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LONDON

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von Petra Sparrer

Petra Sparrer ist als freie Journalistin, Reisebuchautorin, Lektorin und Projektmanagerin für Verlage sowie als Übersetzerin aus dem Französischen und Englischen im eigenen Redaktionsbüro in Köln tätig. Für den VISTA POINT Verlag verfasste sie neben London die Reiseführer Brüssel sowie Brügge, Antwerpen und Gent.

Inhalt



Willkommen in London

Top 10 & Mein London

image Top 10: Das sollte man gesehen haben

image Mein London: Lieblingsplätze der Autorin

Stadttouren

Vom Tower of London bis zum Trafalgar Square

Vom Trafalgar Square bis nach Marylebone

Von Piccadilly Circus bis zum British Museum

Streifzüge

Notting Hill und Portobello Market

Von Amys Camden Town bis nach Highgate

Street Art, Märkte und Multikulti im trendigen East End

Vista Points – Sehenswertes

Museen und Galerien

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in London

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z und Sprachführer

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

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Zeichenerklärung

image Top 10
Das sollte man gesehen haben
image Mein London
Lieblingsplätze der Autorin
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps.

Willkommen in London

London ist eine der größten und aufregendsten Hauptstädte Europas. Die multikulturelle Weltstadt macht schnell euphorisch und atemlos. Besucher sollten aufpassen, dass es ihnen nicht wie Virginia Woolf ergeht. Die Schriftstellerin bezeichnete London als passion of my life (»Leidenschaft meines Lebens«). Sie liebte es, Tag und Nacht ruhelos durch die Straßen zu ziehen und sich von den Möglichkeiten ihrer Stadt verführen zu lassen. So sehr, dass ihre Ärzte ihr rieten umzuziehen, denn ihre Gesundheit und geistige Ausgeglichenheit seien gefährdet. Was sie nicht tat.

Nicht viel anders werden sich die Kellerkinder des Rock ’n’ Roll von Chelsea und Belgravia gefühlt haben – die Beatles, Rolling Stones, Eric Clapton, The Who, Pink Floyd und viele mehr, die im »Swinging London« der 1960er Jahre die konservative Welt mit ihrer Musik zum Wackeln brachten. Der King’s Boulevard war in der bewegten Zeit der Blumenkinder Dreh- und Angelpunkt des szenigen London. Später entwickelte er sich mit der Boutique von Vivienne Westwood und mit Sid Vicious, der um die Ecke lebte, zur Wiege des Punk. Fest steht: Die inzwischen bevölkerungsreichste Stadt Europas setzte kreative Trends in Musik, Kunst und Mode.

Besucher staunen schon in der Metro über das multikulturelle London mit seinen zahlreichen Immigranten aus dem Commonwealth. In Bestform präsentiert es sich beim Karneval von Notting Hill. Auch in der Küche der britischen Metropole vermischen sich vielfältige kulturelle Einflüsse. Das Finanzzentrum des Landes stellt in seiner Architektur und seinen Schaufenstern großen Reichtum zur Schau und verführt wie keine andere Stadt zum Shoppen. Günstig essen, individuell einkaufen und Modetrends entdecken – das ist insbesondere auf Londons Märkten möglich. Zu den schönsten zählen der Borough Market, Brick Lane und Spitalfields Market sowie Portobello Market.

Die trubeligen Straßen um Piccadilly Circus, das aristokratische St. James’s und immer höhere Wolkenkratzer kontrastieren mit gemütlichen, nahezu dörflichen Vierteln wie Marylebone, Bloomsbury oder Primrose Hill. Kunstliebhaber verlockt London zum Kunstgenuss ohne Ende, denn der Eintritt in die National Gallery, Tate Modern, Tate Britain und alle anderen staatlichen Museen ist abgesehen von Sonderausstellungen gratis. London Eye, Westminster Abbey und hochkarätige Wechselausstellungen zählen zu den Besuchermagneten. Viel Spaß bei entdeckungsreichen Streifzügen! Und nicht vergessen: zwischendurch öfter mal für Neues Kraft schöpfen bei einer gepflegten Teatime-Pause.

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Die neogotischen Houses of Parliament erstrecken sich über einen Viertelkilometer entlang der Themse

Top 10 & Mein London

Top 10: Das sollte man gesehen haben

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Tower of London

S. 8 ff., 36 f., 66 image F12/13/Google Map
Die Festung am Ende der Tower Bridge ist Schauplatz der bewegten britischen Geschichte. Die Beefeater, die noch heute im Tower wohnen, machen spannende Führungen.

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Tate Modern und Tate Britain

S. 12 f., 33, 35 f., 50, 53 image F/G9/10, südl. J6/Google Map
Mit einer Bootsfahrt über die Themse lässt sich ein Besuch der beiden Tate Galleries verbinden. Tate Modern setzt Trends für zeitgenössische Kunst; Tate Britain ist dank William Turner und anderer britischer Landschaftsmaler berühmt.

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St. Paul’s Cathedral

S. 13, 43, 50 image E10/Google Map
Sir Christopher Wrens Meisterwerk ist das Schmuckstück am Themseufer und wird abends bezaubernd angestrahlt.

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London Eye

S. 14 f., 41, 66 image G7/Google Map
Eine Fahrt mit dem Riesenrad bietet einen tollen Panoramablick über ganz London, über Big Ben, Westminster Abbey und die Houses of Parliament.

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Houses of Parliament und Big Ben

S. 15, 40 f., 45 image H6/Google Map
Der Glockenturm des britischen Parlamentsgebäudes ist das Wahrzeichen Londons. Bei Parlamentssitzungen dürfen interessierte Besucher in den Houses of Parliament Mäuschen spielen.

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Westminster Abbey

S. 16, 44 f. image H6/Google Map
Seit 1066 Wilhelm der Eroberer hier gekrönt wurde, ist dies die bedeutendste Kirche Großbritanniens.

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National Gallery

S. 17 f., 33, 50 image F6/Google Map
Absolutes Highlight für Kunstliebhaber am Trafalgar Square: eine der bedeutendsten Gemäldegalerien für europäische Kunst vom 15. bis zum 20. Jahrhundert.

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Buckingham Palace

S. 20, 38 f., 66 image H4/Google Map
Ein Hingucker ist die Wachablösung vor dem Königspalast zwischen den grünen Oasen Green Park und St. James’s Park.

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Hyde Park

S. 20 f., 69 f image F/G1/2/Google Map
Londons grüne Lunge mit einem kleinen See und der Speakers’ Corner bietet Sommerflair und Erholung vom Sightseeing.

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British Museum

S. 23, 28 f. image D6/Google Map
Ein Streifzug durch die Kulturen der Welt mitten in Bloomsbury, im Museum mit dem lichtdurchfluteten, von Sir Norman Foster spektakulär überbauten Innenhof.

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Mein London
Lieblingsplätze der Autorin

Liebe Leser,
dies sind einige besondere Orte dieser Stadt, an die ich immer wieder gern zurückkomme. Eine schöne Zeit in London wünscht Ihnen

Petra Sparrer

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Aqua Shard und Oblix

S . 10, 43, 52, 55, 56 f. image G11/Google Map
Die Bar des Restaurants Aqua Shard und die Bar Oblix im 31. Stock von The Shard bieten einen herrlichen Blick – besonders abends.

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Somerset House mit Courtauld Gallery

S. 14, 29 f. image F7/Google Map
Villa und Innenhof sind häufig Schauplatz für kulturelle Events; die Cafés mit einladenden Terrassen bieten kulinarische Genüsse. Das Highlight ist die Sammlung der Courtauld Gallery im Nordflügel.

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Ceviche

S. 22, 23, 52 image E5/Google Map
Im Restaurant Ceviche das gleichnamige peruanische Gericht probieren, dazu einen Pisco Sour und dann durch die Straßen von Soho schwärmen.

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Brick Lane

S. 27, 50, 64 f. image C/D13/Google Map
Ein Genuss am Wochenende durch diese Straße zu bummeln: der quirlige Markt, Street Art in den Seitengassen und Kunstgalerien in der Old Truman Brewery.

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Muriel’s Kitchen

S. 54 image aD5/Google Map
Die Bäckerei mit Feinkostprodukten nach Großmutters Art ist nach einer Museumstour durch South Kensington der charmanteste Ort, den man sich vorstellen kann.

Stadttouren London

Vom Tower of London bis zum Trafalgar Square

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Vormittag
Tower of London – Tower Bridge – City Hall – The Shard – Borough Market – Bermondsey Street – Southwark Cathedral – Golden Hinde – Clink Prison Museum – Globe Theatre – Tate Modern.

Mittag Restaurant in der Tate Modern image F10/Google Map
Bankside, Images (020) 78 87 88 88
Lunch Mo–Fr 12–15.15, Sa/So 11.30–15.15 Uhr
Im sechsten Stock des Museums kann man gut speisen und dabei den wunderbaren Blick auf St. Paul’s genießen. £–££

Nachmittag
Millennium Bridge – St. Paul’s Cathedral – Royal Courts of Justice – Temple Church – Somerset House – Southbank Centre – London Eye – Houses of Parliament – Westminster Abbey – Cabinet War Rooms – Banqueting House – Trafalgar Square.

Der Spaziergang beginnt am image Tower of London image F12/13/Google Map, der hinter Panzerglas die mit funkelnden Edelsteinen besetzten britischen Kronjuwelen birgt. Das Londoner Wahrzeichen und UNESCO-Weltkulturerbe zieht alljährlich fast drei Millionen Besucher in seinen Bann, denn er hat eine bewegte Geschichte: Er diente als Gefängnis, dessen gelehrte Insassen eindrucksvolle Graffiti an den Wänden hinterließen, als königliche Münzprägestätte, als Lager für Waffen und Karten, als Kaserne zur Bekämpfung von Aufständen, als Militärkrankenhaus und als Zoo. Elefanten, Affen, Grizzlybären und afrikanische Wildtiere waren bis ins 19. Jahrhundert in der Tower-Menagerie zu bestaunen.

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So mancher Gefangene wurde hier vom Leben in den Tod befördert: der Tower of London

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Wilhelm der Eroberer ließ 1078 die erste Festung zunächst aus Holz über römischen Grundmauern von Londinium errichten. Als Schloss von Eduard I. bestand der Tower im 13. Jahrhundert aus drei Festungsringen. Ganz innen steht der älteste Teil: der White Tower, die weiß gekalkte, frühmittelalterliche Königsresidenz, in der heute eine Waffenausstellung zu sehen ist. Links dahinter in den Waterloo Barracks liegt das Jewel House, die Schatzkammer der Monarchie. Der äußere Ring des Towers hat sechs Türme und zwei Bastionen und seine Gesamtfläche nimmt 7,3 Hektar ein. Vom Herrschersitz wurde der Tower zum Gefängnis und um den berüchtigten Bloody Tower, in den die Söhne Eduards IV. von ihrem eigenen Onkel Heinrich III. gesperrt wurden, ranken sich viele grausame Geschichten. Auf dem Tower Green ließ Heinrich VIII. seine beiden Gattinnen Anne Boleyn und Catherine Howard köpfen.

Mit der Schlüsselzeremonie um sieben Minuten vor 22 Uhr werden im Tower allabendlich alle Tore abgeschlossen. Touristen dürfen nach Voranmeldung zuschauen.

Steht man am Kopf der Brücke seitlich vor dem Tower, schaut man auf die Mauer des vom ehemaligen Burggraben gesäumten äußeren Festungsrings. Dahinter funkeln die dreieckigen und rautenförmigen Glasbausteine des markanten, 44-stöckigen Wolkenkratzers 30 St Mary Axe. Das Pendant zum Torre Agbar in Barcelona, an dem Sir Norman Foster mitwirkte, nennen die Londoner The Gherkin image E12/Google Map (»Die Essiggurke« oder »Das Gürkchen«).

Die berühmte Tower Bridge image G13/Google Map führt an das Südufer der Themse. Stadtbaumeister Horace Jones errichtete die Straßen- und Klappbrücke im viktorianisch-gotischen Stil. Sie ist 244 Meter lang und hat zwei 65 Meter hohe Türme, die durch zwei verglaste Stege – 42 Meter über dem Fluss – verbunden sind. Als die Brücke 1894 eingeweiht wurde, galt sie als technisches Meisterwerk. Ihre beiden Teile lassen sich bis zu einem Winkel von 83 Grad so weit aufklappen, dass ein großes Schiff passieren kann. Früher geschah dies hydraulisch, heute elektrisch. Wer zurückschaut, sieht rechts am Nordufer den Yachthafen vor den denkmalgeschützten Magazin- und Speicherhäusern der St. Katherine Docks, die heute Restaurants, Pubs und Läden beherbergen.

Auf der Südseite folgt man rechts entlang der Themse dem Themse-Pfad und passiert zunächst die von Sir Norman Foster als Symbol für die Transparenz der Demokratie entworfene City Hall image G12/Google Map, seit 2002 Sitz des Rathauses. Eine 500 Meter lange Wendeltreppe führt hinauf zum Ratssaal und zum »Wohnzimmer Londons« mit Aussichtsplattform im zehnten Obergeschoss.

Einen der besten Ausblicke über die britische Metropole bietet jedoch das 2013 eröffnete The Shard image G11/Google Map (»Die Scherbe« bzw. »Der Glassplitter«). Das 310 Meter hohe und aus allen Richtungen von Weitem sichtbare Bürohochhaus entwarf Architekt Renzo Piano. Die Aussichtsplattform über dem 72. Stock ist kostenpflichtig, doch auch von der über einen separaten Eingang zugänglichen Restaurant- und Bar-Ebene mit image Aqua Shard und image Oblix ist der Panoramablick fantastisch. Gut zu sehen ist unter anderem, wie auf der anderen Flussseite im Finanzdistrikt die moderne City of London in die Höhe wächst.

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Altes und neues Wahrzeichen der City of London: die moderne City Hall von Norman Foster, im Hintergrund die viktorianische Tower Bridge

Der Walkie-Talkie image F11/Google Map oder The Pint genannte Wolkenkratzer des Architekten Rafael Viñoly wurde 2014 nach vier Jahren Bauzeit eröffnet. Zunächst sollte er eine Höhe von 200 Metern erreichen, doch damit er die Sichtachsen zur St. Paul’s Cathedral und zum Tower nicht komplett versperrt, ließen die Stadtplaner letztendlich nur eine Höhe von 160 Metern zu. Nach oben hin erweitert sich die Grundfläche der Etagen und auf dem Dach liegt der Sky Garden, Londons höchster »Park«. Eine große Aussichtsplattform bietet Besuchern einen weiten Blick über London. Schon vor der Fertigstellung sorgte der Bau für Schlagzeilen: Die Glasfassade reflektierte die Sonne wie ein Hohlspiegel, sodass Teile von auf der Straße geparkten Autos schmolzen und Fußmatten Feuer fingen. Im Sommer 2013 wurden sogar auf der Straße Spiegeleier gebraten, um auf das Phänomen aufmerksam zu machen. Zum Schutz musste ein Gerüst mit einem langen Vorhang errichtet werden.

Weitere Wolkenkratzer mit sprechenden Namen sind The Cheesegrater image E12/Google Map (»Die Käsereibe«, Leadenhall Building) vom Architekten des Lloyd’s of London Richard Rogers und The Pinnacle image E12/Google Map (Bishopsgate Tower). The Pinnacle stammt wie der Heron Tower image E12/Google Map mit Sky Bar in 175 Metern Höhe von Lee Polisano. Der (umstrittene) Bauboom in der City of London erweckt den Eindruck, dass es mit der Wirtschaft wieder aufwärts geht. Sicher ist nur eins: Die internationalen Investoren der Wolkenkratzerlobby möchten von der steigenden Nachfrage nach Büro- und Geschäftsräumen profitieren, während Wohn- wie Büroflächen immer teurer werden.

Von The Shard bietet sich auch eine interessante Vogelperspektive auf die U-Bahnstation London Bridge und den Borough Market image G10/11/Google Map, das nächste Ziel des Rundgangs. Londons ältester Lebensmittelmarkt, der schon im 13. Jahrhundert am Themseufer existierte, liegt unterhalb von Bahnbrücken und einem Viadukt, der für einen der größten Schienenverkehrsknotenpunkte der Stadt noch weiter ausgebaut wird. Borough Market ist der »Bauch von London« und einer der schönsten Märkte der Stadt. Fernsehsender drehen hier Kochshows, Filmszenen aus »Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück« und »Harry Potter und der Gefangene von Askaban« entstanden auf dem Markt. Britische Erzeuger, die etwas auf sich halten, sind auf dem Borough Market ebenso vertreten wie indische Teehändler. Die renovierte Eingangshalle im Art-déco-Stil ist von 1932. Die Säulen der 2004 errichteten neuen Halle nebenan stammen vom alten Blumenmarkt von Covent Garden.

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Borough Market, Londons ältester Lebensmittelmarkt

Von hier aus lohnt ein Abstecher in die Bermondsey Street image H12/Google Map mit trendigen Gastro-Pubs, netten Cafés und dem Fashion and Textile Museum image H12/Google Map. Auf dem Weg zur White Cube Gallery image H12/Google Map kann man bei London Glasblowing image H12/Google Map (Nr. 62–66) den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen.

Die Bänke im Garten der Southwark Cathedral image G11/Google Map (1220–1420) zu Füßen des Borough Market sind bei Street-Food-Fans beliebt. Die anglikanische Kirche im Stil der Gotik birgt eine Alabasterfigur von Shakespeare und auf einem Relief sind Globe Theatre und Southwark Cathedral dargestellt.

Im Themsedock um die Ecke liegt ein seetüchtiger Nachbau der »Golden Hinde« image G11/Google Map von Sir Francis Drake, dem Piraten im Auftrag der Krone. Drake umsegelte im 16. Jahrhundert als erster Engländer in vier Jahren die Welt.

In der Clink Street erinnert das Clink Prison Museum image G10/Google Map an die gruseligen Haftbedingungen des berüchtigten früheren Gefängnisses. In der Nähe stand auch der Palast der Bischöfe von Winchester, die das südliche Themseufer im 13. Jahrhundert verwalteten. Übrig ist nur noch eine Mauer mit einer Fensterrosette, die 1814 wieder zum Vorschein kam, als der darübergebaute Palast abbrannte.

Vorbei am Anchor Pub image F/G10/Google Map, in dem schon Shakespeare sein Ale trank, geht es weiter zum Globe Theatre image F10/Google Map, dem originalen Nachbau des Shakespeare-Theaters, ein paar Hundert Meter vom ursprünglichen Standort des früheren Theaters entfernt. 1588 präsentierte Shakespeares Truppe hier erstmals das Stück »Heinrich V.«. Und seit 1997 spielen sich die hauseigenen Ensembles des Globe Theatre mit originellen Shakespeare-Interpretationen in die Herzen der Besucher. Ergänzend zum Open-Air-Theater ermöglicht der Rundbau nebenan, das Sam Wanamaker Playhouse, eine ganzjährige Spielzeit.

Die nächste Station des Spaziergangs ist die image Tate Modern image F/G9/10/Google Map. Die zeitgenössische Schwester der image Tate Britain image südl. J6/Google Map (1,6 Mio. Besucher) zieht jährlich 5,6 Millionen Liebhaber moderner Kunst an. Sie residiert seit dem Jahr 2000 in dem ehemaligen Heizkraftwerk Bankside Power Station. Das Schweizer Architektenbüro von Jacques Herzog und Pierre de Meuron setzte ein zweistöckiges Glasgeschoss auf das von Sir Giles Gilbert Scott entworfene und zwischen 1947 und 1963 entstandene fensterlose Backsteingebäude und baute sieben Stockwerke an. Unterirdisch wurden zwei ehemalige Öltanks aus Beton in kuriose Dunkelkammern für Installationen verwandelt. In die oberen Stockwerke führen Rolltreppen. Durch eine Glasfensterfront blickt man hinunter in die 160 Meter lange und 35 Meter hohe Turbinenhalle. Hier waren schon viele spektakuläre Wechselausstellungen zu sehen. Eine Brücke über die Halle soll künftig in einen neuen pyramidenartigen Kunstturm mit Gussglashülle führen, der die Ausstellungsfläche mehr als verdoppeln wird. Hier soll noch mehr Raum für Kunst aus der ganzen Welt entstehen. Eröffnung ist im Juni 2016.

Die Tate Modern bietet sich auch für eine Mittaspause an: Aus dem Restaurant im sechsten Stock genießt man eine wunderbare Aussicht.

Gleichzeitig mit der Tate Modern wurde zur Jahrtausendwende auch die 325 Meter lange Millennium Bridge image F10/Google Map fertig, die Richtung Tate Modern abrupt in der Luft stehend endet und an ein gerade gelandetes Ufo erinnert. Allerdings geriet die Fußgängerbrücke, die das Büro von Sir Norman Foster plante, so sehr in Schwingung, dass sie nach zwei Tagen gesperrt und erst 2002 nach dem Einbau von Dämpfern wieder eröffnet wurde. Die Londoner nahmen die Blamage mit Humor und nennen die Brücke bis heute gern »the wobbly bridge« (Wackelbrücke).

Das nächste Ziel ist ein Blickfang am anderen Ufer: die image St. Paul’s Cathedral image E10/Google Map. Sir Christopher Wren ließ den prunkvollen Kuppelbau nach dem Großen Brand von 1666 ab 1675 neu errichten. In 35 Jahren Bauzeit kam der Baumeister jeden Freitag auf die Baustelle, um nach dem Rechten zu sehen. An seinem 78. Geburtstag setzte sein Sohn den Schlussstein in die Kuppel. In dem Gewölbe unter der Kathedrale laden das Restaurant The Refectory und ein Krypta-Café zu einer Pause ein. Zwischen Marmorstatuen prominenter Briten lässt es sich hier gemütlich speisen und Tee oder Kaffee trinken.

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Museumsdidaktik in der Tate Modern

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Das London Eye kann in einer Umdrehung 800 Fahrgäste befördern – so viele wie elf rote Londoner Doppeldeckerbusse

Von St. Paul’s geht es über Ludgate Hill weiter in die Fleet Street, die bis in die 1980er Jahre das Zentrum der britischen Zeitungsverlage war. Daily Telegraph, Financial Times und Daily Express waren hier ansässig, bis sie in die Docklands umzogen. In Nr. 145 liegt der Ye Olde Cheshire Cheese Pub image E8/Google Map von 1667. Charles Dickens und Voltaire zählten zu den Gästen der urigen Taverne. Nebenan führt eine Passage zum Dr. Johnson’s House image E8/Google Map, dem ehemaligen Wohnhaus des Wissenschaftlers Dr. Samuel Johnson.

Weiter geht es in Richtung der klassizistischen Kirche St. Mary-le-Strand image F7/Google Map durch die Straße Strand, deren Umgebung einst dem Orden der Tempelritter gehörte. Wer möchte, kann in den Royal Courts of Justice image E8/Google Map bei Gerichtsverhandlungen zuhören. Gegenüber in den vier Inns of Court werden die Rechtsanwälte ausgebildet, die vor Gericht plädieren dürfen und in den Richterstand erhoben werden können. An die Zeit der Tempelritter erinnert vor allem die Temple Church image E8/Google Map, für die die Jerusalemer Grabeskirche Pate stand. Bevor man durch die Innenhöfe zur Themse schlendert, bietet es sich an, sich bei Twinings image E8/Google Map (216 Strand) mit der berühmten Teemarke einzudecken.

William Chambers (1723–96) errichtete 1776 an der Themse das image Somerset House image F7/Google Map im Stil einer Pariser Stadtvilla mit großem Innenhof, Schauplatz für Konzerte und kulturelle Events. Das Highlight ist die Sammlung der Courtauld Gallery, doch es gibt hier auch kleine Kunstgalerien, Läden, Cafés und Restaurants.

Wer möchte, kann am Themseufer weiter bis zu Cleopatra’s Needle image F7/Google Map gehen. Der 3500 Jahre alte ägyptische Obelisk, der hier seit 1878 steht, ist ein Geschenk des türkischen Vizekönigs an die Briten. Ansonsten überquert man über die Waterloo Bridge die Themse zum Southbank Centre image G7/Google Map. An der Kulturmeile ist immer etwas los und vor dem Nationaltheater, der Queen Elizabeth Hall und dem Purcell Room laden Caféterrassen und Restaurants mit Flussblick zum Einkehren ein.

Ein Stück weiter rechts dreht sich das Riesenrad image London Eye image G7/Google Map. Die Aussicht von ganz oben aus 135 Metern Höhe ist unschlagbar und die behutsame Fahrt in einer der 32 Glasgondeln auch dann ein Genuss, wenn man nicht ganz schwindelfrei ist. Das zum neuen Jahrtausend eröffnete »Millenium Wheel« symbolisiert das Rad der Zeit und ist doppelt so hoch wie das Riesenrad des Wiener Praters. Sehr schön ist u.a. der Blick auf Big Ben, die Houses of Parliament und Westminster Abbey jenseits der Westminster Bridge. Auch der Rundgang führt nun über die Brücke.

image Big Ben ist der Spitzname für die große Glocke in dem 96 Meter hohen Uhrenturm des britischen Parlamentsgebäudes, der image Houses of Parliament image H6/Google Map. Der Turm selbst hieß bis zum 60-jährigen Thronjubiläum der Queen offiziell St. Stephen’s Clock Tower, heute ist sein offizieller Name Elizabeth Tower, umgangssprachlich ist er samt Uhr häufig einfach Big Ben. Seit 1859 schlägt die 13,5 Tonnen schwere Glocke zu jeder vollen Stunde. Der Turm ist ein Postkartenmotiv und eines der berühmtesten Wahrzeichen von London. Seine Uhr, immer noch die größte Großbritanniens, gilt auch als die zuverlässigste der Stadt. Der Stundenzeiger ist 2,7 Meter lang und der Minutenzeiger misst 4,25 Meter, das Ziffernblatt hat einen Durchmesser von 7,5 Metern. Brennt in der Dunkelheit noch die Lampe oberhalb der Uhr, tagt das Unterhaus noch.

Wo heute das 1860 errichtete gotische Parlamentsgebäude aus hellem Sandstein steht, trat bereits 1275 erstmals ein Parlament zusammen. Die alten Parlamentsgebäude brannten 1834 ab und ab 1840 wurde 20 Jahre lang an dem neuen Gebäude des Architekten Charles Barry gebaut. Besucher können von den Galerien aus kostenlos bei Sitzungen des House of Lords und des House of Commons und in der Westminster Hall zuhören. Ausländer müssen sich am Besuchereingang (Cromwell Green) anstellen. Während der Question Time befragen Mitglieder des Parlaments den Premierminister oder einen Minister zu wichtigen Themen. Zu dieser Zeit ist der Besucherandrang im Parlament am größten und Briten mit Eintrittskarte haben Priorität. Ausländische Besucher bekommen ohne Ticket Zutritt, wenn noch Platz ist.

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Hervorstechend in der Silhouette Londons: die Türme der Houses of Parliament und von Westminster Abbey

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Downing Street Nr. 10, Sitz des britischen Premierministers

Gegenüber liegt image Westminster Abbey image H6/Google Map. Die 156 Meter lange, 61 Meter breite und in ihren Gewölben über 30 Meter hohe Abteikirche entstand ab 1050 und wurde in den folgenden Jahrhunderten im Stil der frühen englischen Gotik fertiggestellt. Weihnachten 1066 wurde hier Wilhelm der Eroberer gekrönt. Vor dem Eingang der mit über 300 Grabdenkmälern und mehr als 4000 Gedenktafeln bedeutendsten Kirche Londons bilden sich stets lange Warteschlangen. Gratis kommen Besucher nur bei Gottesdiensten hinein. Manchmal singt dann auch der berühmte Chor von Westminster Abbey (vgl. Website unter »choral services«), wenn er nicht gerade auf Welttournee ist; zahlreiche BBC-Aufnahmen sind immer zu kaufen. Der Chor besteht aus zwölf Erwachsenen und 30 Jungen, die auf der Chorschule der Abtei ausgebildet wurden.

Geschichtsinteressierte können Richtung St. James’s Park im Keller des britischen Schatzamts die Cabinet War Rooms image H6/Google Map besichtigen. Im Zweiten Weltkrieg hatte hier Winston Churchill seine Befehlszentrale. Die bombensicheren unterirdischen Räume sind original erhalten und heutzutage zu besichtigen.

Heutige Premierminister residieren in der mit einem Gitter versperrten Downing Street Nr. 10 image G6/Google Map. Im Haus Nr. 11 hat der Schatzkanzler seine offizielle Dienstwohnung. Gegenüber vom Banqueting House image G6/Google Map in der von Ministerien gesäumten Straße Whitehall halten die königlichen Horse Guards Wache, ein beliebtes Fotomotiv für Touristen. Dieser Spaziergang endet am Trafalgar Square image F/G6/Google Map, der zugleich Startpunkt des zweiten Rundgangs ist.

Vom Trafalgar Square bis nach Marylebone

Vormittag
Am Trafalgar Square: National Gallery – National Portrait Gallery – St. Martin-in-the-Fields.

Mittag
Café in the Crypt

Unter St. Martin-in-the-Fields, Trafalgar Square, Images (020) 77 66 11 58
Lunch Mo–Sa 11.30–15, So 12–16 Uhr
In anheimelndem Ambiente werden frische Speisen serviert, auch Kleinigkeiten wie belegte Brötchen. Im Sommer bietet sich das vom selben Team betriebene Café in the Courtyard hinter der Kirche an. £

Nachmittag
St. James’s Park – Buckingham Palace – Green Park – Hyde Park mit Speakers’ Corner – Marble Arch – The Wallace Collection – Sherlock Holmes Museum – Madame Tussauds – Regent’s Park – British Library. Tipp: Die für diesen Nachmittag vorgeschlagene Strecke ist auch eine schöne Fahrradtour.

Trafalgar Square image F/G6/Google Map ist Londons verkehrsumtostes Herz. In der Silvesternacht feiern die Londoner hier überschwänglich, aber auch das ganze Jahr über ist der Platz ein beliebter Treffpunkt. Rote Doppeldeckerbusse drehen ihre Runden. Vor der Freitreppe zu Füßen der National Gallery stehen oft Bühnen für Konzerte, Sportübertragungen, Kundgebungen und Werbevorführungen. Schausteller und Gaukler verdienen sich vor Publikum ein paar Pfund.

Von einer 56 Meter hohen Säule blickt Admiral Nelson Richtung Whitehall und Big Ben, als stünde er auf dem Mast seines Schiffs HMS Victory. Dem Nationalhelden der Seefahrt verdankt das britische Empire über ein Jahrhundert Herrschaft auf den Weltmeeren. Seine Truppen auf 27 britischen Schiffen besiegten im Jahr 1805 am Kap Trafalgar vor dem spanischen Cadiz die napoleonische Flotte aus 33 spanischen und französischen Schiffen. Lord Horatio Nelson (1758–1805) starb in der Schlacht. Sein Leichnam wurde in einem Fass Rum in die Heimat überführt und man munkelt, dass nach dieser Reise nicht viel von ihm übrig geblieben sein könne. Jedenfalls wurden seine Überreste 1806 bei einem fünftägigen Staatsbegräbnis in der St. Paul’s Cathedral beigesetzt und »Britannia, rule the waves« wurde zur inoffiziellen Nationalhymne des 19. Jahrhunderts. 1842 kam Nelsons Skulptur auf den hohen Sockel. Hofmaler Sir Edwin Landseer (1802–73) schuf 1867 die vier Bronzelöwen, die ihn bewachen.

Die großen plätschernden Brunnen am Trafalgar Square sorgen seit 1939 im Sommer für eine frische Brise und sind beliebte Fotomotive. George IV., Admiral Napier und General Havelock stehen auf Podesten in drei Ecken des Platzes. Der Sockel in der nordwestlichen Ecke blieb über Jahrzehnte leer, denn die Verantwortlichen konnten sich nicht einigen, welche historische Größe hier geehrt werden sollte. Seit 1998 werden hier Werke junger nationaler und internationaler Künstler ausgestellt. Bis Ende 2014 symbolisierte auf dem vierten Sockel ein 4,72 Meter hoher knallblauer Hahn der Künstlerin Katharina Fritsch aus Düsseldorf den Aufbruch in eine neue Ära. 2015 ersetzt das reiterlose Pferdeskelett des in New York lebenden deutschen Konzeptkünstlers Hans Haacke den Hahn. »Gift Horse« heißt das bronzene Ross, an dessen Vorderbein ein elektronischer Börsenticker aktuelle Börsendaten anzeigt. 2016, so verkündete Londons Bürgermeister Boris Johnson, kommt mit dem zehn Meter hohen Daumen nach oben eine positive Botschaft auf den Sockel. »Really Good« heißt dieses Werk von David Shrigley aus Glasgow.

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Von der Spitze der Nelson Column überwacht Admiral Lord Nelson den Trafalgar Square

Mit der image National Gallery image F6/Google Map und der National Portrait Gallery image F6/Google Map an der Nordseite ist der Trafalgar Square eine der ersten Londoner Adressen für Kunstliebhaber. Die National Gallery zählt mit beinahe fünf Millionen Besuchern pro Jahr zu den meistbesuchten Museen der Welt. Das Gebäude wurde 1837 von William Wilkins errichtet und die Säulen des Portikus stammen vom ehemaligen Carlton House, einem Musterbeispiel des Regency-Stils. Es stand von 1714 bis 1825 zwischen Pall Mall und St. James’s Park und war die Residenz von Georg IV., der sich später den Buckingham Palace ausbauen ließ. Carlton House wurde abgerissen und durch die Carlton Terraces ersetzt, so feine Adressen, dass die Mieteinnahmen dem stets verschuldeten George die Finanzierung des Palastausbaus ermöglichten.

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Bevor es an der Pall Mall Richtung Buckingham Palace weitergeht, lohnt am Trafalgar Square ein Besuch der 1726 erbauten Kirche St. Martin-in-the-Fields image F6/Google Map. Die Krypta lädt mit einem großen Café zu einer Pause ein. Um 13 Uhr sind in der Kirche fast täglich kostenlose Mittagskonzerte zu hören und auch abends gibt es für Liebhaber klassischer Musik ein hochkarätiges Konzertprogramm.

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Anziehend für Einheimische wie für Touristen: Trafalgar Square, im Hintergrund die National Gallery

Westlich von Trafalgar Square führt The Mall schnurgerade zum Buckingham Palace. Wer möchte, kann die weitere Tour übrigens auch gut mit dem Fahrrad machen. Direkt an dem schönen St. James’s Park image  G/H5/Google Map liegen herrschaftliche Anwesen. Im Clarence House image G5/Google Map wohnt Prinz Charles, an jedem Tag im August dürfen Besucher fünf Räume besichtigen. Das Spencer House image G4/Google Map, in dem bis 1927 die Familie von Lady Diana lebte, ist außer im Januar und August sonntags zu besichtigen.

Am Ende von The Mall, zwischen St. James’s und Green Park, erhebt sich das 27 Meter hohe Queen Victoria Memorial image H4/Google Map. Die Skulptur der Monarchin umgeben allegorische Figuren. Die Londoner nennen das Denkmal aus weißem Marmor gern Wedding Cake (»Hochzeitstorte«).

Der 1703 für den Herzog von Buckingham errichtete image Buckingham Palace image H4/Google Map wurde mehrmals erweitert und im 19. Jahrhundert von John Nash neu gestaltet. Hier residiert das britische Königshaus, und wenn Elizabeth II. im Haus ist, weht die Flagge mit dem königlichen Wappen auf dem Dach. Seit 1993 gestattet die Königin im August und September die Besichtigung einiger ihrer Zimmer, wenn sie nicht für Staatsempfänge oder private Anlässe gebucht sind. Bei Touristen ist vor allem die traditionsreiche Wachablösung auf dem großen Palastvorplatz beliebt; das Changing of the Guard findet um 11.30 Uhr statt, von Mai bis Ende Juli täglich, ansonsten auf jeden Fall sonntags und, falls es nicht regnet, auch an zwei Wochentagen. Sonntags wird The Mall für den Wachwechsel zu Pferd für den Autoverkehr gesperrt.

Wer in Londons berühmten grünen Lungen etwas Luft schöpfen und Sonne tanken möchte, läuft oder radelt über die Constitution Hill durch den Green Park image G4/Google Map und über den Broad Walk durch den image Hyde Park image F/G1/2/Google Map zur Speakers’ Corner image F2/Google Map. Bis man dort ankommt, bleibt es spannende Spekulation, wer sich hier wohl gerade um Kopf und Kragen redet. Von Wahlkämpfern bis zu Verrückten ist alles möglich, denn heute hat hier jeder Rederecht, der sich auf eine Kiste oder ein Podest stellt. Lustig ging es an diesem skurrilen Ort nicht immer zu, denn bis 1783 standen hier die Galgen von Tyburn und die Verurteilten durften noch eine letzte Rede halten, bevor sie hingerichtet wurden, was viele Schaulustige anzog. Das Benediktinerinnenkonvent Tyburn image F1/Google Map (Hyde Park 8) hat eine kleine Kapelle und stellt Reliquien aus. Hier leben heute noch Nonnen.

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Changing of the Guard am Buckingham Palace

Ganz in der Nähe am Ende der Oxford Street steht Marble Arch image F2/Google Map. Den prunkvollen Torbogen aus Carrara-Marmor entwarf John Nash. Ab 1827 war der Bogen das Eingangstor für Buckingham Palace, doch 1851 wurde er von The Mall hierher versetzt. Man sagt, Elizabeth II. sei er nicht pompös genug gewesen, aber vielleicht fand die Queen ihn auch einfach nicht mehr zeitgemäß, und heute darf jeder hindurchfahren oder -schreiten.

Nach einem Zwischenstopp im Kaufhaus Selfridges image E3/Google Map bummelt man weiter durch das gemütliche Marylebone und kann in dem kleinen Café des traditionellen Delikatessenladens Paul Rothe & Son image E3/Google Map in der Marylebone Lane eine nette Pause einlegen. Unweit liegt die Wallace Collection image E3/Google Map, eine hochrangige Gemäldesammlung im Hertford House am Manchester Square. Das Haus, das einst dem Herzog von Manchester gehörte, gewährt auch Einblicke in Geschmack und Wohnwelten des europäischen Hochadels in der Zeit vom 17. bis 19. Jahrhundert.

In der Marylebone High Street lohnt der hübsche Buchladen Daunt Books image D3/Google Map einen Besuch. Dann geht es weiter Richtung U-Bahnstation Baker Street. Dort ganz in der Nähe kann man sich je nach Interesse das Sherlock Holmes Museum image D2/Google Map in der Baker Street oder Madame Tussauds image D2/Google Map in der Marylebone Road ansehen. Nebenan lädt der Regent’s Park image B/C2/3/Google Map zum Verweilen und Entspannen ein.

Für Bibliophile und Liebhaber der Buchkunst bietet es sich an, von der Baker Street aus mit der Tube oder dem Rad noch zum Euston Square zu fahren, um sich die British Library image B6/Google Map anzusehen. Sie wurde 1998 wegen Platzmangel aus dem British Museum in das größte Gebäude ausgelagert, das in Großbritannien im 20. Jahrhundert errichtet wurde. In einem sechsstöckigen Turm aus Glas lagert hier auch die private Büchersammlung von George III., bekannt als King’s Library. Die Nationalbibliothek zählt zu den größten Bibliotheken der Welt. Auf ihrem Vorplatz stehen Skulpturen und ein Anne Frank gewidmeter Baum. Das Amphitheater ist bei schönem Wetter oft Schauplatz für Open-Air-Veranstaltungen.

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Buckingham Palace, die offizielle Londoner Residenz der britischen Monarchen

Von Piccadilly Circus bis zum British Museum

Vormittag
Piccadilly Circus – Royal Academy of Arts – Burlington Arcade – St. James’s Square – Theatreland – Covent Garden Market – London Transport Museum – Seven Dials – Berwick Street Market – Chinatown – Soho Square.

Mittag
image Ceviche

17 Frith Street, Images (020) 72 92 20 40 , Lunch 12–15 Uhr
Das Restaurant des Fernsehkochs Martin Morales ist eine Londoner Institution für peruanische Traditionsrezepte mit innovativen Einflüssen. ££–£££

Nachmittag
British Museum.

Quirlig und laut geht es auf dem Piccadilly Circus image F5/Google Map zu, der Kreuzung von Piccadilly und Regent Street. Rad- und Rikschafahrer behaupten sich zwischen roten Doppeldeckerbussen. Wenn es dämmert, beginnt die Werbung an den Hauswänden zu pulsieren und phosphoreszieren. John Nash, Anfang des 19. Jahrhunderts der bekannteste Londoner Architekt, schuf im Auftrag von König George IV. Regent Street, Piccadilly Circus, Oxford Circus und Waterloo Place. Die Eros-Statue aus Aluminium über dem Brunnen am Piccadilly Circus, einem der beliebtesten Treffpunkte in der City, ist ein Symbol der Nächstenliebe, das 1893 dem siebten Earl of Shaftesbury zu Ehren errichtet wurde. Der Adelige hatte Suppenküchen und Schulen finanziert, um das Elend der Massen zu lindern. Der Bildhauer der beinahe nackten Figur musste sich Spott und Prüderie seiner Zeitgenossen gefallen lassen.

Von Piccadilly Circus kann man ausschwärmen, z.B. zum Shoppen in die Regent Street image F4/5/Google Map mit dem Traditionskaufhaus Liberty image F4/Google Map (Nr.210), in die Carnaby Street image F4/5/Google Map und Oxford Street image E3/4/5/Google Map.

Die Piccadilly führt zur Royal Academy of Arts image F4/Google Map, die oft interessante Ausstellungen zeigt. Nebenan liegt die imposante Burlington Arcade image F4/Google Map, eine Passage mit Glasdach, die 1819 von Lord George Cavendish errichtet wurde und fortan als architektonisches Vorbild für europäische Shoppingmalls galt. In der Nähe befinden sich The Royal Arcade image F4/Google Map und Old Bond Street image F4/Google Map, Geschäfte von Gucchi, Cartier und Ladurée, und wenn gerade Teatime ist, kann man dies im vierten Stock des Nobelkaufhauses Fortnum & Mason image F5/Google Map zelebrieren.

Ein Abstecher durch St. James’s führt in eines der teuersten und reichsten Viertel Londons. Jermyn Street image F/G4/5/Google Map und St. James’s Street image G4/5/Google Map sind für die elegantesten Herrenschneider und exklusivsten Juweliere der Stadt bekannt, am St. James’s Square image G5/Google Map stehen noble Stadtpaläste. Von der Straße Haymarket, in der Shaftesbury Avenue bis zum Leicester Square reihen sich in dem für seine Musicals berühmten Theatreland image F5/6/Google Map etliche Theater mit großen Leuchtreklamen aneinander. In der Mitte des Leicester Square image F6/Google Map, einem Hotspot der Nachtclubs und Kinos, stehen Statuen von Shakespeare, Charlie Chaplin und Isaac Newton.

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Auch nachts geht es auf dem Piccadilly Circus quirlig und laut zu

Straßenmusiker, Akrobaten und Gaukler unterhalten die meist zahlreichen Schaulustigen rund um Covent Garden Market image F7/Google Map. Die frühere Markthalle beherbergt Pubs, Restaurants und Boutiquen. In der Halle des Blumenmarkts, einem viktorianischen Gebäude von 1872, dokumentiert das London Transport Museum image F7/Google Map die Geschichte der öffentlichen Verkehrsmittel in der britischen Metropole.

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Vor dem Eingang zum British Museum, einem der bedeutendsten Museen der Welt

An der gemütlichen Kreuzung Seven Dials image E6/Google Map mit einer Sonnenuhr auf einer Säule treffen sieben kleinere Straßen aufeinander. Im 19. Jahrhundert befand sich hier ein berüchtigter Slum und in der Gegend bis zur Kirche St. Giles war halb London dem Gin verfallen, was der Moralist William Hoghart in seinem Kupferstich »Gin Lane« aufs Korn nahm. Heute findet man hier nette Cafés und Läden mit individuellen britischen Marken.

Vom berühmten Ronnie Scott’s Jazz Club image E5/Google Map aus kann man sich z.B. durch das südlich an Soho angrenzende Chinatown image F5/Google Map um die Gerrard Street treiben lassen. Hier brutzeln Enten im Schaufenster, es gibt chinesische Apotheken, Bäckereien und Supermärkte und über den Straßen mit chinesischen Toren baumeln rote Laternen. Ein paar Schritte weiter locken die Restaurants und Bars von Soho image E/Google Map/F5 in Greek Street und Frith Street. Rund um den Soho Square image E5/Google Map mit der katholischen St. Patrick’s Church und der French Protestant Church aus der Zeit der Hugenotten trafen sich jahrhundertelang Londons Bohemiens, und so ist es auch geblieben, bloß dass in Sohos aufregendem Mikrokosmos heute in trendigen Restaurants wie Burger & Lobster oder image Ceviche image E5/Google Map gegessen wird.

Manche mögen vielleicht einen Abstecher zum Berwick Street Market image F5/Google Map (tägl. außer So 9–18 Uhr), auf dem Restaurantbesitzer und Bewohner von Soho bereits seit 150 Jahren einkaufen, unternehmen.

Nach einer Stärkung geht es über die Oxford und New Oxford Street weiter nach Bloomsbury zum image British Museum image D6/Google Map. Wie einen griechischen Tempel schmücken ionische Säulen und ein Giebelportal den Eingang an der Russell Street. Das neoklassizistische Gebäude ließ der Staat bis ins 19. Jahrhundert für die wachsende Sammlung immer wieder erweitern. Im Jahr 2000 machte eine Idee von Sir Norman Foster das British Museum zu einer lichtdurchfluteten Attraktion für Liebhaber moderner Architektur. Sein Dach aus einem Netz aus Glas und Stahl mit über 3300 einzelnen Glasflächen wölbt sich seither über dem Great Court (Innenhof). Weltberühmt ist das Museum für den Stein von Rosetta (Raum 4). Die dreisprachige Inschrift auf der Stele zu Ehren von König Ptolemaios V. trug dazu bei, dass Jean-François Champollion 1822 die griechischen Hieroglyphen entziffern konnte. Es gibt so viel zu sehen, dass man sich beinahe einen Regentag wünscht.

Streifzüge

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Die zweitgrößte Karnevalsshow der Welt: farbenprächtige Kostüme beim Notting Hill Carnival im August

Notting Hill und Portobello Market

Spätestens seit Julia Roberts und Hugh Grant das Viertel mit dem gleichnamigen Kinohit international berühmt machten, ist Notting Hill image aA1/Google Map eines der teuersten Wohnviertel in London. Dabei war es noch in den 1960er Jahren wegen der ersten großen Rassenunruhen Großbritanniens berüchtigt und zeigte Wohnverhältnisse wie in einem Slum. Hippies, Drogen, Prostitution, fliegende Steine – zwischen den weißen Reihenhäusern mit Säulenreihen und schmiedeeisernen Vorgartengittern oder auf der bunten Portobello Road mit ihren gemütlichen Antiquitätenläden und Öko-Bäckereien ist das heute nicht mehr vorstellbar. Statt gekämpft wird auf den Straßen flaniert, gegessen, Geld verdient und gefeiert, besonders ausgelassen Ende August beim Notting Hill Carnival. Madonna, Kate Moss, Robbie Williams, Drehbuchautoren und Politiker trieben die Mietpreise in unermessliche Höhen.

Aber auf dem Portobello Market, einem der größten Flohmärkte Londons mit bis zu 1500 Händlern, können Touristen immer noch das ein oder andere Schnäppchen machen. Secondhandmode, Bücher, Platten, Keramik, Porzellan, Rahmen und Gemälde, ob Retroschick oder neue Trends, der Open-Air-Markt ist einfach edgy (schrill und angesagt) und besonders samstags entsprechend voll. Der Name der Straße erinnert an eine Schlacht von 1739 in Panama gegen die Spanier. Die Briten siegten und ein Bauernhofbesitzer in Notting Hill gab seinem Anwesen den Namen Porto Bello.

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Gesehen auf dem Stables Market in Camden

Am Ladbroke Grove geht das Shopping und Ausschauhalten nach originellen Outfits in den Läden oder bei den Passanten weiter. Hier haben sich auch viele Buchläden und Musikstudios angesiedelt. Jimi Hendrix (1942–70) schlief die letzte Nacht seines Lebens im früheren Samarkand Hotel (21–22 Lansdowne Crescent). Hier sind die Häuser um versteckte Gärten gebaut, die ab und zu auch für Besucher geöffnet werden. Auf jeden Fall geöffnet ist der Garten in der Mitte des Powis Square. In der heute abgerissenen Halle der Kirche spielten in den 1960er Jahren Pink Floyd für die Hippie-Community. Im Tabernacle, einem Kulturzentrum in einem Rundbau an der Nordseite des Platzes, probten die Rolling Stones, The Clash und Pink Floyd.

Den Shoppingbummel über Portobello Market und Westbourne Grove kann man gut in einem der Cafés in der Golborne Road ausklingen lassen. Oder mit einem Kinobesuch im Electric Cinema (191 Portobello Rd.). Oder man streift weiter durch den Holland Park und sieht sich das viktorianische Leighton House an.

Von Amys Camden Town bis nach Highgate

Seit dem Tod von Amy Winehouse am 23. Juli 2011 pilgern ihre Fans zum Camden Square , wo die Songschreiberin und Sängerin wohnte. In den Pubs von Camden Town, durch die sie gern und häufig zog, wird noch immer von ihr gesprochen. Sie war eine von hier, heißt es dann, eine von uns, die ihr Viertel mochte.

Camden image bA3/Google Map ist ein Viertel für junge Nachtschwärmer. Und ein schrilles Shopping-Eldorado, wie die großen Schuhe an den Fassaden der bunten Häuser in der Camden Road verraten. Tagsüber zieht der riesige Markt rund um Camden Lock, die Schleuse am Regent’s Canal, schrille Leute und Schaulustige an. Vor allem Vintage, Punk und Gothic ist hier angesagt. In Biergärten und auf Bänken kann man am Kanal chillen, Street Food essen und gegebenenfalls das schöne Wetter genießen. Oder man geht zu den 700 Läden und Ständen in den Hallen des Stables Market, untergebracht in ehemaligen Pferdeställen eines Hospitals für Pferde.

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Leben am Kanal in Camden

Anfang des 19. Jahrhunderts war Camden ein Arbeiterviertel, Eisenbahn- und Fabrikarbeiter wohnten und arbeiteten hier unter eher miserablen Bedingungen und Besucher von auswärts kamen nicht. Charles Dickens erfuhr hier am eigenen Leib die Härten der Kinderarbeit in einer Fabrik und ein Teil von »Oliver Twist« spielt in Camden. Später zog das Arbeiterviertel Friedrich Engels und Sigmund Freud an. Auch George Bernard Shaw, Virginia Woolf und George Orwell wohnten hier für einige Zeit.

Street Art, Märkte und Multikulti im trendigen East End

Londons East End image bA3/Google Map entstand mit den East India Docks bei der Stadterweiterung im 19. Jahrhundert und war von Anfang an ein proletarischer Kontrapunkt zum reichen West End. Bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des East End zerstört. Heute ist der raue wilde Osten in Teilen gentrifiziert. Die vergleichsweise günstigen Mieten in früheren Fabriken mit Hinterhofambiente zogen in Scharen Künstler, Kreative, Designer und Besitzer origineller Läden an. Madonna feierte im Clubhaus mit Spa und Dachterrasse des Shoreditch House ihren 52. Geburtstag.

Wer wissen will, was in London gerade Kult ist, trifft vor den Toren des Bahnhofs Shoreditch High Street image C12/Google Map auf gleichermaßen neugierige Schaulustige aus aller Welt. »Warning, you are now entering a Street Art Zone« ist auf einer Graffiti-Wand zu lesen. Rund um Shoreditch High Street, Rivington Street und Brick Lane fotografieren sich Touristen gegenseitig vor den Collagen, vor stencil graffiti, Sprüchen, Gemälden und beklebten Laternenpfählen. Einige der Street-Art-Künstler hinterlassen ihre Webadressen auf den Hauswänden, um für ihre Kunst zu werben. Sogar auf der Straße plattgetretene Kaugummis haben sie bemalt. »Das Viertel ist wie eine Open-Air-Galerie. Wenn ich durch die Straßen gehe, sehe ich täglich neue Murals«, sagt Josh Jeavons, Street-Art-Guide bei Alternative London. Stencil, das Sprühen über aufgeklebte Schablonen aus Pappe, Kunststoff oder laminiertes Papier, ist eine Technik, durch die der Street Artist Banksy aus Bristol international berühmt wurde, obwohl niemand sein Gesicht kennt. »Banksy hat eine Welle des Individualismus im öffentlichen Raum ausgelöst«, sagt Josh. Er platzierte seine Kunst auch inkognito und heimlich in Museen wie dem Pariser Louvre und gilt inzwischen als steinreich. In Shoreditch hat er sich lange nicht mehr blicken lassen, aber seine Nacheiferer setzen neue Trends mit eigenen skurrilen Ideen.

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Unterwegs auf der Brick Lane im Londoner East End

imageBrick LaneimageC/D13/Google Map