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Reiseführer mit topaktuellen Tipps, Fotos und Karten

Über Portugal

Portugals Südküste Algarve mit ihren malerischen, bunten Sandsteinfelsen ist wohl das bekannteste Reiseziel dieses kleinen Landes am westlichen Rande Europas. Zudem gehört dieser Landstrich zu den sonnenreichsten und wettersichersten Gebieten. Doch Portugal hat mehr zu bieten. Die geschichtsträchtige Hauptstadt Lissabon im Mündungsgebiet des Tejo gehört zu den am schönsten gelegenen Städten der Welt. Porto im Norden steht dem kaum nach. Mit den Klöstern Alcobaça und Batalha sowie der Christusritterburg Tomar finden sich auf engem Raum drei Monumente mit dem Status UNESCO-Weltkulturerbe.

Aber auch das Landesinnere bietet viel Sehenswertes und Abwechslung: die weiten hügeligen Ebenen des Alentejo im Süden mit den großen Korkwäldern und Weideflächen sowie der schon unter den Römern bekannten Stadt Évora, deren historischer Kern noch ganz von der maurischen Stadtmauer umgeben ist. In der Mitte liegen die drei Beiras mit weiten Sandstränden und einem fruchtbaren Küstenstreifen, nach Osten hin bis auf fast 2000 Meter Höhe ansteigend. Daran schließt sich das Tal des Douro an, an dessen Hängen die Trauben für den Portwein reifen. Und schließlich der einsame Norden, ein ideales Gebiet zum Wandern und Entspannen mit der Möglichkeit, freundschaftliche Kontakte zu den Einwohnern zu knüpfen.

Über das Buch

Der Reiseführer gliedert sich in drei übersichtliche Kapitel. Nach Einleitung und Chronik folgt als Schwerpunkt des Buches die Darstellung der attraktivsten Reiseregionen und Sehenswürdigkeiten von Portugal. Das Kapitel Unterkünfte listet – nach Orten sortiert – erprobte Hotels, Villen und Gästehäuser auf. Der Service von A bis Z vermittelt zum Abschluss wichtige Tipps zur Reisevorbereitung.

Über die Autoren

Gisela und Werner Tobias leben und arbeiten in Osnabrück. Über ihre Arbeiten zu Wissenschaftsgeschichte, Kunst, Fliesen, Keramik und Tourismus kamen sie nach Portugal. 1989 erschien ihr erster Reiseführer über Portugal, später ein Stadtführer Lissabon. Sie entwickelten und veröffentlichten auf der Basis dieses Reiseführers einen digitalen Reiseführer »Portugal« mit GPS-Navigation.

INHALT

TOP 10
toc1 Wo das Land aufhört und das Meer beginnt
toc1 Nach Portugal des Weines wegen …
Von Portwein bis Vinho Verde
toc1 Portugiesische Ausprägungen in der Kunst
Manuelismus, Fliesenmalerei, Pfl astermosaiken und Fado
toc1 Chronik Portugals
Der europäische Staat mit den ältesten Grenzen
DIE SCHÖNSTEN REISEREGIONEN PORTUGALS
toc1 »Lissabon ist Portugal – der Rest Provinz«
Eine der am schönsten gelegenen Städte der Welt
toc1 Die Estremadura und das Tal des Tejo
Die zentrale Küstenlandschaft
toc1 Die drei Beiras
Von der Küste ins Gebirge
toc1 Porto
Hauptstadt des Portweins
toc1 Der Minho und der Douro Litoral
Grüne Küste und grüner Wein
toc1 Trás-os-Montes und Alto Douro
Land hinter den Bergen und Region des Portweins
toc1 Der Alentejo
Weites Land mit reicher Geschichte
toc1 Die Algarve
Mandelbäume, Legenden und Tourismus
 
toc9 UNTERKÜNFTE
toc9 SERVICE VON A BIS Z
toc9 SPRACHFÜHRER
 
Orts- und Sachregister
Namenregister
Bildnachweis
Impressum
Zeichenerklärung
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PORTUGAL

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red left arrow Eine Übersichtskarte von Norwegen mit den eingezeichneten Reiseregionen finden Sie in der vorderen Umschlagklappe.

TOP 10

Image Lissabon

S. 40–63

Die Hauptstadt breitet sich auf sieben Hügeln am Ufer des Tejo aus. Die Phönizier wussten schon, warum sie hier landeten und eine Handelsstation gründeten.

Von hier starteten die Entdecker, um die Welt zu erobern – Lissabon war im 16. Jahrhundert ihr Mittelpunkt.

Image Alcobaça, Batalha, Tomar

S. 66 ff., S. 82

Zwei monumentale mittelalterliche Kirchen und die Burg der Christusritter – drei UNESCO-Weltkulturerbestätten finden sich auf einer Strecke von nur 50 Kilometern.

Image Sintra

S. 79 ff.

Hier haben die Könige Urlaub gemacht. Die vielen Schlösser mit ihren wunderschönen Parks faszinieren noch heute. Die UNESCO zählt diesen »Garten Eden«, wie Lord Byron Sintra nannte, bereits seit 1995 zum Weltkulturerbe.

Image Coimbra

S. 99 ff.

Bis 1911 war Coimbra die einzige Universitätsstadt Portugals. Sie liegt mit einer großartigen Bibliothek hoch über dem Rio Mondego.

Image Porto

S. 116–129

Die geschäftige Stadt ist Konkurrentin von Lissabon. Die Altstadt am hohen rechten Ufer des Douro gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf der anderen Flussseite wird der Portwein gelagert.

Image Braga

S. 135 ff.

Hier hat der Erzbischof-Primas von Portugal seinen Sitz. Die alte, traditionsreiche Stadt ist durch die Universität und die vielen Studenten jung geblieben.

Image Tal des Douro

S. 150–167

Das grandiose Flusstal ist die Heimat des Portweins und wurde als Kulturlandschaft von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.

Image Bragança

S. 153 f.

Eine historische Stadt mit einer originalen Burg und dem Domus Municipalis, dem Versammlungshaus, einem der wenigen romanischen Profanbauten des Landes.

Image Évora

S. 182 ff.

Römer und Mauren haben ihre Spuren hinterlassen – der komplette mittelalterliche Stadtkern ist heute UNESCO-Weltkulturerbe. Einige Könige wollten Évora sogar zur Hauptstadt des Landes machen. Vasco da Gama erhielt hier den Auftrag, den Seeweg nach Indien zu finden.

Image Tavira

S. 222 f.

Trotz des Tourismus an der Algarve hat sich Tavira seinen ursprünglichen Charakter bis heute bewahren können. Die Stadt an der Mündung des Rio Gilão in den Atlantik beherbergt 32 Gotteshäuser.

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WO DAS LAND AUFHÖRT UND DAS MEER BEGINNT

»Aqui ... onde a terra se acaba e o mar começa ...«, »Hier ... wo das Land aufhört und das Meer beginnt ...« Mit diesen Worten beschreibt Luís de Camões, der große portugiesische Dichter des 16. Jahrhunderts, in seinen »Lusiaden« die geographische Lage seiner Heimat. Doch für eine Reise durch das Land braucht man noch genauere Daten.

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Flagge von Portugal

Portugal teilt sich mit Spanien die Iberische Halbinsel am westlichen Rand Europas. Mit 89 060 Quadratkilometern Fläche ist es jedoch nur gut ein Sechstel so groß wie sein Nachbar. Auch die noch hinzuzurechnenden 2581 Quadratkilometer der Azoren und Madeiras verbessern die Bilanz nicht wesentlich. Diese beiden Inselgruppen weit draußen im Atlantik werden häufig vergessen. Von den 2047 Kilometern Grenze sind 832 Kilometer Küstenlinie. Steilküsten und kilometerlange Sandstrände wechseln sich ab und sind geradezu prädestiniert für einen Strandurlaub. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 560 Kilometer, die Ost-West-Ausdehnung maximal 218 Kilometer.

Die Landesfläche teilen sich 10,6 Millionen Einwohner, über drei Millionen weitere Portugiesen wohnen und arbeiten im Ausland. Etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt im Großraum Lissabon zwischen Santarém und Setúbal, über eine Million Portugiesen haben ihren Wohnsitz im Großraum Porto. Die östlichen Gebiete und die Gebirgsregionen im Norden sind mit unter 50 Personen pro Quadratkilometer sehr schwach besiedelt. Das Leben spielt sich von alters her stärker in den Küstenregionen ab als im Hinterland, jeder zweite Portugiese lebt im Großraum Lissabon oder Porto. Der Osten war gut befestigtes Grenzland gegenüber Spanien, das im Laufe der Geschichte immer wieder versucht hat, den kleinen Nachbarn zu überrennen.

Portugal bietet auf seiner kleinen Fläche eine reizvolle landschaftliche Vielfalt. Die Gebirge steigen im Norden bis auf fast 2000 Meter an, sanfte Hügelketten in der Mitte und weite, wellige Ebenen zum Süden hin wechseln sich ab. Ausgesprochenes Tiefland ist rar und nur in den Küstenregionen und im Ribatejo zu finden. Die Flüsse Tejo, Douro, Guadiana und Minho kommen aus Spanien, Vouga, Mondego und Sado entspringen im Lande. Zahlreiche Seen wurden künstlich durch Stauwerke geschaffen. Sie dienen gleichermaßen der Elektrizitätserzeugung wie der Bewässerung der Felder.

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Der Hahn von Barcelos (Galo de Barcelos, siehe hier) wurde zur Symbolfigur Portugals

Insgesamt weist Portugal einen mediterranen Klimacharakter auf, wobei das im Norden stärker atlantisch geprägte Klima nach Süden zunehmend mediterraner wird. Kennzeichnend sind heiße, trockene Sommer und milde, feuchte Winter. Die mittleren Temperaturen betragen im Sommer zwischen 20 und 25 Grad Celsius, im Winter zwischen acht und elf Grad Celsius. Im östlichen Alentejo können jedoch die Sommertemperaturen bis auf 45 Grad klettern. Die Niederschläge nehmen von Norden nach Süden und von Westen nach Osten ab. Die höchsten Niederschläge (1500 bis 3000 Millimeter jährlich) fallen im nordwestlichen Bergland, nach Osten sinken sie auf 500 bis 1000 Millimeter in Nordportugal und auf weniger als 400 Millimeter im Süden. Die Sommer sind allgemein sehr warm, die Winter im Süden kurz und milde, während im Norden auf den höheren Gebirgen oft längere Zeit Schnee liegen kann.

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Dorfidylle: Monsanto

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Flanieren am Tejo: das Denkmal der Entdeckungen in Belém

Im Küstenbereich dagegen herrschen das ganze Jahr über ausgeglichene Temperaturen. Eine etwa 50 Kilometer breite kalte Meeresströmung, die vom Norden her an der Westküste Portugals entlangzieht, hat mit dem Küstennebel eine unschöne Nebenwirkung. Der manchmal nur 500 bis 1000 Meter breite Nebelstreifen am Strand schafft im Sommer Novemberatmosphäre. Nur mittags gelingt es der Sonne sich durchzusetzen. Daher findet sich hier nur sehr wenig internationaler Tourismus, die Portugiesen bleiben unter sich. Die Algarve kennt dieses Problem nicht, sie ist die Küste mit den meisten Sonnenstunden in Europa.

Die elf historischen Provinzen Minho, Douro Litoral, Trás-os-Montes e Alto Douro, Beira Alta, Beira Baixa, Beira Litoral, Estremadura, Ribatejo, Alto Alentejo und Baixo Alentejo und Algarve haben seit einer Gebietsreform keine administrative Bedeutung mehr. Sie sind in 18 Distrikte untergliedert worden. Vier weitere liegen auf den Azoren und Madeira. Da die historischen Provinzen in langer Geschichte gewachsen sind, behielten sie trotz der Gebietsreform in Bewusstsein und Leben der Bevölkerung ihre Bedeutung. Die flächenmäßig größeren wurden bei der Reform unterteilt, oft sind alte und neue Grenzen identisch. Für den Tourismus hat man eigene Regionen mit besonderen Namen geschaffen: Costa Verde und Montanhas im Norden, Costa de Prata in der Mitte, Costa do Estoril, Costa Azul und Planícies in der südlichen Mitte sowie Algarve im Süden.

Die Portugiesen lieben es, in Sprichwörtern zu reden. So beschreibt ein altbekannter Satz die Arbeitsteilung der Städte: »In Porto arbeitet man, in Coimbra studiert man, in Braga betet man und in Lissabon lebt man.« Wie alle Sprichwörter gilt auch dieses nur mit großen Einschränkungen. Porto war von jeher ein Ort des geschäftigen Gewerbe- und Handelsfleißes sowie ein Ort der Bürger. Bereits im Mittelalter wurde dem Adel verboten, sich hier niederzulassen. Selbst der König musste während seiner Besuche beim Bischof nächtigen, was ein noch heute zu spürendes Selbstbewusstsein gegenüber den Herrschenden schuf.

Das Konkurrenzdenken zwischen Porto und Lissabon ist groß – aber nur aus Portuenser Sicht. »Wenn wir nicht arbeiten würden, müssten die Lissabonner nackt herumlaufen!« heißt ein geflügeltes Wort. Die Region Porto ist nicht nur Zentrum der Textilindustrie, die mit ihren Produkten ganz Europa beliefert, sondern auch der Möbelindustrie.

Coimbra war bis 1256 die erste Hauptstadt des Landes, sie gehörte zum Kernland »Portucale«. 1307 übersiedelte die Universität von Lissabon, wo sie 17 Jahre zuvor gegründet worden war, hierher. Über Jahrhunderte blieb Coimbra das geistige Zentrum Portugals. Daher errichteten auch die Jesuiten 1554 in dieser Stadt ihr erstes Kolleg. Nach 1911 bekam Coimbra Konkurrenz durch die Gründung weiterer Hochschulen in Lissabon und Porto. 1974 kamen neue Universitäten in Braga, Vila Real, Aveiro, Évora, Faro und Funchal hinzu, aber Coimbra hat im Bewusstsein der Bevölkerung immer noch das beste Renommee.

Braga handelte sich im 15. Jahrhundert durch eine rege Kirchenbautätigkeit den Ruf ein, das »Rom Portugals« zu sein. Es war wiederum die Republik, die im Jahr 1911 eine offizielle Trennung von Staat und Kirche manifestierte. Der Erzbischof-Primas hat seinen Sitz in Braga, auch zum äußeren Zeichen dieser Trennung.

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Am Douro: Weinterrassen mit Böden aus Schiefer und Granit

DAS POLITISCHE SYSTEM

Portugal ist eine parlamentarische Republik. Die gültige Verfassung stammt von 1976. Das Parlament (Assembleia da República) hat eine Kammer mit 230 Abgeordneten. Die Mitglieder werden für vier Jahre gewählt. Wahlberechtigt sind Staatsbürger ab einem Alter von 18 Jahren.

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Die bedeutendsten Parteien sind die Sozialisten (PS) (im Vergleich zu Deutschland die SPD) und die Sozialdemokraten (PSD) (im Vergleich zu Deutschland die CDU). Daneben sind zurzeit vier weitere Parteien im Parlament vertreten: CDS-PP (Centro Democrático e Social – Partido Popular – Demokratisch-Soziale Volkspartei), PCP (Partido Comunista Português – Kommunistische Partei), BE (Partido Bloco de Esquerda – Linkspartei) und PEV (Partido Ecologista »Os Verdes« – Grüne Partei).

Der Präsident der Republik wird direkt vom Volk gewählt. Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre, er kann einmal wiedergewählt werden. Die verfassungsmäßige Stellung des Staatspräsidenten ist stärker als die des deutschen Bundespräsidenten. Er ist unter anderem Oberbefehlshaber der Streitkräfte (auch in Friedenszeiten) und kann das Parlament auflösen. Er kann den Notstand ausrufen und, wenn die Regierung dies vorschlägt, einem anderen Land den Krieg erklären beziehungsweise Frieden schließen.

Die nächste Wahl findet 2016 statt, der aktuelle Präsident Cavaco Silva kann dann nicht wiedergewählt werden.

Der Präsident wird vom Staatsrat beraten. Dessen Mitglieder werden ernannt und sollen die Gesellschaft repräsentieren.

Der Amtssitz des Präsidenten ist der Palácio Nacional de Belém.

Verwaltungsstruktur

Portugal ist in 18 Distrikte (distritos) eingeteilt. Jedem Distrikt steht ein Gouverneur als politischer Beamter vor.

Die Städte sind als concelhos organisiert. Jedes concelho (etwa Samtgemeinde) ist in freguesias (Gemeinden) gegliedert, diese teilweise in lugares (Ortschaften) ohne Verwaltungsbedeutung. Das concelho wird von einem Gremium von sieben für vier Jahre direkt gewählten vereadores (Dezernenten) regiert. Diese wählen aus ihrer Mitte den Presidente da Câmara (vergleichbar mit dem Oberbürgermeister). Die Versammlung der vereadores nennt man câmara (Rathaus).

Daneben gibt es ein direkt gewähltes Parlament des concelhos. Dieses hat keine besonders starke Stellung gegenüber der câmara. Es soll sie kontrollieren. Da sich in der Regel die Mehrheitsverhältnisse in der câmara und im Parlament ähneln, hat das Parlament keine allzu große Bedeutung.

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Palácio de São Bento in Lissabon, seit 1834 Sitz des portugiesischen Parlaments

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Kitsch in Weiß: der Arco Monumental da Rua Augusta in Lissabon

Für die Lissabonner ist dies alles nicht von großer Bedeutung, für sie ist Lissabon Portugal, der Rest Provinz. Durch die seit Jahrhunderten zentralistische Organisation des Landes sind alle wichtigen Funktionen hier konzentriert. Nicht nur der staatliche Verwaltungsapparat, auch private Handels- und Dienstleistungsbetriebe haben ihren Sitz in der Stadt. Wegen der guten Infrastruktur zieht sie auch ausländische Unternehmen an.

Lissabon leidet unter der schlechten wirtschaftlichen Situation. Großprojekte wie die Verlagerung des Flughafens aus der Stadt, der Bau einer dritten Brücke über den Tejo, der Ausbau des U-Bahn-Netzes sind auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Auch die Sanierung der Baixa kommt nur langsam voran. Jedoch in der Verkehrspolitik ist die Stadt Vorreiter: Für die Baixa und die angrenzenden Straßen gilt tagsüber ein Fahrverbot mit Ausnahmen für den öffentlichen Nahverkehr, für Taxis, für die Anwohner und für Fahrzeuge, die älter als 20 Jahre sind. Zusätzlich wurden ganze Wohngebiete mit versenkbaren Pollern versehen: Durchfahrt nur für Anlieger, Lieferanten und Taxis. Und endlich gibt es eine Promenade zwischen dem Comércio und dem Cais do Sodré am Ufer des Tejo entlang mit Durchfahrverbot an Wochenenden.

Trotz allem besticht die Stadt durch ihre außergewöhnliche Lage auf sieben Hügeln am Tejo. Selbstbewusst sagt ein Sprichwort »Quem não viu Lisboa, não viu coisa boa«, »Wer Lissabon nicht gesehen hat, hat nichts Schönes gesehen.«

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Eigene Ernte

Auch in Porto wurde die Verkehrssituation wesentlich verbessert, das Straßenbahnsystem neu ausgebaut, die obere Fahrbahn der historischen, doppelstöckigen Brücke über den Douro mit Ausnahme der Metro für den Verkehr gesperrt und eine Entlastungsbrücke errichtet. Alles ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

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Porto – das dominierende Zentrum Nordportugals

Den kleineren Städten geht es nicht anders. In den letzten 15 Jahren hat sich ihr Bild grundlegend verändert. Als touristisch geprägtes Land hat man aber dafür gesorgt, dass der Fremde, den das Historische eher interessiert als die Neubauviertel, den richtigen Weg findet: – braungrundige Schilder mit der Aufschrift »centro histórico« weisen in das geschichtsträchtige Stadtzentrum.

Portugals Wirtschaft leidet unter der zaghaften Erschließung eigener Energiereserven und dem Mangel an Bodenschätzen. Bis 1974 wurden sie günstig aus den Kolonien bezogen, heute müssen die Rohstoffe teuer importiert werden. Auch fehlt es besonders in den ländlichen Regionen an qualifizierten Fachkräften – die Bildungspolitik lag zu lange im Argen. Erst 1987 wurde die sechsjährige Schulpflicht in eine achtjährige umgewandelt. Nach einer Statistik der UNESCO lag 1986 die Zahl der Analphabeten unter den über 15-Jährigen bei 20,6 Prozent. Ein noch vorhandenes Problem, das mit der Zeit aber abnimmt. Heute gibt es 14 Universitäten oder universitätsähnliche Institute im Land.

2015 betrug der staatlich festgesetzte Mindestlohn 598 Euro. Die Arbeitslosigkeit lag bei 13,5 Prozent, unter den Jugendlichen bei 31,3 Prozent (April 2015), beides erfreulicherweise mit abnehmender Tendenz. Erst mit einem zweiten Job nebenher, wenn die ganze Familie arbeitet und ihr Geld zusammenlegt, ist ein einigermaßen gutes Auskommen möglich. Der Tourismus ist zurzeit der am stärksten wachsende Wirtschaftszweig.

Seit 1913 gibt es Beschäftigungsprogramme der Arbeitsagenturen, an denen etwa 170 000 Personen teilnehmen. Rechnet man diese den Arbeitslosen zu, beträgt der Prozentsatz 22 Prozent. Nicht nur in Portugal gibt es das Phänomen, dass die offiziellen Arbeitslosenzahlen sinken, die Wirtschaft aber stagniert. Das ist ein Problem der Statistik.

Auch Portugal kennt das Problem der Asylbewerber und Gastarbeiter. Etwa 45 000 Migranten leben legal in Portugal, dazu kommen nach vorsichtigen Schätzungen 150 000 illegale Zuwanderer. Waren es früher eher Menschen aus Brasilien und den ehemaligen Kolonien in Afrika, so leben heute schon über 100 000 Gastarbeiter aus Russland, Weißrussland, der Ukraine und weiteren osteuropäischen Ländern im Land. Diese neuen Einwanderer sind oft hervorragend ausgebildet, lernen die Sprache sehr schnell und wollen in absehbarer Zukunft gar nicht in ihre Heimat zurückkehren. Darüber hinaus kommen immer mehr Einwanderer aus dem fernen Osten. Auf der anderen Seite leben und arbeiten etwa 35 Prozent der portugiesischen Bevölkerung im Ausland. Bevorzugte Gebiete sind Mitteleuropa und die ehemaligen Kolonien.

Insgesamt gesehen gehört Portugal zu den wirtschaftlich schwächeren Ländern in Mitteleuropa. Der Alentejo, die Azoren und Madeira bilden die Schlusslichter in der Wirtschaftsstatistik der EU. Das Regime Salazars hatte Stillstand verordnet. Besonders die Provinz war davon betroffen und hat sich immer noch nicht ganz erholt. Die Disparität zwischen den mittlerweile gut entwickelten städtischen Ballungsgebieten und den landwirtschaftlich geprägten Distrikten in der Mitte und im Osten verschärft sich.

Es gibt auch viele Portugiesen, die wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage zu Hause in die ehemaligen Kolonien auswandern. Ansonsten hat man sich an Europa gewöhnt und auch die Ressentiments gegenüber dem spanischen Nachbarn bestehen kaum noch. Die Spanier haben unter anderem wegen des günstigeren Preisniveaus Portugal als Reiseziel für einen Kurzurlaub entdeckt – auch daran haben sich die Portugiesen gewöhnt.

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Ponta da Piedade südlich von Lagos an der Algarve

NACH PORTUGAL DES WEINES WEGEN …
VON PORTWEIN BIS VINHO VERDE

Wissen Sie, was das französische »oseille« bedeutet? – Sauerampfer. Danach soll Anfang des 12. Jahrhunderts ein Wein »Osey« benannt worden sein, der aus der Grafschaft Portucale nach England exportiert wurde. Aber ganz so sauer dürfte er nicht gewesen sein, denn man sprach in englischen Berichten von besonders süßen Weinen. Dieser Weinhandel überdauerte die Jahrhunderte; noch heute sind Portwein und Madeira die bevorzugten Sorten der
Briten.

Wahrscheinlich brachten die Römer die Reben nach Lusitanien. Besonders das Dourotal schien ihnen dafür geeignet, und so kann Portugal auf eine sehr lange Tradition des Weinanbaus und der Kelterung zurückblicken. Es gibt viele Gründe, nach Portugal zu fahren, der Wein ist sicherlich nicht der unwichtigste.

Zwei staatliche grémios (Gesellschaften) wachen über die Qualität, eines in Porto über den Portwein, das andere in Lissabon über alle anderen Weine. Die Kontrolle fängt bereits auf dem Weinberg an. Hier werden auch die Abgrenzungen der Anbaugebiete sowie die Erntemengen überwacht. Marquês de Pombal hatte bereits 1756 die Idee, das Anbaugebiet des Weines in der Region des oberen Douro genau festzulegen. Nur die für den Hausgebrauch der Winzer gekelterten Weine entziehen sich dieser Kontrolle. Zu ihrer Herstellung werden oft traditionelle Verfahren angewendet. Anstatt die Trauben in die Pressen der Kooperativen zu geben, zerstampft man sie noch mit den Füßen. Bis zu 15 Stunden dauert eine solche Prozedur.

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Tafeltraubenlese im Alentejo

Der bekannteste portugiesische Wein ist wohl der Portwein, der seinen Namen von der Stadt Porto ableitet, obwohl ihn mit dieser wenig verbindet. Das Anbaugebiet liegt 150 Kilometer entfernt im oberen Dourotal und die Verarbeitung, Lagerung sowie der Verkauf geschehen in Vila Nova de Gaia auf der anderen Douroseite sowie auf den Weingütern. Nur das Instituto de Vinho do Porto (Portweininstitut), das über Qualität und Mengen wacht, hat seinen Sitz in Porto.

Portwein ist eigentlich eine englische Erfindung, ein Versuch, portugiesischen Wein schmackhafter zu machen: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war es aufgrund kriegsbedingter Maßnahmen verboten, französischen Wein auf die Insel zu importieren. Portwein ist kein natürlicher Wein, er wurde vorwiegend unter englischer Leitung für die heimische Aristokratie und die Mittelklasse im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt. Heute ist das englische Monopol gebrochen.

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Weinanbau im Tal des Douro bei Folgosa

Die Portugiesen entdeckten diesen Wein erst in jüngster Vergangenheit. Dank der über eine Million portugiesischen Gastarbeiter nimmt heute Frankreich den ersten Platz unter den Portwein importierenden Ländern vor England ein.

Das Prinzip der Portweinherstellung ist verhältnismäßig einfach: Wenn die Hälfte der üblichen Gärung erreicht und so noch eine große Menge unvergorenen Zuckers vorhanden ist, setzt der Winzer zu viereinhalb Teilen Wein einen Teil 78-prozentigem neutralen Alkohol hinzu. Die Hefe erstickt in diesem Alkoholkonzentrat. Portwein ist also eine Mischung aus neutralem Alkohol und Wein mit hohem Alkohol- und Zuckergehalt.

Inzwischen produziert man auch einen weißen trockenen Port. Der Wein hat nur ein Problem: Er muss abgelagert sein, und er braucht lange, um sich zu beruhigen. Im Fass altert er schneller als in der Flasche.

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Vinho-Verde-Anbaugebiet in der Provinz Minho

Ein Ruby (rubinrot) ist jung und intensiv in der Farbe, der billigste unter den Sorten. Beim Vintage Character, auch als Premium Ruby bezeichnet, werden höherwertige Grundweine verwendet als beim Ruby. Er wird nach vier- bis fünfjähriger Reifung abgefüllt. Der Tawny (gelbbraun) dagegen hat mindestens zehn Jahre im Fass verbracht. Er besitzt die volle Reife und ist für viele Portweinliebhaber der köstlichste und vielseitigste. Seltener ist der Crusted Port zu finden. Es ist ein Weinverschnitt aus mehreren jungen Jahrgängen, die ohne Filtration abgefüllt werden. Das besondere ist die Entwicklung eines Depots in der Flasche, so dass man ihn vor dem Servieren auf jeden Fall dekantieren muss.

Der Late Bottled (LB) weist zwar eine Jahreszahl auf der Flasche auf, aber diese bezieht sich auf das Jahr der Flaschenabfüllung. Diese Sorten sind Verschnitte. Sie lassen sich keinem bestimmten Jahrgang zuordnen. Die Altersangaben auf den Flaschen, wie 10, 20, 30 oder gar 40 Jahre, beziehen sich auf den Altersdurchschnitt der verschnittenen Weine.

Der Vintage gilt als König der Portweine. Er ist ein Jahrgangsportwein und wird nur in solchen Jahren aufgelegt, in denen die Reben keinen Schaden hatten, das Wetter gut war und die Gärung ordnungsgemäß verlief. Dies geschieht nur drei- bis viermal in einem Jahrzehnt. Sie müssen in sich gut sein und dürfen nicht mit anderen Jahrgängen verbessert werden. So hat jeder seine eigene Geschmacksrichtung. Da der Wein bereits nach zwei Jahren auf Flaschen gezogen wird, enthalten diese immer eine »Tapete«, eine rotbraune Kruste, die sich durch allzu viel Bewegung auflöst.

Es gibt auch Jahrgangsweine, die fünf bis sechs Jahre in den Fässern gereift sind. Sie enthalten dann keine Ablagerungen mehr. Eine geöffnete Flasche sollte an einem Tag geleert werden, die anderen Sorten vertragen ein längeres Stehen. Der White Port hat weniger Alkohol als der rote Port. Er reift bis zu 18 Monate in Edelstahl- oder Zementtanks. Durch die anschließende Fassalterung erhält er eine goldene Farbe, der Geschmack ist sehr aromatisch. Die Süße-Kategorien des Portweins lauten extra dry, dry, semi dry, sweet und very sweet.

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Trajadura – eine der Reben für den Vinho Verde

Der individuellste unter den Weißweinen heißt Vinho Verde, »grüner Wein«. Seinen Namen hat er von der Costa Verde, der grünen Küste im Norden Portugals. Aufgrund der Art der Kelterung moussiert er leicht. Sein Alkoholgehalt liegt bei nur neun Prozent, deshalb gilt er als beliebter Sommerwein. Auch wenn er rot ist, wird er immer noch Vinho Verde genannt. Sein Anbaugebiet liegt im Minho. Dort wird die Rebe als Feldeinfassung an Bäumen und schiefernen oder granitenen Pfählen hochgezogen. Gut fährt man immer mit einem Vinho Verde aus der Gegend von Amarante, Ponte de Lima, Ponte da Barca oder Melgaço. Das Weinanbaugebiet des Dão liegt im Einzugsgebiet des gleichnamigen Flusses östlich von Viseu. Der Name ist für einen Fremden kaum auszusprechen: ein sehr weiches »D« und dann nur noch ein gehauchtes Etwas. Dafür sind die Weine umso konkreter. Der weiße Dão entspricht dem weißen Burgunder: trocken, ansprechend, reintönig. Er besitzt einen sauberen, klaren Geschmack mit mehr Charakter als der rote. Das Bukett entwickelt sich früh, er sollte zeitig getrunken werden. Zwei bis vier Jahre ist ein günstiges Alter. Der rote Dão ist alkoholreich und hat einen ausgeprägten, manchmal auch rohen Geschmack. Er ist nicht besonders langlebig, sieben bis zehn Jahre sind für einen guten Jahrgang das beste Alter.

EINE KLEINE HILFE ZUM LESEN DER WEINETIKETTEN
Vinha Weinberg
Quinta Weingut, Landgut
Adega Kellerei
Colheita Jahrgang, Ernte
Região demarcada gesetzlich abgegrenztes Gebiet
Denominação de origem kontrollierte Ursprungsbezeichnung
Engarrafado na origem Originalabfüllung
Garrafeira particular Privatkeller
Garrafão Flasche, besonders Fünf-Liter-Korbflasche
Selo de garantia Garantiemarke (Banderole)
Selo de origem Marke des Orginalabfüllers (Banderole)
Vinho Verde Grüner Wein
Vinho de Mesa Tischwein
Vinho de Consumo einfacher Konsumwein
Maduro alt, ausgereift
Branco weiß
Tinto rot
Rosado rosé
Clarete hellrot, dunkelrosé
Extra seco besonders trocken
Seco trocken
Meio seco halbtrocken
Doce süß
Vinho adamado Süßwein
Bruto roh
Espumante schäumend
Velho alt
Fino fein, geschmackvoll
Zusätzlich bei Portweinen
Ruby rubinrot (junger Portwein)
Tawny gelbbraun (alter, im Fass gereifter Portwein)
Crusted Port sehr alter Portwein
Late Bottled spät abgefüllt, nach 10 bis 20 Jahren
Vintage Jahrgangsportwein

Kleine und kleinste abgegrenzte Weinanbaugebiete liegen in der Region von Lissabon: Bucelas, Carcavelos, Colares nördlich und westlich sowie Setúbal südlich der Hauptstadt. Von den drei ersten wird man wegen der geringen Mengen außerhalb der engeren Region nur in sehr gut sortierten Weinregalen eine Flasche finden. Der weiße Bucelas ist trocken, der rote Colares besitzt ein starkes Aroma. Der 19 Prozent starke Carcavelos ist topasfarbig und meist ziemlich süß mit einem eigenartigen Mandelgeschmack. Größere Mengen gibt es vom Moscatel de Setúbal, ein Weißwein in tief bernsteingelber Farbe, die mit dem Alter stark dunkelt. Er ist sehr süß, duftet nach Muskat und kann lange lagern.

Neben diesen gesetzlich abgegrenzten Weinanbaugebieten existieren weitere Regionen. Auf den Flaschen darf nicht der Name des betreffenden Gebiets, aber der Ort der Abfüllung angegeben werden. So heißt es dann beispielsweise »Especial, Adega Cooperativa de Valpaços«. Die verbreitetsten »freien« Weine sind der weiße und rote Lafões zwischen Lamego und Viseu, die weißen und vorzüglichen roten Douro-Weine aus Vila Real und Sabrosa.

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Für den besten Wein werden die Trauben immer noch mit den Füßen zerstampft

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Weinkeller auf Madeira

Weltweit bekannt ist der in Bocksbeutelflaschen vertriebene Mateus Rosé aus Vila Real. Er moussiert leicht wie ein Vinho Verde, ist diesem aber nicht zuzurechnen und besitzt längst nicht die Qualität der anderen Weine der Gegend. Südöstlich des Portweingebiets liegt Pinhel mit roten und weißen, westlich des Dão-Gebiets Águeda und Barraida mit schweren roten und leichten weißen Weinen. In der Region um Alcobaça und Caldas da Rainha wird weißer Wein gekeltert, im Ribatejo-Gebiet ein starker roter und ein säurearmer, alkoholreicher weißer Wein. Die weißen und roten Weine des Alto Alentejo um Borba, Vila Viçosa oder Redondo sind stark und kräftig im Geschmack, während an der Algarve im Lagoagebiet westlich von Lagos ein heller und alkoholreicher Wein in nur geringen Mengen angebaut wird.

Weiße moussierende Weine gibt es aus Lamego im oberen Dourogebiet und Bairrada südlich von Coimbra – Raposeira aus Lamego ist die beliebteste Marke. Hier sollte man den bruto (roh) wählen, seco (trocken) und meio seco (halbtrocken) sind für den Geschmack des Mitteleuropäers meist zu süß.

Bei einer Beschreibung portugiesischer Weine wird der Madeira leicht vergessen. Er stammt von der gleichnamigen Atlantikinsel, die zu Portugal gehört. Die Weingeschichte dieser Insel reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damit der Wein den langen, unruhigen Schiffstransport überstand, hat man schon früh eine Methode entwickelt, ihn haltbar zu machen. Beim Gären wird Alkohol zugesetzt. Danach muss er mindestens drei Monate »backen«, das heißt bei knapp 50 Grad Celsius schwitzen. Nach drei Jahren im Fass wird er auf Flaschen gezogen – je älter, desto besser ist er. Den Madeira-Wein gibt es in vielen Varianten, typisch ist dabei stets ein leicht gebrannter, rauchiger Karamellgeschmack.

Und überall brennt man aus den Traubenresten bagaceira oder aguardente (wörtlich Zahnwasser), einen meist hochprozentigen Tresterschnaps. Wenn man ihn altern lässt, wird er mild und weich.

WEINROUTEN

In allen wichtigen Weinanbaugebieten Portugals gibt es inzwischen ausgeschilderte Weinrouten wie Rota dos Vinhos Verdes (Route des Vinho Verde), Rota do Vinho do Porto (Portweinroute), Rota do Vinho do Alentejo (Weinrouten durch den Alentejo). Sie führen zu Weingütern und Kooperativen, die sich diesem System angeschlossen haben. Dort erhält man weitere, oft mehrsprachige Informationen über die entsprechenden Route.

Man kann sich aber auch von den jeweiligen Vereinigungen Material vor der Reise schicken lassen, alle sind auch mehrsprachig (meistens neben Portugiesisch auch in Englisch und Französisch) im Internet vertreten.

Zuständig für den Wein in Portugal ist das
Image Instituto da Vinha e do Vinho
Rua Mouzinho da Silveira, 5
1250-165 Lissabon
Image 213 506 700, www.ivv.min-agricultura.pt
Die Seite, auf der alle Weinrouten mit Kontaktadressen angegeben sind:
www.ivv.min-gricultura.pt/np4/home.html
(Leider nur auf Portugiesisch, aber die Adressen kann man auch ohne Sprachkenntnisse verstehen.)

Image Rota dos Vinhos Verdes/Weinroute des Vinho Verde
Rua da Restauração, 318
4050-501 Porto
Image 226 077 300, www.vinhoverde.pt

Image Rota do Vinho do Porto/Weinroute des Portweins
Largo da Estação, 5050-237 Pêso da Régua
Image 254 324 774
www.douro-turismo.pt/roteiros.php

Image Rota dos Vinhos do Marco/Weinroute des Weins in der Region Marco de Canaveses
Alameda Dr. Miranda da Rocha
4630 Marco de Canaveses
Image 255 538 800
www.cm-marco-canaveses.pt/turismo/rota_vinhos.html

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Portweinlager im Douro-Tal

Image Rota das Vinhas de Císter/Weinroute der Cister-Region
Av. 25 de Abril, 186, Apartado 15
3624-909 Moimenta da Beira
Image 254 582 428

Image Rota do Vinho da Bairrada/Weinroute des Bairrada-Weins
Av. Eng°. Tavares da Silva
3780-203 Anadia
Image 231 510 180, www.cvbairrada.pt

Image Rota do Vinho do Dão/Weinroute des Weins vom Dão
Solar do Vinho do Dão
Rua Dr. Aristides de Sousa Mendes
3501-908 Viseu
Image 232 410 060, www.cvrdao.pt

Image Rota dos Vinhos da Beira Interior/Weinroute der Weine des Inneren Beira
Rua Cidade de Safed, Lote 7–1°
6300-537 Guarda
Image 271 224 129, www.cvrbi.pt

Image Rota dos Vinhos de Bucelas, Colares e Carcavelos/Weinroute der Weine im Großraum Lissabon
Câmara Municipal de Loures
Rua Dr. Manuel de Arriaga, 4–2°
2674-501 Loures
Image 219 826 960, www.cm-loures.pt

Image Rota dos Vinhos do Tejo/Weinroute der Tejoweine
Rua de Coruche, 85, 2080-094 Almerim
Image 243 309 400, http://rotavinhostejo.com

Image Rota dos Vinhos da Península de Setúbal – Costa Azul/Weinroute der Weine der Region Setúbal
Casa Mãe da Rota dos Vinhos
Largo de S. João Baptista
2950-248 Palmela
Image 212 334 398 www.rotavinhospsetubal.com

Image Rota da Vinha e do Vinho do Oeste/Weinroute im Westen
Estrada Nacional, 8, Apartado, 69
2544-909 Bombarral
Image 262 605 272
www.rotasdosvinhosdelisboa.pt

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Tinta Barroca – eine der sechs wichtigsten Rebsorten für den roten Portwein


Image Rotas dos Vinhos do Alentejo/Weinrouten des Alentejo
Praça Joaquim António de Aguiar, 20–21,
Apartado 2146
7001-901 Évora
Image 266 746 498
www.vinhosdoalentejo.pt

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Naturmaterial aus dem Alentejo für die Weinkorken

PORTUGIESISCHE AUSPRÄGUNGEN IN DER KUNST
MANUELISMUS, FLIESENMALEREI, PFLASTERMOSAIKEN UND FADO

Obwohl am Rande Europas gelegen hat Portugal an allen Kunst- und Architekturströmungen der Jahrhunderte, die im Wesentlichen von Süd- und Mitteleuropa ausgingen, teilgenommen – manchmal mit zeitlichen Verzögerungen, dann jedoch oft in großer Stilreinheit. Portugiesische Namen sind zwar in der internationalen Kunstwelt rar, aber die Werke, die man in diesem Land sehen und bewundern kann, haben oft außerordentliche Bedeutung. Viele ausländische Baumeister und Künstler hinterließen in Portugal ihre Spuren – von der Romanik und Gotik bis hin zu einem ausgeprägten Jugendstil und hypermodernen Geschäftsbauten unserer Tage wie die von Amoreiras in Lissabon.

Auch in Portugal wurden im Laufe der Jahrhunderte historische Bauten, insbesondere Kirchen, dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst, renoviert, restauriert, umgebaut, ergänzt. Zum Teil geschah dies so gründlich, dass von dem ursprünglichen Stil wenig übrig blieb.

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Wirkungsvoller Kontrast: Dekorfülle eines manuelinischen Portals vor der schlichten Fassade

Bereits während der maurischen Herrschaft, und besonders nach der Rückeroberung, kam es im Mudéjar-Stil zu einer Verquickung abendländischer und islamischer Elemente in der Baukunst und im Kunsthandwerk. Der Stil war besonders in Spanien und Portugal verbreitet und erlebte seine Blütezeit im 14. und 15. Jahrhundert, als maurische Handwerker für christliche Auftraggeber arbeiteten. Seine Grundform ist spätromanisch, mit gotischen und maurischen Elementen gemischt. Im dekorativen Bereich wurde besonders die frühe Fliesenproduktion davon geprägt.

Die Freude der Portugiesen an Formen und Farben haben landesspezifische, eigenständige Kunstformen entstehen lassen. Am auffälligsten ist wohl der Manuelismus, ein verspielt dekorativer Baustil zwischen Gotik und Renaissance. Nur etwa 30 Jahre währte seine Blütezeit (1500–30) unter der Regentschaft von König Manuel I. Bezeichnend ist eine überschwängliche, formenreiche Dekorfülle, ergänzt mit südamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Schmuckelementen, die die Seefahrer und Entdecker von ihren Reisen mitgebracht hatten.

Das durchgängige Thema ist das Meer, ergänzt durch in Europa unbekannte Pflanzen und Tiere (z.B. Mais, Elefanten). Auch Korallen, Muscheln, Tang und die täglichen Dinge der Seefahrerei wie Anker, Netze, Korken, Knoten und die alles zusammenhaltenden, umschlingenden Taue fanden als Formen Verwendung. Dazu kamen die Armillarsphäre (Instrument der Astronomie) und das achtspitzige Kreuz der Christusritter als Lieblingsembleme König Manuels.

Der Manuelismus war nicht nur Baukunst, sondern auch ein Ausdruck der Geisteshaltung des beginnenden 16. Jahrhunderts, das als ein glückliches bezeichnet werden kann. Herausragende Bauwerke dieses Stils sind, als eigenständige Bauten, das Jerónimos-Kloster und die Torre in Belém, als An- oder Umbauten, der Kapitelsaal in der Christusritterburg in Tomar sowie der königliche Kreuzgang und die unvollendeten Kapellen in Batalha.

Der neue Stil muss wie ein Lauffeuer durch das Land gegangen sein. Überall wurden Gebäude, nicht nur Kirchen, sondern auch Paläste, Häuser des Adels und reiche Kaufmannsniederlassungen damit dekoriert, neue Portale, Fenster- und Türumrahmungen geschaffen und Innendekorationen angebracht.

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Unzählig sind die »Pelourinhos« (Schandpfähle) im manuelinischen Stil – dieser steht in Porto vor der Kathedrale Sé

Neben João de Castilho, Nicolas de Chanterène sowie Diogo und Francisco de Arruda war Diogo Boytaca ein hervorragender Architekt des Manuelismus. Er baute, gewissermaßen als Übungsstück, ab 1490 die Jesus-Kirche in Setúbal, erstellte die Pläne für das Jerónimos-Kloster in Belém, leitete von 1500 bis 1516 die Arbeiten dort und war gleichzeitig von 1498 bis 1519 Hauptarchitekt bei den Um- und Weiterbauten in Batalha. Er starb im Jahr 1524, seine Arbeiten wurden von João de Castilho fortgeführt.

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Meisterwerk manuelinischen Baustils: das Südportal des Jerónimos-Klosters

Lange nachdem die Mauren aus dem Land vertrieben waren, übernahm man von ihnen die im Orient weit verbreitete Sitte, Wände und Mauern mit bunt verzierten azulejos (Fliesen) zu verkleiden. Wahrscheinlich haben die Portugiesen die Fliesenkunst in Marokko kennengelernt. Die Iberische Halbinsel, insbesondere aber Portugal, ist das Fliesenland par excellence. »Die Fliesen begründen zum Teil die Physiognomie Portugals«, schrieb 1845 Graf Razcinski aus Lissabon. Zuerst waren es Kirchen, Klöster und Paläste, später auch Bürgerhäuser, Markthallen, Brunnen, Parkanlagen und nach dem frühen 20. Jahrhundert auch die Bahnhöfe, deren Wände mit silhares (Fliesenbildern) oder ornamentalen Flächen geschmückt wurden. Ein Brauch, der heute noch praktiziert wird. So ist die Geschichte des Landes auf die Wände geschrieben.

Vorbild für diese Art der Wandverkleidung war wohl der Orient, wo die Fliesen aus dem Mosaik entstanden. Einfarbig gebrannte kleine Tonplatten wurden in Stücke geschnitten und zu oft großflächigen Mustern verlegt. Die Glasur auf der Grundlage von Blei ließ kein verschiedenfarbiges Bemalen zu, die Farben verliefen beim Brennen ineinander. Erst als man auf die Idee kam, die Flächen durch Fettschnüre oder schmale Grate voneinander zu trennen, konnte man sie verschiedenfarbig gestalten. Diese Corda-Seca- oder Arista-Technik drang über die Araber bis nach Sevilla vor, wo sich eine sehr rege Industrie entwickelte. Im 15. und 16. Jahrhundert bezogen die Portugiesen ihre Fliesen vorwiegend von dort, die schönsten aus dieser Zeit sind im königlichen Palast, Paço Real, von Sintra zu bewundern.

Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Technik der Fayencemalerei in der europäischen Keramikkunst üblich. Zinn löste das Blei als Glasurgrundlage ab. In die weiß brennende Zinnglasur als Untergrund konnte man mit Metalloxiden malen, ohne dass die Farben verliefen: Kupferoxid ergab Grün, Kobaltoxid Blau, Eisenoxid Braun bis Schwarz, Chromoxid Rot, Antimon Gelb. Diese neue Technik brachte einen großen Aufschwung in der Fayence- und Fliesenproduktion.

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Erinnert an Delfter Ma lerei: Um 1700 wurden Fliesen aus den Nieder landen eingeführt

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Fliesenbild in der Fayencetechnik aus dem 17. Jahrhundert im Fronteira-Palast in Lissabon

Wohl nach italienischem und niederländischem Vorbild begann man in der Mitte des 17. Jahrhunderts nur noch blau-weiß zu malen, eine Sitte, die die Europäer von den Chinesen übernommen hatten. Darüber hinaus wurden in einer Zeitspanne von etwa 50 Jahren, um 1700, Fliesen von den Niederlanden eingeführt. Die größten Fliesenbilder niederländischer Produktion sind in Portugal zu finden, wie beispielsweise in der Kirche Madre de Deus in Lissabon.

Nach einer Notiz in dem 1620 in Lissabon erschienenen Buch »Livro das grandezas de Lisboa« (Buch der Herrlichkeiten von Lissabon) von Nicolau de Oliveira beschäftigten sich damals in Lissabon 13 Töpfer ausschließlich mit der Fliesenherstellung, dazu kam eine ungenannte Anzahl weiterer Handwerker, die neben Fayencen auch Fliesen produzierten. 101 Brennöfen soll es in der Stadt gegeben haben. Von diesen Stätten der Fliesenproduktion blieb keine erhalten.

Die älteste heute noch arbeitende stammt aus dem Jahr 1742. In der Fábrica de Faianças e Azulejos Sant’Ana (Fayence- und Fliesenfabrik Sant’Ana) im Stadtteil Belém stehen noch zwei der mächtigen, holzbeheizten Brennöfen. Dort kann man miterleben, wie die Fliesenbilder an großen Staffeleien entstehen, wie Fliese für Fliese mit der Hand bemalt wird. Die anderen Fliesenfabriken in Lissabon, Caldas da Rainha, Aveiro oder Vila Nova de Gaia, haben ihre Produktion in den letzten Jahren modernisiert.

Freude an Formen und Dekor spiegelt sich in besonderer Weise auch in den Pflastermosaiken der Städte wider. Diese Art der Fußweg- und Platzgestaltung hat ihren Ursprung wahrscheinlich in Lissabon, als nach dem Erdbeben von 1755 die Stadt neu errichtet wurde und für den Aufbau der vorhandene Marmorbruch verwertet werden sollte. Inzwischen findet man die Pflastermosaiken im ganzen Land. Es heißt zwar, dass der Beruf der calceteiros, der Pflasterkünstler, ein aussterbender Beruf sei, aber man kann manchmal noch sehen, wie die Männer am Boden kauernd den passenden Stein aus den weißen und schwarzen Materialhäufchen heraussuchen, anpassen, zurechthämmern und schließlich in den Sand schlagen.

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Pflasterkunst in der Rua Augusta in Lissabon

Als Formvorlagen dienen hölzerne Model, die schon manches Jahrzehnt geholfen haben, den Pflasterteppich auf den Wegen auszubreiten. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt: Streng geometrische Muster wechseln sich ab mit Ranken und Blüten, Wellen und Karavellen, Windrosen und Arabesken. Einige Geschäfte haben ihren Namen auf dem Fußweg verewigt. Kinder benutzen die Muster als Spielvorlage und man kommt in Versuchung, seinen Schritt den Formen anzupassen, hüpfend oder im Zickzack den Wegen zu folgen.

Portugal ist ein Land voller Musik. Ein Volksfest, eine Wallfahrt, eine Familienfeier ohne Musik ist kaum vorstellbar. Bis in die kleinsten Dörfer findet man die banda musical (Musikkapelle) und den rancho folclórico (Folkloregruppe). Portugiesen sind jederzeit bereit, in einen Gesang einzustimmen. Nur der hohe schrille Ton der Frauenstimmen klingt fremd in den Ohren eines Mitteleuropäers.

Die bekannteste portugiesische Volksmusik, längst als Kunstform anerkannt, ist der Fado (wörtlich Verhängnis, Schicksal). Unergründlich wie er selbst ist seine Herkunft. Die Seeleute, Nachfahren der Entdecker, sollen ihn Anfang des 19. Jahrhunderts mitgebracht haben, ursprünglich als eine Art Schicksalsgesang aus dem Leben der Seeleute. Er ähnelt in dieser Hinsicht korsischen oder bretonischen Fischer- und Matrosenweisen.

Image Image Museu Casa do Fado e da Guitarra Portuguesa/Haus des Fados und der portugiesischen Gitarre
Largo do Chafariz de Dentro, 1 (Am Fuße der Alfama)
1100-139 Lisboa
Image 218 82 34 70, tägl.
außer Mo 10–18 Uhr Ein kleines, sehr informatives Museum über die Geschichte des Fados und seine großen Sänger. Viele Musikbeispiele, alle Beschriftungen auch in Englisch.

Fado braucht Intimität, große Säle sind für ihn nicht geeignet, denn Fado hört man nicht, man muss ihn erleben. Die fadistas (Fadosänger) bieten den Gästen keine frivolen Liedchen, es sind dunkle, schwermütige Weisen, die nicht aufheitern, sondern nachdenklich stimmen oder bedrücken. Untrennbar verbunden mit ihm ist die nicht zu übersetzende saudade. Am besten kann man diese portugiesische Stimmung noch mit Sehnsucht, Trauer, Wehmut und gleichzeitig auch mit glücklichem Wiedersehen, Willkommenheißen, Jauchzen umschreiben.