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BIOGRAFIE
DES AUTORS

Cube Kid ist das Pseudonym von Erik Gunnar Taylor, einem dreißigjährigen Autor aus Alaska, USA.

Als großer Freund von Computerspielen – und vor allen von Minecraft – entdeckte er sehr bald seine Leidenschaft für das Schreiben von Fanfiction.

Sein erstes Buch erschien im Februar 2015 als E-Book und wurde von der Community der Minecraft-Spieler sofort mit großer Begeisterung aufgenommen.

Im Februar 2016 erschien das Buch in Frankreich in gedruckter Version – mit Illustrationen von Saboten. Und das ist erst der Beginn seiner Reise um die ganze Welt!

Wenn er nicht gerade schreibt, reist Cube Kid gern, bastelt an seinem Auto, verschlingt Fanfiction … und spielt sein liebstes Computerspiel!

Published in the French language originally under the title:

Journal d’un Noob (guerrier ultime) – volume 5

© 2017, 404 éditions, an imprint of Édi8, Paris, France.

ISBN 979-1-0324-0125-5

Texte: Cube Kid

Illustrationen: Saboten

Layout: Axel Mahé

„Minecraft” ist eine eingetragene Marke der Notch Development AB.

Dieses Buch ist ein rein fiktives Werk. Es handelt sich dabei nicht um ein offizielles „Minecraft“-Lizenzprodukt und steht in keiner Verbindung mit Mojang AB oder einem anderen „Minecraft“-Rechteinhaber.

Alle Namen, Charaktere, Orte und Handlungen sind vom Autor erdacht und rein fiktiv.

Copyright der deutschen Ausgabe:

© Ullmann Medien GmbH

Übersetzung aus dem Französischen: Annette Ostländer

Lektorat: Christoph Eiden

Satz: ce redaktionsbüro

Redaktion: Sabine Herbold

Coveradaption: Kati Klaeske

ePub Konvertierung: Datagrafix GmbH, Berlin

Gesamtherstellung: Ullmann Medien GmbH, Potsdam

E-ISBN 978-3-7415-2334-2

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Für Lola Salines, die Herausgeberin dieser Bücherreihe,
die am Freitag, den 13. November 2015 in den Club Bataclan
tanzen gehen wollte. Danke, dass du an mich geglaubt hast.

Cube Kid

FREITAG
FORTSETZUNG III

Ich stand in dem kleinen Quarzzimmer direkt neben Alice. Eine Wasserlaterne tauchte das Zimmer in ein fahles, bläuliches Licht. An einer der Wände fiel uns ein seltsamer Gegenstand auf, drei Meter lang, drei Meter breit und flach wie ein Banner, doch seine Oberfläche glich eher einer ruhigen Wasseroberfläche als einem Stück Stoff, denn man konnte die Umgebung darauf erkennen. Alice befühlte ihr Ebenbild mit den Fingern ihrer rechten Hand. Dann ließ sie ihre Hand sinken und blickte sich noch einige Minuten still und ehrfürchtig an. Es war das erste Mal, dass wir uns in einem Gegenstand sehen konnten.

Und ausgerechnet in diesen wahnsinnigen Outfits.

 

Meine Kleider waren aus Spinnenfäden genäht. Flaco, der Besitzer des Modetempels, hat Tage damit zugebracht, zusammen mit einigen Menschen irdische Kleidung für uns anzufertigen. Das coolste daran ist aber, dass sie unsere Umhänge so abgeändert haben, dass sie nun stylisch über unsere Schultern fallen.

 

Wir waren quasi Models, Sinnbilder der Hoffnung.

Die großen Stars von Dorfstadt.

Ja, das ist aus uns geworden.

 

Wie süß, würden einige sagen: Zwischen zwei jungen Helden, die gegen Monster und alle Widrigkeiten gekämpft haben, hat sich eine romantische Beziehung entwickelt. Na, wenn ihr da nicht ein wenig übertreibt, würde ich ihnen entgegenhalten. Auch wenn Alice und ich uns sehr nahestehen, haben wir kaum genug Zeit, um an etwas anderes als ans Kämpfen oder die Vorbereitung auf die nächste Schlacht zu denken. Der Bürgermeister will das ändern und möchte erreichen, dass die Leute sich an etwas aufrichten können. Wahrscheinlich hat er uns auch aus diesem Grund ganz unauffällig vom Fest weggelotst.

Bei unserer Rückkehr sollten wir uns glücklich lachend und Händchen haltend der Menge präsentieren, hatte er beschlossen.

— Du siehst so anders aus, sagte ich.

— Schon möglich, antwortete Alice nachdenklich. Ich hätte aber lieber noch ein wenig länger getanzt.

— Ich auch.

Ich rückte gerade den Kragen meines Hemdes zurecht, als wir ein Klickvernahmen. Die Tür öffnete sich und im Spiegelbild konnten wir den Bürgermeister auf uns zukommen sehen. Er musterte uns von Kopf bis Fuß, vor allem unsere Aufmachung, und lächelte zufrieden.

— Es tut mir leid, dass ich euch gestört habe, aber ich wollte sichergehen, dass ihr für die Zeremonie top vorbereitet seid.

— Das macht doch nichts, antwortete Alice, und betrachtete sich weiterhin neugierig in dem Gegenstand.

Der Bürgermeister stellte sich zwischen uns und strich mit seinen knorrigen Fingern zufrieden über den Eisenrahmen.

— Und? Gefällt es euch?

Alice nickte.

— Es ist … unglaublich. Aber was ist das?

— Man nennt es Spiegel. Er wurde vor mindestens tausend Jahren, also zu Beginn des Zweiten Großen Krieges hergestellt. Wenn ich es richtig verstanden habe, stammt er aus einem antiken Tempel, dem sogenannten Tabernakel des Unheilzerstörers. Er befindet sich sehr, sehr weit von hier im Nordosten, hinter einer riesigen Bergkette am Meer.

— Wie ist er in unsere Hände gelangt?, fragte ich.

— Aus unseren Archiven geht hervor, dass er im Besitz eines Händlers war, der von Zeit zu Zeit hier vorbeigekommen ist. Das war damals nicht ungewöhnlich. Zu jener Zeit konnte man durch die Gegend reisen, ohne Gefahren fürchten zu müssen. Als ich noch ein kleiner Junge war, besuchten ständig Reisende und Vagabunden unser Dorf. Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen ...

 

Ich nickte. Wir hatten in der Schule schon einmal davon gehört. Vor langer Zeit erlebte unser Dorf dann die Rückkehr der Augenlosen. Unsere Gelehrten glauben, dass dies der Zeitpunkt war, an dem sie neue Kraft schöpften und eine Armee aufstellten. Vor dieser Zeit gab es kaum Monsterangriffe. Man konnte wochenlang die Oberwelt durchstreifen, ohne auch nur einem Monster zu begegnen. Aber inzwischen ...

 

Die Augen des Bürgermeisters starrten kurz ins Leere, dann hob er den Kopf und lächelte. Hatte er wirklich eine Träne im Augenwinkel?

 

Ihr seid großartig, sagte er. Ja, ihr seid genau das, was unser Dorf jetzt braucht.

Nach einer erneuten Pause fuhr er fort:

— Ich hoffe, ihr begreift, warum ich euch um all das bitte.

 

Unsere Blicke begegneten sich im Spiegel.

Klar doch, Herr Bürgermeister.