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Hier kommt Band 4

Solltet ihr die anderen Bände nicht gelesen haben, seid ihr

 

oder gar

 

Trotzdem habe ich dies hier für euch gemalt:

 

Das ist ein glückliches Huhn.

SAMSTAG

Mein Gehirn kommt mir vor wie ein Wasserblock im Nether. In einer Sekunde ist das Wasser noch dort, in der nächsten ist es … verschwunden, puff, aufgelöst in einer Rauchwolke.

 

Immerhin habe ich inzwischen kapiert, dass die fünf besten Schüler zu Kapitänen werden sollen, das heißt, sie befehligen dann ihre eigene Kampfeinheit. Das ist aber noch nicht alles. Perce hat auch noch erwähnt, dass wir eines Tages … Herobrines Schloss … angreifen werden. Aber wie soll das denn gehen? Ich weiß es nicht!

Alle waren völlig geschockt. Auf die Stille folgte Gemurmel, und verschreckte Stimmen stellten ängstliche Fragen … immer mehr Fragen.

Die häufigste Frage war: Herr Bürgermeister … ist das wirklich wahr? 

Er stand allein auf seinem Podium und seufzte zum wiederholten Mal.

— Ja, das stimmt. Also … wir haben lange nachgedacht. Bitte seid wenigstens fünf Sekunden ruhig und hört mir aufmerksam zu …

 

Doch niemand blieb ruhig.

Es herrschte völliges Durcheinander.

Der reine Wahnsinn.

Alle begannen gleichzeitig zu schreien und stürmten die Tribüne, um den Bürgermeister mit Fragen zu überhäufen …

Ein alter Mann geriet dermaßen in Rage, dass er sein Gesicht dem Himmel zuwandte und aus vollem Hals brüllte. (Was war sein Problem?)

Es war Esmeralda, die schließlich die richtigen Worte fand (allerdings war sie in diesem Stimmengewirr kaum zu verstehen):

— Äh … habe ich das richtig verstanden? Ich möchte ja nicht der Spielverderber vom Dienst sein, aber das ist schon eine sehr schlechte Nachricht! Perce hat sicherlich von einem anderen Herobrine gesprochen, nicht von dem, der Blitze verschießt wie ein Spender Pfeile, der andere durch bloßes Fingerschnippen in Kaninchen verwandelt und eine ganze Armee voller Monster unter seinem Befehl hat.

Ja, das meinen sie nicht ernst …, sagte Max. Wie ich Herobrine einschätze, hat sein Schloss eh gar keine Tore! Außerdem wissen wir ja überhaupt nicht, wo es sich befindet. Ich habe auch bisher nichts darüber finden können. Aber vielleicht kannst du mir ja morgen bei der Suche helfen?

Dann stieß er mich von der Seite an. Alice fasste sich wie üblich kurz:

— Genau das gleiche ist damals bei uns auch passiert.

Seltsamerweise blickte Mastoc recht zufrieden drein.

— Dann brauche ich mich ja nicht mehr anzustrengen! Ich muss nicht Kapitän werden, solange ich mit dir Zombies töten kann!

Auch Karl schien ziemlich vergnügt zu sein.

— Ihr braucht keine Kapitäne! „Der Weg des Diamanten“? Warum nicht der Weg der zerstückelten Zombies? Genau damit nämlich wird Karl aus Terraria die Straßen pflastern, die ihn zu Herobrines Schloss führen werden.

Einige Menschen blickten ihn verwundert an.

Terraria?

Das kennt ihr nicht?, antwortete er schulterzuckend. So nennt man unsere Erde hier. Was seid ihr doch für Noobs!

(Er sagte die Wahrheit. Ich benutze zwar auch das Wort „Erde“, aber nur weil ich es von Steve so gelernt habe.)

Und wenn ich nicht Kapitän werden sollte? Falls es so kommt, naja … Bei meinem Glück werde ich dann wohl unter Pierres Kommando gestellt und müsste ihm gehorchen. Daran will ich überhaupt nicht denken.

Und ich habe gedacht, mein Leben wäre schon schwer genug …

Von wegen

 

Als die Menge immer lauter wurde, geschah etwas für alle Unerwartetes. Steve und Mike tauchten plötzlich auf. Eigentlich war das nicht außergewöhnlich, allerdings … kamen sie auf Pferden angeritten.

Ich habe schon seit einigen Tagen nichts mehr über die beiden niedergeschrieben. Das letzte, was ich von ihnen gehört hatte, war, dass sie sich mit irgendwelchen Redstonekonstruktionen beschäftigten. Alle verstummten, als sie sie erblickten. Steve ergriff das Wort.

— Wenn ihr mir erlaubt, würde ich vorschlagen, Boten in die anderen Dörfer zu schicken, denn wenn ihr tatsächlich einen Angriff plant, benötigt ihr jede mögliche Unterstützung …

Der Bürgermeister nickte und blickte auf den Boden, als denke er nach … dann nickte er erneut.

Das ist eine sehr gute Idee. Aber ihr müsst bedenken, dass Herobrines Armee sich überall aufhält. Es ist eine sehr lange … und sehr gefährliche Reise, selbst zu Pferd.

— Macht euch um uns keine Sorgen, antwortete Mike. Wir schaffen das und werden euch auf keinen Fall im Stich lassen.

Wieder nickte der Bürgermeister.

Das weiß ich. Das würdet ihr nie tun. Also gut.

Wollt ihr einen Führer, der euch begleitet?

— Wir kommen schon klar, antwortete Steve und zog eine Karte sowie einen Kompass aus seiner Tasche.

 

Steve war für mich gleichzeitig wie mein Ratgeber und mein großer Bruder. Doch nun ging er fort. Vielleicht wollte er uns verlassen, weil er das Leben hier bedrückend fand. Aber als er auf uns zukam, verbreiteten seine viereckigen Augen Zuversicht.

— Ich weiß nicht, was mit mir geschehen ist, Minus. Jeden Morgen erwache ich in der Hoffnung, dass alles nur ein Traum war. Aber ich weiß, dass es nicht so ist. Es muss einen Grund geben, dass wir hier sind. Vielleicht sind wir da, um euch zu helfen.

— Aber das Dorf braucht euch!, sagte ich. Menschen sind erfinderischer als Dorfbewohner.

Er schüttelte den Kopf.

— Du glaubst es vielleicht nicht, aber ihr seid schlau genug, um euer Dorf selbst zu schützen.

Hurrrm…

— Das ist aber nicht der einzige Grund unserer Abreise, sagte Mike. Die anderen Dorfbewohner haben vielleicht andere Craftingrezepte. Das heißt, wir werden mit neuen Spielsachen zurückkehren.

„Spielsachen“? Meinst du „Gegenstände“? Du bringst mir also etwas mit?

— Gut … ja. Ja, sicher.

Versprochen?

Mega versprochen.

— Hurrr. Einverstanden. Abgemacht.

Und so verließen mich meine Freunde aus der anderen Welt. Sie waren es gewesen, die uns gezeigt hatten, wie man gegen die Monster kämpft. Ohne sie hätte uns dasselbe Schicksal ereilt wie viele andere Dörfer. Ich hatte eine vage Vorstellung von der ausgedehnten Wildnis, die unser Dorf umgab. Ebenen, Wälder und Hügel, so weit das Auge reicht, und hier und dort verstreut die Reste unserer Zivilisation.

Bald werden sie diese Landschaften durchqueren. Egal. Es ist ihre Entscheidung. Seit zwei Monaten schreibe ich immer wieder dasselbe. Wenn ich euch damit genervt habe, macht es mich traurig … Aber ihr habt einen neuen Minus vor euch. Einen Kapitän, bald. Jedenfalls … hoffe ich das. Ich habe Besseres zu tun, als Trübsal zu blasen oder rumzuheulen. Sollen sie doch zu ihrem kleinen Abenteuer aufbrechen, ist mir doch egal. Das Team Minus freut sich jetzt darauf, zu einem supercoolen Ort aufzubrechen.

PLATSCH 

Das erste Mal in ihrem Leben

schien Alice Spaß zu haben.

 

Nach der Feier haben wir uns im Schwimmbad getroffen. Die Monster werden so bald nicht zurückkommen, und wir brauchten dringend etwas Entspannung. Die Arbeiter haben das Bad unterirdisch angelegt. Man kann es durch eine große, von den Bergarbeitern gegrabene Höhle erreichen. Das Wasser wird durch einen darunter liegenden Lavasee erwärmt. Super cool, oder? Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es im Computerspiel keine Temperaturunterschiede, obwohl es Schnee und Eis und solche Sachen gibt. Die echte Welt ist nicht immer so freundlich.

Stellt euch Leute vor, die im Biom Tundra übernachten. Sie bauen sich in null Komma nichts einen Ofen.

Wir zogen uns die Badeanzüge an und sprangen hinein. Dann entschieden wir uns für eines unserer Lieblingsspiele: die Rache der Creeper. Wie das geht? Die „Katze“ muss den Wasserspritzern der „Creeper“ ausweichen, die immer wieder ins Becken springen. Ihr fragt euch sicher, wie die Rollen verteilt werden. Das geht so: Einer schreit: „Go!“ und der letzte, der mit „BUMM“ antwortet, ist die erste Katze.

Go!

BUMM!

BUMM!!

 

Alice blickte uns fragend an.

— Äh … Bumm?

(Sie hatte es offenbar noch nie gespielt.)

Wir drehten uns zu Esmeralda um, die bisher geschwiegen hatte.

— Also bist du jetzt die Katze, sagte Mastoc.

Sie antwortete nicht. Sie blieb am Rand stehen, und starrte gedankenverloren auf das Wasser.

Ich verstand gar nichts mehr … Alice war glücklich und Esmeralda traurig. Was war da los?! Wenn das so weitergeht, teleportiert sich Herobrine als nächstes in unser Dorf und bringt allen Milch und Kekse mit.


 

Ich schwamm zu ihr herüber.

— Was bedrückt dich denn so sehr?

Ich ärgere mich über mich selbst.

Sie setzte sich an den Beckenrand, ließ die Füße ins Wasser baumeln und sagte:

— Ich habe nachgedacht … und ich kann mir nicht verzeihen.

— Was denn?

Dass ich weggelaufen bin. Das war schon das zweite Mal.

Die drei anderen schwammen auf uns zu.

— Wir sind doch alle gestern weggelaufen, sagte Alice. Ich auch. Nicht nur du.

— Ja, aber ihr seid zurückgekehrt, flüsterte Esmeralda. Das ist doch seltsam, oder? Wieso bewundern die anderen Schüler mich? … Sie denken, ich sei mutig.

Ich stieg aus dem Wasser und setzte mich neben sie.

— Ich weiß, dass du in der zweiten Schlacht gegen die Zombies weggelaufen bist … Weißt du noch warum?

— Äh … weil ich Angst hatte?

— Aber du bist mit den Eisengolems zurückgekehrt, oder nicht?

— Etwas zu spät …

— Du hast alles richtig gemacht. Und auch während des Kampfes gegen Urkk. Da hast du Verstärkung geholt und sogar die Feuerwerkskörper eingesetzt, die Perce dir gegeben hatte.

Die Kriegsheldin blickte auf.

Na und? Ich habe Befehlen gehorcht. Super. Was willst du damit sagen?

Ich sah meine Freunde an.

Nun, ehrlich gesagt … habe ich einfach nur Glück gehabt. Was wäre wohl passiert, wenn der Pilz nicht zufällig dort gestanden hätte, als ich von Urkk gejagt wurde. Da hätte ich ganz schön in der Klemme gesteckt. Oder was wäre geschehen, wenn die Skelette mich gestern tatsächlich umzingelt hätten?

— Ich weiß, worauf du hinaus willst, unterbrach Max mich lächelnd. Ein guter Krieger weiß, wann es Zeit ist, sich davonzustehlen.

Ich nickte.

Genau. Ich muss langsam aufhören, so ein Hitzkopf zu sein. Eines Tages wird mein Glück mich verlassen und dann wirst du diejenige sein, die mich aus den Schlamassel holt.

Hoffentlich wird sie es sein, lachte Alice. Aber bei nächster Gelegenheit könntest du auch einmal zur Abwechslung mich retten.

Alle waren froh, als Esmeralda ihre gute Laune wiedergefunden zu haben schien:

— In der ersten Schlacht war ich doch gar nicht so schlecht, oder? Damals hatte ich noch nicht einmal eine vernünftige Waffe. Sara behauptet, sie wäre besser gewesen als ich, aber sie hatte ja auch diesen verzauberten Bogen. Kunststück! Stellt euch vor, ich hätte ihre Ausrüstung gehabt! Hurmmf!

Mastoc seufzte erleichtert.

— Leute, worüber reden wir hier? Wir wollten uns doch e n t s p a n n e n. Kommt, lasst uns Krieg der Tintenfische spielen! Go!!!

— …

— …

— …

— …

Blubb?

Was?

— Äh … das ist doch das Geräusch eines Tintenfischs?

— …

Das glaube ich jetzt nicht.

— Ich habe es schließlich noch nie gespielt, okay?

— Einen Tintenfisch hast du offensichtlich auch noch nie gesehen! Die machen nicht Blubb“!

(Tintenfische machen in Wirklichkeit überhaupt keine Geräusche. Darum wird der erste, der etwas von sich gibt, der Tintenfisch … In diesem Fall war es Esmeralda.)