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ROM

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von Nikolaus Groß und Roland Mischke

Nikolaus Groß, lebte nach dem Studium der klassischen Archäologie mehrere Jahre in Rom, wo er seit Jahren Studienreisen entwickelt und führt. Neben Veröffentlichungen zu Rom sind von ihm auch mehrere Bücher über andere italienische Reiseziele erschienen.

Roland Mischke, in Chemnitz geboren, studierte in Berlin Evangelische Theologie und Germanistik. Er arbeitete bei verschiedenen Tageszeitungen, unter anderem auch bei der FAZ, und schrieb zwei Sachbücher und mehr als ein Dutzend Reiseführer. Nach 25 Jahren Zwischenstopp in Frankfurt am Main lebt er wieder in Berlin.

Inhalt



Willkommen in Rom

Top 10 & Mein Rom

image Top 10: Das sollte man gesehen haben

image Mein Rom: Lieblingsplätze der Autoren

Stadttouren mit Detailkarten

Mittelpunkte städtischen Lebens in der Antike und heute

Höhepunkte von Kunst und Kultur um den Esquilin

Streifzüge

Vatikan – der kleinste irdische Staat

Ostia Antica – Roms einstiger Hafen

Sommerfrische Tivoli – Villa Adriana und Villa d’Este

Vista Points – Sehenswertes

Museen und Galerien

Kirchen, Katakomben und Friedhöfe

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z und Sprachführer

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

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Zeichenerklärung

image       Top 10
Das sollte man gesehen haben
image Mein Lissabon
Lieblingsplätze des Autors
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps.


Willkommen in Rom

Eine Stadt mit vielen Gesichtern und einer jahrtausendealten Geschichte, die auch beim wiederholten Besuch unbekannte Facetten zu offenbaren weiß.

Beim Schlendern zwischen Tempeln, Thermen und Theatern erwacht das römische Weltreich der Antike. Nach dem Untergang des Weströmischen Reichs und den unruhigen Zeiten der Völkerwanderung erlebte Rom mit dem Erstarken des Papsttums eine zweite Blüte. Gewaltige Renaissance- und Barockpaläste sowie zahllose Kirchen belegen den Baueifer der Kirchenfürsten, farbenfrohe Freskenzyklen und anmutige Skulpturen zeugen von der Lebenslust und Prunksucht der Päpste. Mit der Einigung Italiens im späten 19. Jahrhundert wurde die Tibermetropole Hauptstadt Italiens und änderte ihr Äußeres erneut. Verspieltem Jugendstil folgten faschistische Monumentalbauten, nüchterne Funktionalbauten wichen moderner Architektur.

Doch eines war Rom bei all diesen unterschiedlichen Facetten sicherlich nie – und ist es auch heute nicht: eine erholsame, ruhige oder entspannende Stadt. Was bei knapp drei Millionen Einwohnern und jährlich rund 13 Millionen Touristen, als Hauptstadt Italiens und Sitz der katholischen Kirche auch an ein Wunder grenzen würde.

Rom ist in keiner Hinsicht nur das eine oder das andere, Rom verkörpert eine unvergleichliche Mischung aus Chaos und Charme, Vergangenheit und Gegenwart, Prunk und Verfall, Reich und Arm. Daraus entsteht das vielfältige Mosaik dieser einzigartigen Stadt.

Nehmen Sie sich Zeit, Rom zu genießen, hasten Sie nicht von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und versuchen Sie nicht in wenigen Tagen alles zu sehen – weniger ist auch in diesem Fall mehr. Atmen Sie bei einem Glas Wein auf einem der wunderschönen Plätze das römische Leben, empfinden Sie die Stadt mit allen Sinnen und lassen Sie sich von der historisch gewachsenen Metropole faszinieren.

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Blick über die Dächer Roms

Top 10 & Mein Rom

Top 10: Das sollte man gesehen haben

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Palatin

S. 9 f., 42 image H8/9/Google Map
Auf diesem grünen Hügel wurde der Grundstein des römischen Weltreichs gelegt und von hier aus regierten es die Imperatoren.

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Forum Romanum

S. 10 f., 42 f. image G/H8/9/Google Map
Einst das Herz der alten Welt, dann jahrhundertelang Kuhweide, nun ein archäologischer Park mit Ruinen aus allen Epochen des römischen Weltzeitalters.

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Kapitol/Kapitolinische Museen

S. 11 f., 30, 42 image G7/8/Google Map
Die Platzanlage von Michelangelo mit Roms bedeutendsten Museen und dem Reitermonument Marc Aurels befindet sich auf dem Haupthügel der Ewigen Stadt.

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Piazza Navona

S. 12, 45 image F6/Google Map
Ein Schauplatz bürgerlichen und künstlerischen Lebens seit der Antike rund um eine der schönsten Brunnenanlagen der Stadt.

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Pantheon

S. 13, 44 image F6/Google Map
An Sonnentagen schenken die Götter dem Zylinderbau mit der Kuppel flirrende Lichteffekte, seit der Antike bedanken sie sich auf diese Weise für den zu ihren Ehren erbauten Tempel.

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Trevi-Brunnen

S. 13 f., 41 f. image E8/Google Map
Leinwandstars haben hier ein Bad genommen, Touristen werfen Münzen ins Wasser, in der Abenddämmerung ist die dem Wasser gewidmete Skulptur illuminiert.

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Spanische Treppe/Scalinata di Trinità dei Monti

S. 14, 44 f. image D7/8/Google Map
Treppen gibt es viele in Rom, aber keine zweite wie diese. Hier treffen Römer und Zugereiste aufeinander, beginnen Freundschaften und Liebesgeschichten.

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Kolosseum

S. 18 f., 41 image H9/Google Map
Ein Ort jahrhundertelanger Grausamkeit – unzählige Tiere und Gladiatoren wurden hier geopfert – aber auch die schönste aller klassischen Arenen.

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Petersplatz mit Petersdom

S. 20 ff., 34 f. image aC/aD4/5/Google Map
Eine Kirche für 60 000 Menschen, ein Platz für 200 000 Besucher. Das massive Gotteshaus und der kreisförmig anmutende Platz sind das irdische Zentrum der Christenheit.

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Vatikanische Museen

S. 22 f., 30 f. image aA/aB3/4/Google Map
Für Kunstliebhaber das Paradies auf Erden. Die größte Kunstsammlung der Welt mit Meisterwerken von der Antike bis zur Moderne.

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Mein Rom
Lieblingsplätze der Autoren

Liebe Leser,
das sind einige besondere Orte dieser Stadt, an die wir immer wieder gern zurückkommen. Eine schöne Zeit in Rom wünschen Ihnen

Nikolaus Groß und Roland Mischke

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Campo de’ Fiori

S. 12, 40, 64 image F/G5/6/Google Map
Roms berühmtester Markt aus der Antike, nahe dem Cäsar von Dolchstößen ermordet und Giordano Bruno verbrannt wurde. Bis heute pulsiert auf dem Platz die römische Volksseele.

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Antico Caffè Greco

S. 14, 57 image D7/Google Map
Jeder Rundbogen zwischen den Räumen, jeder Fußbreit Boden ist historisch kontaminiert. Schon Goethe schlürfte hier einen Cappuccino und nach ihm viele andere.

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Santa Maria Maggiore

S. 16, 39 image F10/11/Google Map
Am 5. August 358 fiel Schnee, im Flockenwirbel entschied Papst Liberius den Bau der Kirche. Seither wird an jedem 5. August das bizarre Schneewunder-Fest zelebriert.

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Villa und Galleria Borghese

S. 32 f., 66 image B9/Google Map
Der Villenpark ist ein Kunsthort, aber mehr noch die grüne Lunge Roms. Hier erlebt man die Römer entspannt wie nirgendwo.

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Piazza del Popolo

S. 44 image C6/Google Map
Die Bühne der kleinen Leute und Selbstdarsteller. Nicht mondän wie andere Plätze, sondern klassizistisch sachlich mit ein bisschen Renaissance. Dient auch als Bühne für Popkonzerte und politische Veranstaltungen sowie als Flanierplatz.

Stadttouren

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Mittelpunkte städtischen Lebens in der Antike und heute

Vormittag
Palatin – Forum Romanum – Kapitol – Kapitolinische Museen – Campo de’ Fiori.

Mittag Pierluigi image F5/Google Map
Piazza de’ Ricci 144
Images 06 686 13 02, www.pierluigi.it
Mo geschl.
Beliebtes Restaurant in altem Renaissancepalazzo nahe dem Palazzo Farnese. Mit Tischen auf der lauschigen Piazzetta.

Nachmittag
Piazza Navona – Pantheon – S. Ignazio – Piazza Colonna – Galleria Alberto Sordi – Fontana di Trevi – Piazza di Spagna.

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Über den Eingang an der Via di S. Gregorio betreten wir die archäologische Zone des image Palatin image H8/9/Google Map. Während der römischen Republik befand sich auf dem klassischen Hügel Palatin ein mondänes Wohnviertel. Mit Kaiser Augustus, der dort zur Welt gekommen war, vollzog sich allmählich der Wandel hin zum herrschaftlichen Residenzviertel. So wurde »Palatin« schließlich zum Inbegriff der kaiserlichen Wohn- und Residenzstätte. Die modernen Bezeichnungen wie Palast, Palace, Palazzo, Palais oder Pfalz haben alle ihren Ursprung im Wort Palatino.

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Monte Palatino – in republikanischer Zeit herrschaftliches Residenzviertel

Sein heutiges Aussehen prägen die Ausgrabungen der antiken Palaststrukturen und die Farnesischen Gärten, die Kardinal Alessandro Farnese im 16. Jahrhundert unter anderem durch Vignola in den antiken Ruinen anlegen ließ. Die Ausgrabungen im südlichen Teil des Hügels verweisen auf die frühe Besiedlung Roms (9.–8. Jh. v. Chr.). Eine dieser Strukturen wird als die Hütte des Stadtgründers Romulus gesehen und erfuhr schon in der Antike große Verehrung. Unter Kaiser Augustus wurden schließlich die Casa di Augusto (Haus des Augustus) und die Casa di Livia (Haus der Livia, seiner Frau) mit sehr schönen Freskenmalereien errichtet.

Der Großteil der Ausgrabungen verweist auf die Zeit von Kaiser Domitian (2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.) und gliedert sich in den Privatbereich (Domus Augustana), das Stadio Palatino und den repräsentativen Empfangsbereich (Domus Flavia). Letztgenannter war um einen Innenhof mit Brunnen angelegt und besaß neben einem kaiserlichen Speisezimmer mit Fußbodenheizung ein kleines Heiligtum (Lararium), einen Empfangssaal und eine Basilika für die Staatsgeschäfte. Gleich über mehrere Ebenen erstreckte sich die Domus Augustana, die in Richtung Circus Maximus orientiert war. Das lang gestreckte Stadio Palatino ist eine natürliche Senke, die im 1. Jahrhundert die Form eines Stadions erhielt, tatsächlich aber ein Garten war mit zahlreichen Nebenbauten an seinen Schmalseiten.

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Die Statuen der Vestalinnen auf dem Forum Romanum

Über den Clivus Palatinus schlendern wir hinunter auf das image Forum Romanum image G/H8/9/Google Map. Schlicht, aber in überragender Lage auf dem höchsten Punkt des Forum Romanum thront der Titusbogen. Kaiser Domitian ließ ihn 81 n. Chr. für die Erfolge seines älteren Bruders Titus in den Judäischen Kriegen errichten. Die Reliefs im Bogendurchgang zeigen, wie im Triumphzug die Beutestücke aus der Eroberung Jerusalems (70 n. Chr.) mitgeführt werden. Deutlich zu erkennen sind der Schaubrottisch und der siebenarmige jüdische Leuchter (Menorah).

Selbst nach 1700 Jahren ragen die Überreste der Maxentiusbasilika noch majestätisch in den Himmel. Der unrechtmäßige Herrscher Maxentius ließ den Bau 306 n. Chr. beginnen, der nach seinem Tod bei der Schlacht an der Milvischen Brücke (312 n. Chr.) von seinem Kontrahenten Konstantin vollendet wurde. Die Basilika diente als Gerichts- und Versammlungshalle. In der westlichen Apsis saß Kaiser Konstantin in Form einer monumentalen Statue.

Nördlich der Via Sacra, der heiligen Straße, erhebt sich der Romulustempel. Die Namensgebung bezieht sich nicht auf Romulus, den mythischen Stadtgründer, sondern auf den Sohn von Maxentius, der nach seinem frühen Tod zu den Göttern erhoben wurde. Das Bronzeportal ist original aus dem frühen 4. Jahrhundert n. Chr. Original ist auch der Unterbau des Tempels des Antoninus Pius und der Faustina, der zu Ehren des Kaisers und seiner Frau auf Senatsbeschluss, wie es auch die Inschrift im Architrav erwähnt, im 2. Jahrhundert n. Chr. gebaut und wie der Romulustempel später in eine Kirche umgewandelt wurde.

Auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich der Rundtempel der Vesta. Mädchen aus gutem Hause, die bereits im Alter von etwa neun Jahren zu Priesterinnen (Vestalinnen) ausgebildet wurden und auf 30 Jahre der Keuschheit verpflichtet waren, verhinderten im Tempel das Erlöschen des heiligen Herdfeuers. Im Haus der Vestalinnen, Casa delle Vestali, wohnten die Priesterinnen abgeschirmt, aber ziemlich luxuriös auf zwei Etagen, teils mit Fußbodenheizung, um einen Innenhof mit den Statuen von herausragenden Vorgängerinnen.

Fast schon ein Wahrzeichen des Forum Romanum sind die drei hoch aufragenden Säulen des Dioskurentempels. Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. für die göttlichen Zwillinge Castor und Pollux errichtet, die den Römern bei der Schlacht am See Regillus (499 v. Chr.) beigestanden hatten und persönlich die Kunde vom Sieg nach Rom brachten, erfuhr der Tempel im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche Restaurierungen. Der eigentliche Forumsplatz, der zur Versammlung des Volkes diente, wird gefasst von zwei Basiliken und zwei Rednerbühnen.

Die Basilica Iulia südlich der Via Sacra verdankt ihren Namen den Umbauten einer älteren Basilika unter Caesar, der aus dem Geschlecht der Iulier stammte. Als Gerichtshalle diente sie dem »Tribunal der Hundertmann« (Centumvir) für große Prozesse. Die Basilica Aemilia auf der Nordseite des Platzes hat ihren Ursprung im 2. Jahrhundert v. Chr. und sicherte als Markthalle den Handel unabhängig von Wind und Wetter. Den östlichen Platzabschluss bildet der Caesar-Tempel. Nach der Ermordung von Iulius Caesar an den Iden (15.) des März 44 v. Chr. führte sein Leichenzug über das Forum, als sich das Volk des Leichnams bemächtigte und ihn an Ort und Stelle einäscherte. An diesem Platz ließ Oktavian, der spätere Augustus, 29 v. Chr. den Tempel für den vergöttlichten Caesar errichten. Der Name Rostra, der Rednerbühne der Westseite, entstand durch die Rammschnäbel von gegnerischen Schiffen, die als Trophäen an ihr angebracht waren.

Im mächtigen Ziegelbau der Kurie entschied der Senat über die Belange des römischen Staates. Während der römischen Republik höchstes Entscheidungsorgan verlor der Senat mit der Kaiserzeit zunehmend an Bedeutung. Immer wieder durch Brände zerstört, stammt der heutige Bau aus der Zeit von Kaiser Diokletian (283 n. Chr.). Die Bronzeeingangstür ist eine Kopie des Originals, das im 17. Jahrhundert von Papst Alexander VII. für die Lateranbasilika zweckentfremdet wurde.

Ab 203 n. Chr. wurde als größter Triumphbogen Roms der Bogen des Septimius Severus erbaut. Anlässlich seines zehnjährigen Herrschaftsjubiläums ließ er im Relief die Siege über Parther und Assyrer verherrlichen, die er gemeinsam mit seinen Söhnen Caracalla und Gaeta errungen hatte. Vorbei am Umbilicus Urbis, dem symbolischen Zentrum Roms, stoßen wir auf den Tempel des altrömischen Ackergottes Saturn, in dessen Unterbau der römische Staatsschatz aufbewahrt war. Jedes Jahr nach der Wintersaat feierte Rom ein großes Fest (Saturnalien), bei dem für einige Tage alle Standesunterschiede aufgehoben waren – der Ursprung unseres heutigen Karnevals.

Gleich hinter dem Bogen des Septimius Severus führt uns eine Treppe aus dem Forum Romanum hinaus, vorbei an den Mamertinischen Kerkern hinauf zum Kapitolshügel. In der Antike bildete das image Kapitol image G7/8/Google Map, einer der sieben klassischen Hügel Roms, eine baulich-funktionale Einheit mit dem Forum Romanum. Auf ihm erhoben sich die wichtigsten Tempel. Der Tempel der kapitolinischen Trias diente der Verehrung von Jupiter, Juno und Minerva, der des Jupiter Optimus Maximus war Jupiter als höchster Gottheit geweiht und der für Juno Moneta der Mahnenden Göttin Juno. Das Kapitol war aber auch letzte Fluchtburg, so während der Gallierkatastrophe im 4. Jahrhundert v. Chr. Mit dem Untergang des Weströmischen Reichs verfiel das Kapitol allmählich. Erst im 16. Jahrhundert erlangte es unter dem Pontifikat von Paul III. Farnese eine neue Blüte.

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Michelangelos Werk: die Treppe und der Kapitolsplatz

Das Universalgenie Michelangelo bekam den Auftrag zur Neugestaltung des Hügels. Auf ihn gehen die Platzgestaltung mit den eingelegten Travertinbändern zurück, die Aufstellung des Reiterstandbildes von Marc Aurel (heute eine Kopie) und größtenteils auch die Ausführung der Paläste. Der stirnseitige Senatorenpalast, erbaut über dem antiken römischen Staatsarchiv (Tabularium), dient heute dem römischen Stadtrat.

Der Konservatorenpalast image G7/8/Google Map beherbergt gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Palazzo Nuovo die image Kapitolinischen Museen. Aus der Sammlung eines der bedeutendsten archäologischen Museen ragen neben der römischen Wölfin und dem originalen Reiterstandbild von Marc Aurel besonders der Sterbende Gallier (2. Jh. v. Chr.) und die monumentalen Gliedmaßen von Kaiser Konstantins Sitzstatue aus der Maxentiusbasilika (4. Jh. n. Chr.) heraus.

Über die repräsentative Treppe von Michelangelo verlassen wir unter den Blicken der monumentalen Statuen von Castor und Pollux, der Schutzpatrone Roms, das Kapitol und gelangen auf der Via dei Funari auf die Piazza Mattei image G7/Google Map mit dem wunderbar verspielten Schildkrötenbrunnen. Della Porta und Landini schufen im späten 16. Jahrhundert den Brunnen und die Bronzefiguren der Jünglinge, die Schildkröten wurden erst Mitte des 17. Jahrhunderts hinzugefügt.

Über die Via Arenula hinweg folgen wir der Via dei Giubbonari auf den image Campo de’ Fiori image F/G5/6/Google Map. Um die Statue von Giordano Bruno, einem Dominikanermönch, der im Jahr 1600 der römischen Inquisition zum Opfer gefallen war, erstreckt sich Roms berühmtester und schönster Markt. Jeden Morgen wechseln hier Fisch, Gemüse und Obst, Gewürze, Küchenutensilien und Bekleidung den Besitzer. Wenn mittags die letzten Marktstände abgebaut sind und der Platz von den verbliebenen Resten befreit wurde, stehen vor immer mehr Trattorien Tische und Stühle und der Platz bekommt sein Nachmittag-Abend-Gesicht. Die zahlreichen Bars, Cafés und Trattorien auf dem Campo de’ Fiori oder auf der angrenzenden Piazza Farnese laden ein, sich bei einer typischen Pasta den Blick auf den Palazzo Farnese image G5/Google Map, die Wohnstätte von Kardinal Alessandro Farnese, dem späteren Papst Paul III., zu genießen oder sich bei einer krossen Pizza Gedanken über den Palazzo della Cancelleria image F5/Google Map zu machen, den Kardinal Raffaele Riario mit seinen Gewinnen aus dem Würfelspiel zu Beginn des 16. Jahrhunderts bauen ließ.

Die image Piazza Navona image F6/Google Map erinnert in ihrer lang gestreckten Form an das antike Stadion von Kaiser Domitian (1. Jh. n. Chr.), das sich einige Meter unter heutigem Straßenniveau befindet. Der Vier-Ströme-Brunnen (Fontana dei Fiumi), von Bernini Mitte des 17. Jahrhunderts geschaffen, zeigt vier Ströme in Gestalt von vier Männern, die die vier damals bekannten Kontinente symbolisieren. In ihrer Haltung zum Papstwappen, das den Brunnen krönt, spiegelt sich das Verhältnis der Erdteile zur Kirche.

Die Piazza Navona ist einer der Treffpunkte Roms, ein Ort zum Schlendern und Plaudern, Sehen und Gesehenwerden. Mit Muße den Platz erleben, heißt die Devise.

Vorbei am Palazzo Madama, dem Sitz des italienischen Senats, gelangt man zum image Pantheon image F6/Google Map. Von Marcus Agrippa, dem Schwiegersohn von Augustus, im 1. Jahrhundert v. Chr. begonnen und von Domitian (1. Jh. n. Chr.) umgebaut, verdankt das Pantheon sein heutiges Aussehen Kaiser Hadrian (1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.). In der Vorhalle des Pantheons hing einst eine Kassettendecke aus Bronze, bis Papst Urban VIII. diese im 17. Jahrhundert herausreißen ließ, um aus der Bronze von Bernini den Baldachin in St. Peter gießen zu lassen. Die originale Bronzeeingangstür blieb glücklicherweise erhalten. Der mächtigste Kuppelbau der Antike mit einer Innenhöhe und einem Durchmesser von jeweils 43,3 Metern zieht die Besucher in seinen Bann. Die Öffnung im Scheitelpunkt hat einen Durchmesser von neun Metern.

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Der Vier-Ströme-Brunnen auf der Piazza Navona

Der aus dem Griechischen abgeleitete Name Pantheon verweist auf die Verehrung aller Götter, wahrscheinlich handelte es sich um einen Tempel für die sieben planetarischen Götter. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts wurde aus dem heidnischen Tempel eine christliche Kirche, in der noch heute jeden Sonntag Messe gefeiert wird. Das Pantheon diente aber auch als Grablege wichtiger Persönlichkeiten. Neben den italienischen Königen Vittorio Emanuele II. und Umberto I. ruht hier auch der große Renaissancekünstler Raffael, der 36-jährig im Jahr 1520 verstorben war.

Den nahen Rokokoplatz, Piazza di S. Ignazio, überragt die Jesuitenkirche S. Ignazio image F7/Google Map. Als Kollegskirche für das Collegio Romano, die erste Jesuitenschule, im 16./17. Jahrhundert erbaut, begeistert die nach außen schlichte Kirche durch ihre illusionistische Innengestaltung.

Die Piazza Colonna image E7/Google Map wird von der Marc-Aurel-Säule beherrscht, die kurz nach dem Tod des Kaisers Marc Aurel (180 n. Chr.) errichtet wurde. Die Marmorreliefs verherrlichen seine Erfolge über die Markomannen und Sarmaten. Die Kaiserstatue auf der Spitze ließ Papst Sixtus V. durch die Statue des Apostels Paulus ersetzen. Der Palazzo Chigi image E7/Google Map (17. Jh.) an der Nordseite des Platzes ist der Regierungssitz des italienischen Ministerpräsidenten. Nach dem Vorbild der großen Einkaufszentren in Turin und Mailand entstand im späten 19. Jahrhundert jenseits der Via del Corso die Galleria Colonna image E7/Google Map. Die vom Jugendstil geprägte Einkaufsgalerie ist dem 2003 verstorbenen römischen Volksschauspieler Alberto Sordi gewidmet.

Ins Häusermeer Roms eingebettet, empfängt die image Fontana di Trevi image E8/Google Map ihre Besucher. Vor der Fassade eines stilisierten Triumphbogens mit den Personifikationen von Reinheit und Überfluss herrscht Neptun über das Wasser. Nicola Salvi schuf im 18. Jahrhundert den berühmtesten und meistbesuchten Brunnen der Stadt. In Fellinis »La Dolce Vita« durfte sich Anita Ekberg unter dem Blick von Marcello Mastroianni an dem kühlen Nass erfreuen – ein Genuss, der den Touristen verwehrt bleibt. Eine Legende rankt sich um den Münzwurf in die Fontana di Trevi. Wer eine Münze mit der rechten Hand über die linke Schulter in den Brunnen wirft, kann sich einer glücklichen Rückkehr nach Rom gewiss sein, wird darin erzählt. Die Münzen werden wöchentlich von Ehrenamtlichen eingesammelt und an die Caritas gespendet.

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Nicola Salvi ließ sich von römischen Triumphbögen zu seinem Entwurf der Fontana di Trevi inspirieren

Nach dem berühmtesten Platz, der Piazza Navona, und dem berühmtesten Brunnen, der Fontana di Trevi, besuchen wir mit der image Spanischen Treppe image D7/8/Google Map zum Abschluss unseres Rundgangs auch die berühmteste Treppe von Rom. Interessanterweise heißt sie im Italienischen gar nicht »Spanische Treppe«, sondern Scalinata di Trinità dei Monti, Treppenaufgang zur Kirche Trinità dei Monti. Bereits im 17. Jahrhundert planten die Franzosen zu ihrer Nationalkirche einen repräsentativen Aufgang.

Der Begriff »Spanische Treppe« entstand durch die unmittelbare Nähe zur spanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Der Barcaccia-Brunnen unterhalb der Treppe geht auf Bernini zurück und soll durch die Form des Schiffes an ein Tiberhochwasser erinnern, bei dem 1596 ein Schiff an dieser Stelle angespült worden war. Die Treppe als einer der Treffpunkte Roms lädt zum Verweilen ein und die Via dei Condotti verführt zum Shoppen auf höchstem Niveau. Im image Antico Caffè Greco, dem berühmtesten römischen Café, war schon Goethe zu Gast.

Höhepunkte von Kunst und Kultur um den Esquilin

Vormittag
Palazzo Massimo alle Terme – S. Maria Maggiore – S. Prassede – S. Pietro in Vincoli – S. Clemente.

Mittag Pasqualino image H10/Google Map
Via dei Santi Quattro 66, Metro: Colosseo
Images 067 00 45 76, tägl. geöffnet
Traditionslokal in einer Seitenstraße beim Kolosseum. Freundlicher Service. Bei schönem Wetter auch Tische draußen.

Nachmittag
Domus Aurea – Colosseo – Konstantinsbogen.

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Wir beginnen unseren Rundgang in einem großartigen archäologischen Museum. Für viele Besucher ist es schwierig, sich in den Ruinen einer archäologischen Ausgrabung das einstige Aussehen vorzustellen. Wenn man im Vorfeld aber bereits Skulpturen, Mosaiken oder Fresken gesehen hat, hilft dies auch, die Antike vor dem geistigen Auge wieder aufleben zu lassen.

Das Museo Nazionale Romano im Palazzo Massimo alle Terme image E10/11/Google Map begeistert seine Besucher durch eine moderne, didaktisch sinnvolle und nicht zu überladene Präsentation seiner Exponate. Skulpturen aus Marmor und Bronze zeigen im Erdgeschoss und in der ersten Etage Götter, Kaiser und Heroen, Athleten und Gelehrte aus verschiedenen Jahrhunderten zwischen römischer Republik und später Kaiserzeit. Die zweite Etage präsentiert eine einmalige Sammlung antiker Fresken. Wirklichkeitsgetreu, detail- und farbenreich zieren Fresken mit Flora und Fauna, Architektur und Landschaft die Wände von Speisesälen, Schlafzimmern und Korridoren, die teils in Originalgröße nachgebaut wurden.

Nach einem schnellen Kaffee in einer der zahlreichen Bars kommt man zur Kirche image Santa Maria Maggiore image F10/11/Google Map. Der ägyptische Obelisk vor ihrer Rückseite, oberhalb der Via Cavour, flankierte einst gemeinsam mit dem Obelisken vor den Quirinalspalästen den Eingang zum Augustusmausoleum auf dem Marsfeld. Die Mariensäule vor dem Kirchenhauptportal verweist bereits auf Maria als Patronin der Kirche. Die Säule selbst wurde wiederverwendet und stand einst in der antiken Maxentiusbasilika auf dem Forum Romanum.

Von den vier Patriachalbasiliken – S. Pietro in Vaticano, S. Giovanni in Laterano, S. Paolo fuori le Mura und S. Maria Maggiore – gibt Letztgenannte am deutlichsten die Vorstellung von einer frühchristlichen Kirche wieder, die sich in ihrer Form aus der heidnischen Handels- oder Gerichtsbasilika entwickelt hat. Auffällig ist der großartige Fußboden aus Porphyr, Serpentin und verschiedenen Marmorsorten, der nach der Familie, die derartige Böden im 12. Jahrhundert aus den ehemaligen Wand- und Bodenverkleidungen antiker Kaiservillen schuf, Kosmatenboden genannt wird.

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Michelangelos Moses in S. Pietro in Vincoli

Ein Kleinod unter dem römischen Kirchenhimmel ist die nur wenige Schritte entfernte Kirche S. Prassede image F10/11/Google Map. Ein Bilderbuch aus bunten Steinen öffnet sich am Triumphbogen und in der Apsis. Papst Paschalis I. ließ im 9. Jahrhundert farbenprächtig darstellen, wie die Apostelfürsten Petrus und Paulus die Schwestern Praxedis, Namenspatronin der Kirche, und Pudenziana Christus empfehlen.

Vorbei am mittelalterlichen Geschlechterturm dei Capocci und durch die Via in Selci, den antiken Clivus Suburbanus, gelangen wir über eine steile Treppe zu der von außen höchst unauffälligen Kirche S. Pietro in Vincoli image G9/10/Google Map.

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Der Campanile der Basilika Santa Maria Maggiore auf dem Esquilinhügel

Zwar wurde die Kirche bereits im 5. Jahrhundert erwähnt, doch geht die heutige Gestaltung von Portikus und Innenraum auf Kardinal Giuliano della Rovere zurück, dessen Titularkirche S. Pietro in Vincoli war, bevor er 1503 endlich den letzten Schritt auf der Karriereleiter tun durfte und zum Papst Julius II. gewählt wurde. Michelangelos meisterlicher Moses sollte die Hauptfigur in dem wesentlich größer konzipierten Grabmonument für Julius II. im Neubau von S. Pietro in Vaticano werden. Unstimmigkeiten zwischen Papst und Künstler sowie der Auftrag zur Neugestaltung der Sixtinischen Decke an Michelangelo verzögerten die Realisierung des Grabes. Beim Tod des Papstes (1513) noch unvollendet wurde das Projekt dann in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts in einer wesentlich bescheideneren Form zu einem Ende gebracht. Auch der Aufstellungsort veränderte sich. Nicht mehr S. Pietro, sondern S. Pietro in Vincoli. Wen mag es verwundern, dass der amtierende Papst nicht unbedingt ein monumentales Grab eines ehemaligen Papstes im Neubau der Peterskirche haben wollte. Dieser kleinen Modifikation verdankt S. Pietro einen nicht enden wollenden Besucherstrom, schließlich will jeder Michelangelos Moses sehen.

Durch den Park des Colle Oppio, vorbei an den kläglichen Ruinen der Titus- und Trajansthermen steigen wir hinab zur Via Labicana und treffen dort auf die Kirche S. Clemente image H10/Google Map.

Über das Atrium, eine Oase der Ruhe, betreten wir den Kirchenbau des 12. Jahrhunderts mit seinen wunderbaren Chormosaiken zur Verherrlichung des Kreuzes (12. Jh.). Die Triumphbogenmosaiken mit Christus inmitten der Evangelistensymbole, Heiligen und Propheten sind durch die später eingehängte Kassettendecke zum Teil verdeckt. In der Cappella di S. Caterina erzählen frühe Renaissancefresken (15. Jh.) des Künstlers Masolino da Panicale Episoden aus dem Leben der heiligen Caterina von Alexandrien und des heiligen Ambrosius, des ersten Bischofs von Mailand.

Erst im 19. Jahrhundert wurde durch Zufall die Vorläuferkirche aus dem 4. Jahrhundert unter der heutigen entdeckt, die im 11. Jahrhundert während des Normannensturms zerstört worden war und in der Folge als Unterbau für die jetzige Kirche diente. Der Abstieg in die Tiefe gleicht einer Zeitreise.

Aus den Tiefen der Vergangenheit ans Tageslicht zurückgekehrt gönnen wir uns erst eine Mittagspause, bevor wir uns am Nachmittag weiteren Höhepunkten der Antike zuwenden.

Im Park des Colle Oppio liegt oberhalb der Via Labicana der Eingang zur Domus Aurea image G/H10/Google Map, dem Goldenen Haus von Kaiser Nero (derzeit wegen Restaurierung geschl.). Nach dem neronischen Stadtbrand 63 n. Chr., der nachweislich übrigens nicht von Nero gelegt worden war, wie häufig dargestellt, war Rom zu einem Großteil zerstört.

Nero nutzte die sich bietenden Freiflächen, um mitten im Zentrum des antiken Roms auf einer Fläche von etwa 80 Hektar sein Goldenes Haus bauen zu lassen. Dabei handelte es sich nicht um ein einziges Gebäude, sondern um eine weitläufige Anlage mit Wäldern und Seen, privaten und repräsentativen Bauten. Im überdachten Bereich befand sich ein Teich mit Salzwasser, ein anderer war mit Süßwasser gefüllt. Ein Speisesaal besaß eine Kassettendecke, die man öffnen konnte, um Blütenblätter hereinregnen zu lassen. Als Nero diese gewaltige Anlage endlich beziehen konnte, soll er gemeint haben, jetzt endlich könne er leben wie ein Mensch.

Nach Neros vorzeitigem Ableben wurden die Repräsentationsräume am Colle Oppio abgerissen oder zugeschüttet und als Unterbauten für die Titus- und Trajansthermen verwendet. Erst im 16. Jahrhundert kamen zufällig die ersten Räume der Domus Aurea wieder ans Tageslicht. Ein Besuch in den Räumlichkeiten sollte von möglichst viel Phantasie begleitet werden. Die einst lichtdurchfluteten, mit Wasserspielen, Skulpturen und Mosaiken geschmückten Räume präsentieren sich heute fast komplett schmucklos im Dunkel des Tiefparterres.

Zwar mit Licht erfüllt, aber auch nicht perfekt erhalten, zeigt sich zwischen der Via Labicana und der Via di S. Giovanni in Laterano die Gladiatorenschule Ludus Magnus. Nur ein Teil der Arena wurde freigelegt, während der Rest noch unter den angrenzenden Straßen und Häusern begraben liegt. Vier dieser Einrichtungen, die zu Ausbildung und Training der Gladiatoren dienten, lagen in unmittelbarer Nähe des Kolosseums. Schließlich sollten in der Hauptarena vor großem Publikum Profis kämpfen.

Der antike römische Schriftsteller Sueton erwähnt in Zusammenhang mit dem Domus Aurea einen künstlichen See unter freiem Himmel, an dem die Flamingos spazieren gingen. An der Stelle des Sees wurde unter Kaiser Vespasian ab 72 n. Chr. der Bau des image Kolosseums image H9/Google Map begonnen. Schätzungsweise 40 000 Sklaven verarbeiteten mehr als 100 000 Kubikmeter Travertin und 300 Tonnen Eisen. Die Travertinblöcke aus den Steinbrüchen von Tibur, dem heutigen Tivoli, wurden nicht miteinander vermauert, sondern durch Eisenklammern verbunden. Vor allem im metallhungrigen Mittelalter wurden die Klammern herausgerissen, um sie anderweitig zu verwenden.

Die 80 Arkadenbögen auf heutigem Straßenniveau dienten in der Antike als Eingänge. Die beiden Öffnungen an der Querachse des Ovals waren den wichtigen Persönlichkeiten wie der kaiserlichen Familie, Priesterschaften und Senatoren vorbehalten. Die beiden Eingänge an der Längsachse des Ovals wurden von den Gladiatoren genutzt. Während der östliche dieser beiden auch der Ausgang der siegreichen Gladiatoren war, diente der westliche lediglich dem Abtransport der weniger siegreichen Gladiatoren. Verteilt auf einen Umfang von gut 520 Metern, boten die verbliebenen 76 Eingänge rund 50 000 Menschen Einlass. Die drei Arkadenränge mit der Attika darüber erreichten eine Gesamthöhe von 48 Metern. Die aus dem Mauerverbund der Attika herausragenden Blöcke trugen Holzmasten, von denen Sonnensegel über die Sitzplätze gespannt waren.

Dieser Bau der Superlative, der zugleich der größte Bau der römischen Antike ist, war im Jahr 80 n. Chr. so weit fertiggestellt, dass er unter Kaiser Titus, dem Sohn von Vespasian, mit hunderttägigen Spielen eingeweiht werden konnte. Laut Überlieferung wurden in deren Verlauf 5000 Tiere getötet. Der zweite Sohn von Vespasian, Domitian, vollendete die Attika. Vespasian, Titus und Domitian stammten aus dem Geschlecht der Flavier; aus diesem Grund wird das Kolosseum in seinem offiziellen Namen flavisches Amphitheater genannt.

Jahrhunderte später, das Kolosseum war längst fester Bestandteil des römischen Veranstaltungskalenders, entstand nur wenige Schritte entfernt der Konstantinsbogen image H9/Google Map. 312 n. Chr. war Kaiser Konstantin vom Norden her auf Rom gezogen, um die Hauptstadt des Römischen Reichs vom unrechtmäßigen Herrscher Maxentius zu befreien. Bevor es zwischen den beiden zur entscheidenden Auseinandersetzung kam, hatte Konstantin eine nächtliche Vision. Ihm erschien das christliche Kreuz und eine Stimme sagte ihm: »Unter diesem Zeichen wirst du siegen.« Und so erzählt die christliche Legende, dass Konstantin die Schlacht an der Milvischen Brücke 312 n. Chr. im Zeichen des Kreuzes gegen Maxentius geführt und gewonnen hat.

Noch im selben Jahr beschloss der römische Senat zu Ehren Konstantins den Bau eines Triumphbogens. Bereits drei Jahre später vollendet sollte der Bau vermutlich nicht nur möglichst schnell, sondern auch günstig realisiert werden. So griff man teilweise auf bereits vorhandene Reliefs und Skulpturen aus älteren Bauten zurück.

Bei den Gefangenen vor der Attika handelt es sich um Daker, deren Skulpturen bereits im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. in der Basilika Ulpia des Forums von Trajan verwendet wurden. Die Reliefs der Attika zeigen Amtshandlungen von Kaiser Marc Aurel (2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.). Die Jagd- und Opferdarstellungen der Rundbilder über den seitlichen Durchgängen verweisen auf Kaiser Hadrian und lassen sich zeitlich zwischen Trajan und Marc Aurel einordnen. Auf die konstantinische Zeit verweisen die Reliefs über den Seitendurchgängen.

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Ein beeindruckender Anblick: das Kolosseum

Streifzüge

Vatikan – der kleinste irdische Staat

Von der Adria bis zur Riviera reichte über Jahrhunderte der Kirchenstaat. Wie ein Keil schob er sich zwischen Süd- und Norditalien. Legitimiert wurde die weltliche Herrschaft der Päpste über diesen Flächenstaat durch die Konstantinische Schenkung und darauf basierend die Pippinische Schenkung. Auch als im 15. Jahrhundert festgestellt wurde, dass es sich bei der Konstantinischen Schenkung um eine Fälschung handelt, konnte dies dem päpstlichen Herrschaftsanspruch keinen Abbruch tun. Erst die Einigung Italiens 1870 machte aus dem Papst wieder »nur« den spirituellen Anführer der Katholiken.

Mit einer Fläche von etwa 44 Hektar und einigen exterritorialen Gebieten, wie u.a. den Patriachalbasiliken S. Maria Maggiore, S. Paolo fuori le Mura oder S. Giovanni in Laterano, präsentiert sich der Kirchenstaat heute als der kleinste Staat der Welt. In der Vatikanstadt (Città del Vaticano) gibt es gut 900 Einwohner, davon rund 550 Staatsbürger, und dazu täglich mehrere Tausend Pendler, die morgens aus Italien in den Vatikan zum Arbeiten einreisen und abends wieder nach Italien zurückkehren. Als souveräner Staat verfügt der Vatikan über einen eigenen Radio- und Fernsehsender (Radio Vaticana), eine eigene Zeitung (Osservatore Romano), eine eigene Post, eine Nationalfahne (Weiß-Gelb mit der Tiara und den Schlüsseln Petri), eine eigene Währung (Vatikan-Euro) und sogar über ein eigenes Autokennzeichen (SCV – Stato della Città del Vaticano).

Die schönste Annäherung an den Vatikan führt über die Via della Conciliazione image E3/4/Google Map, die Straße der Versöhnung. Mussolini ließ sie nach der Unterzeichnung der Lateranverträge (1929) als Sinnbild des Ausgleichs zwischen Staat und Kirche anlegen. Die Nebenstraßen auf der rechten Seite geben immer wieder den Blick frei auf einen Fluchtgang, der zwischen Vatikan und Engelsburg angelegt worden war, nachdem das ursprüngliche Hadriansmausoleum als Fluchtburg der Päpste umgestaltet wurde. Papst Clemens VII. musste über diesen Weg sein Heil in der Engelsburg suchen, als die Landsknechte von Karl V. 1527/28 während des »Sacco di Roma« die Stadt in Schutt und Asche legten.

Der Übergang von der Via della Conciliazione zum image Petersplatz image aC/aD4/5/Google Map bildet gleichzeitig auch die Grenze zwischen Italien und dem Kirchenstaat. Im Zentrum des Platzes erhebt sich der ägyptische Obelisk, der im Römischen Reich auf der Mittelachse des Circus des Nero gestanden hatte und im Auftrag von Papst Sixtus V. 1586 hier aufgestellt wurde. Die Platzgestaltung selbst geht auf Bernini in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Die Peterskirche war damals bereits fertig gebaut, der Obelisk stand auch schon und die päpstlichen Paläste auf der Westseite des Platzes waren ebenfalls bereits vorhanden, als Bernini den Auftrag zur Platzgestaltung von Papst Alexander VII. bekam. Um örtlichen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, schuf Bernini zwei unterschiedliche Plätze: einen trapezförmigen direkt vor der Kirchenfassade und einen ovalen mit dem Obelisken im Zentrum. Gefasst wird der Petersplatz von den Kolonnaden mit den Heiligenfiguren. Im Boden eingelassen markieren zwei kreisrunde Scheiben zwischen Obelisk und Brunnen die Stelle, an der nur noch die vorderste Säule der Kolonnaden sichtbar ist.

Auf dem Petersplatz versammeln sich die Gläubigen an Weihnachten und Ostern, um vom Papst den »Urbi et Orbi«, den Segen für Rom und den gesamten Erdkreis, zu empfangen. Bei der Wahl eines neuen Papstes warten die Menschen auf dem Petersplatz darauf, dass über der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch aufsteigt, um eine erfolgreiche Wahl anzuzeigen. Auf dem Petersplatz werden Selig- und Heiligsprechungen zelebriert und jeden Sonntag um 12 Uhr warten die Besucher auf das Erscheinen des Papstes an einem Fenster seiner Privatgemächer zum Angelus-Gebet.

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Petersplatz mit dem rund 25 Meter hohen ägyptischen Obelisken, den zwei Brunnen und den elliptischen Kolonnaden

Achten Sie darauf, wie schnell die Kuppel von image St. Peter image aC3/4/Google Map durch die Vorhalle verdeckt wird, wenn Sie sich der Kirche nähern. Als der Architekt Maderno im frühen 17. Jahrhundert eine Vorhalle vor St. Peter bauen musste, warnte er immer wieder, dass er damit den Blick auf die Kuppel, das eigentliche Wahrzeichen von St. Peter, verstellen würde, wie es dann auch geschah. Seit dem 11. September 2001 müssen alle Besucher von St. Peter vor dem Besuch der Kirche eine Sicherheitsschleuse passieren, die sich am südlichen Ende der rechten Kolonnaden befindet. Fünf Portale führen von der Vorhalle hinein in die Peterskirche.

Das ganz rechte Portal allerdings wird man fast immer geschlossen antreffen. Es handelt sich dabei um die Heilige Pforte der Peterskirche. Wie auch bei S. Maria Maggiore, S. Paolo fuori le Mura und S. Giovanni in Laterano, den anderen Hauptkirchen Roms, wird die Heilige Pforte nur im Heiligen Jahr geöffnet. Das letzte Heilige Jahr war im Jahr 2000 und am 8. Dezember 2015 hat Papst Franziskus die Heilige Pforte von St. Peter erneut geöffnet. Bis zum 20. November 2016 werden an allen vier Hauptkirchen die Heiligen Pforten geöffnet sein.

Der Innenraum von St. Peter überwältigt mit seinen unglaublichen Dimensionen. Ohne Bestuhlung, wie es die Regel ist, würden in der Kirche ca. 60 000 Menschen Platz finden. St. Peter war die größte Kirche der Christenheit, bis in den 1990er Jahren an der Elfenbeinküste eine noch größere gebaut wurde. Beim 1506 begonnenen Neubau von St. Peter wurden Architekturteile der konstantinischen Basilika wiederverwendet. Im Mittelschiff nahe dem Portal liegt eine kreisrunde Porphyrscheibe, die in Alt-St. Peter direkt beim Altar lag und auf der Weihnachten des Jahres 800 Karl der Große von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt worden war. Bei der Ausgestaltung des Kirchenneubaus fand fast ausschließlich haltbares Material Verwendung. Viele Darstellungen, die auf den ersten Blick wie ein Gemälde erscheinen, entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Mosaik.

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Kuppel der Peterskirche

Am Ende des rechten Seitenschiffs befindet sich die viel besuchte letzte Ruhestätte von Papst Johannes XXIII. Der Roncalli-Papst aus Bergamo war eigentlich 1958 als gutmütiger Übergangspapst gewählt worden, der dann aber überraschenderweise als Kirchenreformator von sich reden machte. Im von ihm einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzil wurde zum Beispiel entschieden, dass fortan die Landessprache und nicht das Lateinische die Sprache der Messen sein sollte. Auch Johannes Paul II., der die katholische Kirche ins dritte Jahrtausend führte und 2014 heiliggesprochen wurde, ist im rechten Seitenschiff beigesetzt.

Nach einem ausführlichen Besuch der Kirche lohnt sich auf alle Fälle der Aufstieg zur Kuppel. Auf der Höhe des Tambours der Kuppel genießt man von einer Galerie in der Kuppel einen großartigen Blick von oben auf den Baldachin über dem Hauptaltar. Bis zur Laterne steigt man in der Wandung der Kuppel nach oben. Von dort reicht der Blick weit über das gesamte Stadtareal hinaus, an klaren Tagen bis zu den Gebirgszügen des Apennins.

St. Peter besitzt auch eine Unterkirche. Beim Neubau von St. Peter im 16. Jahrhundert hat man das Kirchenniveau im Vergleich zum konstantinischen Vorgängerbau um einige Meter angehoben, dadurch entstanden unter St. Peter die heiligen vatikanischen Grotten (sacre grotte vaticane). In den Grotten stehen die Sarkophage von Bonifaz VIII., der im Jahr 1300 das erste Heilige Jahr ausrief, Johannes Paul I., der sein Amt nur 33 Tage bekleidete.

Unverzichtbar für alle Besucher des Vatikans ist natürlich der Gang durch die image Vatikanischen Museen image aA/aB3/4/Google Map. Kunst in Malerei und Skulptur aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten vor und nach Christus machen einen Aufenthalt in den Museen unvergesslich. Unvergesslich wird er wahrscheinlich auch deswegen, weil die Schlangen am Eingang meist sehr lang sind und man auch vor den Exponaten nicht unbedingt die erwünschte Muße findet. Ein Besuch in der Sixtinischen Kapelle mit den meisterhaften Fresken von Michelangelo entschädigt für vieles.

Ostia Antica – Roms einstiger Hafen

Der Besuch von Ostia Antica image bF3/Google Map liefert eine hervorragende Ergänzung zu den archäologischen Ausgrabungen in Rom. Theater, Amphitheater, Tempel und Thermen präsentiert Rom in imposanten Dimensionen, aber Alltagsbauten wie Wohnhäuser, Vorratsspeicher, Kneipen und Latrinen sind nicht mehr vorhanden. Rom wurde über die Jahrhunderte immer wieder neu be- oder überbaut, so blieben nur die monumentalen Prachtbauten der Antike erhalten. Ostia Antica ist also ein absoluter Glücksfall. Durch die Verlandung des Hafenbeckens und die Verlagerung der Küstenlinie ins Meer hinaus war der antike Hafen Roms schon im 2. Jahrhundert n. Chr. nicht mehr komplett nutzbar. Im Laufe der Zeit wurde Ostia aufgegeben und von der Natur überwuchert. So förderten die seit dem 19. Jahrhundert laufenden Ausgrabungen eine fast komplette Kleinstadt zu Tage. Aber noch in anderer Hinsicht ist Ostia Antica ein Gewinn: die Ruhe! Nach dem Besuch der sehr lebhaften Metropole genießt man in den Ausgrabungen eine geradezu paradiesische Stille.

An der Mündung (lat. ostium