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Published in the French language originally under the title: Un Chaton dans le Nether

© 2017, 404 éditions, an imprint of Édi8, Paris, France.

ISBN 979-1-0324-0143-9

Texte: Cube Kid

Illustrationen: Saboten

Layout: Axel Mahé

„Minecraft” ist eine eingetragene Marke der Notch Development AB. Dieses Buch ist ein rein fiktives Werk. Es handelt sich dabei nicht um ein offizielles „Minecraft“-Lizenzprodukt und steht in keiner Verbindung mit Mojang AB oder einem anderen „Minecraft“-Rechteinhaber.

Alle Namen, Charaktere, Orte und Handlungen sind vom Autor erdacht und rein fiktiv.

Lieber Leser, liebe Leserin,

solltest du ein begeisterter Anhänger der anderen Cube Kid-Reihe „Tagebuch eines Noobs“ sein, wirst du dich wahrscheinlich daran erinnern können, diesem Kätzchen schon einmal begegnet zu sein, und zwar als „Eebs“. Es handelt sich um dieselbe Katze, die du auch hier kennenlernen wirst, wenn auch unter einem anderen Namen: Billy.

Viel Spaß beim Lesen!

Copyright der deutschen Ausgabe:

© Ullmann Medien GmbH

Übersetzung aus dem Französischen: Annette Ostländer

Lektorat: Christoph Eiden

Satz: ce redaktionsbüro

Redaktion: Sabine Herbold

Coveradaption: MWK, Köln

ePub Konvertierung: Datagrafix GmbH, Berlin

E-ISBN 978-3-7415-2342-7

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INHALT

Cover

Opener

Impressum

Titelblatt

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Tag 1

Tag 1 - Teil II

Tag 1 - Teil III

Tag 1 - Teil IV

Tag 1 - Teil V

Tag 1 - Teil VI

Tag 1 - Teil VII

Tag 1 - Teil VIII

Tag 1 - Teil IX

Tag 2

Tag 3 - Teil I

Tag 3 - Teil II

Tag 3 - Teil III

Tag 4 - Teil I

Tag 4 - Teil II

Tag 4 - Teil III

Tag 4 - Teil IV

Tag 4 - Teil V

Tag 5 - Teil I

Tag 5 - Teil II

Tag 5 - Teil III

Tag 5 - Teil IV

Tag 6

Tag 7

Tag 8 - Teil I

Tag 8 - Teil II

Tag 8 - Teil III

Tag 8 - Teil IV

Tag 8 - Teil V

Tag 8 - Teil VI

Tag 9 - Teil I

Tag 9 - Teil II

Tag 10

Tag 11 - Teil I

Tag 11 - Teil II

Tag 11 - Teil III

Tag 11 - Teil IV

Tag 12 - Teil I

Tag 12 - Teil II

Tag 12 - Teil III

Biografie des Autors

KAPITEL 1

Billy war ein ungezogenes Kätzchen. Sehr ungezogen, um ehrlich zu sein. Er hörte einfach nie auf seine Mutter. Den lieben langen Tag ermahnte sie ihn: Bleib immer in der Nähe, mein Sohn. Es ist gefährlich, durch den Wald zu streifen. Und wenn du einem violetten Licht begegnest, lauf sofort weg, so schnell du kannst.

 

Aber Billy liebte das Herumstreunen im Wald. Er sah darin überhaupt keine Gefahr. In seinen Augen war der Wald sehr aufregend und wunderbar geheimnisvoll. Mindestens einmal in der Woche schlich er sich dorthin. Heute begleiteten ihn seine beiden besten Freunde, Zottel und Maunz. Soeben hatten sie eine Wiese zum Spielen entdeckt. Sie war mit bunten Blumen übersät. Sofort begannen sie einen kleinen Wettkampf, Sieger sollte der sein, der die meisten Blumen pflückte.

Billy beobachtete Maunz und Zottel, die sich um eine kleine blaue Orchidee stritten. Maunz beendete das Gerangel, indem sie Zottel ein Bein stellte, sodass dieser einen Purzelbaum im hohen Gras schlug. Bevor Zottel sich wieder aufrappeln konnte, hatte die kleine Maunz die Orchidee schon gepflückt.

He!, rief Zottel. Das ist unfair!

— Du hast aber vorher nicht gesagt, dass Beinchenstellen verboten ist, antwortete sie scheinheilig.

Zottel starrte sie nur eindringlich mit angelegten Ohren an.

Stolz präsentierte Maunz ihre farbenfrohe Sammlung.

— Also, seht ihr all diese vielen Blumen hier? Ich schätze, ich habe gewonnen, sagte sie strahlend.

Pff, antwortete Zottel und warf seine Blumen weg. Das war sowieso ein doofes Spiel.

— Das finde ich auch, stimmte Billy zu. Mir ist langweilig. Vielleicht sollten wir nach Hause gehen?

Das ist doch hoffentlich nur ein Scherz, antwortete Maunz.

Zottel machte einen Schritt nach vorn.

— Wir sollten uns nicht schon wieder erwischen lassen, was meint ihr?

— Ja schon, aber …

— Hör zu, sagte Zottel. Unsere Eltern verbieten uns nur, hier zu spielen, weil sie es einfach nicht ertragen können, dass wir so viel Spaß haben.

— Das stimmt, sagte Maunz. Oder ist dir hier etwa schon einmal ein Zombie über den Weg gelaufen? In Wirklichkeit erzählen sie uns diese Geschichten nur, damit wir brav zu Hause bleiben und ihnen bei der Hausarbeit helfen.

Billy seufzte. Vielleicht hatten sie ja recht. Im Wald konnte man wirklich am besten spielen. Es gab unendlich viele Verstecke zu durchstöbern und Geheimnisse zu lüften.

— Schon gut, sagte Billy. Sollen wir Versteckt euch vor der Katze spielen?

Gleich zwei Pfoten tippten ihm zustimmend auf die Schulter.

Jap, nichts anderes wollte ich von dir hören!

— Das ist das Kätzchen, wie ich es kenne!

Doch Billy zweifelte nicht daran, dass sein Vorschlag schlimme Folgen haben würde, denn ihm war durchaus bewusst, dass diese dunklen Wolken in der Ferne nichts Gutes verhießen. Von dem eiskalten Wind, der gerade über die Wiese fegte, ganz zu schweigen …

Billy wollte aber unbedingt, dass dieser Tag lustig wurde, ein Tag wie gemacht für Spiele, aufregende Entdeckungen und allerlei Albereien.

Die Kätzchen begannen ihr Spiel.

— Du bist als Erster dran, sagte Zottel.

Wieso ich?, fragte Billy.

— Weil es deine Idee war, Dummkopf.

Billy schüttelte den Kopf. Es war ihm egal. Er spielte ohnehin lieber die Katze, als sich zu verstecken, und er wusste, dass Zottel lieber ruhig in seinem Versteck hockte und sich nicht rührte. Er war nicht besonders sportlich und das Blumenpflücken hatte ihn schon ziemlich angestrengt. Maunz grinste Billy spöttisch an, während Zottel behäbig ins Unterholz trottete.

— In deiner Haut möchte ich nicht stecken, ich kenne nämlich das beste Versteck der Welt. Du wirst Stunden brauchen, um mich zu finden.

Billy reckte seinen Schwanz aufgeregt nach oben.

— Ich liebe solche Herausforderungen.

Eine echte Herausforderung! Er sollte nicht enttäuscht werden.

Er wartete, bis Maunz davongeschlichen war und begann zu zählen. Bei 20 hörte er auf und machte sich auf die Suche. Er hetzte über Hügel und zwischen den Bäumen hindurch, spähte in den kleinsten Spalt, nahm die kleinsten Grasbüschel unter die Lupe, lief durch sämtliche Täler in der Umgebung.

Doch er fand niemanden, nicht einmal Zottel, der eigentlich immer leicht aufzuspüren war. Hatten sie sich etwa zusammen versteckt?

Das wird es sein, sagte sich Billy. Maunz wird Mitleid mit ihm gehabt und ihn mit in ihr geniales Versteck genommen haben.

Er suchte sie überall, vergeblich. Zwanzig Minuten vergingen, dann dreißig. Ein erster Regentropfen fiel auf seine Nase. Kurz darauf folgten weitere wie eine Sintflut.

Papi hat gesagt, heute gäbe es nur ein paar Tröpfchen!, dachte Billy. Von wegen! Wenn das so weitergeht, brauche ich bald ein Boot.

Er war nicht auf das vorbereitet, was dann kam. Er ging an einigen großen Tannen vorbei und fand sich … am Rande eines Bergbioms.

 

Ich bin …

auf der anderen Seite des Waldes.

 

Noch nie war er so weit fort gewesen. Er hatte sich so sehr auf die Suche konzentriert, dass er überhaupt nicht auf den Weg geachtet hatte.

Er hatte sich verirrt.

Hallo!, rief er. Ich habe mich verlaufen! Hört mich jemand? Sein zartes Stimmchen verlor sich im lauten Geprassel der Regentropfen um ihn herum. Selbst wenn seine Freunde direkt neben ihm gewesen wären, sie hätten ihn nicht hören können. Doch sie waren nicht in der Nähe, da war sich Billy sicher. Sie waren clever und hätten sich nie so weit von zu Hause entfernt.

 

Ich bin auch clever, dachte sich Billy. Ich werde eine Lösung finden. Ich könnte am Waldrand entlanggehen. Wenn ich mich stur daran halte, werde ich irgendwann wieder zu unserem Haus kommen. Oder nicht?

 

Er blieb abrupt stehen.

Aber was ist mit Zottel und Maunz? Vielleicht suchen sie mich gerade oder warten irgendwo auf mich? Ich kann doch nicht ohne sie nach Hause gehen. Was soll ich nur tun?

 

Der Regen wurde noch stärker. Billy begann zu zittern.

Er beschloss, in den Wald zurückzukehren, um sie zu suchen. Es war einfach das Beste. Schweren Herzens blickte er noch einmal auf die Berge. Im Licht eines Blitzes strahlten sie kurz auf und er sah … Wölfe.

Sie kamen langsam näher. Kein gutes Zeichen. Wenn er sie sehen konnte, sahen sie ihn auch. Nun vernahm er auch noch ihr Heulen.

Sein Herz war nicht mehr schwer, oh nein, es raste wie wild und klopfte ihm bis zum Hals. Also begann er zu laufen. Er rannte so schnell er konnte. Billy war immer schon ein guter Läufer gewesen, aber so schnell war er noch nie gerannt. Die Bäume flogen an ihm vorbei, während blanke Panik in ihm aufstieg. Er achtete nicht auf den Weg, und es war ihm auch egal. Er wollte nur das Geheul und Geknurre hinter sich lassen. Doch ganz egal wie schnell er auch lief, sie waren immer hinter ihm.

 

Auch die Wölfe liefen

schnell, sehr schnell.

 

Billy rannte auf ein Dickicht zu. Das Wolfsgeheul hallte von den Bäumen wider. Er konnte sogar das Schnüffeln der Wölfe hören, die nach seiner Fährte suchten. Dann bemerkte er einen violetten Schimmer zwischen den Bäumen und rannte auf das Licht zu.

Er war noch ein kleines Kätzchen und glaubte, vor einer von dunklen Steinen umrandeten Leinwand … zu stehen, auf der violettes Wasser … durch die Luft wirbelte. Für einen kleinen Moment vergaß er die Wölfe. Er hatte keine Ahnung, was er da vor Augen hatte, und auch noch nie etwas Ähnliches gesehen. Naja, die Menschen bauten schon mal sogenannte … Portale, aber das hier sah anders aus. Es war schon sehr, sehr alt. Man könnte fast sagen, der Wald sei um diesen seltsamen Gegenstand herum gewachsen. Hatte seine Mutter von diesem violetten Licht gesprochen? Es sah aber gar nicht gefährlich aus. Das Licht war beruhigend, fast gemütlich. Billy konnte sich nicht erklären, warum es ihn so anzog. Es war, als würde ihn das Portal rufen und ihn einladen, hindurchzuschreiten.

Diese verlausten Köter würden ihn bald gefunden haben, und er fragte sich, was schlimmer wäre. Außerdem erwärmte ihn das Licht. Es war noch wärmer als das Sonnenlicht und sogar wärmer als der Ofen des Schmieds, auf dem er einmal eine Siesta gehalten hatte.

Das warme Licht kam wie gerufen und trocknete sein Fell. So schlich er langsam immer näher heran.

 

Plötzlich tauchten die drei Wölfe aus dem Unterholz auf.

Als sie das Licht sahen, blieben sie stehen. Ihr Knurren wurde fast zu einem Wehklagen. Nach einem kurzen Zögern knurrten sie erneut, starrten Billy an und gingen langsam auf ihn zu. Er war eine allzu leichte Beute, und sie waren eindeutig schlimmer als das violette Licht …

Billy wich in Richtung des Lichts zurück. Hitzewellen vernebelten ihm den Blick. Er konnte geradezu spüren, wie das Licht ihn aufsog. Er dachte an seine Freunde und hoffte, dass sie gesund und wohlbehalten wieder zu Hause waren.

Er war sich sicher, dass sie angekommen waren. Maunz wusste immer, wo es langging.

Das war sein letzter Gedanke,

bevor er in das Licht sprang.

Um ihn herum wurde alles trübe, bis er schließlich gar nichts mehr sehen konnte.

Billy war kein normales Tier mehr. Nie wieder würde er auf Bäume klettern oder Schmetterlinge jagen. Im Dorf würde man sich Geschichten erzählen über ein seltsames Kätzchen mit violetten Augen und blauem Fell.

 

Er hatte nicht auf seine Mutter gehört

und sich in den Nether gewagt.

KAPITEL 2

Für einige Sekunden spürte Billy nichts außer dem Pochen seines Herzens. Nach und nach wich die Dunkelheit einer riesigen rötlichen Fläche. Es war wie in einer gigantischen Höhle. Billy konnte den Himmel nicht mehr sehen, alles war düster.

Überall erhoben sich Säulen aus geschmolzenem Gestein. Um ihn herum ergossen sich orangefarbene Ströme in ein ebenso gefärbtes Meer. Dieses Orange kannte er, denn nicht weit von zu Hause inmitten einer Ebene gab es einen See, der so ähnlich aussah. Er war sehr heiß, vergleichbar mit flüssigem Feuer. Immer wenn es draußen kalt wurde, gingen Billy und die anderen Kätzchen dorthin, um sich zu wärmen. Als seine Mutter ihn einmal dort entdeckt hatte, schimpfte sie stundenlang mit ihm.

Deshalb ist es also so heiß hier, sagte sich Billy. Er drehte sich zum violetten Vorhang um. Er war sehr lange gelaufen, um ihn zu durchqueren. Ohne erklären zu können, woher er es wusste, war er sich sicher, jederzeit wieder zurückkehren zu können.

Allerdings warteten dort sicherlich diese räudigen Köter noch immer auf ihn. Falls er jetzt zurückginge, würden sie ihn auf der Stelle auffressen.

Nein, dachte sich Billy. Ich werde noch ein bisschen hier bleiben. Hier bin ich sicher. Nur ein wenig Geduld …

Genau in diesem Moment tauchte ein einzelner Wolf aus dem Portal auf. Billy konnte seinen fauligen Atem und den Gestank seines nassen Fells riechen, so nah war er ihm schon gekommen. Er blickte ihm direkt in die Augen, und der Wolf starrte zurück. Keiner der beiden bewegte sich. Totenstille. Dann brach der Wolf überraschend in Wut aus. Seine spitzen Zähne und sein dumpfes Knurren zwangen das Kätzchen, sich zu bewegen. Mit Lichtgeschwindigkeit rannte es davon.

Er scheint sehr hungrig zu sein, sagte sich Billy und sprang über einen seichten Abhang. Warum sonst hätte er mir bis hierher folgen sollen? Er hätte mich doch sofort vergessen, sobald das erste Kaninchen aufgetaucht wäre.

Er rannte um eine Säule aus strahlend gelbem Stein herum.

Kaninchen schmecken sicher auch viel besser … oder?

Sein Fluchtweg nahm ein jähes Ende. Mit einer Vollbremsung vor einem jähen Abgrund konnte Billy den Sturz aus schwindelerregender Höhe gerade noch verhindern. Natürlich hatte er keine Höhenangst, schließlich war er eine Katze. Er hatte im Wald schon unzählige Purzelbäume und atemberaubende Stürze von den höchsten Bäumen überlebt. Er war immer auf seinen Pfoten gelandet. Aber das würde ihn hier nicht viel weiter bringen … Überall war Lava, so weit das Auge reichte.

 

Ein Meer aus Feuer.

Der Wolf kam auf ihn zu, blieb dann aber stehen. Er wusste, dass Billy in der Falle saß. Billy wich bis an den Rand des Abgrunds zurück. Seine Zukunft erschien ihm plötzlich mehr und mehr düster.

Würde er verbrennen oder gefressen werden? Falls er jetzt sterben würde, wäre es aus mit der Erforschung dieser Gegend, dabei wartete sie doch nur darauf, von ihm entdeckt zu werden.

Eine solch faszinierende Welt hatten seine neugierigen Augen noch nie gesehen. Der Wald, die Sumpfgebiete oder gar die Berge waren im Vergleich dazu nichts. Diese Welt sollte sein neuer Spielplatz werden.

Doch zuerst musste er sich um diesen Wolf kümmern, der ihm wie eine Klette folgte … Plötzlich erinnerte sich Billy an etwas, was er von Zottel gelernt hatte. Bei der Jagd auf seine Beute kann ein Wolf nachlässig werden. Der Wolf schoss auf ihn zu. Billy passte den richtigen Moment ab und sprang, selbst für eine Katze blitzschnell, zur Seite. Der Biss des Wolfes ging ins Leere, und genau dort stürzte er auch hinein, in die Leere. Er stöhnte laut auf und versuchte, im freien Fall umzukehren. Dann war er verschwunden. Billy lehnte sich über den Rand und blickte in die Tiefe, in die Lava. Da war nichts. Der Arme, dachte Billy. Eine Woge der Trauer übermannte das Kätzchen. Er hatte sich doch nur retten wollen …

Aber wieso hatte er nur so schnell ausweichen können? Billy zitterte wie Espenlaub. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er fühlte sich erschöpft. Er entfernte sich vom Rand, legte sich ausgestreckt auf den Boden und stieß einen Seufzer aus. Vor nur einer Stunde hatte er noch Blumen gepflückt, und jetzt …

So ein Pech!, sagte er sich. Das ist der schlimmste Tag meines Lebens. Ein eisiger Schauer durchfuhr seinen Körper. Und er ist noch nicht vorbei. Ich muss noch nach Hause zurück.

 

Das Portal war doch nun wirklich nicht besonders unauffällig, aber er konnte es nicht mehr finden, obwohl er schon lange überall herumrannte.

Diese Welt erschien ihm plötzlich viel größer und gruseliger. Trotz der Hitzeschwaden aus der feurigen Glut fröstelte er. Er rollte sich ein, legte die Pfoten nebeneinander und schwang seinen Schwanz um den Körper.

 

Was kann ich bloß tun? Ich bin in einer gigantischen Höhle gefangen und weiß nicht, wohin ich laufen soll. Aber … ich bin schlau, stimmt's? Ich werde hier rauskommen, oder nicht?

Mit verängstigten Katzenaugen blickte er sich um. Sie glänzten wie eine Wasseroberfläche aus Smaragden.

 

Was soll ich nur tun?

Was soll ich nur tun?

KAPITEL 3

Als Billy noch vor Angst zitterte, vernahm er seltsame Geräusche in seiner dunklen, unmittelbaren Umgebung.

Er hörte etwas wie Schreie von Schweinen, schreckliche Laute niederer Kreaturen, vermischt mit irgendetwas, das ihn an Schluchzer erinnerte. Mit jedem Laut wurden seine Augen größer und größer. Er drückte sich an die Wand und machte einen Buckel.

 

Dieses Mal darf ich nicht in Panik geraten, sagte sich Billy. Sonst werde ich mich noch mehr verirren. Ich muss mich auf den Rückweg machen und das Portal wiederfinden. Das ist mein einziger Ausweg.

 

Dann kamen die Schluchzer immer näher. Aus Angst vor dem, was er zu sehen bekommen würde, drehte er nur sehr behutsam seinen Kopf in ihre Richtung. Dann erblickte er es: Eine Art kleine, weiße Wolke schwebte auf ihn zu. Nein, es war keine Wolke, denn sie hatte ein … Gesicht! Was auch immer es war, es schien sehr traurig zu sein und tatsächlich, es weinte. Blaue Tränen rannen über seine Wangen.

Als die gespenstische Kreatur das Kätzchen entdeckte, schrie sie auf. Billy zuckte, wie von einem Blitz getroffen, zusammen, sein Schwanz war aufgerichtet, das Fell gesträubt.

Tu mir nicht weh!, schrie er.

So große Angst mache ich dir?, schniefte die Kreatur. Nun … ich erschrecke sogar diesen mickrigen Magmawürfel dort …

Er begann erneut zu weinen, ganze Ströme bläulicher Tränen rannen seine Wangen hinab.

Ein Magmawürfel?, fragte Billy und ging vorsichtig auf die seltsame Kreatur zu. Ich bin ein Kätzchen.

— Ein … Kätzchen?

Die Augen der Kreatur waren starr, doch Billy konnte Unglauben darin erkennen.

— Ich kann mich nicht erinnern, schon mal einem Kätzchen begegnet zu sein, fuhr die Kreatur fort. Du kommst bestimmt aus der Netherfestung, stimmt‘s?

— Eigentlich komme ich aus einem Wald.

Das verstehe ich nicht, schluchzte das Phantom, während sich erneut Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten. Oh, das liegt nur daran, dass ich keinen einzigen Freund habe! Ich kapiere einfach überhaupt nichts!

 

Neugierig ging Billy noch einen Schritt auf ihn zu. Er hatte so viele Fragen, und diese Kreatur machte nun wirklich nicht den Eindruck, als wolle sie ihn verspeisen.

— Es ist schon ein bisschen seltsam, dass du ständig weinst, oder? Ich dachte immer, Geister würden gern andere erschrecken.

— Aber ich bin kein Geist! Ich bin ein Ghast! Ich bin auch nicht seltsam! Alle Ghasts sind ständig über irgendetwas traurig. Manche weinen, weil es hier keine Blumen gibt, andere, weil es zu heiß ist …

Und du?

— Ich weine, weil … ich keine Freunde habe, sagte der Ghast und wandte sich ab. Freunde sind alles, was ich mir wünsche.

Das Kätzchen starrte den Ghast erstaunt an. Er war die faszinierendste Kreatur, der er jemals begegnet war. Wenn er doch nur bald das Portal ausfindig machen würde …

Ich werde dein Freund sein, sagte Billy.

— Das ist ein Scherz, oder?

Überhaupt nicht. Im Grund habe ich auch keine Freunde mehr. Jedenfalls nicht hier …

Der Ghast drehte sich zu ihm um.

— Meinst du das wirklich ernst?

Ja sicher, warum denn nicht? Ich werde dir sogar noch viele Freunde aus meiner Welt vorstellen.

Der Ghast vollführte kleine Luftsprünge vor Freude.

— Das kann nicht wahr sein. Ich glaube, ich träume!

— Wohl kaum, antwortete Billy und betrachtete diese neue Welt. So verrückt können Träume gar nicht sein.

Der Ghast nickte und dann lächelte er sogar.

Ohne sich dessen bewusst zu sein, erlebten die beiden gerade einen sehr besonderen Moment. Es war das erste Mal, dass ein Ghast von Minecraftia Freude empfand. Eines Tages wird man in Büchern von ihrer Freundschaft lesen können. Schriftsteller und Gelehrte werden noch Generationen später darüber berichten.