Cover

image

PARIS

image

von Friederike Schneidewind

Friederike Schneidewind lebt als freie Autorin bei Stuttgart und hat als Frankreichkennerin bereits mehrere Reiseführer geschrieben. Seit ihrem Romanistikstudium verbringt sie regelmäßig mehrere Wochen im Jahr in Paris.

Inhalt



Willkommen in Paris

Top 10 & Mein Paris

image Top 10: Das sollte man gesehen haben

image Mein Paris: Lieblingsplätze der Autorin

Stadttour

Ein Rundgang durch Paris

Streifzüge

Île Saint-Louis

Quartier Latin

Saint-Germain-des-Prés

Marais und Les Halles

Montmartre

Montparnasse

Bastille-Viertel

La Défense

Versailles

Vista Points – Sehenswertes

Museen

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Friedhöfe

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z und Sprachführer

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

image

Zeichenerklärung

image Top 10
Das sollte man gesehen haben
image Mein Paris
Lieblingsplätze der Autorin
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol: Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch.


Willkommen in Paris

Haute Couture und Sterne-Küche, Luxus und Lebensart, Kunst und Kultur im Überfluss – es gibt viele gute Gründe, nach Paris zu reisen. Paris ist die Stadt der Belle Époque und der modernen Architektur, Metropole des Savoir-vivre und der Mode, Stadt der Revolution und der Aufklärung, blau-weiß-rot beflaggte Machtzentrale der Grande Nation. Paris ist die Stadt der gediegenen Großbourgeoisie und der Künstlerbohème, der Flaneure und Fashion victims, der Gourmets und Genießer, der Liebe und der Verliebten. Paris ist eine Stadt, die Traditionen bewahrt, ohne nostalgisch zu sein, die für die Zukunft plant und dabei menschlich bleibt. Paris ist romantisch, geistreich, faszinierend, poetisch und spektakulär, aber auch widersprüchlich, fordernd, überheblich, snobistisch.

Die Stadt ist ein Mythos, eine Legende – und ein Moloch. Es gibt viele gute Gründe, nicht in Paris leben zu wollen: Der Alltag ist hektisch, der Verkehr aggressiv, die astronomischen Preise machen sprachlos, die Rushhour in der Métro kann man nur stoisch ertragen, der Sonnenplatz im Lieblingscafé ist meist schon besetzt, das bisschen Grün eingezäunt.

Für den Besucher, gleich, ob er zum ersten Mal in der Seine-Metropole eintrifft oder zum x-ten Mal wiederkehrt, überwiegt allemal der Zauber. Jeder empfindet den »Klimawechsel«: Das hat nichts mit dem Wetter oder der Lage von Paris zu tun – es ist die Atmosphäre, die einen umfängt und die aus Geschichte und Kultur der Stadt, dem Lebensgefühl und der Lebensart der Pariser entsteht. Notre-Dame, Eiffelturm und Louvre gehören zweifellos zum klassischen Sightseeing-Programm, doch den Charme der Stadt erlebt der Besucher auch ganz »nebenbei«. Gehen Sie auf Entdeckungstour durch ruhige Stadtviertel und stille Straßen, besuchen Sie bunte Märkte, schicke Szenecafés und modische Designer-Boutiquen, rattern Sie mit der Métro über die Hochbahn und gleiten Sie mit dem Schiff über die Seine, blicken Sie auf das berühmte Grau der Dächer, stöbern Sie auf den Flohmärkten, genießen Sie das Menü im Bistro an der Ecke – Paris ist überall »pariserisch«.

image

Blick auf die Champs-Élysées Richtung Arc de Triomphe

Top 10 & Mein Paris

Top 10: Das sollte man gesehen haben

image

image Notre-Dame und die Île de la Cité

S. 8 ff., 41 f. image M/N14, L–N12–15/Google Map Gotische Baukunst in höchster Vollendung: die Kathedrale auf der Seine-Insel ist einer Hauptstadt würdig.

image Musée du Louvre

S. 12 f., 32 f. image K/L12/Google Map

Dieses so große wie großartige Museum im einstigen Königsschloss lockt mit Kunstschätzen aus vielen Epochen und Ländern.

image Arc de Triomphe und Champs-Élysées

S. 14 ff., 35 f., 36 f. image G4/5, G5–J9/Google Map

Paris ist die Stadt der Flaneure – und wo könnte man besser bummeln als auf der prächtigsten Avenue der Metropole?

image

image Eiffelturm

S. 17 f., 38 image L4/Google Map

Das weltbekannte Wahrzeichen bietet von drei Aussichtsterrassen ein grandioses Paris-Panorama.

image Montmartre und Sacré-Cœur

S. 18, 25 f., 44 f. image C/D11–14, C13/Google Map

Steile Treppen und abschüssige Gassen, idyllische Winkel, Bistros und Cafés wie aus Amélies Welt – und über allem thront das zweite Pariser Wahrzeichen, Sacré-Cœur.

image Saint-Germain-des-Prés

S. 22 f. image L–N 9–12/Google Map

Mit zahllosen Buchhandlungen, Antiquitätenläden und Kunstgalerien, Jazzclubs und Literatencafés ist Saint-Germain das schönste Viertel zum Bummeln und Stöbern.

image

image Centre Georges Pompidou

S. 24, 36 image K/L15/Google Map

Moderne Kunst und Architektur aufs Beste vereint, und dazu ein fantastischer Blick auf das berühmte Grau der Pariser Dächer.

image Invalidendom

S. 40 f. image M7/8/Google Map

Weithin sichtbar ist die goldene Kuppel des Invalidendoms, in dem Napoleon zur ewigen Ruhe gebettet wurde.

image

image Cimetière du Père Lachaise

S. 46 f. image aD4/Google Map

Auf dem großen, parkartigen Friedhof zieht es Fans nicht nur zu den Gräbern von Jim Morrison und Edith Piaf, sondern zu unzähligen weiteren Prominenten von Molière bis Oscar Wilde.

image Jardin du Luxembourg

S. 68 image O/P11–13/Google Map

Nicht nur bei den Studenten der nahen Sorbonne beliebt – die grüne Lunge des Quartier Latin.

image

Mein Paris
Lieblingsplätze der Autorin

Liebe Leser,

dies sind einige besondere Orte in der Seine-Metropole, an die ich immer wieder gern zurückkehre. Eine schöne Zeit in Paris wünscht Ihnen

Friederike Schneidewind

image

Tuilerien

S. 13, 69 image J/K9–11/Google Map
Ein grüner Metallstuhl, die Füße am Rand des Wasserbassins, mit Blick auf den Park – kann eine Mittagspause schöner sein?

image

Institut du Monde Arabe

S. 21 f., 40 image O15/16/Google Map
Nicht nur das moderne Glasgebäude ist sehenswert, auch der Blick von der Dachterrasse lohnt den Abstecher.

image

Marais

S. 23 f. image K–M14–17/Google Map
Das historische Stadtviertel mit eleganten Stadtpalais und verwinkelten Straßen, schicken Boutiquen und Szenebars, jüdischem Quartier und lohnenden Museen lädt zum ziellosen Schlendern ein.

image

Pariser Passagen

S. 38 f., 47 image G12/13, K13, J14, J12/13/Google Map
Ganz nostalgisch sind die glasüberdachten Ladenstraßen, von denen Paris noch mehrere besitzt. Eine der schönsten ist die Galerie Vivienne.

image

Bar du Marché

S. 55 image M12/Google Map
Die Café-Terrasse bietet Logenplätze für den Blick auf die belebte Rue de Buci im schönsten Teil von Saint-Germain.

Stadttour

image

Ein Rundgang durch Paris

Vormittag
Île de la Cité – Conciergerie – Sainte-Chapelle – Notre-Dame – Saint-Germain – Louvre. Tour vgl. Karte unten.

Mittag
Place du Marché Saint-Honoré – gleich mehrere Lokale rund um die gläserne Halle auf dem Platz bieten mittags kleine Imbisse oder ganze Menüs.

Nachmittag
Tuilerien – Place de la Concorde – Champs-Élysées – Arc de Triomphe – Eiffelturm – Sacré-Cœur. Tour vgl. Karte S. 14/15.

Île de la Cité und Louvre

Es liegt nahe, dort zu beginnen, wo die Stadt ihren Anfang nahm: auf der image Île de la Cité image L–N12–15/Google Map. Schon vor mehr als 2000 Jahren siedelten Kelten vom Stamm der Parisii auf der Seine-Insel, und noch heute misst man von hier, von dem Platz vor der Kathedrale Notre-Dame aus alle Entfernungen im Land. Die Insel wird nicht nur als historischer Ursprung der Stadt Paris betrachtet, sondern auch als der – wenn auch nicht geografische – Mittelpunkt Frankreichs.

Square du Vert-Galant image L12/13/Google Map, Platz des Grünen Galan, heißt die kleine Grünanlage an der Westspitze der Insel – womit Heinrich IV. gemeint ist, auf dessen zahllose Liebesabenteuer damit angespielt wird. Sein Reiterstandbild steht gleich oberhalb dieses idyllischen Winkels, auf der Brücke Pont Neuf image L/M13/Google Map. Trotz ihres Namens »Neue Brücke« ist diese Anfang des 17. Jahrhunderts eingeweihte Seine-Brücke die älteste der Stadt. Zu ihrer Zeit stellte sie eine absolute Novität dar: Sie war als erste Brücke nicht mit Häusern bebaut.

image

image

Einst Wartesaal für die Guillotine: die spitzgetürmte Conciergerie am Pont Neuf, der ältesten Brücke von Paris

Wir bummeln weiter über die etwas versteckte Place Dauphine und entlang dem Quai de l’Horloge zur Conciergerie image M13/Google Map. Dieser älteste Teil des einstigen Königspalasts diente über Jahrhunderte als Staatsgefängnis und wurde noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts als solches genutzt. Inhaftiert waren hier illustre, berühmte und berüchtigte Personen der französischen Geschichte: Ravaillac, der im Jahr 1610 König Heinrich IV. ermordete, der Räuber Cartouche und Charlotte Corday, die Mörderin des Revolutionsführers Marat. Nur wenig später warteten hier dessen Mitstreiter Danton und Robespierre auf die Vollstreckung ihres Todesurteils unter der Guillotine, die auf der Place de la Concorde errichtet worden war. Zur Zeit der Terreur, ihrer »Schreckensherrschaft« während der Französischen Revolution, hatten mehr als 2800 Männer und Frauen dieses Schicksal geteilt – als berühmteste Opfer mussten König Ludwig XVI. und seine Frau Marie Antoinette ihren Kopf lassen. Auch die Königin verbrachte ihre Kerkerhaft in einer Zelle der Conciergerie – diese ist heute zu besichtigen, daneben auch Wachsäle und weitere Räume des Gefängnisses.

Ebenfalls an der Stelle des alten Königspalasts befindet sich das im 19. Jahrhundert errichtete, große Gebäude des Palais de Justice. Inmitten der Mauern des Gerichtshofs liegt wohl verborgen ein Kleinod französischer Gotik, die Sainte-Chapelle image M13/Google Map, deren einzigartige farbige Glasfenster aus dem Mittelalter bis heute erhalten blieben. Mitte des 13. Jahrhunderts ließ Ludwig IX. der Heilige den Sakralbau im Innenhof seines Palasts errichten. Der obere, durch die Fenster in mystisches Licht getauchte Raum war allein dem König vorbehalten, für die Mitglieder seines Hofs war die Kapelle im Geschoss darunter vorgesehen.

image

»Spatzen von Paris« auf der Île de la Cité

image

Ermordet von Charlotte Corday: der Revolutionsführer Marat (Gemälde von Jacques-Louis David, 1793)

Unser Spaziergang führt weiter zum zweiten Highlight der Insel, zur image Kathedrale Notre-Dame image M/N14/Google Map. Mit der Planung des Kirchenbaus wurde im 12. Jahrhundert begonnen, vollendet wurde er Mitte des 14. Jahrhunderts. Die frühgotische Kathedrale gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten Frankreichs: Unbedingt sehenswert ist die horizontal gegliederte Westfassade mit den drei Portalen, der großen Fensterrosette mit fast zehn Metern Durchmesser und den beiden Türmen. Der originale Figurenschmuck, die sogenannte Königsgalerie, fiel der Französischen Revolution zum Opfer – obwohl es sich bei den Skulpturen um biblische Könige handelte, wurden auch ihnen die Köpfe abgeschlagen. Erst in den 1970er Jahren wurden sie wiederaufgefunden und sind heute im Mittelaltermuseum zu besichtigen, dem Musée du Moyen Age et Thermes de Cluny.

Das Innere der fünfschiffigen Kathedrale ist nicht nur kunstgeschichtlich interessant, hier fanden auch bedeutende historische Ereignisse statt: Hier wurde im 15. Jahrhundert Henri VI. von England zum französischen König gekrönt, im 16. Jahrhundert Maria Stuart mit dem Dauphin François vermählt. Während der Französischen Revolution wurde Notre-Dame zum »Tempel der Vernunft« erklärt, 1804 nahm hier Napoleon Papst Pius VII. die Krone aus der Hand und krönte sich selbst zum Kaiser, 1944 dankte Charles de Gaulle für die Befreiung von Paris nach der deutschen Besatzung.

image

Nächtlicher Lichterglanz: Notre-Dame de Paris auf der Île de la Cité

image

An den Seine-Quais: Wenn man in den Bücherkästen stöbert, wird schnell klar, dass jeder Bouquinist seine eigenen Vorlieben hat

Lohnend ist auch der Aufstieg zu den Türmen, wo das Panorama nach den unzähligen Treppenstufen Anlass für eine erholsame Pause bietet. Vom Vorplatz der Kathedrale aus hat man Zugang zur archäologischen Krypta von Notre-Dame. Im Untergrund kann man Fundamente, Ausgrabungen, Modelle des römischen Lutetia und des mittelalterlichen Paris besichtigen. Wer einmal um Notre-Dame herumspaziert, findet an der Spitze der Insel das Mémorial de la Déportation image N15/Google Map, wo in schlichter, aber ergreifender Weise der unter der deutschen Besatzung Deportierten gedacht wird.

image

Hochgotisch: ein Handwerker der Dombauhütte als Zwickelfigur

Weiter geht’s ans linke Seine-Ufer, wo am Quai de Montebello einige Bootslokale vor Anker liegen und der Batobus an einer Haltestelle Fahrgäste am Ufer absetzt und aufnimmt. Vor ihren Buchkisten aus grün lackiertem Metall warten die Bouquinisten image N14/Google Map auf Kundschaft. Antiquarische Schnäppchen und rare Erstausgaben findet man hier nicht, aber das Stöbern macht auch in alten Postkarten und Landkarten, Büchern und Bildern Spaß.

Über die Rue de la Huchette und die Place Saint-Michel mit dem gleichnamigen Brunnen biegen wir in die Rue Saint-André-des-Arts und gelangen damit nach image Saint-Germain-des-Prés. Die belebte Straße ist nur eine von vielen im Viertel, die mit zahllosen Modeboutiquen und Buchhandlungen, Antiquitätenläden und Kunstgalerien, Jazzclubs und Kinos zum Bummeln und Stöbern verführen. Hier kommen wir wieder her, jetzt allerdings muss ein Blick in die kopfsteingepflasterte Passage Cour de Rohan image N12/13/Google Map genügen, bevor wir der Rue Mazarine bis zum Seine-Ufer folgen.

Unser Ziel ist der Louvre, auf dessen lang gezogenes, monumentales Gebäude die Fußgängerbrücke Pont des Arts image L12/Google Map den ersten Blick gewährt. Linker Hand schaut man über weitere Brücken bis zum Glasdach des Grand Palais, rechter Hand auf die Île de la Cité – »pariserischer« kann es nicht mehr werden! Durch die Cour Carrée, den Innenhof, gelangt man zur Glaspyramide, unter der das große Foyer den Zugang zum image Musée du Louvre image K/L12/Google Map gewährt, sowie auch zur unterirdischen Ladenpassage Carrousel du Louvre. Dort sind Kunstdrucke und Reproduktionen von Kunstwerken erhältlich, Ausstellungskataloge und Postkarten mit Motiven berühmter Gemälde.

Der Louvre ist ein Museum der Superlative, der weiten Wege und der überwältigenden Fülle – mit unzähligen Kunstschätzen in den Abteilungen Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk, Grafik, ägyptische, griechisch-etruskisch-römische und mittelöstliche Kunst – das mit rund 60 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und über 10 Millionen Besuchern jährlich zu den drei größten Museen der Welt zählt. Jedenfalls wollen wir in dem weitläufigen Kunstmuseum gar nicht erst versuchen, alles zu sehen, sondern uns lieber eine Abteilung intensiv vornehmen oder nur ausgewählte Kunstwerke wie die Venus von Milo, die Mona Lisa von Leonardo da Vinci oder die Sklaven von Michelangelo (Pläne gibt’s im Foyer).

image

Reiterstandbild Ludwigs XIV. von Gian Lorenzo Bernini vor dem Musée du Louvre

image

Besonders eindrucksvoll wirkt die Place da la Concorde bei Nacht, wenn die Laternen die Dimension des Platzes zur Geltung bringen

Bleibt noch Zeit für ein Glas Champagner mit Blick auf die Glaspyramide des Architekten Ieoh Ming Pei? Das Café Marly unter den Arkaden des Louvre bietet dafür echte Logenplätze. Für einen richtigen Mittagsimbiss eignen sich aber auch die Lokale an der Place du Marché Saint-Honoré oder das urige Weinbistro Le Rubis image J11/Google Map kurz davor (in der gleichnamigen Straße).

Champs-Élysées, Arc de Triomphe, Eiffelturm und Sacré-Cœur

Ein kurzer Blick in den Conceptstore Colette, der Kult ist und vielfach kopiert wurde, dann geht’s zurück in die Tuilerien. Wie die anderen schönen Pariser Parks, die alle ihren eigenen Reiz haben, ist auch der image Tuilerien-Garten image J/K 9–11/Google Map eine Oase der Stille in der Betriebsamkeit der Großstadt. Hätten wir doch Zeit für einen verträumten Nachmittag: Einfach einen der grünen Stühle kapern, in einem netten Schmöker stöbern oder die Spaziergänger beobachten!

Aber es locken zu viele andere Pariser Attraktionen, gleich hier in den Tuilerien die Orangerie image K9/10/Google Map, in der neben den berühmten großformatigen Seerosenbildern von Claude Monet weitere sehenswerte Gemälde hängen, etwa Stillleben von Matisse.

Schon an der Place de la Concorde image J9/Google Map wird man wieder sehr nachdrücklich mit den Realitäten einer Großstadt des 21. Jahrhunderts konfrontiert. Ein nie abreißender Strom von Fahrzeugen rotiert rund um den großzügig angelegten Platz, der Mitte des 18. Jahrhunderts unter Ludwig XV. angelegt wurde. Nur wenige Jahrzehnte später, zur Zeit der Französischen Revolution, stand hier die Guillotine, Schauplatz der Hinrichtung Tausender. Heute ragt in der Mitte des Platzes ein über 3000 Jahre alter Obelisk empor, der aus einer Tempelanlage in Luxor stammt und im 19. Jahrhundert dem Bürgerkönig Louis-Philippe vom ägyptischen Statthalter geschenkt wurde.

Schon aus dem Tuilerien-Garten hatte sich der Blick durch die schmiedeeisernen Tore auf die Champs-Élysées jenseits der Place de la Concorde eröffnet. Die von Bäumen gesäumte, weltberühmte Avenue zieht sich leicht ansteigend zum Arc de Triomphe hinauf; jenseits erblickt man in der Ferne schon die Silhouette der Grande Arche. Dieser gigantische moderne Triumphbogen verlängert die historische Sichtachse, die vom Louvre über die Champs-Élysées bis zum Arc de Triomphe reicht, bis zur Wolkenkratzerskyline von La Défense. Paris als »Hauptstadt des 19. Jahrhunderts« hatte andere Treffpunkte der mondänen Welt als die Gegenwart: die Oper, die Boulevards, die Passagen – und die image Champs-Élysées image G5–J9/Google Map. Vor allem der Name der legendären Flaniermeile klang weltweit nach Luxus und Eleganz. In den Seitenstraßen wie Avenue Montaigne, Avenue George V und Rue Saint-Honoré reihen sich auch tatsächlich die Parfümerien und Modehäuser der Haute Couture mit klangvollen Namen wie Hermès, Cardin, Christian Lacroix, Vuitton, Lancôme und Lanvin aneinander.

image

image

Eine wahre Oase der Ruhe zwischen Louvre und Place de la Concorde: der Tuilerien-Garten

image

Die Pariser Métro

Unbestreitbar ist sie das effektivste Verkehrsmittel in Paris – und das seit mehr als 100 Jahren. Während der Belle Époque, der drei Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg, war Frankreich ein finanzkräftiges Land. Diesem Zeitraum verdankt auch Paris den städtebaulichen Aufbruch in die Moderne. Anlässlich der Weltausstellung 1900 entstanden einige Gebäude in der neuen Eisenkonstruktionsweise wie Gare d’Orsay und Petit und Grand Palais, vor allem aber wurde am 19. Juli 1900 die erste Métrolinie eröffnet, von der Porte de Vincennes zur Porte Maillot (heute Linie 1).

Nach und nach wurde das Netz dichter, heute liegen nur rund 500 Meter zwischen den einzelnen Stationen der Métropolitain. Die gusseisernen Eingänge im Jugendstil, die das oberirdische Bild der Métro prägen, entwarf der Architekt Hector Guimard (1867–1942). Die schönsten von knapp 90 erhaltenen besitzen auch noch ihre verglasten Überdachungen, etwa an den Stationen Porte Dauphine, Châtelet und Abbesses. Viele unterirdische Stationen wurden von Künstlern gestaltet: Die Station Arts-et-Métiers ist ganz mit Kupfer ausgekleidet und wirkt wie das Innere eines U-Boots aus den Zeiten von Jules Verne. An der Station Concorde ergeben weiße Keramikkacheln mit jeweils einem blauen Buchstaben aneinandergereiht den Text der Menschenrechte von 1789.

image

Die Pariser Métro war eine der ersten der Welt

Zuletzt wurde die Métro um die Linie 14 erweitert, Météor genannt, die mit weitem Abstand zwischen den Haltestellen der neuen Nationalbibliothek und des Gare Saint-Lazare verkehrt und automatisch betrieben wird. Jetzt, im 21. Jahrhundert, kehrt Paris mit dem Neubau mehrerer Tramlinien am Stadtrand zur oberirdischen Straßenbahn zurück.

image

»Métro de Paris ligne 7«: Station Pont-Neuf

image

Noch heute Symbol der Größe Frankreichs: der Arc de Triomphe

Die Champs-Élysées selbst zeigen sich – nach weniger gloriosen Jahren – dank eines stadtplanerischen Liftings wieder ihres Ruhmes würdig: Die Bürgersteige wurden verbreitert, parkende Autos und grelle Werbung verbannt. Die breite Avenue will wieder zur schönsten Prachtstraße der Welt werden. Die Erfolge der Maßnahme sind offensichtlich: Luxusboutiquen kehren zurück, elegante Cafés werden neu eröffnet.

Legendär ist auch der image Arc de Triomphe image G4/5/Google Map, der 50 Meter hohe, antiken Vorbildern nachempfundene Bogen. 1806, nach der Schlacht von Austerlitz, wollte Napoleon seiner »Großen Armee« ein Denkmal setzen lassen. Als 1836 der mächtige Bogen fertiggestellt war, war sie längst geschlagen. Seit 1920 erinnert unter dem Bogen das Grabmal des Unbekannten Soldaten an die Toten des Ersten Weltkriegs. Von der Dachterrasse in 50 Metern Höhe wird deutlich, warum der Platz früher Place de l’Étoile hieß: Sternförmig treffen zwölf Avenuen aufeinander. Heute heißt er Place Charles de Gaulle; durch einen Fußgängertunnel gelangt man zum Triumphbogen in seiner Mitte.

Nun geht es ein Stück mit der Métro bis zur Station Trocadéro. Vom gleichnamigen Hügel hat man einen großartigen Blick auf den image Eiffelturm image L4/Google Map, das weithin sichtbare Pariser Wahrzeichen. Die erhöht gelegene, von vergoldeten Statuen gesäumte Terrasse am Palais de Chaillot nutzt wirkungsvoll die Perspektive zum gegenüberliegenden Seine-Ufer: Frei schweift der Blick über Eiffelturm und Marsfeld bis zur Tour Montparnasse. Viele Sightseeingbusse halten deshalb hier für einen kurzen Fotostopp.

Wenn das Wetter gut ist, verspricht die oberste Plattform der Dame der Fer einen grandiosen Blick. Meist bilden sich lange Warteschlangen am Fuß der mächtigen Stahlpfeiler, doch die Geduld wird mit einem sagenhaften Blick über das Häusermeer der Millionenstadt belohnt, die abends ihrem Ruf als »Stadt der Lichter« alle Ehre macht. Aus Anlass der Hundertjahrfeier der Französischen Revolution und der Weltausstellung 1889 errichtet, war das stählerne Ungetüm anfänglich Gegenstand heftiger Kritik. Maupassant pflegte angeblich im Restaurant auf dem Eiffelturm zu speisen, weil dies der einzige Ort war, »wo ich ihn nicht sehen muss«.

Wer noch nicht müde ist, lässt den Tag mit einem Abstecher zum Montmartre ausklingen und fährt mit der Métro zur Station Abbesses. Es lohnt sich durchaus, hier noch ein wenig durch die Straßen zu schlendern: Neben sehr Touristischem rund um die Place du Tertre gibt es dort auch noch verträumt-dörfliche Ecken – wie aus »Die fabelhafte Welt der Amelie«, dem berühmten Film, der im Montmartre gedreht wurde. Hauptattraktion ist die Kirche image Sacré-Cœur image C13/Google Map ganz oben auf dem Montmartre-Hügel oder vielmehr der Blick auf Paris von den Treppen davor. Hier blicken wir auf das berühmte Grau der Dächer und schwören uns: Wir kommen wieder. image

image

Schöne Aussicht: von den Jardins du Trocadéro zum Eiffelturm

Paris an einem Wochenende

Wer sich bei der Erkundung der Stadt Zeit lassen kann, sollte die Stadttour am besten auf zwei Tage verteilen. Am Vormittag des ersten Tages kann man den Highlights auf der Île de la Cité die Aufmerksamkeit widmen, die sie verdienen, und auch noch einen Schlenker auf die benachbarte Île Saint-Louis anschließen. Nach der Mittagspause – vielleicht mit Blick auf Notre-Dame von der Dachterrasse des Institut du Monde Arabe – kann man dann den Abstecher nach Saint-Germain-des-Prés zu einem ausgiebigen Schaufensterbummel ausdehnen und anschließend im Musée d’Orsay der Kunst des 19. Jahrhunderts den späten Nachmittag widmen.

Am zweiten Tag startet man dann am Louvre und plant für den Museumsbesuch den Vormittag ein. Nach dem Bummel durch den Tuilerien-Garten führt der Spaziergang zur eleganten Place Vendôme (mit dem berühmten Hotel Ritz), zur Kirche Madeleine mit verführerischen Feinkostgeschäften rundherum am Platz und durch die noble Rue Royale zurück zur Place de la Concorde. Über die Champs-Élysées geht es zum Arc de Triomphe und von dort via Trocadéro zum Eiffelturm. Unweit davon ist im Musée du Quai Branly die außereuropäische Kunst vierer Kontinente grandios präsentiert, so dass Sacré-Cœur bis zum Abend warten muss – der Blick von den Treppen auf Paris ist ein stimmungsvoller Tagesabschluss.

image

Idyllisch: Hausboot am Ufer der Île Saint-Louis

image

Ausspannen auf der Wiese vor Sacré-Cœur

Streifzüge

image

Weltberühmt: die Westfassade der Kathedrale Notre-Dame mit der Königsgalerie

Île Saint-Louis

Die Île Saint-Louis image M/N 15/16/Google Map ist die kleinere der beiden Inseln in der Seine und einer der charmantesten Stadtteile von Paris, fast wie ein aristokratisches Städtchen für sich. An der für Autos gesperrten Brücke Pont Saint-Louis finden sich ein paar Lokale mit Blick auf den Chor von Notre-Dame und die eleganten Strebebögen der Kathedrale. Die vornehmen Adelspaläste, die im 17. Jahrhundert fast alle gleichzeitig entstanden, geben den Sträßchen ihren einheitlichen Charakter. Kein Wunder, dass die Insel mit ihrer stillen Vornehmheit heute zu den teuersten und begehrtesten Wohnadressen von ganz Paris gehört.

Bei einem Bummel über die Île Saint-Louis sollte man die vielen hübschen Läden in der Rue Saint-Louis-en-l’Île und einige besonders schöne Gebäude beachten: die Inselkirche Saint-Louis-en-Île, das Hôtel de Lauzun am Quai d’Anjou Nr. 17, das Hôtel Lambert in der Rue Saint-Louis und das Art-déco-Gebäude in Nr. 24 des Quai de Béthune, das sich Helena Rubinstein hier errichten ließ, eines der wenigen Häuser auf der Insel, das nicht aus dem 17. Jahrhundert stammt.

image

Weitwinkelperspektive: die Île Saint-Louis im Vordergrund, dahinter die größere der beiden Seine-Inseln, Île de la Cité

Quartier Latin

Das Quartier rund um die Sorbonne verdankt seinen Namen nicht den alten Römern, deren Thermen und Amphitheater hier noch zu besichtigen sind, sondern dem Latein, das einst an der mittelalterlichen Universität gesprochen wurde. Mitte des 13. Jahrhunderts gründete Robert de Sorbon (1201–74) hier eine Lehranstalt, aus der im Lauf der Jahrhunderte die Sorbonne wurde. Die Universität beherbergt heute nur noch die Sprach- und Literaturwissenschaften; Natur-wissenschaften und andere Fakultäten wurden ausgegliedert.

image

Im Herzen des Quartier Latin: die belebte Rue de la Huchette

Gegenüber der Sorbonne werden im Hôtel de Cluny Kleinodien mittelalterlichen Kunsthandwerks aufbewahrt. Das Musée du Moyen Age image N13/Google Map ermöglicht auch den Zugang zu den antiken Thermen aus der Römerzeit, als Paris noch Lutetia hieß. Am besten erhalten blieb das Frigidarium (Kaltwasserbad), das den eindrucksvollen Rahmen für die wieder aufgefundenen Königsstatuen von Notre-Dame bildet.

Ein Bummel durch das Viertel führt vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon image O14/Google Map, in dem Frankreich seiner berühmten Männer gedenkt – im 20. Jahrhundert sind auch einige Frauen hinzugekommen. Durch die Marktstraße Rue Mouffetard geht es leicht abwärts zu einem zweiten Relikt aus der Antike, dem römischen Amphitheater Arènes de Lutèce.

Unweit davon liegt die große Pariser Moschee, Ende der 1920er Jahre erbaut und Ausdruck der besonderen Beziehungen Frankreichs zum Orient. Durch den benachbarten Jardin des Plantes, den schon im 17. Jahrhundert angelegten botanischen Garten, gelangt man an die Seine und weiter zum image Institut du Monde Arabe image O15/16/Google Map. Das gläserne Gebäude des arabischen Kulturinstituts hat Stararchitekt Jean Nouvel entworfen und dabei virtuos traditionelle Elemente mauri scher Baukunst übernommen: An der Südfassade regeln metallene Linsen den Lichteinfall wie die ornamentalen, geschnitzten Holzfensterläden Nordafrikas, der spiralförmige Bücherturm erinnert an ein Minarett, der Innenhof an die Enge einer orientalischen Kasbah.

image

image

Nach dem Vorbild des antiken römischen Pantheon errichtet: das Pariser Panthéon

Ein schöner Abschluss des Spaziergangs: der Blick von der Dachterrasse auf die Île Saint-Louis, die Île de la Cité und Notre-Dame.

Saint-Germain-des-Prés

Das Rive Gauche, das linke Seine-Ufer, gilt als das quartier intello, als der literarisch-künstlerische und intellektuelle Teil von Paris. In image Saint-Germain-des-Prés haben nicht nur zahllose französische Verlage ihren Sitz, auch die École des Beaux Arts (Kunsthochschule) und die über Sprache und Literatur wachende Académie Française sind zwei traditionsreiche Institutionen der französischen Kultur. Abends beleben Bistros, Kinos und Jazzclubs die Seitenstraßen rechts und links des Boulevard Saint-Germain. Dort sind die Terrassen der legendären Cafés Deux Magots image M11/Google Map und Café de Flore image M11/Google Map ideale Logenplätze, um das bunte Treiben auf den Gehsteigen zu beobachten. Neben Pablo Picasso, André Breton, Antoine de Saint-Exupéry, Albert Camus, Jean Giraudoux und vielen anderen Künstlern haben vor allem Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir hier zahllose Stunden verbracht. Im Café de Flore hielt die streitbare Feministin regelrechte Sprechstunden ab, dort fand auch die Pressekonferenz statt, als Sartre 1964 den Nobelpreis ausschlug.

Gleich gegenüber ist die dreischiffige Basilika Saint-Germain image M11/12/Google Map eines der wenigen romanischen Bauwerke in Paris. Seit allerdings Dan Brown der zweiten großen Kirche des Viertels, Saint-Sulpice, in seinem Bestseller »Sakrileg« (verfilmt unter dem Originaltitel »Da Vinci Code«) eine tragende Rolle gegeben hat, zieht es weit mehr Besucher dorthin.

Der belebte Boulevard Saint-Germain image K9–O15/Google Map bildet die zentrale Achse des Viertels. Bei einem Spaziergang sollte man unbedingt auch die vielen Seitenstraßen nicht auslassen, etwa die Rue Saint-André-des Arts und die Rue de Buci mit hübschen Café-Terrassen und netten Läden. Rund um die Kunstakademie haben sich viele Galeristen angesiedelt, in der Rue Jacob und ihren Nachbarstraßen bieten Antiquitätenhändler ihre Kunstschätze zu hohen Preisen an.

image

Die Place des Vosges (Vogesenplatz) im Marais gilt als einer der schönsten Pariser Plätze

Marais und Les Halles

Im image Marais setzen vornehme Adelspaläste rund um die Place des Vosges image M17/Google Map einen aristokratischen Akzent. Nachdem zur Zeit des Königs Henri IV. zu Beginn des 17. Jahrhunderts die schöne Platzanlage entstanden war, avancierte das Viertel rundherum zum beliebten Baugrund für den Adel, der sich hier elegante Stadtpaläste errichten ließ.

Als das Viertel an Bedeutung verlor, kamen die schönen Gebäude im Lauf der Zeit immer mehr herunter. Beinahe drohte schon der Abriss, als das Viertel in den 1960er Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seither wurden die vornehmen Adelsresidenzen renoviert und ihre Fassaden sandgestrahlt, in viele zogen Museen ein. So ist etwa im Musée Cognacq-Jay oder im Musée de la Chasse, im Musée Carnavalet zur Pariser Stadtgeschichte und im Picasso-Museum die Pracht vergangener Zeiten auch von innen zu bewundern.

image

»Café de Flore« am Boulevard Saint-Germain

image

Auf dem Platz neben dem Centre Georges Pompidou zieht der Strawinsky-Brunnen, »La Fontaine Igor Stravinski«, mit Skulpturen von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle Besucher an

Auch die jüdische Gemeinde hatte sich im Marais angesiedelt, schon seit dem Mittelalter. Rund um die Rue des Rosiers gibt es zwischen koscheren Bäckern und Metzgern versteckte kleine Synagogen, spezialisierte Buchhandlungen, Richtung Seine hin aber auch das Musée de la Shoah als Mahnung und Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Unter die alteingesessenen jüdischen Anwohner mischen sich immer mehr Falafel-Lokale, schicke Boutiquen und Restaurants, Cafés und Bars. Besonders belebt ist es hier übrigens sonntags, weil dann – anstelle des Sabbats – die Geschäfte geöffnet haben.

Jenseits der Rue du Renard beginnt das Hallenviertel, hier befand sich vom Mittelalter bis in die 1960er Jahre der berühmte Markt, der »Bauch von Paris«. Das image Centre Georges Pompidou image K/L15/Google Map ist nicht nur ein extravaganter Blickfang inmitten historischer Bauten, sondern besitzt mit dem Musée d’Art Moderne auch eine bedeutende Kunstsammlung von Weltrang. Anstelle der legendären Pariser Markthallen wurde das Forum des Halles image K14/Google Map erbaut, ein großes Shopping-Center mit Restaurants, Kinos, Hallenbad sowie Konzertsaal. Weil sich hier auch die größte U-Bahn-Station befindet, strömen täglich Menschenmengen durch das unterirdische Einkaufszentrum. Souvenir- und Postkartenläden prägen den Charakter dieses recht touristischen Stadtteils, doch im Schatten der eindrucksvollen Renaissance-Kirche Saint-Eustache image K13/14/Google Map gibt es auch sehr hübsche Läden und Lokale.

image

Wasserspeiende Einzelplastiken des Strawinsky-Brunnens

Montmartre

Bouquinisten

An den Mauern am Seine-Ufer haben sich die Bouquinisten (bouquin = altes Buch) etabliert mit ihren typischen fest installierten grünen Kästen, die nachts verschlossen werden. Es hat wenig Sinn, nach einer Erstausgabe von Voltaire oder einer Skizze von Daumier zu suchen, denn die Antiquare wissen auch, was selten und wertvoll ist. Doch reizvoll ist es allemal, in Büchern und Stichen oder alten Stadtansichten von Paris zu blättern. Der Ursprung dieser Straßenhändler reicht bis ins 15. Jahrhundert und zu den Anfängen des Buchdrucks in Paris zurück, als wandernde Anbieter Almanache, Broschüren und Flugschriften verkauften.

image

Bouquinisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Im 19. Jahrhundert wurde image Montmartre image C/D11–14/Google Map zum Inbegriff eines Künstlerviertels und des Bohèmelebens. In Dachateliers, Hinterhöfen und Kellerlöchern hofften Poeten und Maler, nicht Hungers zu sterben und bald berühmt zu werden – darunter Toulouse-Lautrec, Picasso, van Gogh, Modigliani und Braque. Mit dem Ersten Weltkrieg endete das Bohèmeleben am Montmartre, danach kamen Montparnasse und Saint-Germain als Künstlerviertel in Mode.

Das Bateau Lavoir, in dem Picasso malte, gibt es nicht mehr und das Moulin Rouge image D11/Google Map ist nicht mehr volkstümlich, sondern ein professionell aufgezogenes Revuetheater, doch reizvoll ist ein Spaziergang im Viertel nach wie vor. Rund um die Place Pigalle und den Boulevard de Clichy gibt es nicht nur Sexshops, sondern auch ein paar angesagte Bars und Konzerthallen. Ein Abstecher zum Friedhof von Montmartre image C/D11/Google Map lohnt unbedingt, dort sind Heine, Stendhal und Alexandre Dumas begraben, die »Kameliendame« Alphonsine Plessis, der Tänzer Nijinsky, Filmregisseur François Truffaut, Komponist Jacques Offenbach und viele weitere Künstler.

image

Begehrte Bühne schneller Porträtisten: die Place du Tertre auf Montmartre

Mit der Rue Lepic geht’s bergauf und direkt in »Amélies Welt« – das Café des Deux Moulins spielt eine tragende Rolle im Film. Den alltäglichen Montmartre erlebt man in der Rue des Abbesses, den touristischen bei den Malern der Place du Tertre und rund um image Sacré-Cœur image C13/Google Map. Zu entdecken sind nahebei das Cabaret Lapin Agile, ein Weinberg, ein weiterer kleiner Friedhof, auf dem der Maler Maurice Utrillo seine letzte Ruhe fand, und das Musée de Montmartre, in dem er mit seiner Mutter Suzanne Valadon, ebenfalls Malerin, gelebt hatte. Den eindrucksvollen Abschluss bildet der Ausblick von der Treppenanlage vor Sacré-Cœur.

image

Milieustudie auf Montmartre: Henri de Toulouse-Lautrecs »Salon in der Rue des Moulins«

Montparnasse

Nach dem Ersten Weltkrieg ließen sich Maler und Schriftsteller gerne in Montparnasse nieder – neben den Franzosen die »Lost generation« von Scott Fitzgerald bis Hemingway wie auch die Spanier Buñuel, Picasso, Dalí, Miró, der Italiener Modigliani und der Russe Chagall. Treffpunkte der Künstler waren die großen Brasserien und Cafés am Boulevard Montparnasse image O8–P11/Google Map – die es fast alle bis heute gibt: die Closerie des Lilas und La Coupole, Dôme, Select und La Rotonde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besatzung von Paris hat das Viertel seine Bedeutung nicht wiedererlangt. Doch bei einem Bummel über die Boulevards und durch die Seitenstraßen lässt sich ein recht untouristisches, alltägliches Paris entdecken, mit vielen Kinos, netten Lokalen, belebten Ecken wie der Rue de la Gaité und stillen Winkeln wie dem Cimetière du Montparnasse image südl. P10/Google Map. Auch auf diesem Friedhof finden sich die Gräber vieler Prominenter – von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir über Jean Seberg, Serge Gainsbourg bis zu Samuel Beckett, Man Ray und André Citroën. Weitere Fixpunkte sind der 210 Meter hohe Tour Montparnasse image P9/Google Map mit Aussicht von der Dachterrasse und die Fondation Cartier, ein gläserner Ausstellungsbau für aktuelle Gegenwartskunst.

image

Einer der höchsten Wolkenkratzer Europas: Tour de Montparnasse

image

Bastille-Viertel

Noch bis ins 18. Jahrhundert hatte die gewaltige Bastion an der Place de la Bastille image M/N18/Google Map mit acht massigen Wehrtürmen ihren Schatten auf das benachbarte Viertel geworfen. Am 14. Juli 1789 wurde die Festung, die zu dieser Zeit als Staatsgefängnis diente, vom Volk eingenommen und die Gefangenen wurden befreit; später trug man den Bau Stein für Stein ab. Heute dominiert der moderne Glasbau der neuen Oper den weitläufigen Platz, in dessen Mitte die Juli-Säule mit der geflügelten Freiheit an die Julirevolution von 1830 erinnert. Die imposante Bastille-Oper image N18/Google Map wurde 1990 in der ersten Saison eröffnet und entstammt der Mitterrand-Ära, als eines von mehreren architektonischen Großprojekten, die der französische Präsident veranlasste.

Zum nächtlichen Treffpunkt entwickelten sich die Rue de Lappe image M18–N19/Google Map und ihre benachbarten Straßen wie die Rue de la Roquette, die Rue Keller und die Rue de Charonne. Neben den legendären Tanzpalästen wie dem Balajo und ein paar alteingesessenen Bars eröffneten immer neue Szenekneipen. Abends belebt sich das Viertel, Menschenmengen wandern von einer In-Kneipe zur anderen. Tagsüber wirkt das Viertel unspektakulär, doch ein kleiner Rundgang lohnt sich durchaus.

La Défense

Unbescheiden und selbstbewusst geriert sich der Stadtteil La Défense image aC3/Google Map mit der Wolkenkratzer-Skyline im New Yorker Stil als »Manhattan-sur-Seine«. 1959 wurde als erstes die CNIT-Messehalle (Centre National des Industries et Techniques) erbaut, die mit ihrem ausladenden, nur an drei Punkten in der Erde verankerten Dach ein eindrucksvolles und gelungenes Beispiel der 1950er -Jahre-Architektur darstellt. Das kühne Betonzelt ist mit einer Spannweite von 230 Metern das größte Gewölbe der Welt. Seit den 1960er Jahren folgte ein Hochhaus dem anderen, Konzerne und Banken bauten sich Symbole ihrer Finanzkraft und Macht. Innerhalb von vier Jahrzehnten entstand eine futuristische Satellitenstadt – fast ohne Einwohner, denn die vorgesehene Mischung von Wohn- und Büroflächen wurde immer mehr zugunsten letzterer aufgegeben.

image

Blick von La Défense auf die Champs-Élysées und den Arc de Triomphe

image

Blick über das Wasserparterre zur Gartenfassade von Schloss Versailles

Die Grande Arche, ein marmorverkleideter, gigantischer Würfel, verlängert seit 1989 die Ost-West-Achse vom Louvre über den Arc de Triomphe bis hierher vor die Tore der Stadt. Aufsehenerregend und fast unwirklich wirkt der moderne Triumphbogen vor allem bei Nacht, wenn er angestrahlt wird. Wie die Glaspyramide am Louvre und die Opéra de la Bastille gehört der »Große Bogen« zu den Grands Travaux, den Prestigeprojekten von Staatspräsident François Mitterrand.

Versailles

Auch unter Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, noch hatte der Hof zunächst keinen festen Aufenthaltsort und wechselte zwischen den Tuilerien (1871 abgebrannt) und den Schlössern in Fontainebleau, Saint-Germain-en-Laye, Chambord, Vincennes und Versailles image aE2/Google Map. Doch ab dem Jahr 1662 ließ Ludwig XIV. das bescheidene Jagdschloss südwestlich von Paris zur größten und prächtigsten Residenz Europas umbauen, die für viele andere Monarchen zum (unerreichten) Vorbild werden sollte.

Um die Machtansprüche des Königs und der Monarchie durch ostentativen Luxus zu demonstrieren, verpflichtete Ludwig XIV. den Architekten Louis Le Vau und den Maler Charles Le Brun für den Umbau, die wiederum ganze Heerscharen von Webern, Stukkateuren und Malern für die Innenausstattung heranzogen. Mehr als fünf Jahrzehnte sollte es dauern, bis die imponierende Schlossanlage fertiggestellt war, doch 1682, noch während der Bauzeit, siedelte der Hof dauerhaft hierher über. Insgesamt umfasste der Hofstaat bis zu 30 000 Personen, Adlige und Diener, Kurtisanen und Offiziere, Stallknechte und Gärtner, in deren Mitte sich das Leben des Königs weitgehend öffentlich vollzog.

Die für Ludwig XV. geschaffenen Petits Appartements (die königlichen Wohnräume) und die Grands Appartements (die repräsentativen Hof- und Festsäle), darunter als prunkvollster der berühmte, 73 Meter lange Spiegelsaal, demonstrieren das Zusammenwirken aller Künste zur Selbstdarstellung eines großen Monarchen.

Der weitläufige Park wurde vom Landschaftsarchitekten André Le Nôtre im 17. Jahrhundert als ein französischer, der Geometrie und den Perspektiven verpflichteter Barockgarten angelegt. Unerwartete Achsen ermöglichen immer wieder Durchblicke. Besonders sehenswert sind das Apollo-Bassin mit dem Sonnenwagen und das terrassierte Latona-Bassin (Latona ist die Mutter Dianas und Apolls) – fünf Marmorbecken mit Fröschen – einem der schönsten Brunnen von Versailles.

Dem Wunsch nach ein wenig Intimität entsprangen zwei kleine Lustschlösschen im Park. In das graziöse Grand Trianon im italienischen Stil, ab 1687 in nur sechs Monaten erbaut, zog sich Ludwig XIV. gerne mit seiner letzten Mätresse, Madame de Maintenon, zurück. Das Petit Trianon wiederum wurde ab 1762 für Madame de Pompadour, die Mätresse von Ludwig XV., erbaut. Sie starb jedoch vor der Vollendung, so dass der König das klassizistische Schlösschen mit ihrer Nachfolgerin Madame Dubarry einweihte.

Flüchtige Höhepunkte sind die Grandes Eaux Musicales, die illuminierten und musikalisch animierten Wasserspiele. 50 Brunnen und 32 Bassins sprudeln dann sonntags – nur im Sommer – in festgelegter Reihenfolge.

image

Barocke Gartenkunst im Schlosspark von Versailles

image Vista Points – Sehenswertes

Museen, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten, Friedhöfe

Wichtiger Hinweis! Um Warteschlangen vor den Kassen der Museen und Sehenswürdigkeiten zu vermeiden und auch aus Ersparnisgründen, kann man den Museumspass (www.parismuseumpass.com) erwerben. Er berechtigt zum Eintritt in 60 Museen und Monumente und ist erhältlich bei den angeschlossenen Museen, an den großen U-Bahn-Stationen und dem Office de Tourisme de Paris. Der Pass kostet für 2 Tage € 42, für 4 Tage € 56 und für 6 Tage € 69. Viele Museen bieten Ermäßigungen für Schüler und Studenten. Man sollte daher nicht vergessen, sich bereits zu Hause beim AStA, im Reisebüro oder beim Studentenwerk einen Schüler- (IYTC) bzw. Studentenausweis (ISIC) zu besorgen; die normalen Studenten- oder Schülerausweise werden nur selten akzeptiert (siehe www.isic.de).

An manchen Besichtigungsorten ist der Eintritt an jedem ersten Sonntag im Monat zwischen Oktober und April frei.

Museen

Fondation Louis Vuitton image aD3/Google Map
8, av. du Mahatma Gandhi (16e) Métro 1: Les Sablons
image 01 40 69 96 00
www.fondationlouisvuitton.fr
Mo, Mi/Do 11–20, Fr 11–23, Sa/ So 10–20 Uhr, Eintritt € 14/5
Der spektakuläre, teils bewunderte, teils umstrittene Museumsbau von Stararchitekt Frank Gehry soll an eine Wolke aus Glas erinnern. Von Luxusunternehmer Bernard Arnault für seine Sammlung moderner Kunst in Auftrag gegeben, eröffnete der Neubau am Rande des Bois de Boulogne im Herbst 2014.

image

La Fondation Louis Vuitton am Rande des Bois de Boulogne

Musée d’Art Moderne image K/L15/Google Map
Place Georges Pompidou (4e)
Métro 1, 11: Hôtel-de-Ville, Rambuteau, image 01 44 78 12 33
www.centrepompidou.fr
Tägl. außer Di 11–21 Uhr
Eintritt € 14/11
Auf rund 14 000 m² wird im Centre Pompidou die Kunst der Moderne gezeigt: Unter den rund 1400 Werken, die zusammen einen großartigen Abriss des 20. Jh. bieten, sind Künstler vertreten wie Francis Bacon, Joseph Beuys, Georges Braque, Daniel Buren, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Anselm Kiefer, Paul Klee, Yves Klein, Fernand Léger, Henri Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso, Jackson Pollock, Gerhard Richter, Mark Rothko, Niki de Saint Phalle, Christian Schad, Richard Serra. Zum Konzept des Museums gehört es, die Sammlung regelmäßig durch das Auswechseln von Werken zu beleben und neu zu präsentieren.

Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris image J/K5/Google Map
11, av. du Président-Wilson (16e)
Métro 9: Alma-Marceau
image 01 53 67 40 00, 01 47 23 54 01
www.mam.paris.fr
www.palaisdetokyo.com
Tägl. außer Mo 10–18 Uhr, Dauerausstellung Eintritt frei, Sonderausstellungen € 5–12
Das städtische Museum für moderne Kunst zeigt Werke des 20. Jh. (ein Schwerpunkt ist die École de Paris) im Palais de Tokyo. Im anderen Flügel des in den 1930er Jahren entstandenen Gebäudes ist 2002 der Site de Création Contemporaine eröffnet worden – mit Ausstellungen junger Künstler, Performances, Installationen.

Musée des Arts Asiatiques – Guimet image J4/Google Map
6, place d’Iéna (16e), Métro 9: Iéna
image 01 56 52 53 00
www.guimet.fr
Tägl. außer Di 10–18 Uhr
Eintritt € 7,50/5,50
Kunstschätze aus Asien und von Afghanistan über Indien bis Fernost. Highlight der sehenswerten Sammlung ist die Kunst der Khmer.

image

Der Schöpfungsgott Brahma (10.Jh.) im Musée Guimet

Musée des Arts Décoratifs & Musée des Arts de la Mode et du Textile image K11/12/Google Map
107, rue de Rivoli (1er), Métro 1, 7: Palais-Royal/Musée du Louvre
image 01 44 55 57 50
www.lesartsdecoratifs.fr
Tägl. außer Mo 11–18, Do bis 21 Uhr, Eintritt € 11/8,50
Im großen Seitenflügel des Louvre: Kunstgewerbe vom Mittelalter bis zu modernem Design; interes-sante Ausstellungen zur Plakatkunst, einzelnen Gestaltern oder Epochen. Außerdem Mode vom 16. bis zum 20. Jh. – eine der umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen der Welt (nur in Wechselausstellungen zu sehen).

Musée Carnavalet image L17/Google Map
23, rue de Sévigné (4e)
Métro 1, 8: Saint-Paul, Bastille
image 01 44 59 58 58
www.carnavalet.paris.fr
Tägl. außer Mo 10–18 Uhr
Eintritt frei
Das Museum zur Pariser Stadtgeschichte – von den Galliern bis zur Gegenwart – residiert in zwei vornehmen Stadtpalästen im Marais.

Musée du Cinéma image aD4/Google Map
51, rue de Bercy (12e)
Métro 14: Bercy
image 01 71 19 33 33
www.cinematheque.fr
Mo, Mi–Sa 12–19, So 10–20 Uhr
Eintritt € 6/5
Ein Gebäude im Parc de Bercy, von Stararchitekt Frank O. Gehry entworfen, beherbergt das Pariser Filmmuseum. In wechselnden Ausstellungen lassen Filmkulissen und kostüme, Drehbücher, Filmstills und Plakate die Kinogeschichte lebendig werden.

Musée Grévin image G13/Google Map
10, bd. Montmartre (9e)
Métro 8, 9: Grands Boulevards
image 01 47 70 85 05
www.grevin-paris.com
Öffnungszeiten variieren,genaue Zeiten im Internet, Eintritt € 24,50/14,50 (6–14 J.), bis 6 J. frei
Rund 300 Wachsfiguren: Personen aus Geschichte und Gegenwart, Film und Medien.