht mehr zum Holz gehen, jetzt kommt das Holz zu ihnen! Können den ganzen Tag chillen, sich mit Zitronenkuchen vollstopfen und darauf warten, dass die Bäume zu ihnen kommen, um gefällt zu werden.

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Das ist doch …

der leichteste Beruf

der Welt. Jawohl!

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Aus der Schule kommen zurzeit keine schlechten Nachrichten. Es gibt zwar noch keine „offizielle“ Rangliste, aber alle wissen ziemlich genau, wer zu den Top 10 gehört. Nach flüchtigen Blicken auf die Register der Mitschüler und regem Informationsaustausch vermuten wir die folgende Reihenfolge:

Max (natürlich)

Minus (sehr erfreulich)

???

Pierre (Max meint, wir sollten auf ihn aufpassen)

Roussin

Sap

Mastoc (mein bester Freund!)

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Sarabella (gehört zu meiner Clique)

Strass

Doch es tut sich ein echtes Mysterium auf. Bis jetzt dachten alle, dass Pierre auf dem dritten Platz der Rangliste steht. Doch dann hat jemand gehört, wie die Lehrer sich nach dem Unterricht darüber unterhielten, dass Pierre auf den vierten und nicht auf den dritten Platz gehört. Aber niemand hat einen höheren Score als Pierre, Max oder ich. Das ist wirklich seltsam! Natürlich gibt es einige, die aus ihrem Score ein riesiges Geheimnis machen und keinen auf ihr Register blicken lassen.

Wer könnte es sein? Frez?

Nee … laut Max ist er ziemlich weit unten.

Doch wer ist diese Person X, die kurz davor steht, mich einzuholen? Warum bloß habe ich sie oder ihn bisher nicht bemerkt?

Übrigens scheint Jello krank zu sein. Ich habe ihn Mastoc gezeigt, und er hat ihm ein Stück Kuchen gegeben. Jello hat es sofort verschlungen, als wäre es nur ein Brotkrümel. Doch dann wurde er neongrün und noch schleimiger als sonst.

Ich glaube, ich habe etwas gelernt.

Vielleicht sind Schleime … Diabetiker?

Er bekommt jetzt nur noch Brot. Das ist sicherer.

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