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INHALT

Sehnsuchtsziel Oberitalien: Das Land, wo Zitronen und Träume blühen
Chronik Oberitaliens: Daten zur Landesgeschichte
Die schönsten Reiseregionen Oberitaliens
toc1 Aostatal/Valle d’Aosta
Eine Region mit Sonderstatus
toc2 Emilia-Romagna
Von der Römerstraße zum Urlaubsparadies
toc2 Friaul-Julisch Venetien/Friuli-Venezia Giulia
Ein Kosmos im Dreiländereck
toc2 Ligurien/Liguria
Zwischen der Palmenriviera und dem Golf der Poeten
toc2 Lombardei/Lombardia
Kulturstädte und Alpenseen
toc2 Piemont/Piemonte
Vielfalt am Fuß der Berge
toc2 San Marino
Die älteste Republik der Welt
toc2 Trentino-Südtirol/Trentino-Alto Adige
Auf der Sonnenseite der Alpen
toc2 Venetien/Veneto
Im Hoheitsgebiet der Venezianer
Service von A bis Z
Orts- und Sachregister
Namenregister
Bildnachweis
Impressum
Zeichenerklärung
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Reiseführer mit topaktuellen Tipps, Fotos und Karten Stefanie Bisping

Über das Reiseziel Oberitalien

Italien ist ein Sehnsuchtsziel der Deutschen, seit Goethe von dem Land schwärmte, in dem die Zitronen blühen. Allein der nördliche Teil des Stiefels bietet durch die Vielfalt seiner Landschaften und die Schönheit seiner Städte Anlass für unvergessliche Reisen. Neben der funkelnden Modemetropole Mailand und der mit Design und Kunst reich gesegneten Lombardei, der alten Hafenstadt Genua und der einzigartigen Lagunenstadt Venedig umfasst Oberitalien die zerklüfteten Gebirge Südtirols und des Trentino, die Traumlandschaften der Oberitalienischen Seen, die ligurische Küste mit wunderschönen kleinen Badeorten sowie Venetien mit den Kunststädten Verona, Vicenza und Padua. Zu den vielseitigen Landschaften – vom Aostatal und den italienischen Alpen bis zur Adria mit ihren breiten Stränden – gesellt sich hier eine Dichte an Kultur und Kunstschätzen, wie man sie anderswo in der Welt kaum findet.

Nicht weniger attraktiv ist der außerordentliche kulinarische Reichtum: Parmesan, Parmaschinken, Mortadella und Aceto Balsamico haben in der Emilia-Romagna ihre Heimat, erlesene weiße Trüffel, wuchtiger Barolo und die berühmten saftigen Kirschen stammen aus dem Piemont, wunderbar leichte Weine aus Friaul-Julisch Venetien.

Über das Buch

Neben den klassischen Highlights Oberitaliens nehmen die Tipps der Autorin in diesem Band breiten Raum ein: ein Kochkurs in Bologna, eine Radtour auf den Spuren Giuseppe Verdis, ein Wanderweg entlang der Lieblingsorte englischer Dichter am Golf von La Spezia oder ein besonders schönes Feriendomizil – dieser Reiseführer eröffnet einen ebenso informativen wie persönlichen Zugang zu einer der schönsten Regionen Europas. Der perfekte Begleiter für jeden, der sein Urlaubsziel mit allen Sinnen erleben will.

Über den Autor

Stefanie Bisping studierte Anglistik, Germanistik und Politikwissenschaft in Münster und Reading (England). Als Reisejournalistin arbeitet sie für Zeitungen, Magazine und Buchverlage. Italien gilt dabei von jeher ihre besondere Aufmerksamkeit.

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Oberitalien

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red left arrow Eine Übersichtskarte von Oberitalien mit den eingezeichneten Reiseregionen finden Sie in der vorderen Umschlagklappe.
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Impressum

Titelbild: Venezianischer Gondoliere auf dem Canal Grande, Foto: iStockphoto/DNY59

Vordere Umschlagklappe (innen): Übersichtskarte des Reisegebietes mit den eingezeichneten Reiseregionen

Schmutztitel (S. 1): Das Deckengemälde in der »Camera degli Sposi« im Palazzo Ducale in Mantua täuscht einen Himmel vor (Lombardei), Foto: VISTA POINT Verlag (Archiv), Potsdam

Haupttitel (S. 2/3): Vielleicht der schönste ort der Cinque Terre – Vernazza (Ligurien), Foto: Fotolia/ Martin M303

Hintere Umschlagklappe (außen): Villa Barbaro in Maser von Andrea Palladio (Venetien), Foto: Fotolia/ Bodot

Umschlagrückseite: Hauptfassade des Mailänder Doms (Lombardei), Foto: Fotolia/MasterLu (oben); Die Hausherrin der Villa Barbaro in Maser auf einem Fresko (1560–61) von Paolo Veronese (Venetien), Foto: VISTA POINT Verlag (Archiv), Potsdam (unten)

Konzeption, Layout und Gestaltung dieser Publikation bilden eine Einheit, die eigens für die Buchreihe der VISTA POINT Reiseführer entwickelt wurde. Sie unterliegt dem Schutz geistigen Eigentums und darf weder kopiert noch nachgeahmt werden.

© 2015 VISTA POINT Verlag GmbH, Birkenstr. 10, D-14469 Potsdam
Alle Rechte vorbehalten
Reihenkonzeption: Horst Schmidt-Brümmer, Andreas Schulz
Bild- und Textredaktion: Andrea Herfurth-Schindler
Lektorat: Kristina Linke, JB Bild|Text|Satz, Köln
Layout und Herstellung: Sandra Penno-Vesper
Coverentwurf: Martin Wellner, Fremdkörper® Designstudio, Potsdam
Reproduktionen: Henning Rohm, Köln
Kartographie: Kartographie Huber, München

ISBN 978-3-95733-591-3 www.facebook.de/vistapoint facebook

Sehnsuchtsziel Oberitalien
Das Land, wo Zitronen und Träume blühen

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»Bella Venezia«: die Piazzetta San Marco im Morgenlicht

Irgendwo auf dem Brenner passiert es. Der Himmel reißt auf, die Sonne bricht durch die Wolken, der Alltag verschwindet im Rückspiegel. In Fahrtrichtung liegen die Dolomiten, später die von Palmen gesäumten, tiefblauen Alpenseen Norditaliens, prächtige Kunststädte, mittelalterliche Dörfer und schließlich das Mittelmeer. Abwechslungsreiche Landschaften, die Spuren einer Jahrtausende umspannenden Geschichte, dazu ein hochentwickelter Lebensstil, in dem kulinarische Freuden einen zentralen Platz einnehmen – es ist nicht verwunderlich, dass Italien ein Sehnsuchtsziel all derer ist, die nördlich der Alpen leben.

Daran hat sich nichts geändert, seit Goethe im September 1786 überstürzt in Weimar aufbrach und sich auf die lange Reise machte ins Land, wo die Zitronen blühen. Getrieben von ganz ähnlichen Motiven wie die Urlauber von heute, suchte er in Kultur, Klima und in der Schönheit Italiens Erlösung von den Zwängen des Alltags. Er wurde nicht enttäuscht.

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Traubensorten aus biologischem Anbau aus dem Aostatal

Doch was macht Italien so unwiderstehlich, woher kommt die ansteckende Leichtigkeit, die auch schwere Stunden im Stau der Brennerautobahn (oder, in Goethes Fall, Tage des Knochenschüttelns in zahlreichen Postkutschen) sofort vergessen lässt, hat man erst auf der Piazza Platz genommen, die Sonnenbrille ins Haar geschoben und einen Cappuccino bestellt? Es ist die Schönheit, die in Norditalien allgegenwärtig zu sein scheint. Noch ein altes Gehöft mit rotem Ziegeldach, das in den Weiten der Po-Ebene verfällt, übt im Licht der Abendsonne seinen ganz eigenen Zauber aus. Von Altstadt-Ensembles kleiner Städte wie Alba und Asti, mittelgroßer wie Padua oder Mantua und den funkelnden Juwelen Venedig, Vicenza und Verona gar nicht zu reden.

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Das Synonym für adriatische Badefreuden: Rimini (Emilia-Romagna)

Das Aostatal, Trentino-Südtirol, Piemont, Friaul-Julisch Venetien, die Lombardei, Ligurien und die Emilia-Romagna, an deren südlichem Ende der Miniaturstaat San Marino klebt – diese ganz unterschiedlichen Regionen machen Oberitalien gerade durch die Vielseitigkeit ihrer Landschaften und die außerordentliche Schönheit ihrer Städte zum faszinierenden Reiseziel.

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Bellagio – in exponierter Lage am Comer See (Lombardei)

Neben der funkelnden Modemetropole Mailand und der mit Design und Kunst gesegneten Lombardei, der alten Hafenstadt Genua und der einzigartigen Lagunenstadt Venedig besitzt Norditalien zerklüftete Alpenlandschaften – darunter das Weltnaturerbe der Dolomiten –, einige der schönsten Seen Europas, die ligurische Küste mit den zauberhaften Cinque Terre und die Emilia-Romagna mit endlosen Adriastränden einerseits und den Kunststädten Ravenna, Ferrara, Parma und Modena andererseits. Auch das Hügelland des Piemont vor steiler Alpenkulisse und der stille Zauber seiner Ebenen sind nicht unschuldig daran, dass mancher Mitteleuropäer Italien bereits verfallen ist, wenn er es eben erst über die Grenze geschafft hat. Zu den Reizen der Landschaft gesellt sich eine Dichte an Kultur und Kunstschätzen, wie man sie anderswo in der Welt kaum findet (außer vielleicht in Mittel- und Süditalien). Allein die Emilia-Romagna hat die Künste um den Komponisten Giuseppe Verdi, den Dirigenten Arturo Toscanini, die Sänger Luciano Pavarotti und Lucio Dalla, den Schriftsteller Giuseppe Guareschi und die Regisseure Bernardo Bertolucci und Federico Fellini bereichert. Und als wäre das alles noch nicht genug, haben die Städte des Nordens eine Menge Geld in Erhalt und Pflege ihrer eleganten historischen Zentren gesteckt, die mit Cafés, Arkadengängen und Baudenkmälern eine perfekte Kulisse zum Flanieren, Einkaufen und zum Einüben des Dolce far niente abgeben.

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Oberitaliens reiche Kunstschätze: das Baptisterium in Parma oder Giovanni Bellinis »Sacra Conversazione « (1510–15)

Für dieses süße Nichtstun sind die rund 26 Millionen Menschen, die zwischen den Alpengipfeln des äußersten Nordens und der alten Festungsanlage von San Marino ganz im Süden leben, selbst indessen meist zu beschäftigt. So verschieden sie sind, eint sie doch alle ein Wohlstand, der Oberitalien dank seiner klimatisch wie politisch günstigeren Bedingungen von jeher deutlich und sichtbar vom Süden des Landes unterscheidet. Auch nach der Wirtschaftskrise, die ganz Italien empfindlich getroffen hat, sind die wirtschaftlichen Verhältnisse im Norden noch immer solide. Geld wird hier außer mit Handel, Tourismus und Landwirtschaft seit Langem mit den der Ästhetik verpflichteten Branchen Mode und Design verdient – vor allem in und um Mailand. Ein weiterer Wirtschaftszweig mit Tradition ist die Herstellung von Automobilen. Was Fiat (bis 1969 auch Lancia) in Turin ist, das sind die Edelmarken Ferrari, Lamborghini und Maserati im Hinterland der Adria. Ferrari hat in Maranello bei Modena seine Heimat, Lamborghini bei Bologna, Maserati in Modena sowie Bugatti und Dallara in Parma.

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Ein bauliches Highlight der Lombardei: der Mailänder Dom

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Die Langkofelgruppe in den Grödner Dolomiten

Die Lebensmittelherstellung ist ein wirtschaftliches Standbein, aus dem sich der kulinarische Reichtum Oberitaliens ergibt: Parmesan, Parmaschinken, Mortadella und Aceto Balsamico haben in der Emilia-Romagna ihre Heimat, erlesene weiße Trüffel, wuchtiger Barolo und die berühmten saftigen Kirschen stammen aus dem Piemont, wunderbar leichte Weine aus Friaul-Julisch Venetien und der Lombardei. Produktiv und kreativ bei der Arbeit, verstehen die Menschen es hier, das Leben zu genießen und es sich gut gehen zu lassen. Vielleicht macht das bei allen seinen Trümpfen den größten Reiz Oberitaliens aus.

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Sportlich hat Südtirol eine Menge zu bieten

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Eine der zahlreichen Palladio-Villen im Veneto: Villa Trissino in Cricoli bei Vicenza

Chronik Oberitaliens
Daten zur Landesgeschichte

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Mosaik aus dem 6. Jahrhundert in San Vitale in Ravenna

10. Jh. v. Chr. Indogermanische Veneter aus Illyrien besiedeln das Gebiet der Adria.
6. Jh. v. Chr. Gründung der Städte Ravenna und Bologna durch die Etrusker.
3. Jh. v. Chr. Das Gebiet der Ligurer gerät unter die Herrschaft Roms.
2. Jh. v. Chr. Oberitalien wird zur römischen Provinz Gallia cisalpina.
25 v. Chr. Die Römer erobern das von Kelten bewohnte Aostatal.
49 v. Chr. Julius Cäsar überschreitet bei Cesenatico den Rubikon und beansprucht somit in der Auseinandersetzung mit Pompeius die römische Führung für sich. Die Gebiete der heutigen Lombardei, des Piemont und Venetiens erhalten die Bürgerrechte des Römischen Reichs.
395 Das Römische Reich teilt sich in West- und Ostrom; das Gebiet der Adriaküste wird dem Weströmischen Reich zugeordnet.
402 Ravenna wird unter Kaiser Honorius Hauptstadt des weströmischen Reichs.
476 Der Germanenfürst Odoaker lässt sich in Ravenna zum König von Italien krönen.
493 Der Ostgote Theodorich ermordet Odoaker und begründet ein Reich, an das noch heute Mosaiken und Bauten in seiner Residenzstadt Ravenna erinnern.
526 Theoderich stirbt; Baubeginn der Kirche San Vitale in Ravenna, die 547 geweiht wird.
540 Ankunft der Byzantiner; Venedig und die Adriaküste geraten unter die Kontrolle Ostroms.
568 Unter Führung von König Alboin erobern die Langobarden die Städte der Po-Ebene.
7. Jh. Die Langobarden nehmen nach und nach Norditalien ein. Ihre Hauptstadt wird Pavia.
697 Erstmals leitet ein vom oströmischen Kaiser Leontios ernannter Doge die Geschicke Venedigs.
726 Eine kirchliche und weltliche Elite der Venezianer wählt zum ersten Mal den auf Lebenszeit regierenden Dogen.
754 Der Frankenkönig Pippin III. erobert das Reich der Langobarden und überlässt dem Papst in der »Pippinischen Schenkung« unter anderem Istrien, Venetien und Ravenna. Damit legt er den Grundstein des Kirchenstaats. Die Lombardei wird Zentrum des karolingischen Italien.
800 Pippins Sohn Karl (der Große) wird zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt.
812 Im Rahmen des Friedensvertrags von Aachen überlässt Karl der Große Venedig und Istrien Byzanz.
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Die eiserne Krone der Langobardenkönige

Die Römer in Oberitalien

Rund 800 Jahre lang, vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr., herrschten die Römer. Den Norden Italiens eroberten sie vor der Zeitenwende und errichteten Befestigungen und Kolonien, von denen einige Bauten – etwa das Amphitheater in Verona – die Zeit überdauert haben. Vom hochentwickelten Lebensstil der Römer zeugen die Überreste ihrer Feriendomizile am Comer See. In das durch ihren Niedergang entstandene Machtvakuum, drängten in rascher Folge neue Kräfte. Als das Römische Reich zerfiel, wurde zunächst Odoaker König des heutigen Italien, bevor nacheinander Westgoten, Hunnen, Ostgoten und im Jahr 535 Byzantiner in den Norden einfielen. Ihnen folgten die Langobarden, die Pavia zu ihrer Hauptstadt machten und ab der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts fast das ganze heutige Italien beherrschten. Ab dem 8. Jahrhundert regierten die Franken, die als Heiliges Römisches Reich im 9. Jahrhundert in Hinblick auf die Größe ihres Einflussbereichs zeitweise eine Art Nachfolge des antiken Römischen Reichs antraten.

828 Venezianische Händler stehlen in Alexandrien die mutmaßlichen Gebeine des heiligen Markus. Der Evangelist wird zum Schutzpatron der späteren Republik von San Marco. 830 wird mit dem Bau des Markusdoms begonnen.
840 Venedig emanzipiert sich von Byzanz, schließt Frieden mit seinen Nachbarn und erlangt Handelsfreiheit im Westreich. Der Aufstieg Venedigs zur Handelsmacht beginnt.
951 Otto I. besetzt Norditalien und die Adriaküste.
1000 Unter Führung des Dogen Pietro II. Orseolo besiegt Venedig Istrien und Dalmatien und erringt eine Vormachtstellung, die es über Jahrhunderte halten wird.
1085 Venedig schlägt die Normannen, die große Teile Italiens erobert haben, und wird durch seinen Seehandel zur ökonomischen und militärischen Großmacht.
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»Brot und Spiele« seit der Antike – die Arena von Verona

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Ansicht von Venedig auf einem Kupferstich von Georg Braun und Frans Hogenberg (Köln, 1572)

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Baubeginn 1340: Filigrane Säulen und Bögen bestimmen die Fassade des Dogenpalasts in Venedig

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Eine Vorlesug um 1380 in der Universität Bologna

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Von einem Mauergürtel mit Schwalbenschwanzzinnen umgeben, war die Scaligerburg in Sirmione bereits von außen als kaisertreu ghibellinisch zu erkennen

1088 Gründung der ersten Universität Europas in Bologna.
1094 In Venedig wird der Markusdom geweiht.
1162 Venedig erobert das Friaul.
1167 Im Kräftemessen mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa gründen die Städte des karolingischen Italien den Lombardischen Städtebund.
1176 Nach Kämpfen norditalienischer Städte gegen Kaiser Friedrich Barbarossa muss dieser den Lombardischen Städtebund anerkennen. Versöhnung des Kaisers mit Papst Alexander III. im Markusdom. Als Dank für die Vermittlung des Dogen wird Venedig vom Kaiser eine durch keine Zölle beschränkte Handelsfreiheit im ganzen römisch-deutschen Reich gewährt.
1204 Venezianer und Ritter des vierten Kreuzzugs erobern Konstantinopel. Viele kostbare Beutestücke gelangen nach Venedig. Die »Durchlauchteste« (Serenissima) Republik wird zur führenden politischen Macht im Mittelmeerraum.
1208 In Ferrara gelangt die Familie Este an die Macht.
1222 Die Universität Padua wird gegründet.
1231 Tod des heiligen Antonius in Padua. Im Jahr darauf Grundsteinlegung der Grabkirche Basilica di Sant’Antonio.
1257 Krieg zwischen den Seemächten Venedig und Genua.
1264 Erste öffentliche Proklamation eines Herrschers aus der Familie Este, die nun die Macht in Ferrara, Reggio und Modena erringt. In Rimini herrscht das Geschlecht der Malatesta.
1284 Genua wird zu Venedigs Mitbewerber um die Stellung als wichtigste Handelsmacht im Mittelmeer.
1340 In Venedig beginnt der Bau des heutigen Dogenpalasts.

Ghibellinen und Guelfen

Im Kräftemessen mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa gründeten 1167 mehrere Städte Norditaliens den Lombardischen Städtebund. Neun Jahre später besiegten sie Barbarossa, der den Bund nun anerkennen musste. Nachdem sich Mailand mit dem Kaiser verbündete, entstanden zu Beginn des 13. Jahrhunderts innerhalb der Städte neue Parteien, die papsttreuen Guelfen und die dem römisch-deutschen Kaiser nahestehenden Ghibellinen. Ihr Konflikt zog sich durch viele Städte. Papst Benedikt XII. suchte dem Zwist ein Ende zu setzen, indem er 1334 beide Bezeichnungen verbot. Da hatten die Ghibellinen in Folge des Niedergangs der Staufer ohnehin bereits an Schlagkraft verloren.

Die Renaissance in Oberitalien

Während der Renaissance blühte die Wirtschaft Norditaliens, was Geld für die Künste freisetzte. Baumeister und Künstler arbeiteten nicht mehr nur im Auftrag der Kirche, sondern für Fürsten und Geldadel. Vor allem die reichen Republiken Venedig und Genua entwickelten sich zu kulturellen Zentren, in denen Reiche und Neureiche Paläste bauten und sich als Förderer der Kunst profilierten. Aber auch kleinere Städte wie Mantua, wo Fürst Ludovico durch kostspielige Prachtentfaltung von der Überschaubarkeit seiner Ahnenreihe abzulenken suchte, erlebten eine architektonische und künstlerische Blüte. Das Universalgenie Leonardo da Vinci verbrachte zehn Jahre am Mailänder Hof, in denen er das Wandgemälde »Das Abendmahl« (Cenacolo; 1495–98) im Kloster Santa Maria delle Grazie schuf und sich am Bau von Dom und Kastell beteiligte. Anders als nördlich des Brenners entwickelte sich die Renaissance in Italien bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts.

1380 Venedig besiegt Genua nach fast 130 Jahren Krieg und erringt die Vorherrschaft an der Adria und im östlichen Mittelmeer.
1389 Treviso fällt an Venedig. Nach und nach erweitert Venedig nach der Auflösung der Einheit Norditaliens seinen Besitz auf dem Festland, der Terraferma.
1405 Verona und Padua fallen an Venedig; Udine und Friaul folgen 1420, Ravenna und Cremona 1441.
1451 In Genua kommt Cristoforo Colombo (Christoph Kolumbus) zur Welt. 1492 wird er auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien Amerika entdecken, ohne es recht zu bemerken.
1492 Ravenna und Rimini fallen an den Kirchenstaat zurück.
1498 Sechs Jahre nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus findet Vasco da Gama den Seeweg nach Indien. Langfristig bedeutet das für Venedigs Position als Handelsmacht das Ende, weil sich neue Handelsrouten entwickeln.
1518 Enthüllung von Tizians Meisterwerk »Himmelfahrt Mariens« in der Frari-Kirche in Venedig.
1528 Genua wird unter Andrea Doria zur selbstständigen Republik.
1530 Karl V. lässt sich in Bologna zum Kaiser krönen.
1578 Das mutmaßliche Leinentuch Jesu wird im Turiner Dom untergebracht, wo es sich noch heute befindet.
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Studie Leonardo da Vincis zum »Abendmahl« (um 1495, Mailand)

Andrea Palladio – Wegweiser der Architektur

Der große Renaissancebaumeister Andrea Palladio wurde am 30. November 1508 als Andrea di Piero della Gondola in Padua geboren. Hier ließ er sich zum Steinmetzen und Bildhauer ausbilden. Später ging er nach Vicenza, wo er in Stadt und Umland rund 60 Villen baute. Fast alle dieser Anwesen für Herrscher, Händler und Bankiers erbaute er im Stil antiker Villen. Zu den berühmtesten zählen La Rotonda in Vicenza und La Malcontenta am Brentakanal. So schlug er den Kerngedanken der Renaissance, die Rückkehr zu den Idealen der Antike, quasi in Stein. Seine Bauten strahlen über die Jahrhunderte hinweg eine außerordentliche Klarheit und Schönheit aus und inspirieren Architekten bis heute. Weitere Meisterwerke Palladios sind Il Redentore und San Giorgio Maggiore in Venedig – christliche Kirchen mit den Fassaden heidnischer Tempel. Palladio starb am 19. August 1580 in seiner Wahlheimat Vicenza.

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Statue des Andrea Palladio (1508–80) vor der Basilica Palladiana (Vicenza)

1630 Die letzte große Pest-Epidemie bricht in Venedig aus und fordert insgesamt 47000 Opfer. Allein im November sterben fast 15000 Menschen in der Lagunenstadt, die zu diesem Zeitpunkt 140000 Einwohner hat.
1786 Johann Wolfgang von Goethe beginnt im Spätsommer eine Italienreise, die zwei Jahre dauern wird und aus der sein Bericht »Die italienische Reise« entsteht. Im September erreicht er den Gardasee.
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1786 bricht Johann Wolfgang von Goethe 37-jährig zu seiner Italienreise auf, sein Reisebericht bestimmt für lange Zeit das deutsche Italienbild

1792 Das venezianische Opernhaus La Fenice wird eröffnet.
1797 Napoleon Bonaparte hat große Teile Oberitaliens besetzt und zwingt am 12. Mai den 120. und letzten Dogen Ludovico Manin zum Rücktritt. Es ist das Ende der Republik Venedig nach rund 1000 Jahren.
1778 In Mailand eröffnet am 3. August das Opernhaus La Scala.
1815 Im Ergebnis des Wiener Kongresses fallen Venetien und die Lombardei an die Habsburger Monarchie, die südlichen Gebiete der Adria an den Kirchenstaat.
1815–61 Nach dem Ende der Ära Napoleon gehört das Gros Norditaliens zum Königreich Sardinien-Piemont, das 1861 im neu ausgerufenen Königreich Italien aufgeht.
1843 Die ersten Urlauber besuchen die Adriaküste.
1848 Erhebung gegen die Österreicher in Venedig; die »Demokratische Republik Venetien« wird proklamiert und schließt sich Sardinien-Piemont an.
1861 Der Savoyer Vittorio Emanuele II. wird König von Italien; Turin ist vier Jahre lang Hauptstadt (dann folgt Florenz). Bis 1945 stellen die Savoyer, die erst als Fürsten, dann als Könige von Sardinien-Piemont geherrscht hatten, die Könige Italiens.
1866 Nach der Emilia-Romagna und den Marken werden auch Friaul und Venetien Teil des italienischen Nationalstaats.
1870 Rom wird die Hauptstadt des vereinigten Italien.
1895 In Venedig findet die erste »Esposizione Biennale d’Arte Contemporanea« statt.
1899 In Turin rollt der erste Fiat vom Band.
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1899 rollt mit dem »Fiat 3,5 HP« das erste Modell des Turiner Automobilherstellers vom Band

1915 Italien tritt mit der Kriegserklärung gegen Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg ein.
1918/19 Österreich verliert mit Istrien und Triest seine letzten Besitzungen in Italien.
1919 Der Friedensvertrag von Saint-Germain schlägt die südlich des Brenners liegenden Gebiete Tirols überwiegend Italien zu. Es beginnen Italienisierungsbestrebungen in den deutsch- und ladinischsprachigen Gebieten.
1939–44 Italien schließt sich unter Mussolini Nazi-Deutschland an.
1946 Italien wird Republik. Damit endet auch offiziell die Ära des savoyischen Königshauses.
1947 Die Pariser Friedenskonferenz spricht Istrien Jugoslawien zu, während Triest Freistaat unter Aufsicht der Vereinten Nationen wird.
1948 Das Aostatal erhält einen Sonderstatus als Autonome Region.
1954 Die Stadt Triest fällt mit ihrem Hafen an Italien, das übrige Istrien an Jugoslawien.
1963 Die Region Friaul-Julisch Venetien entsteht und erhält zum Schutz der slowenischen Minderheit einen Sonderstatus.
1966 Am 4. November erreicht ein schweres Hochwasser in Venedig einen Pegelstand von 1,94 Meter über Normalnull und verursacht in großen Teilen Norditaliens schwere Schäden.
1972 Das »Südtirol-Paket« tritt in Kraft, das den Schutz von Minderheiten im italienischen Staat vorsieht.
1989 Die Algenpest an der Adriaküste sorgt für schwere Einbußen im Tourismus. Von jetzt an wird das Wasser der Adria regelmäßig von Forschungsschiffen kontrolliert.
1991 Ein deutsches Ehepaar findet bei einer Wanderung in den Ötztaler Alpen die Mumie eines vor 5000 Jahren gestorbenen Mannes. Der Fund des Steinzeitjägers »Ötzi« ist eine Riesensensation. Dieser findet im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen eine viel besuchte Ruhestätte.
1992 Die Autonomie der Region Trentino-Südtirol ist vollzogen.
1994 Silvio Berlusconi wird zum ersten Mal italienischer Ministerpräsident.
1996 Venedigs Opernhaus La Fenice fällt einem Brand zum Opfer.
2003 Der italienische Staat beginnt mit dem Bau der ersten Schleuse des MOSE-Projekts, dessen mobile Dammanlagen Venedig vor Überflutungen schützen sollen.
2004 Genua ist Europäische Kulturhauptstadt. Das Opernhaus La Fenice in Venedig eröffnet wieder.
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2004 findet die Wiedereröffnung des Teatro La Fenice statt (Venedig)

2008 Ministerpräsident Romano Prodi aus Bologna unterliegt bei der Wahl Silvio Berlusconi, der somit seine vierte Amtszeit beginnt.
2012

Im Mai werden Emilia-Romagna und Teile der Lombardei von schweren Erdbeben erschüttert. Besonders betroffen ist die Region um Modena. 20 Menschen kommen ums Leben; zahlreiche historische Bauten werden schwer beschädigt.

Im Oktober wird der ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi wegen Steuerbetrugs zu vier Jahren Haft verurteilt.

2014 Im Februar wird der 1975 in Florenz geborene Matteo Renzi italienischer Ministerpräsident.

REGION 1
Aostatal

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Aostatal/Valle d’Aosta
Eine Region mit Sonderstatus

Mit rund 127000 Einwohnern, die sich eine Fläche von gerade mal 3262 Quadratkilometern im äußersten Nordosten Italiens teilen, ist das autonome Aostatal die kleinste Region Italiens. Dafür besitzt es besonders große Berge: Drei Viertausender – der Mont Blanc (4810 m), das Matterhorn (4478 m) und der Monte Rosa (4634 m) liegen teilweise, ein vierter, der Gran Paradiso (4061 m), liegt ganz auf italienischem Gebiet. Die Region zählt wie Trentino-Südtirol und Friaul-Julisch Venetien im Norden sowie Sardinien und Sizilien im Süden zu den autonomen Regionen mit Sonderstatus, der ihr relativ weitgehende Autonomie bei den Finanzen, der Gesetzgebung und der Verwaltung gewährt. Ein Regionalrat übt im Aostatal die Gesetzgebungsgewalt aus, was jedoch nicht bedeutet, dass hier komplett andere Gesetze gelten: Sie fußen auf der Rahmengesetzgebung des italienischen Staates.

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Seltene Blumen wie die wundervollen weißen Paradieslilien gedeihen im Garten der Festung Bard und ...

Seine Lage zwischen der Schweiz im Norden, Frankreich im Westen und dem Piemont im Süden und Osten verweist auf die Vorzüge des Aostatals: Umrahmt von Viertausendern besitzt es unberührte Naturlandschaften, aber auch hervorragend erschlossene Skigebiete wie Courmayeur und Breuil-Cervinia, dazu eindrucksvolle Burgen und Festungen sowie eine Bevölkerung, die soliden Wohlstand genießt und von der Lage zwischen drei Nationen geprägt ist. Das wirkt bis in die Küche, die eine an deftigen Spezialitäten reiche Alpen-Cuisine mit italienischem und französischem Savoir-vivre verbindet. Neben dem Italienischen ist Französisch gleichberechtigte Amtssprache, auch die Orte tragen französische Namen. Dennoch ist Italienisch die Muttersprache der meisten Bewohner des Aostatals, wenn auch ein französisches Patois sowie mancherorts das Walserdeutsche ebenfalls gebräuchlich sind.

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Die Südseite des Matterhorns (italienisch Monte Cervino) von Valtournenche im Aostatal aus gesehen

Die Hauptstadt Aosta wurde zur Römerzeit als Augusta Pretoria gegründet, nachdem die Römer einige Jahre vor der Zeitenwende die hier heimischen Kelten besiegten. Später machten Ostgoten, Langobarden, Franken und das Burgund Herrschaftsansprüche geltend, bevor das Aostatal vor rund 1000 Jahren an die Savoyer fiel. Die Lage am Handelsweg zwischen Schweiz und Frankreich verschaffte ihm bereits im Mittelalter Wohlstand, der sich auch im Bau von Burgen und Schlössern niederschlug. Mit kurzen Intermezzi verblieb das Aostatal beim Haus Savoyen, bis es 1861 im italienischen Königreich aufging. 1946 wurde es zur Region mit Sonderstatus erklärt. Wie in Südtirol war auch hier die Ära des Faschismus von italienischem Nationalismus bestimmt, der im Aostatal alle französischen Einflüsse zu verdrängen suchte. Zugleich – oder deshalb – zeichneten sich Bewohner der Region als entschiedene Widerstandskämpfer aus.

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... der blau blühende Kurzblattenzian auf den alpinen Hochweiden des Valle di Gressoney

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Spezialitäten der kleinsten Region Italiens
Unverfälscht und naturrein

Die schlechte Nachricht zuerst: Abnehmen werden Sie hier nicht. Die gute: Sie werden es auch gar nicht versuchen wollen. Denn die Küche des Aostatals ist viel zu gut, als dass man hier kulinarisch etwas verpassen wollte. Von der Alm Fontin stammt der berühmte Fontina-Käse, der 1717 erstmals erwähnt wurde und dessen Herkunft seit knapp 60 Jahren ein DOP-Siegel schützt. Die Consorzia Produttori Fontina prüft die Qualität jedes der rund 400 000 Laibe, die im Jahr hergestellt werden, und drückt jedem erst nach erfolgreicher Prüfung ihr Qualitätssiegel auf die Rinde. Hergestellt wird der Käse aus der Rohmilch von Kühen, die rund um Aosta im Sommer auf Almwiesen weiden und im Winter Heu bekommen. Fontina reift drei bis vier Monate und wird als Schnittkäse zur Brotzeit serviert, aber auch zum Würzen von Suppen oder der äußerst beliebten, auf Mais basierenden und mit Butter zubereiteten Polenta verwendet. Er veredelt Gnocchi (denn wenn man hier Pasta isst, sollte sie wenigstens durch Kartoffeln angereichert sein) und ist Bestandteil des überaus schmackhaften hiesigen Käsefondues. Ein Fonduta alla valdostana, das seinen unvergleichlichen Geschmack außer dem guten Käse auch weißen Trüffeln verdankt, sollten Sie sich keinesfalls entgehen lassen.

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Die hölzerne »Coppa dell‘amicizia« kommt im Aostatal beim Umtrunk unter Freunden zum Einsatz

Wegen der Höhenlage tritt Gemüse in der traditionellen Küche des Aostatals vor allem in Form von Kohl auf, der sich gut am Hang anbauen lässt. Kastanien und Walnüsse aus heimischem Bestand werden in Speisen verarbeitet und letztere außerdem zur Herstellung von Walnussöl verwendet. Als Erinnerung an die Reise oder als Mitbringsel empfiehlt sich der Honig des Aostatals. Spezialitäten aus der Fleischverarbeitung sind Lardo (Speck), Salami, Schinken – zum Beispiel aus Bosses, aus Saint-Oyen und aus Saint-Marcel –, hervorragend gewürzte Würste und die Boudin genannte Blutwurst vom Schwein.

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Der leckere Rohschinken aus Saint-Rhémy-en- Bosses wird während des Reifeprozesses gesalzen

Die deftigen Fleischgerichte beweisen ebenso wie nahrhafte Eintöpfe, Polenta und nicht zuletzt das üppige Käsefondue, dass das Leben in den Bergen den Bewohnern des Aostatals viel Energie abforderte. Gegen Kälte half der vin brulée alla gressonara, ein Glühwein, der außer mit Zimt und Gewürznelke mit Schwarzbrot und Butter erhitzt wurde. Der caffè alla valdostana vereint Kaffee gar mit Grappa, Rotwein und diversen Gewürzen und empfiehlt sich vor allem für die Abendstunden. Doch auch Wandern und Wintersport verbrauchen Energie, so dass trotz schwerer Kalorienlage gilt: probieren.

Allgemeines regionales
Weinbrevier des Aostatals

Zu gutem Käse gehört guter Wein, das ist auch im Aostatal, dem kleinsten Anbaugebiet Italiens so. Trotz extremer Steil- und Höhenlagen erzeugen die Winzer – es gibt sechs große Kellereien und rund 30 individuelle Erzeuger – aus einigen sehr alten Rebsorten außerordentlich gute und charaktervolle Weine. Die Anbaugebiete, die sich überwiegend auf schmalen Terrassen drängen, erstrecken sich an den Seiten des Flusses Dora Baltea. Zu unterscheiden sind die Tafelweine (Vins de Table), unter denen sich sehr gute finden, und die Weine mit kontrollierter Herkunftbezeichnung (Vino Vallée d’Aoste).

Zu den Großen des kleinen Weinbaugebiets gehören schwere, in Eichen- oder Kastanienfässern gereifte Rotweine wie der Donnas oder der Enfer d’Arvier, deren kontrollierte Herkunft ein DOC-Siegel bezeugt. Beide sind, ebenso wie der in Chambave, Châtillon, Saint-Denis, Saint-Vincent, Pontey, Verrayes und Montjovet erzeugte Chambave Rouge und der ebenfalls im Eichen- oder Kastanienfass ausgebaute Arnad-Monjovet, ideale Begleiter für Fleisch- und Wildgerichte, aber auch für gereiften Käse. Weitere eindrucksvolle Rotweine sind der leuchtend rote Torrette und der im mittleren Flusstal gekelterte Fumin, der sich sehr gut mit würzigem Käse verträgt.

Aus besonders großer Höhe – seine Reben wachsen in 1100 Metern Höhe zwischen La Salle und Morgex – stammt der weiße Blanc de Morgex et de la Salle, der damit topografisch zu den Spitzenweinen der Welt zählt. Leicht und spritzig ist dieser Weißwein und bildet den geschmacklichen Gegenpol zum wuchtigen hiesigen Chardonnay, der gerne auch im Holzfass ausgebaut wird. Er passt nicht nur zu Fisch und leichten Speisen, sondern kann es auch mit Fleisch aufnehmen.

Auch an weißen Dessertbegleitern herrscht kein Mangel: In Nus, Saint-Christophe, Verrayes, Quart und Aosta wachsen die Trauben, aus denen der trockene Nus Malvoisie hergestellt wird. Ebenfalls für Süßspeisen geeignet sind der sattgoldene Chambave Moscato und der schwere Nus Pinot Grigio Passito. Wer früh im Sommer das Aostatal bereist, kann am letzten Sonntag im Mai bei den Cantine aperte, dem Tag der offenen Weinkellereien, mit den Winzern plaudern und nach Herzenslust probieren – neben den Weinen auch andere Köstlichkeiten aus der Region.

Ein ausgewähltes Rezept aus dem Aostatal

Fonduta alla Valdostana – Käsefondue mit Brotwürfeln

Für vier Personen
450 g gut gereifter Fontina-
DOP-Käse
30 g Butter
4 Eigelb
500 ml Vollmilch
weißer Pfeffer, Salz
frische weiße Trüffel
Den zimmerwarmen Fontina-Käse von seiner Rinde befreien und in kleine Würfel schneiden (oder grob raffeln). In eine Schüssel geben und mit Vollmilch bedecken, etwa drei Stunden ruhen lassen.

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Sattgrüne Weinhänge vor gewaltigen Bergmassiven im Valle d‘Aosta

Die Butter im Fonduetopf auslassen, den Käse und die Milch dazugeben und mit einem Holzlöffel im Wasserbad bei niedriger Temperatur ständig umrühren. Sobald der Fontina-Käse geschmolzen ist und Fäden zieht, wird die Temperatur des Wasserbads erhöht. Unter ständigem schnellen Umrühren wird ein Eigelb nach dem anderen dazugegeben, bis eine cremige Konsistenz erreicht ist und der Käse keine Fäden mehr zieht. (Das nächste Eigelb erst dann dazugeben, wenn das vorhergehende gut verrührt ist.)

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Gehaltvoll: Käsefondue mit Milch, Butter, Eigelb und weißen Trüffeln aus dem Aostatal

Mit weißem Pfeffer und Salz abschmecken. Die Portionen in Tonschälchen füllen. Erst beim Servieren kommt der Trüffelhobel zum Einsatz. Zusammen mit mundgerecht zerkleinertem Brot – alternativ gerösteten Brotwürfeln – reichen, dazu Weintrauben und einen Wein aus dem Aostatal.

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Aus teilentrahmter Kuhmilch hergestellter Bergkäse aus dem Valle di Gressoney

Image Aosta
Die antike römische Kolonie Augusta Praetoria Salassorum

Lange ist es her, dass die umtriebigen Römer die Geheimnisse des Weinanbaus ins Aostatal brachten – 25 v. Chr. übernahmen sie hier das Ruder –, doch haben viele Zeugnisse ihrer Ära die Zeit überdauert: annähernd die gesamte Stadtmauer, das Stadttor Porta Praetoria (das einzige von einstmals vieren und eines der wenigen auf der Welt, die vollständig erhalten sind) mit dem Triumphbogen Arco d’Augusto (Augustusbogen) davor sowie Fragmente von Theater und Forum. Vor der Stadt finden sich außerdem Teile einer römischen Villa. Dass die Römer nicht die ersten Bewohner waren, beweisen Ausgrabungen – die außerhalb gelegene archäologische Stätte Saint-Martin-de-Corléans öffnet einen Blick in die ganz ferne Vergangenheit. Hier zeugt eine der größten Ansammlungen von Megalith-Anlagen in Italien mit Dolmen und Menhiren vom dritten vorchristlichen Jahrtausend.

Nicht nur in Architektur und Weinbau waren die Römer findig, auch strategische Städteplanung zählte zu ihren Stärken. Die Kolonie Augusta Praetoria Salassorum siedelten sie strategisch günstig an einem wichtigen Alpenpass an, dem Kleinen Sankt Bernhard, den sie von hier aus sicherten. Zugleich lag die Stadt an dem Punkt, an dem diverse Alpenstraßen zusammentrafen. Später gewann die auf 580 Metern Höhe gelegene Stadt zusätzlich an Bedeutung, als der Große Sankt Bernhard erschlossen wurde.

Heute leben in der Hauptstadt des Aostatals knapp 35 000 Menschen. Trotz ihrer überschaubaren Größe ist sie mit schönen Geschäften, Cafés und Restaurants ein lebhaftes, gepflegtes Städtchen. Auch in nachrömischer Zeit wurde hier Handel getrieben und Bauten späterer Epochen zählen ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten Aostas. Die Kathedrale Santa Maria Assunta (mit Domschatzmuseum) hat ihre Ursprünge zwar im 4. Jahrhundert, erhielt aber im 11. Jahrhundert neben der Krypta und einem wunderschönen Freskenzyklus an der Westseite eine neue Apsis und zwei Türme. Im Mittelalter gab es weitere Umgestaltungen, die zu ihrem im Wesentlichen romanischen Erscheinungsbild führten.

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Reste des römischen Theaters in Aosta

Auch Sant’Orso geht auf eine frühchristliche Kirche zurück, wurde aber ab dem 9. Jahrhundert völlig erneuert und erhielt im 11. Jahrhundert ihr heutiges romanisches Gesicht. 100 Jahre später war der Glockenturm vollendet. Besonders sehenswert sind der Freskenzyklus aus dem 11. Jahrhundert, die Kreuzrippengewölbe und das prachtvolle Chorgestühl.

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Im strategischer Lage zur Kontrolle des Durchgangs: Forte di Bard hoch über dem Aostatal

Image Ufficio del Turismo
Piazza Porta Praetoria 3
11100 Aosta
Image 01 65 23 66 27
www.lovevda.it/turismo
Tägl. 9–19 Uhr

Image Cattedrale Santa Maria Assunta
Piazza Giovanni XXIII
11100 Aosta
Image 01 65 404 13
April–Sept. Mo–Sa 6.30–12 und 15–20, So 7–12 und 15–18, Okt.–März jeweils bis 19 Uhr
Eintritt frei

Image Sant’Orso
Piazzetta Sant’Orso
11100 Aosta
Image 01 65 26 20 26
Tägl. 9–17.30 Uhr
Eintritt frei

Image Burgen des Aostatals
Festungen mit Aussicht

»Uneinnehmbar« wurde anno 1034 lakonisch über die Forte di Bard (Festung Bard) vermerkt – ein früher, aber nicht der erste Hinweis auf die wehrhafte Alpenfestung, deren Ursprünge aufs 6. Jahrhundert zurückgehen. Seine Lage an der Kreuzung bedeutender Alpenstraßen machte das Aostatal immer anfällig für Begehrlichkeiten von außen – und beförderte eine rege Bau- und Befestigungstätigkeit. 82 Burgen gibt es insgesamt im Aostatal, die meisten davon verdanken sich Baulust und Verteidigungsbereitschaft der Adelsfamilie der Challants.

Aber auch andere Herrscherclans suchten sich das strategisch bedeutsame Gebiet zu sichern. Im Fall der Festung Bard verdrängten 1242 die Savoyer Ugo di Bard, der sich durch hohe Wegzölle unbeliebt gemacht hatte – bis heute ein Problem im Alpenraum. Bard blieb in den Händen der Savoyer. 1800 war die Festung Schauplatz einer zähen Auseinandersetzung zwischen Napoleon und einer österreichischen Garnison. Erst nach zweiwöchiger Belagerung gelang es dem französischen Feldherrn, sich durch eine Kriegslist Zugang zur Burg zu verschaffen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde Bard wieder zur uneinnehmbaren Festung, danach war sie Gefängnis und später Waffenlager; erst 1976 endete ihre militärische Karriere. Heute ist die Burg Sitz des Alpenmuseums, das dem Wesen, der Geografie und dem Klima des Lebens- und Kulturraums der Alpen gewidmet ist.

Ein weiteres uraltes Kastell ist das Castello d’Issogne. Bis zum ausgehenden 14. Jahrhundert war es im Besitz der Bischöfe von Aosta, um die Wende zum 16. Jahrhundert erhielt es sein heutiges Gesicht, als Giorgio di Challant, Prior des Klosters San’Orto, das Kastell zu einem schmucken Renaissanceschloss für seine Cousine Margherita de la Chambre umgestalten ließ. 1907 schenkte der Maler Vittorio Avendo, der hier 25 Jahre gelebt hatte, die Burg dem Staat. Heute können der Innenhof mit einem schmiedeeisernen Granatapfelbrunnen und die gut erhaltenen und reich mit Fresken dekorierten Räumlichkeiten besichtigt werden. Dazu gehören der Speisesaal, die reich ausgestattete Kapelle in der ersten Etage und das Gemach des Königs von Frankreich mit dem Wappen der Valois.

Auch das Castello di Verrès verdankt seine Existenz der Bauwut eines Zweigs der Challants. 1390 wurde es für Ibleto di Challant als befestigte Residenz fertiggestellt, knapp 150 Jahre später vom Nachfahren Renato modernisiert und militärisch auf den neuesten Stand gebracht. Ab dem frühen 19. Jahrhundert stand die Burg leer und verfiel; heute präsentiert sie sich aufwendig restauriert und ist alljährlich Schauplatz des historischen Karnevals von Verrès.

Das von Zinnen und Türmen geschmückte Castello di Fénis wurde Mitte des 14. Jahrhunderts nicht als Festung, sondern als Residenz erbaut. Bauherren waren wiederum die wohlhabenden Challants. Weil sie in erster Linie schön wohnen wollten, thront das Kastell nicht auf einem Berg, sondern an einem Hügel – hier war die Aussicht wichtiger als der Schutz. Bis 1716 blieb Fénis in Familienbesitz; anschließend folgten Jahre des Niedergangs, bis Ende des 19. Jahrhunderts mit der Restaurierung der Anlage begonnen wurde. Heute ist hier das Museum für Möbel des Aostatals untergebracht; zu besichtigen sind außerdem Küche, Vorratskammer und Speisesaal sowie der Waffensaal und einige Gemächer.

Image Image Forte di Bard/Museo delle Alpi (Alpenmuseum)
11020 Bard
Image 01 25 83 38 11
www.fortedibard.it
Tägl. außer Mo 10–18, Sa/So bis 19 Uhr, Eintritt € 8/4, (6–18 J.)

Image Castello d’Issogne
11020 Issogne
Image 01 25 92 93 73
Tägl. April–Aug. 9–19, März und Sept. 10–18, Okt. außer Mi 10–18, Nov.–Feb. außer Mi 10–16 Uhr
Eintritt € 5, bis 18 und über 65 J. frei

Image Castello di Verrès
11029 Verrès
Image 01 25 92 90 67
Tägl. April–Juni 10–16, Juli/Aug. 9–19, Sept–März außer Do 10–16 Uhr, während der Karnevalstage geschl.
Eintritt € 3, unter 18 und über 65 J. frei

Image Castello di Fénis
11020 Fénis
Image 01 65 76 42 63
www.comune.fenis.ao.it
Geöffnet wie Castello d’Issogne
Eintritt € 5, bis 18 und über 65 J. frei

Image Wellness im Aostatal
Entspannung mit Blick auf den Mont Blanc

Bergluft, Wandern, Wintersport – für viele Menschen braucht es gar nicht mehr, um sich gleich viel wohler zu fühlen als im heimischen Alltag. Für alle anderen bietet das Aostatal dazu noch zwei ebenso traditionsreiche wie topmoderne Kurorte: die Terme di Pré-Saint-Didier und die Terme di Saint-Vincent. Von zahlreichen Hotels mit den international üblichen Wellnessangeboten von der finnischen Sauna über das türkische Bad bis zur Thai-Massage, die in den Ferienorten des Aostatals außerdem zu finden sind, gar nicht zu reden.

In der Terme di Pré-Saint-Didier taucht der Gast am Fuß des Mont Blanc in stark eisenhaltiges, 36 Grad warmes Wasser. Bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts wird dieses Wasser, das in einer Grotte unterhalb des Wasserfalls des Orrido und oberhalb des Zuflusses des Verney entspringt, als Grundlage heilsamer Kuren genutzt.

1834 wurde das Thermalbad errichtet und im Aostatal begann das Zeitalter des Tourismus. Damit die Gäste sich zwischen den Anwendungen nicht langweilten, kam 1888 das Kasino hinzu, dessen Besuch im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einer gelungenen Erholungsreise gehörte. Nur die Elite konnte sich einen solchen Kuraufenthalt leisten. Nicht umsonst zählten Mitglieder der italienischen Königsfamilie und des europäischen Hochadels zu den Stammgästen. Das Thermalbad präsentiert sich stilvoll saniert in neuem Glanz, der Reigen klassischer und innovativer Wellnessangebote wendet sich an alle Urlauber, die Wohlbefinden und Erholungseffekt steigern möchten.

Im alten Kasino werden heute Fangopackungen aufgetragen; die beiden Gebäude sind durch einen unterirdischen Gang miteinander verbunden, so dass der Gast auch bei Minusgraden im Bademantel von Haus zu Haus kommt. Im Außenbereich mit den wohlig warmen Schwimmbecken und dem Thermalgarten mit seinen im Chalet-Stil gehaltenen Saunahütten bietet das Panorama der Mont-Blanc-Kette Wellness für die Augen.

Auch in der Terme di Saint-Vincent dreht sich alles um Gesundheit und Wohlbefinden. Das Mineralwasser der Thermalquelle Font Salutis, die 1770 entdeckt wurde, wird wegen seiner positiven Wirkung auf den Magen und die inneren Organe sowie bei Erkrankungen der Haut und bei Allergien geschätzt. Seit dem Jahr 2012 gibt es hier neben Trink- und Inhalationskuren (zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen der Atemwege) auch einen eleganten und modernen Wellnessbereich, der ein breites Spektrum an Anwendungen von Thalassotherapie bis zum Schlammbad sowie Massagen, Packungen und Schönheitsbehandlungen umfast.

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Sonnenaufgang am Mont Blanc (italienisch Monte Bianco) bei Courmayeur im Aostatal

Image Image Image Terme di Pré-Saint-Didier
Allée des Thermes
11010 Pré-Saint-Didier
Image 01 65 86 72 72
http://termedipre.it
Mo–Do 9.30–21, Fr/Sa 8.30–23, So 8.30–21 Uhr
Eintritt Mo–Fr € 44, Sa/So € 49, ab 17 bzw. 18 Uhr günstiger; Jugendliche ab 14 J. willkommen