KOPENHAGEN
von Alphons Schauseil und Eszter Kalmár
Alphons Schauseil, Dr. phil., geboren 1930 in Düsseldorf, studierte Publizistik, Politische Wissenschaften und Romanistik. Er war leitender Redakteur bei Tageszeitungen in Berlin und Düsseldorf, dann Auslandskorrespondent in Paris und – für ganz Skandinavien – in Stockholm. Seit 1982 lebt er als freier Autor und Fotograf auf Korsika.
Eszter Kalmár lebt und arbeitet in Potsdam als Lektorin und Redakteurin. An der Ostseeküste aufgewachsen, lernte sie Dänemark bereits früh kennen. Inzwischen ist sie regelmäßig in Kopenhagen zu Gast.
Willkommen in Kopenhagen
Top 10: Das sollte man gesehen haben
Mein Kopenhagen: Lieblingsplätze der Autorin
Ein Rundgang durch Kopenhagen
Tivoli – Vergnügungspark mit über 170-jähriger Geschichte
Über Dänemarks »Riviera« nach Helsingør
Fredensborg und Frederiksborg
Roskilde
Museen und Galerien
Stadtteile
Schlösser
Kirchen
Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
Übernachten
Essen und Trinken
Nightlife
Kultur und Unterhaltung
Shopping
Mit Kindern in der Stadt
Erholung und Sport
Daten zur Stadtgeschichte
Service von A bis Z
Register
Bildnachweis und Impressum
Zeichenerklärung
Top 10 Das sollte man gesehen haben |
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Mein Kopenhagen Lieblingsplätze der Autorin |
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Vista Point Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten |
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Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps. |
Ausdrucksvolle Türme mit Grünspanhauben und -spitzen, mit golden leuchtenden Kugeln und Kronen beherrschen die Stadt. Als »wonderful« wurde sie besungen von Danny Kaye, als die US-Amerikaner nach dem Krieg dieses unversehrte Stück Europa entdeckten. Auf einer Insel gelegen, bezieht Kopenhagen viel von seinem Charme aus der Verschmelzung von westlichem und nordischem Ambiente. Hier genießen Besucher aus Mitteleuropa die liberale Gediegenheit der 1,5 Millionen Hauptstädter und, umgeben von auch an Italien erinnernden Bauten, in den lauen Sommernächten eine fast mediterrane Atmosphäre. »Wonderful Copenhagen« – mehr als diese zwei Worte braucht es auch heute nicht als Werbeslogan.
Alle Touristen wollen die Lille Havfrue sehen, H. C. Andersens in Bronze gegossene Märchennixe am Hafenrand, sie lassen sich treiben im Tivoli, sie probieren die köstlichen Heringsvariationen und das nicht so schnell zu Kopf steigende Bier. Designinteressierte pilgern in die Hauptstadt, um die zeitlosen Formen von Glas, Porzellan, Besteck oder Stühlen und die modernen architektonischen Wahrzeichen zu bestaunen. Schließlich genießt man den unkomplizierten Umgang mit diesen Menschen, denen immer noch ein etwas altmodisches Fahrrad und eine gute frokost wichtiger sind als trendige Statussymbole.
»Italiener des Nordens« hat man die genießerischen Dänen auch genannt. In gesunder, um ihre Eigenart besorgter Skepsis näherten sie sich nur in kleinen Schritten dem vereinigten Europa an. Zugleich aber schlugen sie von dort kühne Brückenbauwerke über Meeresstraßen auf ihre Hauptstadt zu und haben nun diese Nordeuropaachse hinüber nach Malmö verlängert. Von einer zukünftigen Ørestad schwärmen dort drüben die schwedischen Nachbarn. Doch Kopenhagen wird deshalb wohl kaum seine Prägung aufgeben: weltoffen, aber mit hygge, ihrer speziellen Gemütlichkeit, liberal, aber mit entwaffnender Biederkeit, schön und attraktiv in ihrer ganz besonderen Weise, das Leben ohne Übermut zu genießen. Eine Weltstadt, in der noch die Turmglocken die Zeit messen. Unverwechselbar und wunderbar.
Rundetårn
S. 11, 50 D7/Google Map
Über den stufenlosen, 209 Meter langen Wendelgang den Rundturm besteigen und den fabelhaften Ausblick genießen.
Christiansborg Slot
S. 12 f., 41 ff. E/F7–9/Google Map
In diesem Schloss tagt das dänische Parlament und hier empfängt die Königin ihre Gäste. Die prächtigen Empfangsräume dürfen besucht werden.
Nyhavn
S. 15 D/E9/10/Google Map
Auf der lebendigen Promenade des »Neuhafens« lässt sich der Tag in einem der vielen Restaurants wunderbar ausklingen.
Hafenrundfahrt
S. 15, 89 D/E10/Google Map
Mit dem Wasserbus die am Hafen gelegenen Sehenswürdigkeiten entdecken und das Stadtpanorama während der Bootsfahrt genießen.
Amalienborg Slot und Wachablösung
S. 16, 41 C/D9/10/Google Map
Am Wohnort der königlichen Familie findet jeden Tag um 12 Uhr die Wachablösung statt.
Kleine Meerjungfrau
S. 17, 49 A10/11/Google Map
Die bronzene Figur von Edvard Eriksen ist das Wahrzeichen der Stadt.
Tivoli
S. 18, 50 f. F6/7/Google Map
Der traditionsreiche Freizeitpark liegt im Stadtzentrum.
Nationalmuseet
S. 34 f. F7/Google Map
Die Ausstellungen zur Geschichte Dänemarks sind außergewöhnlich präsentiert; die ethnografische Sammlung lässt sogar Museumsmuffel staunen.
Ny Carlsberg Glyptotek
S. 35 F7/Google Map
Eine der bedeutendsten Sammlungen antiker Kunst in einem herrlichen Ambiente: Das Museum zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Kopenhagens.
Statens Museum for Kunst
S. 36 f. B7/8/Google Map
Beeindruckendes Zusammenspiel von historischem Gebäude und modernem Anbau: Die Nationalgalerie präsentiert die Meister dänischer Kunst.
Liebe Leser,
dies sind einige besondere Orte dieser Stadt, an die ich immer wieder gerne zurückkehre. Eine schöne Zeit in Kopenhagen wünscht Ihnen
Eszter Kalmár
Strøget/Købmagergade
S. 10 f., 70 F6–D9/Google Map
Auf den langen Einkaufsstraßen und ihren Seitenstraßen kann man prima shoppen oder einfach nur gucken.
Illums Bolighus
S. 12, 71 E8/Google Map
Es gibt kein interessanteres Kaufhaus für Liebhaber des dänischen Designs.
Hovedtelegrafen
S. 36 D/E8/Google Map
Bei einer Tasse Kaffee im Café des Post & Tele Museums den Blick über die Dächer der Stadt schweifen lassen.
Botanisk Have
S. 47, 75 B/C6/7/Google Map
Der Botanische Garten ist eine grüne Oase mitten in der Innenstadt. Das Palmenhaus ist eine Augenweide.
Grand Teatret
S. 69 E7/Google Map
Programmkino in der Innenstadt, das Filme in der Originalfassung zeigt, auch deutsche.
Vormittag
Rathausplatz – Strøget – Latinerkvarter – Vor Frue Kirke – Rundetårn – Højbro Plads – Schloss Christiansborg – Børsen – Holmens Kirke – Kongens Nytorv – Nyhavn (vgl. Karte unten).
Mittag
In einem der Restaurants am Nyhavn, etwa Skipperkroen/Pub Fiske, Nyhavn 27, 33 11 99 06, www.skipperkroen-nyhavn.dk.
Nachmittag
Eventuell Kanalrundfahrt – Schloss Rosenborg – Nyboder – Marmorkirke – Schloss Amalienborg – Kleine Meerjungfrau (vgl. Karte S. 14).
Obwohl die Sehenswürdigkeiten dieses Rundgangs unweit voneinander liegen und deshalb bequem zu Fuß erreicht werden können, summieren sich die Kilometer leicht. Deshalb ist es empfehlenswert, sich ein Fahrrad auszuleihen oder einige Etappen, z. B. von Schloss Amalienborg zur Kleinen Meerjungfrau oder von ihr wieder Richtung Innenstadt, mit dem Wasserbus (www.stromma.dk) zurückzulegen.
Wer genug Zeit hat und während der Stadterkundung auch eine Shoppingtour oder Museumsbesuche einplant, sollte den Rundgang auf zwei Tage verteilen.
Der Ausgangspunkt ergibt sich eigentlich von selbst: Der Rådhuspladsen F6/7/Google Map, nahe Hauptbahnhof und Tivoli, zwischen Flugplatz, Stadtkern und den darum gewachsenen Jahresringen, ist zwar nicht der älteste Teil des auf mehreren Inseln gegründeten Kaufmannshafens, doch nirgendwo sonst wird so eindringlich die Vorgeschichte der Stadt heraufbeschworen. An die Wikinger, deren Fürsten einst dieses älteste Königshaus Europas gründeten, erinnern zwischen Rathaus F6/7/Google Map und Palace Hotel auf hohem Sockel zwei stämmige Lurenbläser, wohl das wichtigste Werk (1914) des dänischen Bildhauers mit dem geradezu teutonischen Namen Siegfried Wagner. Luren, im Klang Trompeten und Posaunen ähnlich, waren Kultinstrumente in der Bronzezeit. Am Platzende gegenüber, am Boulevard, der seinen Namen trägt, blickt der Märchendichter Hans Christian Andersen von seinem Sockel; ihm zu Ehren wurde im Jahr 2005 ein Erlebnismuseum am Rathausplatz eröffnet.
Über dem Rathauseingang posiert unter einem kleinen Kupferdach wie ein Heiliger der Stadtgründer Absalon (1128–1201) im Bischofsornat – die geistliche Würde verlieh ihm Waldemar der Große. Seine Figur setzt den ersten von vielen Goldtupfern auf dem Bummel durch die Stadt. Golden schimmern auch das Emblem mit der Fahnenstange über ihm und noch höher Zeiger und Zifferblatt der Uhr in dem mit 106 Metern höchsten Turm Dänemarks. Bei seinem Bau standen toskanische Vorbilder Pate. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wuchs dieses bereits sechste Rathaus auf Resten der einstigen Stadtmauer.
Gleich hinter dem Eingang dieses Repräsentationsbaus, dessen glasüberdachter Innenhof als Fest- und Ausstellungshalle genutzt wird, tickt in einem Glaskasten Jens Olsens Weltzeituhr F6/7/Google Map. 27 Jahre lang tüftelte der Däne selbst an diesem Wunderwerk reiner Mechanik, zehn weitere Jahre brauchten nach seinem Tod die Mitarbeiter, bis sie funktionierte. Zwölf Uhrwerke zeigen nicht nur Städtezeiten rund um den Globus an, sondern auch den römisch-julianischen und unseren gregorianischen Kalender nebst den aktuellen Himmelskonstellationen.
Über die Vestervoldgade hinweg öffnet sich, schmal wie ein Nadelöhr, die Frederiksberggade, der Eingang zu Europas erster, 1962 geschaffener Fußgängerzone. Genau 1088 Meter zieht sie sich bis zum Kongens Nytorv hin, über Gammeltorv und Nytorv, Nygade, Vimmelskaftet, Amagertorv und Østergade. Genannt Strøget F6–D9/Google Map, der Strich, obwohl der nicht ganz gerade verläuft. 1967 feierte man hier das 800-Jahr-Jubiläum Kopenhagens an einem 800 Meter langen, mit smørrebrød vollgepackten Tisch.
Strøget ist weder moderne Shoppingmall noch rein touristische Drosselgasse, aber sie ist ein Muss, eine hohle Gasse, durch die jeder kommt. Ein bunter Cocktail, gemixt aus den verschiedensten Ingredienzen, ein fast immer proppenvolles Bummelparadies mit überraschend stillen Seitengassen. Auf Strøget gibt es Falafel, Brötchen, Mode, Souvenirs und bunten Kitsch. Hier trifft man Bettler und Musiker aus den Anden, junge Dänen und Touristen hocken auf Brunnenkanten und lutschen Eis oder trinken Kaffee zum Mitnehmen. Hier werden aber auch die edelsten Produkte Skandinaviens zur Schau gestellt: Porzellan, Silber, Bernstein, Glas und Wohnaccessoires.
Auf dem Gammeltorv spritzt eine zierliche Brunnen-»Caritas« von 1660 in feinem Strahl Wasser aus den Brüsten. Auf Nytorvet schräg gegenüber leuchtet schon wieder golden die Kuppel eines alten Kiosks. Hier sollte man erst einmal links ab über die Nørregade ins Latinerkvarter D/E7/Google Map gehen, jenes Viertel, das um die 1479 gegründete Universität gewachsen ist.
Am Bispetorv, dem Bischofsplatz, steht Bispegården, die Bischofsresidenz aus dem 15. Jahrhundert. Der klassizistische Dom, Vor Frue Kirke E7/Google Map, also Unserer Lieben Frau geweiht, entstand nach der Beschießung durch die englische Flotte in den Napoleonischen Kriegen ab 1807 neu. Sehenswert sind im Kircheninneren die Apostelfiguren des Dänen Bertel Thorvaldsen, der als einer der führenden klassizistischen Bildhauer Europas galt.
Ein Franziskanerkloster gab dem nahen Gråbrødretorv seinen Namen. Man erreicht den idyllischen »Platz der grauen Brüder« nach Umgehung der Kirche und durch die Store und Lille Kannikestræde. Vormittags liegen die anheimelnden Restaurants und Bistros an der Südostseite noch im Schatten, und im Sommer werden Tische und Stühle aufs Pflaster gerückt.
Via Løvstræde zur Købmagergade geht es zum Rundetårn D7/Google Map der Trinitatiskirche (1637–56), dem Dänemarks erfindungsreicher, baulustiger »Sonnenkönig« Christian IV. ein Observatorium statt Spitze aufsetzen ließ, das von den Wissenschaftlern des Lateinerviertels genutzt wurde. Der Rundturm ist heute das älteste funktionstüchtige Observatorium Europas. In siebeneinhalb Windungen führt eine breite und 268,5 Meter lange Spiralrampe den Turm hinauf. Der stufenlose Gang führt vorbei an der Bibliothek, die vormals die gesamte Sammlung der Universität beherbergte und jetzt als Ausstellungshalle bekannt ist. Oben angekommen bietet sich von der Plattform ein schöner Blick über die Stadt. Übrigens, bei seinem Besuch 1716 wagte Zar Peter der Große den Aufstieg auf einem Pferd, seine Gattin ließ sich mit der Kutsche fahren.
Über die Købmagergade und um die Helligåndskirke E7/Google Map herum gelangt man zurück auf die Strøget, deren »feiner« Abschnitt mit exklusiven Geschäften hier seinen Ausgangspunkt hat. Im 14. Jahrhundert begonnen und nach einem Großfeuer im 18. Jahrhundert neu errichtet, dient die Backsteinkirche – Rest des Heiliggeistklosters – heute weltlichen Veranstaltungen. Ihr schönes, mit Skulpturen verziertes Portal war ursprünglich für den Bau der Börse bestimmt.
Am Amagertorv E8/Google Map steht das Renaissancehaus Nummer 6 (1616) mit dem Doppelgiebel und einem kunstvoll gearbeiteten, goldfarbenen Schmiedeeisentor – ein würdiger Rahmen für die königlichen Hoflieferanten von Porzellan und Silber. Direkt neben diesen Schau- und Verkaufsräumen von Royal Copenhagen und Georg Jensen zieht das Design-Kaufhaus Illums Bolighus zahlreiche Besucher an.
Der Storchenbrunnen ist Wahrzeichen und beliebter Treffpunkt des Amagertorv. Golden glänzen die Symbole von Männlein und Weiblein am Zugang zum Toilettensouterrain. In grüner Patina und hoch zu Ross präsentiert sich dagegen auf dem angrenzenden Højbro Plads E8/Google Map nochmals Bischof Absalon. Helm, Harnisch und Streitaxt bekunden, dass er nicht nur ein frommer Gottesmann war, sondern vor allem ein Kämpfer für Dänemarks Freiheit. Er zog gegen die heidnischen Wenden ins Feld und führte sogar die dänische Flotte an.
Bevor man von hier über eine Kanalbrücke direkt auf das massige Schloss Christiansborg mit seinem Turm zugeht, sollte man doch noch ein paar Schritte in die Altstadtgassen auf der anderen Seite von Strøget tun. Gleich zu Anfang des Gammel Strand E8/Google Map erinnert eine behäbige Frauenstatue daran, dass hier noch vor gar nicht so langer Zeit der Fang angelandet und von schlagfertigen Fischweibern an die Hausfrau gebracht wurde. Fingerfertig zogen sie mit einem groben Fetzen Sackleinen den glitschigen Aalen die Haut ab. Noch immer liegen hier und auf Ved Stranden schräg gegenüber einige der renommiertesten Fischlokale.
Parallel zum Gammel Strand stehen in Læder- und Kompagnistræde E7/8/Google Map, in der Farvergade, Magstræde und Snaregade schöne, in vielen Farben getünchte Altstadthäuser, teils noch mit Fachwerk, geschnitzten Türbalken und Butzenscheiben. In den typischen Souterrainläden des Viertels mit drei, vier schmalen, steilen Stufen türmen sich Antiquitäten und Trödel, Silberzeug und Goldrahmen; die kleinen Cafés sind gefüllt mit Kaffee trinkenden Hauptstädtern und Touristen.
Weiter am Kanal entlang läuft man schließlich über die aus gewöhnlichem Stein gefügte »Marmorbrücke« und durch einen rückwärtigen Portalbogen auf Christiansborg Slot E/F7–9/Google Map zu. Um eine geräumige Reitbahn herum gruppieren sich die einstigen Wirtschaftsgebäude, das kleine Hoftheater und die noch genutzten Hofstallungen. Zu früher Stunde kann man hier zusehen, wie auf dieser königlichen ridebane die edlen Pferde des Marstalls bewegt werden, traben oder Kutschen ziehen. Das heutige Schloss, mit einer von Arkaden und dicken Kugeln getragenen, dreifach gekrönten Turmspitze, wurde nach einem Großbrand 1884 erst 1907 bis 1928 wieder errichtet. Es gründet auf Resten der ersten Burg, die Absalon 1167 auf einer Insel baute – Slotsholmen heißt sie erst, seit dort vom 15. Jahrhundert an die zuvor von Roskilde aus herrschenden Könige residierten. Die Ruinen der Absalon-Burg und die beeindruckenden Repräsentationsräume von Königin Margrethe II. können besichtigt werden. Christiansborg ist heute Sitz des Obersten Gerichtshofs, des dänischen Parlaments (Folketing), und hier befindet sich über den Repräsentationsräumen der Königin das Büro des Premierministers.
Durch das Hauptportal unter dem Turm geht es wieder hinaus auf den Schlossvorplatz und rechts herum in die Tøjhusgade am Eingang zum Folketing vorbei durch den Garten der Königlichen Bibliothek. Das ehemalige zur Bibliothek gehörende Bootshaus der Schlossinsel beherbergt seit 2004 das Jüdische Museum F8/Google Map. Für den Ausbau des Museums wurde Daniel Libeskind gewonnen, der bereits in Berlin für ein beeindruckendes jüdisches Museum verantwortlich zeichnet. Ein weiteres Glanzstück moderner Architektur steht am Ufer des Hafenkanals: der schwarze, 1999 eingeweihte gläserne Anbau der Königlichen Bibliothek, genannt Schwarzer Diamant (Den Sorte Diamant) F8/Google Map.
Zwischen Slotsholmsgade und Børsgade erstreckt sich der schmale Renaissancepalast Børsen E/F8/9/Google Map, die Börse, wo keine Aktien gehandelt, sondern Waren gestapelt wurden, die per Handschlag den Besitzer wechselten. 1619 wurde der Bau von Christian IV. in Auftrag gegeben, doch kurz vor der Fertigstellung schien er ihm nicht elegant genug. Deshalb entwarf er selbst den einzigartigen Turm mit den ineinander verschlungenen Drachen und ließ ihn aufsetzen.
Nun gilt es die Holmens Bro zu queren. In der von der Wasserseite unscheinbar wirkenden Holmens Kirke E8/Google Map, die 1619 aus einer Ankerschmiede der Königlichen Flotte entstand, wurden 1967 Königin Margrethe II. und ihr französischer Prinzgemahl Henrik getraut. Vielleicht erspäht man auch hier die volkstümliche dronning (Königin) beim Gang zu einem sonntäglichen Gottesdienst oder beim Shopping im noblen Teil von Strøget. Sie wird dann zwar im Rolls-Royce chauffiert, aber ohne Eskorte.
Kurz darauf erreicht man das weitläufige Rund von Kongens Nytorv D9/Google Map mit dem Reiterdenkmal Christians V. (1688) in seiner Mitte. Auf der linken Seite vor dem Platz – der im Zuge des Metrobaus bis 2019 eine Baustelle ist – wurde vor langer Zeit das ehemalige Belle-Époque-Hotel du Nord zum Kaufhaus Magasin du Nord E8/9/Google Map umgestaltet. Rechts vor Det Kongelige Teater E9/Google Map wachen sitzend zwei Meister der dänischen Sprache: Ludvig Holberg (1684–1754) und Adam Oehlschläger (1778–1850). An der gegenüberliegenden Seite, wo Strøget auf den Platz mündet, blieb das 1755 von einem französischen Einwanderer gegründete Hotel d’Angleterre D9/Google Map seiner Bestimmung erhalten: Der weiße Prachtbau trägt sein Alter mit Würde und nostalgischem Charme.
Sollte man hier kurz vor der Mittagszeit angelangt sein, kann man vielleicht die Königliche Leibgarde mit Tschingderassabum aus der Gothersgade herausmarschieren sehen und, wenn man mag, bis zur Wachablösung im Hof von Schloss Amalienborg begleiten. Doch wahrscheinlich ist es selbst bei frühem Start schon etwas später geworden, und da kommt der gegenüber dem Hotel d’Angleterre endende Stichkanal Nyhavn D/E9/10/Google Map, der immerhin schon 300 Jahre alte »Neuhafen«, gerade recht. Mit seinem märchenhaften Ambiente und der langen Reihe von Lokalen auf der Sonnenseite, die seinerzeit verrufene Seemannskneipen waren, bietet er nun in Hochparterre, Souterrain und auf dem Kai dänische Leckerbissen, Bier vom Fass und Gemütlichkeit an: mad, øl og hygge.
Hans Christian Andersen (1805–75), der aus seiner Geburtsstadt Odense schon 1819 nach Kopenhagen kam, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte und die meisten seiner rund 160 Märchen und Geschichten schrieb, hatte viele Adressen in dieser Stadt: Im Königlichen Hoftheater neben dem Reitplatz von Christiansborg war er 1820 bis 1822 Balletteleve; im Hotel d’Angleterre schrieb er in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts in Zimmer 208; im Haus Nyhavn Nummer 20 dichtete er von 1834 bis 1838, und in Nummer 18 auf der anderen Seite lebte er (1871–73).
Der Nyhavn ist auch ein guter Startpunkt für eine den Stadtbummel ergänzende Hafen- und Kanalrundfahrt mit oder ohne Führung. Danach bleibt noch Zeit, die sogenannte Frederiksstadt nördlich der Achse Nyhavn–Gothersgade mit ihren Schlössern zu erkunden.
Über die Gothersgade gelangt man in den Königlichen Garten Rosenborg Have, der die Kaserne der Leibgarde und das Rosenborg Slot C7/8/Google Map umschließt. Ein Kleinod der Renaissance ist das Lustschloss Christians IV. Hier sind königliche Sammlungen von venezianischem Glas, prunkvoller Stuck, die Kronjuwelen und Königskronen zu bestaunen.
Solvgade und Kronprinsessegade führen zu einem architektonischen Kontrapunkt: Die gelb verputzten Häuserzeilen der Nyboder B/C9/Google Map ließ Christian IV. um 1630 für 600 Mann des Flottenpersonals und ihre Familien hochziehen – wohl der erste, durch seine Struktur überzeugende soziale Wohnungsbau.
Doch gleich darauf folgt wieder Pomp. Von der Store Kongensgade öffnet sich eine Passage zur Frederiks Kirke C9/Google Map, die im Volksmund Marmorkirken genannt wird. Um sie herum stellen Statuen die bedeutenden Kirchenväter Dänemarks dar, vom Apostel des Nordens, dem hamburgisch-bremischen Erzbischof Ansgar, über den Philosophen Søren Kierkegaard bis zu Grundtvig, der schon Mitte des 19. Jahrhunderts die dänischen Volkshochschulen ins Leben rief. Von der Aussichtslaterne der monumentalen Kuppel eröffnet sich eine großartige Perspektivflucht, die über die Königsresidenz Schloss Amalienborg bis zum Hafenbecken mit dem nach Plänen des dänischen Stararchitekten Henning Larsen gebauten Opernhaus (Operaen) D11/Google Map verläuft. Beim Queren der Bredgade blinken links golden die Zwiebeltürme der orthodoxen Alexander-Newskij-Kirke C9/Google Map.
Schloss Amalienborg C/D9/10/Google Map, vier um einen Achteckplatz herum angeordnete Palais mit ihren angewinkelten Seitenflügeln, beeindruckt vielleicht gerade zu schon etwas späterer Stunde durch seine schlichte Großzügigkeit: Ohne die Menge, die in der Saison zur Wachablösung