West-Kanada: Traumlandschaften zwischen Prärie, Bergen und Meer | |
Chronik West-Kanadas: Daten zur Landesgeschichte | |
DIE SCHÖNSTEN REISEREGIONEN WEST-KANADAS | |
BRITISH COLUMBIA | |
Vancouver Metropole zwischen grünen Bergen und blauem Meer |
|
Victoria British Columbias Hauptstadt |
|
Vancouver Island Die größte Insel an der Westküste Nordamerikas |
|
Südliches British Columbia Von den Gestaden des Pazifiks bis zu den Rocky Mountains |
|
Zentrales British Columbia Kontraste zwischen Cowboyland und Küste |
|
Das nördliche British Columbia und das Yukon Territory Traumstraße Alaska Highway |
|
ALBERTA | |
Calgary Großstadt mit Westernflair |
|
Edmonton Albertas Kapitale und das Tor zum Norden |
|
Rocky Mountains Nordamerikas berühmteste Berge |
|
Südalberta Felsengebirge, Badlands und Prärie |
|
UNTERKÜNFTE | |
SERVICE VON A BIS Z | |
Orts- und Sachregister Namenregister Bildnachweis und Impressum Zeichenerklärung |
WEST-KANADA
ALBERTA · BRITISH COLUMBIA
Eine Übersichtskarte mit den eingezeichneten Reiseregionen finden Sie in der vorderen Umschlagklappe. |
Stanley Park, Vancouver
S. 28 f., 36
Vancouvers bekanntester Stadtpark mit seinen weißen Sandstränden, den uralten Regenwaldbäumen, den indianischen To- tempfählen und dem Promenadenweg ringsherum ist eine der größten Attraktionen der Stadt.
Long Beach, Vancouver Island
S. 67 ff.
Strandwandern, Muschelnsammeln und Wellenreiten im Sommer, Stürme beobachten im Winter – im Pacific Rim National Park säumen dichter Regenwald und ein 16 Kilometer langer, einsamer Strand den Rand des Kontinents.
Halcyon Hot Springs, BC
S. 104
Eines der am schönsten gelegenen Thermalbäder British Columbias: Die bis zu 42 Grad heißen Pools liegen oberhalb des Upper Arrow Lake mit Sicht auf den See und die angrenzenden Bergketten.
Peak 2 Peak Gondola, Whistler
S. 116, 117
Nur drei Stützpfeiler sichern die Fahrt der 4,4 Kilometer langen Seilbahn zwischen Whistler und Blackcomb Mountain: Die längste freie Strecke beträgt drei Kilometer, die größte zu überquerende Tiefe beträgt 436 Meter.
Barkverville, BC
S. 120 f.
Wunderbares Freilichtmuseum mit gelungen restaurierten Gebäuden aus der Goldrauschzeit zur Mitte des 19. Jahrhunderts, das durch zeitgenössisch kostümierte Darsteller erst sein lebendiges Flair erhält.
Signpost Forest, Watson Lake
S. 149
Schilderwald mit 72 000 Ortschildern aus aller Welt, initiiert von dem US-Soldaten Carl K. Lindley, der beim Bau des Alaska Highway ein Schild seines Heimatortes Danville/Illinois in Watson Lake aufhängte.
Calgary Stampede, Calgary
S. 154 f., 159
Raubeinige Cowboys, mächtige Bullen und wild bockende Pferde sind die Markenzeichen des größten kanadischen Rodeos, zu dessen Veranstaltungen natürlich auch Bullenreiten und Kutschenrennen gehören.
Icefields Parkway, Banff National Park
S. 174, 178, 186 f.
Großartige Panoramastraße in den Rocky Mountains, welche die Nationalparks Banff und Jasper miteinander verbindet und Zugang zu wunderbaren Aussichtspunkten, Wanderwegen und Campingplätzen bietet.
Banff Springs Hotel
S. 175
756 Zimmer zählt das größte der schlossähnlichen historischen Eisenbahnhotels von Kanada, es ist ein Kosmos für sich mit seinen Restaurants und Lounges, mit seinem großen Spa und den Fitnessanlagen.
Royal Tyrrell Museum of Paleontology
S. 204, 206
Vierzig komplette Skelette, viele lebensechte Modelle von Dinosauriern und Fossilien machen das Royal Tyrrell in den Alberta Badlands zum führenden Museum der Paläontologie und Saurier-Forschungszentrum.
Unermessliche Weiten und wenige Menschen – so stellt man sich West-Kanada vor. Mit Bergen, Wäldern und glitzernden Seen, wo Elche und Bären leben und Biber ihre Burgen bauen. Mal kreuzt ein Trapper in seinem Kanu vor seiner Blockhütte am See, mal kommt ein rotberockter Mountie auf hohem Ross daher. Wer aber die Landkarte West-Kanadas einmal genauer ansieht, der gewinnt ein weitaus reichhaltigeres Bild.
Im Westen erstreckt sich British Columbia: entlang der Pazifikküste, im Süden begrenzt durch die USA und nördlich vom Yukon Territory und einem Stück Alaska. In dieser Provinz spannt sich der Bogen vom dichten Regenwald der Küste und ihren meist Wolken verhangenen Bergen, von den vielen größeren und kleineren Inseln bis hin zu den trockenheißen Plateaus im Landesinneren; von sonnenreichen Trockengebieten im Süden über die berühmten Rocky Mountains bis hin zu den tiefen Nadelwäldern und einsamen Gebirgen im Norden.
Ziemlich geradlinig schließt sich im Osten die Provinz Alberta an, wo je nach Blickrichtung Bergland und Prärie beginnen oder enden. Auf jeden Fall setzen die Rocky Mountains eine massive Barriere gen Westen. Abrupt gibt das Gebirge dem einstigen Prärieland Raum. In den schier endlosen Weizenfeldern nicken immer wieder Ölpumpen, im Süden, Richtung USA, erstreckt sich heißes Ödland. Im Norden, wo irgendwann die Northwest Territories beginnen, herrschen menschenleere aber tierreiche Wälder vor; im Osten schließt sich geradlinig die Provinz Saskatchewan an.
British Columbias temperierter Küstenregenwald wird von der mächtigen Holzindustrie beherrscht. Dennoch überlebt noch manch ursprünglicher Waldbestand. Der Pazifik an der Westküste von Vancouver Island und die geschützten, inselreichen Gewässer der Strait of Georgia zwischen dem lang gestreckten Vancouver Island und dem Festland gehören zu den meistgelobten Tauchrevieren der Welt und verbergen in ihren Tiefen eine faszinierende Meeresflora und -fauna.
Im Hinterland der Küstenberge erstrecken sich weite, einsame, von Bären durchstreifte Gefilde und nur an wenigen Stellen gibt es Verbindungen zur Küste: in der Region Vancouver, beim Seehafen Prince Rupert, dem Küstenort Bella Coola und im Norden bei Stewart/Hyder, wo man sogar das südlichste Zipfelchen Alaskas betritt.
Sonnenreiche Täler und trockenheiße Plateaus kennzeichnen das Landesinnere des südlichen British Columbia. Das Okanagan Valley hat sich dank ausreichender Bewässerung den Ruf als Obstgarten der Provinz und als Weinanbaugebiet gesichert. Die Kootenay-Region im Südosten kennzeichnen Gebirgsketten mit engen, langen Tälern, tiefen Wäldern, Flüssen und Stauseen.
Vor der Kulisse der Rocky Mountains verläuft in einem Bogen von der US-amerikanischen Grenze bis hinaus in das nördliche British Columbia der Rocky Mountain Trench, ein mächtiger Grabenbruch in der Erdkruste. Ihn nutzt im Süden von British Columbia der junge Columbia River, der dort seinen Lauf als einer der mächtigsten Flüsse des kanadischen und US-amerikanischen Westens beginnt.
Der majestätische Gebirgskamm der Rocky Mountains mit seinen vergletscherten Zwei- und Dreitausendern, den eiskalten Seen und Strömen, die ihnen entspringen, ist ein Glanzlicht im Kaleidoskop der westkanadischen Landschaften. Albertas Icefields Parkway, der diese grandiose Hochgebirgsszenerie in Nord-Süd-Richtung durchzieht, genießt den Ruf der »Traumstraße der Rockies«. Zu ihren Höhepunkten zählen der Athabasca Glacier und das Icefield Centre nahe der Grenze von Jasper und Banff National Park. Am Fuße der Rocky Mountains beginnt Alberta keinesfalls flach und gleichmäßig bis zum Horizont, sondern oft wellig und hügelig – einst Prärie, jetzt die Kornkammer Kanadas. Zu ihren geologischen Besonderheiten zählen die Badlands ganz im Süden. Echte »Hingucker« dort sind die hoodoos, eigenwillig geformte, dank ihrer unterschiedlichen Gesteinsschichten oft auffallend gestreifte Felstürme. Die Badlands gehören zu den reichhaltigsten Dinosaurierfundstätten der Welt.
Von Kanadas 33,5 Millionen Einwohnern leben rund 4,4 Millionen in British Columbia und rund 3,7 Millionen in Alberta. West-Kanadas Metropolen – Vancouver, Calgary und Edmonton – präsentieren eine urbane Vielfalt, die touristisch immer mehr an Bedeutung gewinnt, obwohl sie nicht in das bisher gängige Klischee passt.
An erster Stelle rangiert Vancouver, das wohl wichtigste Eingangstor zu West-Kanada. Die viel zitierte »Perle des Pazifiks« bietet neben ihrer beneidenswerten Lage zwischen Bergen und Meer ein Kaleidoskop an Sehenswertem: Museen, Theater, Parks, Restaurants und Hotels. Victoria, die kleine, aber feine, fest mit britischen Traditionen verwachsene Hauptstadt der Provinz, liegt gewissermaßen gleich vor der Haustür auf Vancouver Island. Die größte nordamerikanische Pazifikinsel schützt Vancouver und das Festland vor den Unbilden des Pazifiks.
Albertas schnell wachsende Metropole Calgary ist ein Synonym für Reichtum aus Öl und Viehzucht mit einem ausgeprägten Westernflair. Calgarys Flagschiff ist denn auch die »Calgary Stampede«, eine der größten Rodeoveranstaltungen der Welt. Calgarys nördliche Nachbarin ist das längst zur selbstbewussten, modernen Hauptstadt gewordene Edmonton, das sogenannte Tor zum Norden. Mit der Edmonton Mall als einem der weltgrößten überdachten Einkaufszentren steht sie als Ziel ganz oben auf der Hitliste kanadischer und internationaler Shopping-Freaks.
Abseits dieser Bevölkerungszentren konzentrieren sich die Bewohner auf einem breiten Streifen im Süden der Provinzen, sammeln sich gewissermaßen zur Grenze des Nachbarlandes USA hin, so als wollte Kanada nicht an den Gestaden des Eismeers auslaufen und sich unbemerkt verlieren.
West-Kanada nutzt und schützt die Natur mit all ihren Ressourcen, insbesondere in den Nationalparks Jasper, Banff, Glacier, Waterton Lakes und anderen. Tweedsmuir, Manning, Wells Gray und weitere Provinzparks stehen den Nationalparks in puncto Schönheit und Landschaftsvielfalt oft in nichts nach, außer dass sie von der Provinzregierung betreut werden und diverse ökonomische Nutzung erlaubt ist. Natur in appetitlichen Häppchen in Form von Badeseen, Wasserfällen etc. servieren die kleineren Provinzparks wie Haynes Point, Christina Lake und Englishman River Falls, die bei Kanadiern als beliebte Urlaubsziele geschätzt werden.
Wanderwege für jeden körperlichen Zustand und Fitnessgrad durchziehen die meisten Parks. Von rollstuhlgerechten Wegen reicht das Angebot über kürzere und längere Wanderpfade, die teils mit Schautafeln und botanischen Hinweisen versehen sind oder zu historischen oder landschaftlichen Sehenswürdigkeiten führen, bis hin zu Fernwanderungen durch das Hinterland, wo man mit seinem Zelt und Selbstverpflegung ganz auf sich selbst gestellt ist.
Camping, Wandern, Kanu-, Kajak- und Wildwasserfahrten, Tauchen, Schwimmen, Wintersport, Walbeobachtungstouren – die Liste der möglichen Outdoor-Aktivitäten in West-Kanada ist lang. Wer Ausrüstung, Transport oder andere Unterstützung benötigt, wendet sich an einen der Outfitters in oder am Rande der Parks oder in den populären Zentren. Sie stellen Kanus, Mountainbikes und anderes Sportzubehör bereit, das man leihen oder kaufen kann.
Wer nicht auf eigene Faust losziehen will, schließt sich einer Gesellschaft an. Paddelt man, wie auf den Bowron Lakes oder in Wells Gray, auf eigene Faust, findet man bei einem Outfitter die nötige Ausstattung, wichtige Informationen und die Sicherheit von An- und Abmeldung. Mit einer Angellizenz und der entsprechenden Ausrüstung kann man in glasklaren Seen und strömenden Bergflüssen fischen und die Forellen anschließend auf dem Lagerfeuer grillen, das man auf den meisten Campingplätzen West-Kanadas entzünden darf.
Auch zwischen Natur und Stadt öffnet sich eine breite Palette an Freizeitangeboten: Freilichtmuseen wie Barkerville, Fort Steele und Fort St. James, historische Ranches und Goldgräberstätten, Weingüter und Vergnügungsparks, Thermalbäder und Wasserparks. Das Spektrum der Museen reicht von kleinen Heimatmuseen über Museen zur Eisenbahn, den Indianern oder der Geschichte bis hin zu Kunstmuseen von Weltrang. Vielerorts lernt man die Region durch See-, Dampfzug- oder Stadtrundfahrten und von schönen Aussichtspunkten kennen. Vor allem im Sommerhalbjahr werden allerorten Rodeos, Kinder-, Kunst-, Musik- und andere regionale und internationale Festivals veranstaltet.
West-Kanada profitiert von einem gut ausgebauten Verkehrsnetz mit exzellenten Straßen, das sich von den Zentren der Provinzen ausbreitet. Im Sommer sind die Straßenarbeiter-Crews dabei, die Frostschäden des vorangegangenen Winters zu beheben. Das führt oft zu Wartezeiten an den Baustellen, aber in der Regel sind die Fernstraßen gut befahrbar. Der Trans-Canada Highway erreicht Vancouver, bevor er schließlich zum Sprung nach Vancouver Island ansetzt und dort nach fast 7800 Kilometern quer durch den Kontinent endet. Weiter nördlich verläuft der nach einem Trapper benannte, gut ausgebaute Yellowhead Highway West-Kanada.
Im Norden British Columbias beginnt der legendäre Alaska Highway, der seit seinem Bau während des Zweiten Weltkriegs die Menschen in den Norden und nach Alaska gelockt und die isolierten Pelzhandelsposten und winzigen Ansiedlungen dem Rest des Landes näher gebracht hat. Dieser Highway ist Realität und Mythos zugleich. Er verbindet den Süden der Provinzen mit den wilden Parks und Regionen im Norden.
Viele kleinere und einige immer weniger werdende größere Straßen im Norden von British Columbia, Alberta und dem Yukon Territory tragen noch Schotterbelag. Sie vergrößern zwar mitunter den Fahrspaß, aber viele Strecken sind von den Leistungen der Fahrzeuganbieter, besonders der Wohnmobilvermieter, ausgeschlossen.
West-Kanada ist ideales Terrain für Naturliebhaber und Outdoor-Enthusiasten, für Fotografen und Aktivurlauber, die sich aber auch mal an einem der zahlreichen Seen als Badegast für ein paar Stunden oder Tage zurückziehen können und möchten. Wer gern sein Zelt oder Wohnmobil aufstellt, kann fast immer sicher sein, abends am knisternden Lagerfeuer neben der selbst gewählten Heimstatt zu sitzen und den nächtlichen Geräuschen der Natur zu lauschen. Wer feste Wände um seine Schlafstätte bevorzugt, findet eine reiche Auswahl an Hotels, Motels und urkanadischen Lodges in oder am Rande der Wildnis.
Der vorliegende Reiseführer möchte mit der Beschreibung der verschiedenen Regionen und Städte mit ihren Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten Begeisterung und Interesse wecken für dieses Land. Gute Reise!
10 000 v. Chr.
Während der Pleistozän-Eiszeiten erfolgt von Sibirien aus eine erste historisch verbriefte Einwanderungswelle auf den nordamerikanischen Kontinent. Nomadisierende Jäger überqueren die seinerzeit trockene Landbrücke der Beringstraße nach Alaska.
6000 v. Chr.
Alle größeren Täler der Rocky Mountains sind eisfrei.
1497
John Cabot alias Giovanni Caboto segelt unter englischer Flagge von England nach Neufundland und manifestiert englische Ansprüche auf das Land.
1534–42
Jacques Cartier erforscht auf der Suche nach der Nordwestpassage den Golf von Sankt Lorenz und segelt den großen Strom hinauf bis an die Stelle des heutigen Montréal. Aus dem Irokesen-Wort kanata leitet er den Namen Kanada ab.
1579
Sir Francis Drake segelt mit seinem Schiff, der »Golden Hinde«, von England um Kap Hoorn und die Westküste Süd- und Nordamerikas hinauf, vermutlich bis Vancouver Island.
1592
Juan de Fuca segelt unter spanischer Flagge in den später nach ihm benannten Gewässern um die Südspitze von Vancouver Island.
1610
Auf der Suche nach der Nordwestpassage segelt Henry Hudson mit seinem Schiff »Discovery« in die große Bucht im kanadischen Nordosten. Sie wird später als Hudson Bay bekannt und bezeichnet auch 60 Jahre danach die neu gegründete, große Pelzhandelsgesellschaft.
1670
Gründung der Hudson’s Bay Company (HBC): Das von der Gesellschaft beanspruchte Territorium umfasst das gesamte Land, dessen Gewässer in die Hudson Bay münden.
Das fast vier Millionen Quadratkilometer große, Rupert’s Land genannte Gebiet reicht bis an den Rand der Rocky Mountains.
1741
Der russische Zar schickt den dänischen Seefahrer Vitus Bering auf Entdeckungsreise nach West-Kanada und Alaska, von wo er Seeotter-, Biber- und andere Pelze mit nach Europa bringt. Seine Entdeckungen animieren die Russen zur Besiedlung der Küstenstriche Nordamerikas.
1775–83
Nordamerikanischer Unabhängigkeitskrieg (War of Independence).
1778
James Cook setzt seinen Fuß an die Küste des Nootka Sound auf Vancouver Island. Im Auftrag der englischen Krone erforscht er auf der vergeblichen Suche nach einer Nordwestpassage die Küsten West-Kanadas und Alaskas.
1783
Anerkennung der Unabhängigkeit der USA im »Frieden von Versailles« und Fixierung einer Grenze zwischen Kanada und den USA. Formierung der North West Company, eines Zusammenschlusses unabhängiger Pelzhändler als Konkurrenz zur Hudson’s Bay Company in Montréal.
1791
Der spanische Kapitän José María Narvaez segelt in die English Bay vor Vancouver.
1792
George Vancouver erforscht die Westküste Nordamerikas für die englische Krone und kartografiert viele Landstriche. Er gelangt nach Vancouver Island, Vancouver und auch in die Gewässer vor dem heutigen Bella Coola.
1793
Der schottische Erforscher Alexander Mackenzie erreicht als erster Weißer auf dem Landweg vom Fraser River her die Pazifikküste. Auf einem Felsen im Dean Channel nahe dem heutigen Bella Coola hinterlässt er die Inschrift »Alex Mackenzie from Canada by land, 22nd July, 1793«.
1795
Gründung des Edmonton House als Pelzhandelsstation der Hudson’s Bay Company, aus der die Stadt Edmonton hervorgeht.
1807
David Thompson überquert als einer der ersten Europäer die Rocky Mountains.
1808
Simon Fraser erkundet unter der Ägide der North West Company den später nach ihm benannten Fluss bis zur Mündung in den Pazifik. Die NWC etabliert sich in West-Kanada und handelt mit den Indianern um die begehrten Pelze.
1811
David Thompson etabliert eine neue Pelzhandelsroute von Edmonton über den Athabasca Pass, die in der Nähe des heutigen Jasper vorbeiführt. Er erforscht die Flussläufe von Columbia und Kootenay River.
1812–14
Britisch-Amerikanischer Krieg (War of 1812). Im »Friedensvertrag von Gent« wird der bereits zuvor bestehende Grenzverlauf zwischen Kanada und den USA besiegelt.
1818
Festlegung des 49. Breitengrades bis zu den Rocky Mountains als Grenzlinie zwischen Kanada und den USA.
1821
Zusammenlegung der Hudson’s Bay Company mit der North West Company unter dem Namen der HBC.
1827
Gründung des ersten Forts der Hudson’s Bay Company im Tal des Fraser River.
1843
Gründung des Fort Camouson durch die Hudson’s Bay Company, daraus wird später Victoria, die Hauptstadt von British Columbia.
1846
Das über den 49. Breitengrad – die Grenzlinie zwischen Kanada und den USA, die bis zum Pazifik reicht – nach Süden hinausragende Vancouver Island wird komplett Kanada zugeschlagen.
1857
Königin Victoria ernennt den kleinen Ort Ottawa am Berührungspunkt von Upper und Lower Canada, die bereits 1841 zu den United Provinces of Canada vereinigt worden waren, zur kanadischen Hauptstadt.
1858
Erster großer Goldrausch im Fraser River Valley. Großbritannien ernennt British Columbia zur Kronkolonie, um seine Ansprüche auf das Land und die Bodenschätze, insbesondere das Gold, zu sichern. Rückgang des kanadischen Pelzhandels.
1860
Billy Barker entdeckt Gold am Williams Creek. Nachfolgend beginnt der große Goldrausch in den Cariboo Mountains.
1861–65
Bau der Cariboo Waggon Road, der ersten kanadischen Überlandstrecke. Goldfunde am Kootenay River.
1862
Der Prospektor John Callbreath testet in British Columbia aus Asien importierte Kamele, die sich aber als ungeeignet für das Terrain und die Belange der Goldsucher erweisen.
1867
Im »British North America Act« deklariert Königin Victoria den Zusammenschluss der vier Ostprovinzen New Brunswick, Nova Scotia, Ontario und Québec zum unabhängigen »Dominion of Canada«.
Dem Dominion of Canada schließen sich später Manitoba (1870), British Columbia (1871), Prince Edward Island (1873), Alberta und Saskatchewan (beide 1905) sowie Newfoundland (1949) als weitere Provinzen an.
1868
Ernennung Victorias zur Hauptstadt von British Columbia.
1870
Verkauf und Übergabe des Landes von der Hudson’s Bay Company an das neu gegründete Kanada.
1871
Beitritt British Columbias zum Dominion of Canada. Eine Bedingung für den Beitritt war die Verbindung der Ost- und Westprovinzen durch eine transkontinentale Eisenbahn.
1873
Bildung der North-West Mounted Police (NWMP), des Vorläufers der Royal Canadian Mounted Police, die u.a. für die Eindämmung des Whiskeyhandels und die Schlichtung der Auseinandersetzung zwischen Weißen und Indianern um alte und neue Siedlungsgründe sorgen sollen. Ein Netz von Polizeiposten entsteht im kanadischen Westen.
1875
Aus einem Fort der NWMP am Bow River entsteht die Stadt Calgary.
1883
Entdeckung der heißen Quellen von Banff.
1885
Verbindung des östlichen und des westlichen Schienenstranges der Canadian Pacific Railway mit dem Einschlagen des letzten Schwellennagels in Craigellachie, B.C. Die erste transkontinentale Eisenbahn durchquert Kanada und fördert damit das nationale Einheitsgefühl. Banff, Kanadas erster Nationalpark, wird gegründet.
1886
Das große Feuer in Vancouvers Gastown vernichtet viele Gebäude, hält aber die Entwicklung nicht auf.
1887
Die transkontinentale Eisenbahnlinie erreicht Vancouver.
1888
Eröffnung des luxuriösen Banff Springs Hotel im Banff National Park.
1896
In Kanada regiert zum ersten Mal ein frankokanadischer Premierminister, Sir Wilfrid Laurier, der bis 1911 die britische Dominanz ein wenig einschränkt. Aber noch immer sind Banken, Versicherungen und Großhandel fest in britischer Hand.
1897/98
Größter Goldrausch am Klondike River im Yukon Territory.
Um 1900
Auswanderungswelle aus Europa in die kanadischen Prärien. Viele ukrainische Einwanderer lassen sich in Albertas Prärie nieder.
1903–06
Roald Amundsen segelt mit der »Gjöa« durch die lang gesuchte North West Passage zwischen Atlantik und Pazifik.
1905
Beitritt der neu gegründeten Provinz Alberta und ihrer Nachbarprovinz Saskatchewan zum Dominion of Canada. Edmonton wird Hauptstadt von Alberta.
1912
Untergang der »Titanic« vor Neufundland. Unter den Opfern der Schiffskatastrophe befindet sich auch der Eisenbahnmagnat Charles M. Hays. – Erste Calgary Stampede.
1914
Kanada tritt in den Ersten Weltkrieg ein. – Erster Ölboom Kanadas mit Funden bei Leduc, südlich von Calgary.
1915
Gründung der Universität von British Columbia in Vancouver.
1917
Bei den Wahlen zum Bundesparlament wird das Frauenwahlrecht eingeführt.
1919
Erstes großes Rodeo in Williams Lake, BC, Vorläufer der Williams Lake Stampede.
1931
Mit dem »Statute of Westminster« erhält Kanada volle Autonomie im Commonwealth und damit die nominelle Unabhängigkeit. Bau des Wonder Trail, einer Schotterstrecke, die später als Icefields Parkway zur meistbefahrenen Panoramastraße Nordamerikas wird.
1932
Gründung des ersten International Peace Park mit dem kanadischen Waterton Lakes und dem US-amerikanischen Glacier National Park.
1933
Weltwirtschaftskrise auch in Kanada: Die Löhne sinken und gut ein Viertel der Bevölkerung ist arbeitslos. Das Pro-Kopf-Einkommen verringert sich seit Ende der 1920er-Jahre um 48 Prozent.
1939
Kanada tritt an der Seite Großbritanniens in den Zweiten Weltkrieg ein.
1942
Zwischen März und November Bau des Alaska Highway. Am 22. November Eröffnung der Militärstraße von Dawson Creek, BC, nach Alaska.
1945
Kanada wird Gründungsmitglied der Vereinten Nationen.
1947
Ergiebige Ölfunde bei Leduc südlich von Edmonton lösen einen zweiten Boom und nachfolgend einen bedeutsamen wirtschaftlichen Aufschwung in Alberta aus.
1948
Freigabe des Alaska Highway für den Privatverkehr.
1949
Kanada wird Mitglied der NATO.
1953
Der Bau der Bella Coola Road von Williams Lake an den Pazifikfjord verbindet die Einwohner des isolierten Tals mit dem Rest von British Columbia.
1954
Bau der Aluminiumschmelze in Kitimat, BC, und Entstehung einer komplett neuen Hafenstadt.
1962
Fertigstellung des Trans-Canada Highway, der ersten transkontinentalen Straßenverbindung Kanadas, die von Neufundland bis zu den Haida Gwaii Islands von British Columbia durch alle Provinzen führt. Die letzte Lücke schließt sich am Rogers Pass im Glacier National Park.
1965
Kanada erwählt für seine neue Flagge das Motiv eines roten Ahornblattes (maple leaf) auf weißem Grund. – Westlich von Hope geschieht am heutigen Crowsnest Highway die Hope Slide, bislang Kanadas größter bekannter Erdrutsch.
1969
Der »Official Languages Act« statuiert die Gleichstellung der englischen und der französischen Sprache in Regierung und Verwaltung und macht Kanada offiziell zu einem zweisprachigen Land.
1971
Bau der Hell’s Gate Air Tram im Fraser River Canyon, die sich zur großen Touristenattraktion entwickelt.
1972
Eröffnung des Cassiar Highway, einer rauen Forstpiste zwischen dem Yellowhead und dem Alaska Highway, der einen Abstecher nach Stewart/Hyder am südöstlichsten Punkt Alaskas ermöglicht.
1975
Erster Weltwirtschaftsgipfel der sieben wichtigsten Industrienationen (G7), zu denen auch Kanada zählt, in Halifax, in der Maritimprovinz Nova Scotia.
1981
Bau der West Edmonton Mall, des größten überdachten Einkaufs- und Vergnügungszentrums der Welt.
1982
Mit dem »Constitution Act«, den die englische Königin Elizabeth II. unterschreibt, wird Kanada völlige staatliche Unabhängigkeit von Großbritannien garantiert.
1986/87
Die Weltausstellung »Expo ’86« findet in Vancouver statt und lenkt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Metropole am Meer. Eröffnung des 115 Kilometer langen Abschnittes des Coquihalla Highway von Hope nach Merritt und des 80 Kilometer langen Abschnitts von Merritt nach Kamloops.
1988
In und um Calgary, Canmore und im Kananaskis Country am Fuße der Rocky Mountains in Alberta finden die XV. Olympischen Winterspiele statt. Ein 80 Millionen Jahre alter, zwölf Meter langer Elasmosaurier wird bei Courtenay auf Vancouver Island gefunden.
1992
Die Bevölkerung der Northwest Territories im kanadischen Norden entscheidet sich für die Aufteilung des Territoriums in zwei Gebiete: in Nunavut und die Northwest Territories. Zum 50. Jahrestag des Baus wird der Alaska Highway komplett asphaltiert.
1993
Ratifizierung des »North American Free Trade Agreement« (NAFTA), eines Freihandelsabkommens zwischen Kanada, den USA und Mexiko.
1997
Das zweieinhalb Meter lange, 60 000 Jahre alte Skelett eines eiszeitlichen Walrosses wird nördlich von Qualicum Beach gefunden. Zwischen Kanada und den USA besteht Uneinigkeit bezüglich der Lachsfangquoten. Kanadische Fischer blockieren die Alaska-Fähren in Prince Rupert, woraufhin die USA mit der Einstellung des Fährbetriebes drohen.
1999
In Nunavut erhalten die Inuit (Eskimos) weitgehende Selbstverwaltungsrechte, bleiben jedoch finanziell von Ottawa abhängig.
2002
Tagungsort des G8-Gipfels der wichtigsten Industrienationen wird das entlegene, weiträumig von Gegendemonstrationen abgeschirmte Kananaskis Village bei Canmore in den Rocky Mountains.
2003
Das Internationale Olympische Komitee entscheidet sich für Vancouver und Whistler als Austragungsorte der Olympischen Winterspiele im Jahr 2010. Damit ist Vancouver die erste am Meer gelegene und nach Calgary die zweite kanadische Stadt, die die Olympischen Winterspiele ausrichtet.
2005
Im November wird vor Chemainus/Vancouver Island eine ausrangierte Boeing 737 versenkt, die riffbildende Flora und Fauna anziehen und zum Taucherziel werden soll.
2006
Stephen Harper wird neuer Premierminister Kanadas. Mit seiner Konservativen Partei bildet er eine Minderheitsregierung. Alle vier Jahre erreicht der jährliche Lachszug im Oktober im Roderick Haig-Brown Provincial Park Rekordzahlen mit bis zu eineinhalb Millionen Rotlachsen, die im Adams River laichen. Dazu gesellen sich Königs-, Silber- und Buckellachse.
2008
Ende des Jahres eröffnet die knapp viereinhalb Kilometer lange Seilbahn zwischen den Gipfeln von Blackcomb und Whistler Mountain in British Columbias Wintersportort Whistler.
2009
Für seine erste Auslandsreise wählt US-Präsident Barack Obama Kanada. Damit führt er eine Tradition wieder ein, die vor acht Jahren von seinem Amtsvorgänger George W. Bush aufgegeben worden war.
2010
In Vancouver und Whistler finden vom 12. bis 28. Februar die XXI. Olympischen Winterspiele statt.
2011
Bei den vorgezogenen Neuwahlen am 2. Mai gelingt es der konservativen Partei unter Stephen Harper zum ersten Mal, die absolute Mehrheit der Parlamentssitze zu gewinnen.
In der ersten Augusthälfte finden in Kamloops, BC, die Western Canada Summer Games statt, ein sportliches Großereignis für junge Athleten aus den westlichen Provinzen und nördlichen Territorien Kanadas.
2013
Im Juni erleben die Großstadt Calgary und weitere Orte im westlichen Alberta aufgrund von extremem Starkregen das schlimmste Hochwasser seit Jahrzehnten. Zehntausende Menschen müssen ihre Häuser verlassen.
In Lac-Mégantic, Québec, explodieren Mitte Juli mit Öl beladene Waggons eines führerlos entgleisten Tankzuges und verursachen ein Feuerinferno, bei dem der Ortskern zerstört wird und 47 Menschen ums Leben kommen.
2014
Kanada setzt trotz massiver Umweltprobleme verstärkt auf die Ölsandförderung in Alberta. Im Juni stimmt die Regierung dem Bau der umstrittenen Northern-Gateway-Ölpipeline nach Kitimat zu, von wo aus das Öl nach Asien transportiert werden soll.
2015
Im Juni und Juli wird die Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Kanada ausgetragen. Spielorte sind Vancouver, Edmonton, Winnipeg, Ottawa, Montréal und Moncton.
Im Oktober finden Parlamentswahlen in Kanada statt. Die Öffentlichkeit sieht die Liberal Party im Aufwind und attestiert den Konservativen sinkende Beliebtheitsgrade. Als Spitzenkandidat der Liberalen gilt Justin Trudeau.
Vancouver, Kanadas drittgrößte Stadt, liegt dramatisch in der großen Bucht des Pazifischen Ozeans, der Strait of Georgia, geschützt durch das vorgelagerte Vancouver Island. Dahinter erhebt sich die Kulisse der oft schneebedeckten Coast Mountains. Im Norden beginnt jenseits der halbwilden Bergparks der uralte Küstenregenwald und südlich der Stadt mündet der mächtige Fraser River in den Pazifik. Vancouvers Stadtbild ist ein Mosaik aus Wolkenkratzern, Wasser und vielen, vom milden, regenreichen Klima begünstigten Parks, botanischen Gärten und Grünanlagen.
Die moderne Metropole mit 2,1 Millionen Einwohnern im Großraum und rund 604 000 Einwohnern im eigentlichen Stadtgebiet ist British Columbias Zentrum der Forstwirtschaft, des Bergbaus, der Software- und Bio-Technologie, der Brennstoffzellenherstellung und des Tourismus. Wegen der verkehrsgünstigen Lage am Pazifik mit Kanadas größtem Hafen gilt Vancouver als Tor zu Asien und ist gleichzeitig die westlichste Stadt des Festlandes am Trans-Canada Highway. Der Highway 99 stellt Richtung Süden die Verbindung mit den USA her, Richtung Norden setzt er sich als Sea to Sky Highway nach Whistler fort und wird schließlich zur Duffey Lake Road, die in das Innere von British Columbia führt. Fähren verbinden Vancouver mit Vancouver Island und abgelegenen Orten entlang der Küste.
Die Vielzahl ethnischer Herkünfte und Religionen seiner Bevölkerung, inklusive der indianischen Ureinwohner, ist ein Markenzeichen Vancouvers: Briten, Deutsche, Ukrainer, Skandinavier, Chinesen und andere Asiaten und später auch Osteuropäer haben sich in den Schmelztiegel eingebracht. Die multikulturellen Wurzeln begründen florierende Stadtviertel und eine hochrangige Kulturszene mit einer Fülle von Museen, Theatern und Festivals. Vancouver ist darüber hinaus eine Universitätsstadt mit jungem Publikum, was sich in einer facettenreichen Gastronomie, einer lebhaften Kneipenszene und einem Nachtleben, das für jeden Geschmack etwas bietet, widerspiegelt.
Architektonisch Neues steht hier neben Altem und schafft eine ansehnliche Mischung – Gastowns Backsteinbauten aus dem 19. Jahrhundert behaupten sich neben den glänzenden Glas-und-Stahl-Wolkenkratzern der Innenstadt oder futuristischen Gebäuden wie dem Canada Place, einem Projekt der Weltausstellung Expo ’86, dessen weiße, segelähnliche Konstruktionen am Hafen die Verbundenheit Vancouvers mit der Seeschifffahrt manifestieren. Moderne Wohntürme streben am False Creek empor und blicken auf die silbrige Kuppel der Science World – ebenfalls ein Relikt der Expo ’86 – sowie auf die einladende, nostalgische Hafenfront von Granville Island.
Vancouver hat einen hohen Freizeitwert durch schöne Strände, die sich rings um das Stadtgebiet ziehen, den Stanley Park mit dem zehn Kilometer langen, asphaltierten Seawall, auf dem man spazieren, joggen, walken, inlineskaten und Rad fahren kann. Von großer Anziehungskraft sind die subalpinen Wander- und Mountainbike-Wege sowie die erstklassigen Skipisten in den nahen Bergen von North und West Vancouver. Wassersportbegeisterte finden beste Voraussetzungen zum Paddeln, Tauchen, Windsurfen, Segeln etc.
Und auch für seine mit Whistler gemeinsam ausgeübte Gastgeberrolle bei den Olympischen Winterspielen 2010 war Vancouver perfekt geeignet, denn die Berge North Vancouvers und die sportlichen Einrichtungen der Stadt boten ideale Bedingungen für die Wettkämpfe im Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Eishockey, Snowboarding und Freistil-Ski.
Der spanische Kapitän José María Narvaez segelte 1791 als erster in die heutige English Bay, 1792 folgte ihm der britische Captain George Vancouver, der Namenspate der späteren Stadt, an diese waldreichen Gestaden, an denen die Squamish, die Musqueam und andere Westküsten-Indianerstämme heimisch waren. 1827 gründete 50 Kilometer östlich die Hudson’s Bay Company ihr erstes Fort im Tal des Fraser River, das 1858 einen ersten Gold Rush erlebte, der Tausende von amerikanischen Prospektoren in das kleine Nest brachte. In Moodyville im heutigen North Vancouver entstand 1863 die erste Sägemühle. Besonders Gastown spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte von Vancouver.
Als die Canadian Pacific Railway 1885 den Küstenort als westlichen Endpunkt ihrer transkontinentalen Eisenbahnstrecke erreichte, brach das moderne Zeitalter an. 1886 taufte man das zuerst Granville und dann Gastown genannte Städtchen um in Vancouver; im gleichen Jahr richtete das Große Feuer Verwüstungen an, konnte aber das weitere Wachstum Vancouvers nicht aufhalten. 1887 rollte der erste Dampfzug in die mittlerweile prosperierende Sägemühlensiedlung am Rande der Wildnis, die bestens vom Holzreichtum der Umgebung profitierte. Für die Masten der Segelschiffe kamen die hochgewachsenden Bäume der Küste gerade recht. In den Folgejahren wurden mit dem Schiffsbau und der Schifffahrt zukunftsweisende Wirtschaftszweige begründet. In nur wenigen Jahren entwickelten sich die ersten wirtschaftlichen Beziehungen nach Asien.
Die Einwohnerzahl betrug zur Jahrhundertwende bereits um die 100 000. Zur selben Zeit schuf man mit dem Stanley Park einen Erholungsraum für die städtischen Bewohner, und die Hudson’s Bay Company eröffnete das Kaufhaus »The Bay«. Der Hafen wurde eine wichtige Verladestation für Holz, Weizen, Kohle und andere Erzeugnisse aus dem Inland.
Die Große Depression, die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er-Jahre, ging auch an Vancouver nicht spurlos vorbei. Erst mit und nach dem Zweiten Weltkrieg kam wieder ein Wirtschaftsaufschwung, als Minensuchboote und andere Schiffe für die kanadische Marine und Flugzeugbomber in Zusammenarbeit mit Boeing gebaut wurden. 1986 brachte die Weltausstellung Expo ’86 Vancouver internationale Aufmerksamkeit.
Seit der Wiederangliederung Hongkongs an China 1997 stieg der Anteil der chinesischstämmigen Bevölkerung, weitere asiatische Minderheiten folgten. Im Fokus der Weltöffentlichkeit stand Vancouver bei den Olympischen Winterspielen 2010, deren Wettbewerbe vom 10. bis 28. Februar in Vancouver, Whistler und Umgebung ausgetragen wurden.
In Vancouvers attraktiver und kompakter Innenstadt lässt man am besten das Auto stehen. Um sich einen Überblick über das atemberaubende Panorama und das interessante Layout der Stadt zu verschaffen, fährt man zunächst auf den Vancouver Lookout des Harbour Centre Tower – bei Tag und am Abend ein Erlebnis. Von der Aussichtsetage im 50. Stock in 177 Meter Höhe eröffnet sich ein grandioser Rundumblick auf das Hafengebiet und den städtischen Ballungsraum, auf das Burrard Inlet mit seinem regen Verkehr von Kreuzfahrtriesen, Containerschiffen, kleinen Fähren, weißen Jachten und emsigen Wasserflugzeugen und auf den majestätischen Rahmen der Berge von North Vancouver. Mit dem gleichen Ticket darf man noch ein zweites Mal auf den Turm hoch, das ist eine wunderbare Gelegenheit, das abendliche Lichtermeer zu genießen.
Unterhalb des Lookout Tower breitet sich Gastown aus, das mit der Water Street und seinen denkmalgeschützten viktorianischen Backsteinhäusern das Viertel mit dem größten touristischen Charme ist. Benannt wurde Gastown nach Gassy Jack (gassy = geschwätzig), einem pensionierten Schiffskapitän, der an dieser Stelle 1867 einen Saloon eröffnete. Heute erinnert eine Statue an den Mann, der eigentlich Jack Deighton hieß. In seinem Saloon tranken Sägemühlenarbeiter, Goldsucher und Seeleute ihren Whiskey und in den benachbarten Läden kauften sie ihren Proviant. Die Atmosphäre war ruppig, aber lebenslustig, und es ging jede Nacht hoch her. 1886 fielen die meisten Gebäude dem Great Fire, dem Großen Feuer, zum Opfer.
Die Keimzelle Vancouvers sollte in den 1970er-Jahren einem Autobahnprojekt weichen und entkam nur knapp dem Abriss. Heute floriert das denkmalgeschützte Viertel und beherbergt in seinen nostalgischen Straßenzügen und Mauern Kunstgalerien, Souvenir- und Antiquitätengeschäfte sowie Restaurants und Cafés. Die weltberühmte Steam Clock dampft stündlich an der Ecke von Water und Cambie Street. Die nostalgische Dampfuhr war die erste ihrer Art in der Welt und ist eines der meistfotografierten Wahrzeichen der Stadt.
Die benachbarte Chinatown ist nach San Francisco und New York die drittgrößte Nordamerikas und entwickelte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert durch die aus China angeworbenen Eisenbahnarbeiter. Straßenschilder mit chinesischen Schriftzeichen und Telefonzellen mit Pagodendächern, exotische Lebensmittelgeschäfte, Kuriositätenstände, Straßenverkäufer sowie kleine Restaurants, Imbisse und Teestuben tragen zum Ambiente bei. Inmitten der Betriebsamkeit liegt hinter weißgetünchten Wänden als Ruhepol der Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden, ein mit Wasserbecken, Steinen und Pflanzen stilvoll arrangierter chinesischer Garten.
Die Stadttour schließt eine kurze Überfahrt mit der False-Creek-Fähre an der Burrard Street Bridge nach Granville Island ein, weiter geht es mit dem Aquabus auf dem False Creek, einer Meeresbucht, die von den ersten Entdeckern für die Mündung des Fraser River gehalten und daher »falscher Bach«, eben False Creek, getauft wurde.
Das ehemalige Industriegebiet des 20. Jahrhunderts wurde im Rahmen der Weltausstellung Expo ’86 als Prestigeprojekt bei der Erneuerung städtischer Hafenpromenaden wiederbelebt. Und so geht die Fährfahrt vorbei an der nostalgischen Granville Island, schicken Apartment-Wohntürmen und Anlegern mit schneeweißen Jachten. In 20 bis 25 Minuten erreicht der Aquabus an der Science World, dem Kinder- und Wissenschaftsmuseum unter der geodätischen Silberkuppel, seinen Endpunkt am False Creek. Danach steigt man in den SkyTrain zur Waterfront, wo man am Lookout Tower den Stadtrundgang beenden kann. Interessant wäre noch ein Spaziergang entlang der Hafenfront zum malerischen, mit Jachten bevölkerten Coal Harbour.
Eine gute Möglichkeit, sich in der Mittagspause vom geschäftigen Treiben der Stadt zu erholen, bietet der Besuch der Vancouver Art Gallery, des mit rund 8000 Werken größten Kunstmuseums West-Kanadas. Es beherbergt Kollektionen der modernen Landschaftsmalerin Emily Carr (1871–1945), die in ihren Werken wie kein anderer Künstler die oft melancholischen Stimmungen des Regenwaldes an der Westküste eingefangen hat.
Für einen anschließenden Einkaufsbummel durch Downtown eignet sich die Flaniermeile Robson Street, die als »Robsonstraße« einst das Wohngebiet deutscher Einwanderer war. Heute gilt sie als eine der Top-Einkaufsadressen mit edlen Designer-Boutiquen und dem traditionsreichen Kaufhaus The Bay. Am Robson Square bieten Bänke und Straßencafés, Bars oder Restaurants gute Gelegenheiten, Umgebung und Leute zu beobachten. In der benachbarten Granville Street Mall findet man unter anderem das Einkaufszentrum Pacific Centre und in seiner Nachbarschaft Kinos, Bars, Nachtclubs und Restaurants, die besonders am Wochenende bis spät in die Nacht geöffnet sind.
Der 405 Hektar große 1 Stanley Park (vgl. Karte hier) westlich der Denman Street, nur einen kurzen Spaziergang entlang den Stränden von Downtown entfernt, ist einer der größten Stadtparks Nordamerikas. Er breitet sich auf einer bewaldeten Halbinsel im Burrard Inlet aus. Man findet dort Küstenwald mit uralten Zedern und gepflegte Rhododendren- und Rosengärten und in der naturnahen Seen- und Uferlandschaft der Lost Lagoon ein Vogelparadies. Eine Miniatureisenbahn, Restaurants, Sportanlagen und sogar ein Meerwasserschwimmbad, kilometerlange Rad- und Wanderwege und ein Freilichttheater namens Theatre Under The Stars mit Musicalaufführungen sorgen für Abwechslung und Unterhaltung. Das populäre Vancouver Aquarium im Park besticht durch seine Aquarienlandschaften zum Thema »Kanadische Pazifikküste und Tiefsee« sowie durch die Becken mit Belugawalen und Delfinen und die Amazonas-Regenwald-Ausstellung. Vor dem Museum steht die 1984 von dem Haida-Künstler Bill Reid geschaffene Skulptur eines springenden Orca.
Eine der beliebtesten Anlaufstellen des Parks ist der 8,8 Kilometer lange Seawall, ein asphaltierter Fuß- und Fahrradweg entlang dem Wasser. Besonders fotogen präsentieren sich die im nachmittäglichen Sonnenlicht goldglänzende Wolkenkratzerkulisse der Innenstadt und der malerische Yachthafen von Coal Harbour mit dem Gebäude des altehrwürdigen Vancouver Rowing Club.
Populärster Fotopunkt und Ziel aller Stadtrundfahrten sind die mit indianischen Symbolen besetzten, hohen Totempfähle vor dem Brockton Point, dem östlichsten Punkt des Parks. Von der Nine O’Clock Gun verkündet ein Kanonenschuss allabendlich um 21 Uhr nach alter Marinetradition die Zeit. Wenige Meter weiter bietet am Ufer des Burrard Inlet ein kleiner rotweißer Leuchtturm ein schönes Fotomotiv mit North Vancouver im Hintergrund. Die »Girl in Wetsuit«-Statue eines badenden Mädchens erinnert an Kopenhagens Meerjungfrau. Vom Prospect Point im Norden des Parks hat man einen schönen Ausblick auf die Lions Gate Bridge, die das Burrard Inlet überspannt, und das jenseits gelegene North Vancouver.
Die Granville Island (vgl. Karte hier) im False Creek ist das Ziel für milde Sommerabende. Sie hat sich von einem vergessenen Industriegelände der 1970er-Jahre dank erfolgreicher Stadtsanierung zu einer der Top-Unterhaltungs- und Einkaufsdestinationen gemausert. Der Charme der mit neuem Leben erfüllten alten Industriehallen zieht ein buntes Publikum an. Täglich öffnet der Public Market im Sommerhalbjahr seine prall gefüllten Hallen. Zudem findet man in der Umgebung Mode- und Kunsthandwerksgeschäfte, Galerien, Cafés, Restaurants und Mikrobrauereien, ein Theater, ein Hotel, Bootsausrüster, einen Jachthafen und ein Modelleisenbahnmuseum. Man kann Kajaks mieten und auf dem False Creek paddeln oder sich auf Walbeobachtungstour begeben. Überwältigend ist auf jeden Fall die Aussicht auf False Creek und English Bay; besonders wenn die Skyline in der Abendsonne golden glitzert, beneidet man die Bewohner der Stadt um so viel urbane Schönheit.
Nach Granville Island fährt man mit der kleinen False Creek Ferry ab der innenstadtnahen Haltestelle Aquatic Centre, was die nervige Parkplatzsuche vermeidet.
In dem Vanier Park (vgl. Karte hier) am Fuße der University Peninsula am False Creek liegen einige von Vancouvers Top-Sehenswürdigkeiten. Das H.R. MacMillan Space Centre, ein vorzügliches Raumfahrtmuseum, Observatorium und Planetarium, gestattet mithilfe von Computersimulationen, interaktiven Ausstellungen und abendlichen Lasershows virtuelle Reisen ins All. Zu seinen Nachbarn zählen das Vancouver Museum zur Stadtgeschichte und das Vancouver Maritime Museum zur Seefahrtvergangenheit der Stadt. Außerdem findet hier das International Children’s Festival statt.
Das nahe dem Vanier Park gelegene, populäre Viertel Kitsilano (vgl. Karte hier) um die West 4th Avenue war in den 1960er und 1970er Jahren Vancouvers Hippie-Kommune, heute findet man hier trendige Boutiquen, Designerläden und unabhängige kleine Buchhandlungen, Bistros und Cafés. Kitsilano Beach ist einer von Vancouvers Top-Stränden, der durch die Sicht auf die Wolkenkratzer der Innenstadt beeindruckt und ein Meerwasserschwimmbad besitzt.
Die University of British Columbia (vgl. Karte hier) vor dem Panorama von Vancouver ist eine der am schönsten gelegenen Nordamerikas. Auf dem Campus südlich der English Bay befinden sich das in der Form eines indianischen Langhauses erbaute Museum of Anthropology und der Nitobe Memorial Garden. Das hervorragende Anthropologiemuseum der Universität von British Columbia stellt die Kultur der Haida, Nisga’a und anderer Ureinwohner vor und besitzt eine der besten Totempfahl-Sammlungen der Provinz. Der formal mit Teegarten und Teehaus gestaltete Nitobe Memorial Garden reflektiert die japanische Sicht von der Harmonie der Natur. Am Ufer der University Peninsula befindet sich der famose Wreck Beach, ein inoffizieller FKK-Strand.
Der 52 Hektar große Queen Elizabeth Park (vgl. Karte hier) war in den 1950er-Jahren der erste öffentliche botanische Garten Kanadas. Er erstreckt sich auf dem Gelände eines ehemaligen Basalt-Steinbruchs auf dem Little Mountain, dem mit bis zu 167 Metern höchsten Punkt in Vancouver. Die Fernsicht auf North Vancouver ist von manchen Aussichtspunkten sehr gut, an anderen Stellen wiederum verdecken zu hoch gewachsene Bäume die freie Sicht. Der blumenreiche Park ist zum Heiraten sehr beliebt, und besonders im Sommerhalbjahr sind täglich Brautpaare zu sehen.
Größte Attraktion des Parks, der auch viele Pflanzen der Küstenregion British Columbias zeigt, ist das Bloedel Conservatory