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Die Insel der Schönen und Reichen. Hippie-Hochburg. Unwiderstehliches Pauschalreiseziel. Und natürlich die ultimative Party-Destination. Mit Schlagwörtern dieser Art ist es der Tourismusindustrie in der jüngeren Vergangenheit gelungen, Ibiza permanent im Gespräch zu halten. Und natürlich ist an all den Begriffen etwas Wahres dran. Gleichzeitig aber greifen alle Versuche einer Kategorisierung viel zu kurz, denn die Baleareninsel ist ganz nebenbei auch heute noch ein Sehnsuchtsziel. Wer das Eiland auf eigene Faust erkundet, kann sich der Magie kaum entziehen. Auch in der Gegenwart scheinen viele Ecken der Insel noch weitgehend unberührt – vor allem in der Nebensaison, wenn das Erholungspotenzial am größten ist.
Von März bis Mai etwa lädt der Nordosten zu herrlichen Wanderungen. Die rote Erde der Insel, die mit Olivenbäumen bewachsen ist, der Duft nach Rosmarin, den Frühlingsblumen und dem Salz des Meeres, das intensive Blau des Himmels, die überraschend hügeligen Landschaften, die oft in Form ruppiger Klippen ins Meer abfallen, dazu die changierenden Farbtöne des Wassers, all dies ist ein Fest für die Sinne. Sogar im Hochsommer lassen sich mit ein wenig Anstrengung im Norden und Osten der Insel noch Badebuchten finden, die ein wenig an die Abgeschiedenheit erinnern, in der sich das Eiland bis weit ins 20. Jahrhundert befunden hat.
Die Entwicklung des Tourismus bringt natürlich keineswegs nur Nachteile mit sich. So sind die kulinarischen Angebote auf Ibiza besser denn je zuvor. Von der einfachen Inselküche bis zum angeblich teuersten Restaurant der Welt ist die Auswahl enorm. Ähnlich breit gefächert sind die Auswahlmöglichkeiten bei den Unterkünften, wobei vor allem die sogenannten Agroturismos herrlich sind: umgebaute Fincas, die oft fernab von der Zivilisation hohen Komfort bieten. Zu guter Letzt bliebe da die herrliche Inselhauptstadt. Weit über 2000 Jahre alt und spektakulär auf einem Hügel gelegen, besitzt Eivissa alle Vorzüge einer mediterranen Stadt.
Als wäre das noch nicht genug, ist die Nachbarinsel mit der Fähre schnell erreichbar. Dabei hebt sich Formentera mit seinen langen Stränden, einer Wasserfarbe, die an die Karibik erinnert, charmanten Ortschaften wie Sant Francesc und einer sehenswerten Steilküste derart von Ibiza ab, dass man dort ohne Weiteres einen gesonderten Urlaub verbringen kann. Weil zudem das Wetter verlässlich gut ist, darf es nicht überraschen, dass die Pityusen (wie beide Inseln gemeinsam genannt werden) beliebter sind als je zuvor. Genießen Sie es!
Ab 2000 |
Erste Spuren einer Zivilisation auf dem heutigen Ibiza reichen weit zurück in die Geschichte. Schon vor rund 4000 Jahren haben sich iberische Hirtenvölker auf dem Eiland niedergelassen. Zu ihren Hinterlassenschaften gehören unter anderem die Höhlenmalereien in Ses Fontanelles bei Sant Antoni. Etwa zeitgleich ist auch die Nachbarinsel Formentera bereits besiedelt. |
654 v. Chr. |
Phönizier aus dem kathargischen Reich besiedeln die Baleareninsel. Im Südwesten des üppig mit Pinien bewachsenen Eilands gründen sie eine Siedlung, die als Ebusim bzw. Ibes überliefert ist. In der Sprache der Phönizier bedeutet i busim Insel des Wohlgeruchs, was wohl auf die Bewaldung und das Meer zurückzuführen ist. Die noch junge Stadt steigt in den folgenden Jahrhunderten zu einem bedeutenden Handelshafen auf. Wichtigstes Zeugnis der Phönizier ist die Nekropolis Puig des Molins, die heute über einen Zugang im Monografischen Museum besucht werden kann. |
247 v. Chr. |
Der karthargische Heerführer Hannibal wird vermutlich auf der vorgelagerten Insel Sa Conillera nahe Sant Antoni geboren. Chronisten schreiben ihm die Erfindung der Steinschleuder »Els Foners Balears« zu, die den Balearen ihren Namen geben sollte. Während der phönizischen Zeit ist Formentera nicht oder nur höchst spärlich besiedelt, was möglicherweise auf das im Winter zuweilen garstige Klima zurückzuführen ist. |
202 v. Chr. |
Die Vorherrschaft der Phönizier im Mittelmeerraum endet, als Hannibals Truppen im Zweiten Punischen Krieg den Römern unterlegen sind. Ausschlaggebend war die Schlacht von Zama im heutigen Tunesien. |
123. v. Chr. |
Die Römer erobern die Insel und nennen die Hauptstadt Ebesus. Verantwortlicher Feldherr ist Quintus Caecilius Metellus. Er erhält den Auftrag, die immer wieder durch Seeräubereien auffällig gewordenen Balearenvölker zu bändigen. Nach erfolgreicher Mission erhält er den Beinamen Balearicus. Ebesus erlangt jedoch den Status einer konföderativen Stadt, wodurch ihr autonome Freiheiten bleiben: Die Stadt muss keinen Tribut zahlen und besitzt weiterhin das Münzrecht. |
70 v. Chr. |
Ebesus wird unter dem Namen Flavia Augusta ins Römische Reich eingegliedert. Wirtschaft und Infrastruktur wachsen. Der Hafen des heutigen Sant Antoni wird als Portus Magnus in Betrieb genommen. Als 380 das Christentum offizielle Staatsreligion wird, werden auch die Balearen christianisiert. Anders als die Phönizier erkennen die Römer auch die Vorzüge Formenteras. Sie taufen das Eiland Frumentaria (»Weizeninsel«), entdecken ergiebige Trinkwasservorräte und etablieren mehrere Siedlungen. |
426 |
Als das Römische Reich bereits schwächelt, werden Ibiza und Formentera von Vandalen vollständig verwüstet. Erst 533/534 unternehmen die Römer einen erfolgreichen Versuch, die Vandalen wieder zu vertreiben. Danach gerät die Insel unter den Einfluss von Byzanz, dem oströmischen Reich. Die Quellenlage aus dieser Zeit ist dünn. |
711 |
Die Mauren erobern beide Inseln. Ibiza taufen sie auf den Namen »Yabisa«, was so viel wie »die Trockene« bedeutet. In den folgenden Jahrhunderten breitet sich eine arabisch beeinflusste Kultur aus. Als Las Islas Orientales de El-Andalus gehören die Balearen fortan zum Kalifat Cordoba. |
859 |
Wieder macht sich ein Volk in Form eines Raubzugs über die Pityusen her, wie Ibiza und Formentera heute gemeinsam genannt werden. Diesmal sind es die Wikinger, die zum Plündern kommen. |
1229–35 |
Im Zuge der Reconquista (Rückeroberung) geraten die Pityusen wieder unter die Vorherrschaft der spanischen Krone. Zwischenzeitlich ist der Erzbischof von Tarragona Machthaber, zu diesem Zeitpunkt wird Katalanisch als offizielle Sprache eingeführt. Eine Entscheidung, die bis heute Bestand hat. |
1256 |
Mit der Ausrufung des Königreichs Mallorca durch Jaume II. beginnt ein neues Kapitel der Geschichte, denn auch Ibiza und Formentera gehören dazu. Rund hundert Jahre danach findet die Autonomie ein Ende. Die Inseln fallen zurück an die spanische Krone. |
1492 |
Nach der »Entdeckung« Amerikas durch Christoph Kolumbus verlieren das Mittelmeer und die Balearen an Bedeutung. Weil der Schutz durch das spanische Königshaus nachlässt, haben Piraten hier ein zunehmend leichtes Spiel. Formentera wird durch die andauernden Überfälle bis zum 17. Jahrhundert abermals entvölkert. Auf Ibiza hingegen weiß sich die Bevölkerung zu verteidigen: Zum Schutz gegen die Piraten errichten die Bewohner Wehrtürme und Wehrkirchen, die noch heute vielerorts zu sehen sind. |
1556 |
Beginn der Bauarbeiten der neuen Stadtmauern von Dalt Vila. Auftraggeber ist Philipp II. Durch seinen Einfluss wird der katholische Glaube zu einer Art Staatsreligion, die keine Abweichler duldet. |
1652 |
Die Pest löscht fast die Hälfte der Bevölkerung Ibizas aus. |
1701–17 |
Im Spanischen Erbfolgekrieg schlagen sich die Balearen auf die Seite der Habsburger. Siegreich jedoch ist König Philipp V. von Kastilien, der die Balearen abstraft: Die Universität von Palma de Mallorca wird geschlossen, Kastilisch wird als Amtssprache eingeführt und die Salinen von Ibiza werden beschlagnahmt. |
1830 |
In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich Ibiza zu einer Hochburg der Piraten gemausert. Das Zeitalter der Seeräuber im Mittelmeer endet erst, als die Franzosen die algerische Hauptstadt Algiers erobern. |
Anfang |
Ibiza und Formentera profitieren von einer politischen und wirtschaftlichen Stabilität. |
Ab 1930 |
Auf den Inseln werden erste Reisende gesichtet. Zu den Pionieren gehört auch Walter Benjamin. Der Philosoph findet eine Insel vor, die »noch ganz sie selbst ist«, ja sie »döst im sanften Schlaf jahrhundertealter Unberührtheit«. Immer noch ist die Salzgewinnung in den Salinen Ibizas die wichtigste Erwerbsquelle. |
1939 |
Machtergreifung Francos. Der spanische Diktator verbietet die katalanische Sprache und lässt die regionale Kultur unterdrücken. |
Ab 1960 |
Mit der Eröffnung des Flughafens hält die Moderne Einzug auf Ibiza. Der Pauschaltourismus setzt sich durch. Erst nach der Jahrtausendwende schlägt man neue Wege ein: Von nun an wird auch Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Wohlhabende Gäste begünstigen eine ökologischere Form des Reisens, den Agroturismo. |
1999 |
Dalt Vila wird von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Dazu gehört auch die kathargische Nekropolis Puig des Molins. Die Posidonia-Seegraswiesen (Neptungras) zwischen Ibiza und Formentera werden unterdessen zum Weltnaturerbe. |
2013 |
Erst nach heftigen Protesten kann der geplante Bau einer Bohrinsel vor der Küste Ibizas abgewendet werden. |
2016 |
In Eivissa finden im April große Razzien im Stadtteil Sa Penya statt. Besetzte Häuser werden geräumt, Waffen und Drogen beschlagnahmt. Im Juli tritt die Erhebung einer Tourismussteuer auf den Balearen in Kraft. Der Flughafen von Ibiza erreicht mit 1,4 Millionen Passagieren im August seine Kapazitätsgrenze. |
2017 |
Katalonien will durch ein Referendum seine Unabhängigkeit von Spanien erreichen. Dies löst eine schwere Krise des spanischen Staates aus. Die Baleareninseln, die in gewissen Lesarten zu Katalonien gezählt werden, signalisieren zunächst keine Unterstützung des Vorhabens. |
2018 |
Nach einem erfolgreichen Misstrauensvotum gegen Premier Mariano Rajoy kommt es im Juni zu einer neuen Minderheitsregierung unter Sozialistenchef Pedro Sánchez. |